Abzeichen (Pferd)

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Verschiedene weiße Abzeichen

Als Abzeichen bezeichnet man bei Pferden unveränderliche und angeborene Identifizierungsmerkmale. Man unterscheidet dabei zwischen den Fellwirbeln, Weißen Abzeichen und farbigen Abzeichen.

Alle angeborenen Abzeichen sind so individuell, dass sie zur Identifizierung herangezogen werden (wie der Fingerabdruck beim Menschen). Sie werden vom Tierarzt in die Abstammungspapiere eingetragen. Erworbene Abzeichen, wie Brandzeichen oder Narben von Verletzungen können zusätzlich aufgenommen werden.

Hat ein Pferd keinerlei weiße Abzeichen, so wird in den Identifikationspapieren „ohne Abzeichen“ eingetragen. Diese Tiere können dann nur über Fellwirbel und nicht angeborene Zeichen identifiziert werden.

Weiße Abzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aussehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abzeichen am Kopf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleine weiße Abzeichen auf der Stirn nennt man je nach Größe und Form unterschiedlich.

  • Kein Abzeichen: kein weißes Abzeichen am Kopf
  • Flocke: eine nur kleine, etwa fingernagelgroße weiße Stelle auf der Stirn
  • Blume: etwas größerer, circa walnussgroßer weißer Fleck auf der Stirn
  • Stern: weißer Fleck auf der Stirn, der noch nicht den Nasenrücken betrifft
  • Flämmchen: schmaler Strich auf der Stirn, nicht auf den Nasenrücken übergehend
  • Keilstern: weißer Fleck auf der Stirn, der auf dem Nasenrücken einen kurzen Auslauf hat
Ohne Abzeichen Strich Flocke Flämmchen
Blume Stern Keilstern bei einem Dunkelfuchs

Abzeichen, die sich von der Stirn bis zum Maul ziehen, werden als Blesse bezeichnet.

  • Strich: schmaler weißer Streifen, der über den Nasenrücken und eventuell die Stirn verläuft, aber nicht die gesamte Strecke von der Nase bis über die Augen durchläuft, sondern kürzer ist.
  • Schmale Blesse: weißer Fleck auf der Stirn, der in einen schmalen Streifen übergeht, der sich über den gesamten Nasenrücken zieht
  • Breite Blesse: wie die Schmale Blesse, jedoch mit einem breiten Streifen
  • Laterne: sehr breite Blesse, die den Nasenrücken und fast die ganze Stirn vollständig bedeckt und an den Nüstern endet
Schmale Blesse Blesse Breite Blesse Breite Blesse oder Schmale Laterne

Schmale Blesse, Breite Blesse und Strich können durchgehend und unterbrochen sein. Alle Formen können in symmetrischer, aber auch in sehr unregelmäßiger Form auftreten.

Laterne Unterbrochene Blesse Unregelmäßige breite Blesse Unregelmäßige Blesse
  • Schnippe: weißer Fleck zwischen den Nüstern des Pferdes (siehe auch Bild Abzeichen an den Gliedmaßen)
  • Milch- oder Mehlmaul: vollständig weiße Zeichnung um Lippen und Nüstern (gibt es als Leuzistisches Abzeichen, erkennbar an der rosa Haut und als Abzeichen, das auf das Gen Pangare zurückzuführen ist, mit darunterliegender schwarzer Haut)
  • Krötenmaul: fleckige weiße Zeichnung um Lippen und Nüstern

Abzeichen können auch kombiniert auftreten, zum Beispiel als Flocke gemeinsam mit einer Schnippe.

Weiße Zeichnung am Maul, leuzistisch Mehlmaul, nicht leuzistisch Stern und Schnippe Schnippe Schnippe Krötenmaul

Abzeichen an den Gliedmaßen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung gibt stets zunächst den Ort beginnend mit der Seite an, beispielsweise „links vorne“ und benennt dann das Abzeichen. Es zählt immer der höchste Punkt, der vom weißen Abzeichen erreicht wird. Ist der Verlauf nicht einheitlich, spricht man von unregelmäßig.

