Abū Bakr asch-Schiblī

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Abū Bakr asch-Schiblī (arabisch أبو بكر الشبلي, DMG Abū Bakr aš-Šiblī; * 859 auch 861 in Bagdad; † 946 ebenda) war ein Sufi, (islamischer Mystiker), Emir, Rechtsgelehrter und Kämmerer. Abū Bakr asch-Schiblī war ein Weggefährte der Sufis Mansur al-Halladsch und Dschunaid Bagdadi.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abū Bakr asch-Schiblī war der Sohn eines wohlhabenden Hofkämmerers. Als Rechtsgelehrter befasste er sich mit Korandeutung und Almosensteuer.[1] Nachdem asch-Schibili einen Hund fast verdursten sah, da er vor dem eigenen Spiegelbild im Wasser zurückschreckte, verschenkte der hohe Beamte seine Landgüter und 60000 Dinare und suchte bei al-Dschunaid mystischen Rat.[1] Er arbeitete nunmehr verarmt als Schwefelhändler, Diener und Bettler. Auf der Suche nach Allah kasteite er sich mit Stöcken, streute sich Salz in die Augen und stand waghalsig auf dem Dachrand eines Hauses.
Überwältigt von der Ekstase predigte er den Koran. 899 wurde er Emir von Dunbawand.[2] Als körperfülliger enthaltsamer Asket pilgerte er nach Mekka. Nach dem Tod seines Sohnes Abu l-Hasan schnitt er sich den Bart ab. Abū Bakr asch-Schiblī wurde daraufhin insgesamt 22-mal in ein Irrenhaus eingeliefert. 922 warf er bei der Hinrichtung seines Freundes al-Hallādsch statt mit Steinen Rosen[2]
Im Irrenhaus heizte er die Irren derart auf, dass man ihm Hausverbot erteilte.

Abū Bakr asch-Schiblī wurde vom Kalif wegen Mordes angeklagt, da ein Schüler während eines Vortrags tot umfiel. Schibli wurde aber im Prozess freigesprochen.

Erblindet als Greis, zahlte er alle seine Schulden zurück und verstarb in seinem Haus in Bagdad. Er wurde bestattet auf dem Hayzuran-Friedhof in Bagdad.

Da Abū Bakr asch-Schiblī nur von seinen Schülern mündlich überliefert ist, wurde er durch seine kühnen Taten und Paradoxa ein angesehener Sufi.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ulrich Holbein: Narratorium. 255 Lebensbilder. Ammann Verlag, Zürich 2008, ISBN 978-3-250-10523-7, S. 849.
  2. a b Ich dachte so lange an Gott, bis auch Gott mal kurz an mich dachte. In: Ulrich Holbein: Ich ging ohne mich zu Gott. Lebensbilder komischer Derwische. Synergia Verlag, 2014, ISBN 978-3-944615-16-5, S. 144.