Jacobin

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Jacobin

Fachgebiet Politik, Kultur
Sprache Englisch
Hauptsitz New York
Erstausgabe Winter 2011
Erscheinungsweise Vierteljährlich
Verkaufte Auflage 50.000 Exemplare
Herausgeber Remeike Forbes
Weblink jacobinmag.com
ISSN (Print)

Jacobin ist ein linksradikales,[1] nach eigener Definition linkssozialistisches[2] US-amerikanisches Magazin, das auch in Brasilien, Deutschland und Italien erscheint.

Es wurde 2010 zunächst als Onlinezeitschrift von Bhaskar Sunkara gegründet. Die Zeitschrift sieht sich selbst als eine führende Stimme der US-amerikanischen Linken.[3] Explizit werden sozialistische Perspektiven auf Wirtschaft, Politik und kulturelle Zusammenhänge entfaltet. Der Aufbau einer sozialistischen Bewegung in den Vereinigten Staaten sei das Ziel und Grund für die Existenz der Zeitung.[4] Bis Herbst 2022 war Sunkara Herausgeber der Zeitschrift, dann übernahm Remeike Forbes, der bisherige Chefdesigner der Zeitschrift.[5]

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Der Zeitschriftenname bezieht sich nach Aussage von Sunkara weniger auf die Jakobiner zur Zeit der französischen Revolution. Vielmehr rührt der Name von dem Werk The Black Jacobins: Toussaint L’Ouverture and the San Domingo Revolution von C. L. R. James her, in dem James den (vielfach schwarzen) Anhängern der haitianischen Revolution unter dem ehemaligen Sklaven und Revolutionsführer Toussaint Louverture eine konsequentere Umsetzung der Ideale der französischen Revolution zugesteht als den eigentlichen Jakobinern.[6] Auch das Logo bezieht sich auf diese „schwarzen Jakobiner“, sei aber inspiriert von einer Filmszene mit Bezug auf den nicaraguanischen Nationalhelden José Dolores.[7]

Organisation und Auflage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der gedruckten Form erscheint das Magazin seit 2011 vierteljährlich und erreicht nach eigenen Angaben mehr als 15.000 Leser. Bis 2016 stieg die Zahl der verkauften Exemplare auf rund 20.000.[8] Zusammen mit dem Internetauftritt werde Jacobin von etwa 700.000 Lesern rezipiert. Online werden ein bis zwei Artikel pro Tag veröffentlicht.[3] Gedruckt werden 2018 rund 50.000 Kauf-Exemplare, online erreicht man zeitgleich mehr als eine Million Leser monatlich. Damit ist man an linken US-Traditionsmagazinen wie The New Republic vorbeigezogen.[9]

2016 setzte sich die Redaktion aus sechs festen Mitarbeitern zusammen. In theoretischer Hinsicht sieht sich die Zeitschrift dem Analytischen Marxismus verbunden.[8]

Logo von Catalyst

Seit 2016 gibt es auch den mit der amerikanischen Jacobin-Ausgabe verbundenen Podcast The Dig, in dem Daniel Denvir ausführliche Interviews mit Wissenschaftlern und Organizern aus sozialistischer Perspektive führt. Im Mai 2017 wurde mit Catalyst: A Journal of Theory and Strategy eine weitere Zeitschrift ins Leben gerufen.[10] Ihr Herausgeber ist der Soziologe Vivek Chibber. Seit 2018 gibt es eine italienische Ausgabe, 2019 kam eine brasilianische hinzu.

Im Jahr 2018 kaufte Jacobin das britische linke Magazin Tribune auf und belebte es wieder. Sunkara fungiert auch hier als Herausgeber.[11]

Seit 2020 betreibt Jacobin einen eigenen Youtube-Kanal, an dem Ana Kasparian als Moderatorin beteiligt ist.

