Abu-Ali-Mustafa-Brigaden

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Das Logo der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden, bestehend aus dem Zeichen der PFLP (Palästina vor 1948 mit dem Pfeil) sowie zwei gekreuzten Kalaschnikows im Hintergrund.

Die Märtyrer-Abu-Ali-Mustafa-Brigaden (arabisch كتائب الشهيد أبو علي مصطفى, DMG Katāʾib aš-Šahīd Abū ʿAlī Muṣṭafā; englisch: Martyr Abu Ali Mustafa Brigades) sind der militante bzw. militärische Arm der marxistisch-lenistischen Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) in den gesamten palästinensischen Autonomiegebieten (Westjordanland, Ost-Jerusalem und Gazastreifen).

Entstehung und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Gründung der Brigaden existierten als militärischer Arm der PFLP drei große Gruppen, die Märtyrer Ghassan Kanafani Brigaden, die Märtyrer Wadi Haddad Brigaden und die Roten Adler (arabisch: an-Nasr al-Ahmar).[1]

Der Name des militärischen Arms leitet sich vom ehemaligen Generalsekretär der PFLP Abu Ali Mustafa ab, der 2001 – kurz nach seiner Wahl zum Generalsekretär – in einer gezielten Tötungsaktion der israelischen Armee mit zwei auf sein Arbeitszimmer abgefeuerten Raketen getötet wurde. Die Abu-Ali-Mustafa-Brigaden wurden vor allem während der Al-Aqsa-Intifada als militärischer Arm der PFLP bekannt.

Als 2002 ein von der Europäischen Union finanzierter und von einigen palästinensischen Intellektuellen unterschriebener Aufruf veröffentlicht wurde, der sich gegen Selbstmordanschläge aussprach, konterte vor allem der militärische Arm der PFLP mit einem scharfen Gegenaufruf.[2] Die Abu-Ali-Mustafa-Brigaden erklärten sich solidarisch mit islamistischen Gruppierungen, indem sie behaupteten, die Wahl der Kampfmittel (also auch Selbstmordanschläge) stünde den „patriotischen und islamischen Widerstandskräften“ zu. Dies geschehe in „Übereinstimmung mit der großen Mehrheit des palästinensischen Volkes“, was zu der Zeit aus repräsentativen Umfragen tatsächlich hervorging.[3]

Organisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl gerade israelische Nachrichten oft davon sprechen, dass die Abu-Ali-Mustafa-Brigaden eher im Westjordanland vertreten sind,[4] ist der militärische Arm der PFLP auch im Gaza-Streifen und in Ost-Jerusalem aktiv.

Der seit 2000 als Befehlshaber im militärischen Teil der PFLP aktive Ahad Yusuf Musa Olma ist seit Gründung der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden dessen Kommandant[5]. Er wurde 2002 zusammen mit dem Generalsekretär der PFLP Ahmad Saadat und drei bzw. vier weiteren PFLP-Mitgliedern von Ordnungskräften der palästinensischen Autonomie-Regierung festgenommen.

Die Hauptzentren der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden sind ähnlich gelagert wie die Hochburgen der PFLP. Wichtigste Städte mit aktiven Kämpfergruppen sollen vor allem die Städte im zentraleren Westjordanland sowie Nord-Gaza sein. Dabei rekrutiert sich ein Großteil der Kämpfer im Westjordanland aus dem studentischen Milieu. Vor allem aus der Al-Quds-Universität (Ost-Jerusalem), der Bir Zeit-Universität (Ramallah), An-Najah National University (Nablus) und der American University of Jenin kommt ein größerer Teil der Kämpfer und Kämpferinnen der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden.

Die Zahl der Kämpfer und Kämpferinnen der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden bzw. PFLP ist schwer zu bestimmen. Einige gehen von bis zu mehreren Tausend aktiven und passiven Mitgliedern aus,[6] andere – etwa die CIA – hingegen beziffern nur die Zahl der PFLP-Mitglieder mit lediglich etwa 800.[7]

Angriffe und Anschläge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgend eine unvollständige Liste von gewaltsamen Aktionen der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden.

2001[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • In einem Vorort von Tel Aviv explodierten zwei Autobomben, wobei sechs Menschen verletzt wurden. Die PFLP übernahm die Verantwortung für den Anschlag.[8]

2002[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ein Selbstmordanschlag eines PFLP-Mitgliedes in einer Pizzeria in Karnei Shomron im Westjordanland am 16. Februar tötete drei Israelis.[10]
  • Am 7. März sprengte sich ein Mitglied der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden in der Lobby eines Hotels nahe der Stadt Ariel in die Luft. Dabei wurden 15 Israelis zum Teil schwer verletzt.[11]
  • Ein Selbstmordanschlag auf einem Markt in Israel am 19. Mai tötete drei Israelis. Wer den Anschlag verübt hatte, ist bis heute nicht ganz klar. Auch die Hamas hatte die Verantwortung für die Aktion übernommen.[12]

2003[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Am 24. April wurden ein 34-jähriger Security-Beamter getötet und 13 weitere Menschen verletzt, als ein Selbstmordanschlag an einem Bahnhof in Kfar Save erfolgt. Für den Anschlag übernahmen die Al-Aqsa-Brigaden der Fatah sowie die Abu-Ali-Mustafa-Brigaden die Verantwortung.[11]
  • Bei einem weiteren Selbstmordanschlag des bewaffneten Arms der PFLP im Dezember an einer Busstation nahe Tel Aviv wurden vier Menschen getötet und über 20 verletzt.[11]