Die Unterteilung erfolgt nach Gliedmaßenabschnitten (aufsteigende Liste):

  • Krone
  • Ballen
  • Fessel
  • Fuß halb
  • Fuß
  • Fuß hoch
  • Bein
  • Bein hoch
Weißer Kronrand Jeweils links Krone, rechts kein Abzeichen Weißer Ballen Halbweiße Fessel Weiße Fessel
vorne: Halbweißer Fuß/Stiefel am Vorderbein (hinten: weißer Fuß) Weißer Fuß/Stiefel am Vorderbein Weiße Füße/Stiefel am Hinterbein Hochweißer Fuß/Stiefel am Hinterbein Hochweißer Fuß/Stiefel am Vorderbein

Einfluss der Fellfärbung auf Abzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Schimmeln sind die Abzeichen bei jungen Tieren, die noch dunkel sind, noch gut zu erkennen. Im Laufe des Lebens wird das Fell jedoch weiß und nur noch an der Haut kann man die Abzeichen als rosa Flecken auf schwarzem Grund sehen, während das Fell überall weiß ist.

Wenn ein Pferd durch Farbaufhellungen des Albinismusspektrums fast weiß ist, also fast kein Farbstoff (Melanin) produziert werden kann, wird der Mechanismus, der zur Entstehung von Abzeichen und Scheckungen führt, dadurch nicht beeinflusst. Das heißt, auch Weißisabellen können Abzeichen haben, diese sind aber kaum zu erkennen, weil die Pferde fast weiß sind.

Die Häufigkeit und Größe von Abzeichen hängt auch mit der zugrunde liegenden Farbe zusammen: Füchse haben häufig größere Abzeichen als Braune, die heterozygot für das Fuchsgen sind und diese haben wiederum meist größere Abzeichen als Braune, die kein Fuchsgen besitzen.[1][2] Schimmel und Rappen haben seltener Abzeichen.

Abzeichen bei einem Weißisabellen Abzeichen bei einem Schimmel: Bei diesem Apfelschimmel ist die Blesse noch gut im Fell zu erkennen Hier kann man gerade noch erahnen, wo die Blesse im Fell verläuft Durchschimmernde schwarze und rosa Haut zeigt, wo die Blesse verläuft, während das Fell rein weiß ist

Genetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiße Abzeichen gehören dem leuzistischen Formenkreis an und entstehen ähnlich wie Scheckungsmuster.

Tatsächlich äußern sich Scheckungsmuster bei Pferden, wenn sie minimal ausgeprägt sind, manchmal nur in großen Abzeichen. Es gibt aber neben den Scheck-Genen auch mehrere weitere Gene, die ausschließlich Abzeichen hervorrufen können. Die Variationsbreite der Abzeichengröße hängt zu etwa 2/3 von genetischen Faktoren ab und zu etwa 1/3 von anderen Faktoren.[1][3][4][5]

Araber haben durchschnittlich hinten stärker ausgeprägte Abzeichen an den Beinen als vorne und links mehr Abzeichen als rechts. Beides ist durch Zucht beeinflussbar, jedoch die Asymmetrie zwischen Vorder- und Hinterbein stärker als die zwischen rechtem und linken Bein.[5]

Das Gen für weiße Abzeichen der Freiberger befindet sich am Kit-Locus.[2]

Rassen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei manchen Pferderassen, wie zum Beispiel den Friesen, sind Abzeichen aufgrund des Zuchtstandards nicht erlaubt. Die Abzeichen an den Beinen können sich auch auf die Hufe erstrecken, was dann zu weißen Hufen führt.

Wildfarbigkeitsabzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aalstrich, Schulterkreuz und Zebrastreifen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Mitte des Rückens befindet sich ein dunkler Aalstrich Der Aalstrich führt oft bis in den Schweif hinein Die kürzer geschnittenen Haare am Rande der Mähne sind oft sogar heller als die Grundfarbe des Falben Am Vorderfußwurzelgelenk dieses Falben sind innen etwas dunklere Zebrastreifen zu erkennen deutlicher ausgeprägte Streifen Bei diesem Przewalskifohlen ist am Halsansatz ein schwach ausgeprägtes Schulterkreuz zu erkennen.