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Logo von Ada

Im Mai 2018 wurde mit Ada Magazin eine deutschsprachige Schwesterzeitschrift gegründet[12], die Ende 2019 eingestellt und seit 2020 durch eine deutschsprachige Jacobin-Ausgabe – online und gedruckt – ersetzt wurde.[13] Das Magazin erschien online am 7. April 2020 auf Deutsch, die Druckfassung wird seit dem 1. Mai veröffentlicht. Herausgeber ist Ole Rauch, Chefredakteur ist Loren Balhorn.[14] Ines Schwerdtner schied als Chefredakteurin im Juli 2023 aus und übernahm die Verantwortung für den Podcast Hyperpolitik. Die Auflage dieser Ausgabe betrug Ende 2022 8.000 Exemplare.[15] Im Jahr 2022 initiierte die deutschsprachige Ausgabe unter Schwerdtner die Kampagne „Genug ist Genug!“, die sich gegen die steigenden Preise einsetzt und für u. a. die Verlängerung des 9-Euro-Tickets, eine Erhöhung der Löhne sowie eine Deckelung der Energiepreise.[16][17] Seit Dezember 2023 wird die Ausgabe auch über den Zeitungshandel vertrieben.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Loren Balhorn, Bhaskar Sunkara (Hrsg.): Jacobin. Die Anthologie. Aus dem Englischen von Stephan Gebauer. Suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 978-3-518-07391-9 (Leseprobe bei Suhrkamp [PDF]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Margit Mayer: Soziale Bewegungen: Zwischen kommunitärer Solidarität und Gleichheitsversprechen des American Dream. In: Christian Lammert, Markus B. Siewert, Boris Vormann (Hrsg.): Handbuch Politik USA. Springer Verlag, Wiesbaden 2016, S. 305–324, hier S. 318.
  2. „Strategisch gesprochen, sind 1000 gut positionierte Arbeiter unendlich viel mehr wert als 10 000 Universitätsstudenten.“ Bashkar Sunkara, Gründer und Herausgeber von Jacobin im Gespräch mit Loren Balhorn. In: Loren Balhorn, Bhaskar Sunkara (Hg.): Jacobin. Eine Anthologie. Suhrkamp Verlag, 2018.
  3. a b About Us. Jacobin, abgerufen am 15. Oktober 2018 (englisch).
  4. Guido Speckmann: Weg mit dem marxistischen Jargon! In: Neues Deutschland. 26. Januar 2015, abgerufen am 3. Februar 2015.
  5. »Wir wollen linker Mainstream sein«. In: jacobin.de. 23. September 2022, abgerufen am 27. September 2022.
  6. Jacobin Magazine: entretien avec Bhaskar Sunkara. In: Période. 19. Oktober 2015, abgerufen am 24. Februar 2016 (französisch, Interview mit Bhaskar Sunkara. Aus dem Englischen übersetzt von Laura Raim).
  7. Remeike Forbes: The Black Jacobin. In: Jacobin. 3. März 2012, abgerufen am 24. Februar 2016 (englisch).
  8. a b Dylan Matthews: Inside Jacobin: how a socialist magazine is winning the left’s war of ideas. In: Vox. 21. März 2016, abgerufen am 23. März 2016 (englisch).
  9. Harald Staun: Der Glamour der Radikalität. In: Frankfurter Allgemeine. 23. September 2018, abgerufen am 15. Oktober 2018.
  10. Announcing Catalyst. In: Jacobin. 5. April 2017, abgerufen am 15. Oktober 2018 (englisch).
  11. Jim Waterson: New owners of Tribune shrug off criticism from former staffers. In: guardian.co.uk. 27. September 2018, abgerufen am 4. Januar 2020 (englisch).
  12. Jörg Wimalasena: „Ada“ schreibt über den Klassenkampf. In: Taz. 29. Mai 2018, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  13. Ines Schwerdtner, Ole Rauch: Ada ist tot – es lebe Jacobin. In: Ada (Magazin). Abgerufen am 15. November 2019.
  14. Jacobin (deutsche Ausgabe): Impressum, abgerufen am 25. Juli 2023.
  15. Jacobin. Nr. 11/Winter 2022, S. [110].
  16. GENUG IST GENUG! Abgerufen am 26. September 2022.
  17. Maximilian Beer: „Genug ist Genug“: Linke Kampagne ruft zu Protesten gegen Bundesregierung auf. 2. September 2022, abgerufen am 26. September 2022.
  18. JACOBIN am Kiosk. In: jacobin.de. 18. Dezember 2023, abgerufen am 19. Dezember 2023.