2004[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ein Selbstmordattentäter der PFLP wurde getötet, während er seine Sprengstoffladung zündet. Einige Menschen wurden leicht verletzt.[11]

2006[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Als Reaktion auf einen israelischen Militäreinsatz im Westjordanland und auf die Inhaftierung des Generalsekretärs Ahmad Saadat entführten Kämpfer der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden insgesamt vier Amerikaner und zwei Franzosen in Gaza.[13]
  • Bei der Erstürmung des palästinensischen Gefängnisses, in dem Ahmad Saadat und weitere PFLP-Mitglieder gefangen sind, durch die israelische Armee kam es zu Gefechten zwischen Streitkräften und den inhaftierten PFLP-Angehörigen, die sich im Gefängnis verschanzten.[13]
  • Im Zusammenhang mit der Stürmung des Gefängnisses stürmten die Abu-Ali-Mustafa-Brigaden die Vertretung der Europäischen Union.[13]

2008[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Am 8. Februar starben bei einem Selbstmordattentat im israelischen Dimona eine Frau sowie zwei Attentäter. Sowohl die al-Aqsa-Brigaden der Fatah als auch die Abu-Ali-Mustafa-Brigaden sowie eine neuere Gruppierung übernahmen die Verantwortung für die Aktion.[14]
  • Die israelische Stadt Sderot wurde mit einer Rakete beschossen.[15]
  • Am 4. und 5. März wurden israelische Militärfahrzeuge von Abu-Ali-Mustafa-Brigaden und Al-Quads-Brigaden in einer kombinierten Aktion immer wieder mit Raketen angegriffen. In diesem Zeitraum fanden zahlreiche kleine Gefechte mit israelischen Sicherheitskräften statt.[16]
  • Am 8. März, dem von der PFLP und den Abu-Ali-Mustafa-Brigaden begangenen Frauentag, wurde ein israelischer Soldat an den Grenzbefestigungen am südlichen Gaza-Streifen von einem Scharfschützen der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden angeschossen.[17]
  • Die Küstenstadt Ashkelon wurde am 11. März durch Abu-Ali-Mustafa-Brigade-Einheiten mit mindestens einer Kassam-Rakete beschossen, die aber keine schweren Schäden verursachte.[18]
  • Zakim, Sderot sowie das militärische Gebiet Karem Abu Salem wurden durch Abu-Ali-Mustafa-Brigade-Einheiten mit Sumoud-Raketen angegriffen.[19]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerrit Hoekmann: Zwischen Ölzweig und Kalaschnikow. Geschichte und Politik der palästinensischen Linken. S. 126 ff.
  2. die-welt-ist-keine-ware.de abgerufen am 16. März 2008. Zitat: „Die vielleicht extremste Reaktion kam vom militärischen Flügel der »Volksfront zur Befreiung Palästinas« (PFLP), bekannt als die »Märtyrer Abu Ali Mustafa Brigaden«. Ihr Gegenaufruf vom 23. Juni 2002 ist voller Hohn über die Unterzeichner des ersten Manifests.“
  3. Selbstmordanschlag auf Restaurant. In: Die Welt
  4. nlarchiv.israel.de (Memento vom 10. April 2014 im Internet Archive) abgerufen am 16. März 2008. Zitat: „[…] dem militärischen Arm der PFLP in der Westbank“.
  5. nlarchiv.israel.de (Memento vom 10. April 2014 im Internet Archive) abgerufen am 16. März 2008. Zitat: „[…] und Ahad Olma, Kommandant der Abu Ali Mustafa-Brigaden […]“ ff.
  6. Volksfront zur Befreiung Palästinas
  7. uni-leipzig.de abgerufen am 17. März 2008
  8. mfa.gov.il abgerufen am 16. März 2008. Zitat: “July 2, 2001 – Two separate bombs exploded at about 8:20 Monday morning in cars in the Tel-Aviv suburb of Yehud. Six pedestrians were lightly injured. Police sources say the bombs were probably set by terrorists. The Popular Front for the Liberation of Palestine, a radical PLO faction, claimed responsibility.”
  9. shechem.org (Memento vom 14. April 2012 im Internet Archive) abgerufen am 16. März 2008. Zitat: “councillor and head of security in four settlements, who was shot while travelling in his car in the West Bank on August 27, 2001”.
  10. Israel and the Occupied Territories and the Palestinian Authority – Without distinction - attacks on civilians by Palestinian armed groups. Amnesty International, S. 9
  11. a b c d mfa.gov.il abgerufen am 16. März 2008
  12. Bericht von Amnesty International; S. 9
  13. a b c faz.net abgerufen am 23. März 2008
  14. Eine Israelin, zwei Palästinenser sterben bei Anschlag in Israel. (Memento vom 14. Juni 2008 im Internet Archive) ism-germany.net abgerufen am 16. März 2008
  15. pflp.ps abgerufen am 16. März 2008
  16. pflp.ps abgerufen am 16. März 2008
  17. pflp.ps abgerufen am 16. März 2008
  18. Trügerische Ruhe – Rakete im Süden Ashkelons abgerufen am 9. Februar 2014
  19. pflp.ps abgerufen am 23. März 2008