Es gibt auch Abzeichen, die nicht weiß sind, beispielsweise einen Aalstrich. Das ist ein von der Mähne bis zum Schweif über der Wirbelsäule verlaufender dunklerer Strich. Ist der Aalstrich sehr ausgeprägt, kann er über dem Widerrist von einem zweiten dunklen Streifen gekreuzt werden. Dies wird Schulterkreuz genannt. Oft treten in Kombination mit einem Aalstrich auch Zebrastreifen auf. Diese waagerechten Streifen befinden sich auf dem Unterarm zwischen Karpal- und Ellenbogengelenk. Sie sind wie der Aalstrich dunkler als das übrige Fell. Zusammengefasst nennt man diese drei Abzeichen Wildfarbigkeitsabzeichen. Sie sind mit der Farbe des Falben verbunden. Die Wildfarbigkeitsabzeichen kommen bei vielen Hauspferderassen und bei Wildpferden vor.[6]

Die Wildfarbigkeitsabzeichen sind ein Rest der für Zebras typischen Streifung.[6] Bei vielen Arten der Gattung Pferde (Equus) kommen unterschiedlich stark ausgeprägte Streifen vor. Bei Zebras ist der gesamte Körper gestreift. Das Streifenmuster setzt sich aus dem Aalstrich, dem Schulterkreuz und weiteren senkrechten Streifen an Hals und Rumpf, waagerechten Streifen an den Beinen und Längsstreifen am Kopf zusammen. Bei anderen Arten ist diese Streifung mehr oder weniger zurückgebildet, ähnelt aber in ihrem Verlauf der Streifung der Zebras. So ist beim Hausesel von den senkrechten Streifen nur noch das Schulterkreuz erhalten, das aber oft sehr klar ausgeprägt. Außerdem haben sie einen Aalstrich. Die Beine tragen keine oder wenige Streifen. Beim Afrikanischen Esel fehlt zwar das Schulterkreuz, dafür sind die Beine sehr deutlich schwarz-weiß gestreift.[6]

Bei Haus- und Wildpferden ist die Streifung stärker zurückgebildet als bei anderen Equiden. Fast immer zu erkennen ist der Aalstrich. Zebrastreifen an den Beinen sind das nächsthäufige Element. Noch seltener sieht man Reste des Schulterkreuzes und senkrechte Flecken an Hals und Rumpf. Nur in Ausnahmefällen sieht man auch am Kopf noch Reste der Gesichtzeichnung der Zebras. Die vorhandenen Streifen entsprechen jedoch in Richtung und Lage denen des Zebras.[6]

Zebras sind am gesamten Körper gestreift Der Afrikanische Esel hat nur an den Beinen noch deutlich sichtbare Streifen. Streifen am Bein des Afrikanischen Esels Bei Hauseseln sieht man oft ein deutlich ausgeprägtes Schulterkreuz Halb Zebra halb Esel - ein paar mehr Streifen, am Körper grau in grau Halb Zebra halb Pferd; zugrundeliegende Farbe: Fuchs - Streifen Braun in Braun am ganzen Körper

Dunkle Gesichtsmaske[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwarze Gesichtsmaske bei einem Falben (Konik) Mehlmaul bei einem Braunen (New-Forest-Pony)

Bei Falben tritt manchmal eine dunkle Gesichtsmaske auf. Sie ist auch typisch für den Konik.

Mehlmaul[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mehlmaul kommt oft bei Pony- und Pferderassen, die dem Wildpferd noch recht nahestehen und durch eine Steuerung der Melaninsynthese hervorgerufen wird. Sie erkennt man an der schwarzen Haut an der Nase und daran, dass bei dem Pferd gleichzeitig der Bauch und die Innenseiten der Beine aufgehellt sind.

Dem Mehlmaul ähnlich sind weiße Gesichtsabzeichen, die durch Leuzismus hervorgerufen werden und mit rosa Haut verbunden sind.

Weitere Abzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kupfermaul[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Maul ist bei Schwarzbraunen von schwarz oder dunkelbraun zu braun oder hellbraun aufgehellt. Ein Pferd mit Kupfermaul ist genetisch ein Brauner.

Schwarzbrauner mit Kupfermaul und Stern Bend Or Spots auf den Hinterbacken Birdcatcher-Spot

Dunkle Flecken: Bend Or Spots[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bend Or Spots, auch Mandelflecken oder Fliegenflecken genannt, sind kleine, runde, dunkle Flecken. Benannt sind sie nach einem Englischen Vollblüter namens Bend Or, bei dem diese Punkte erstmals beschrieben wurden. Sie treten häufig auf, vor allem bei Füchsen und Palominos. Die Vererbung ist bisher völlig unbekannt.

Helle Flecken: Birdcatcher spots[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch diese Flecken sind nach dem 1833 geborenen Englischen Vollblüter Irish Birdcatcher benannt. Die Sprenkelflecken sind klein, rund und weiß und treten zufällig verteilt auf. Typischerweise treten sie erst im Verlauf des Lebens in Erscheinung. Da diese Flecken auch bei Birdcatchers Nachkommen beobachtet wurden, wird eine Vererbung angenommen, der Erbgang und die beteiligten Gene sind allerdings unbekannt.[7]

Chubari spots[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pferd mit Chubari-Spot Bloodmark

Sobald die Birdcatcher spots im Durchmesser größer als etwa 3–4 cm sind, werden sie Chubari spots genannt. Auch hier ist nichts zur Vererbung bekannt. Ihren Namen bekamen die Flecken vom englischen Vollblüter Chubari.

Tetrarch spots[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tetrarch spots sind weiße Flecken, die größer als Chubari spots sind. Benannt sind sie nach The Tetrarch (Englischer Vollblüter).

Bloodmark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Bloodmark, auch bloody shoulder genannt, ist ein Bereich aus roten oder braunen Stichelhaaren im hellen Fell, meist an der Schulter oder dem Hals. Es tritt bei Schimmeln auf, insbesondere bei Arabischen Vollblütern, aber auch bei Quarter Horses und Englischen Vollblütern. Es entsteht entweder durch das nicht vollständige Ausschimmeln an der Stelle des späteren Bloodmarks oder durch die allmähliche Anhäufung farbiger Haare bei jedem Fellwechsel eines Schimmels.

Reverse Bloodmark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Reverse Bloodmark ist die umgekehrte Zeichnung des Bloodmark, also eine helle, stichelhaarige Stelle im dunklen Fell.

Reverse Blaze und Medicine Hat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Medicine Hat Reverse Blaze

Wenn ein Schecke in weiten Bereichen seinen Körpers weiß ist, bleiben manchmal kleine dunkle Fellbereiche zurück, die wie umgedrehte Abzeichen wirken. Als Medicine Hat (wörtlich übersetzt: Medizinhut) wird es bezeichnet, wenn nur die Ohren und ein kleiner Bereich um sie herum dunkel bleibt. Reverse Blaze (wörtlich: umgedrehte Blesse) wird ein dunkles Abzeichen genannt, das so geformt ist wie eine Blesse oder Laterne.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Horse markings – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b C. M. Woolf: Common white facial markings in bay and chestnut Arabian horses and their hybrids. In: J Hered. 82(2), 1991 Mar-Apr, S. 167–169. PMID 2013690
  2. a b S. Rieder, C. Hagger, G. Obexer-Ruff, T. Leeb, P. A. Poncet: Genetic analysis of white facial and leg markings in the Swiss Franches-Montagnes Horse Breed. In: J Hered. 99(2), 2008 Mar-Apr, S. 130–136. PMID 18296388
  3. C. M. Woolf: Multifactorial inheritance of common white markings in the Arabian horse. In: J Hered. 81(4), 1990 Jul-Aug, S. 250–256. PMID 2273238
  4. C. M. Woolf: Influence of stochastic events on the phenotypic variation of common white leg markings in the Arabian horse: implications for various genetic disorders in humans. In: J Hered. 86(2), 1995 Mar-Apr, S. 129–135. PMID 7751597
  5. a b C. M. Woolf: Directional and anteroposterior asymmetry of common white markings in the legs of the Arabian horse: response to selection. In: Genetica. 1997–1998;101(3), S. 199–208. PMID 9692229
  6. a b c d J. A. Lusis: Striping patterns in domestic horses. In: Genetica. Volume 23, Number 1, S. 31–62 / Dezember 1943. doi:10.1007/BF01763802.
  7. Henriette Arriens: Farben und Farbvererbung beim Pferd. BoD – Books on Demand, 2016, ISBN 978-3-9811479-2-6, S. 137.