Adelheid Popp

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Adelheid Popp, 1892

Adelheid Popp, geb. Dworak[1] (* 11. Februar 1869 in Inzersdorf bei Wien; † 7. März 1939 in Wien) war eine österreichische Frauenrechtlerin und Sozialistin. Sie war die Begründerin der proletarischen Frauenbewegung in Österreich.

Leben und Werk

Als Arbeiterkind musste Adelheid Dworak bereits nach drei Schuljahren die Schule verlassen und in einer Fabrik arbeiten. Von ihren Brüdern wurde sie zu Arbeiterversammlungen mitgenommen, wo sie eines Tages über die Situation der Arbeiterinnen sprach und damit großes Aufsehen erregte.

Von diesem Moment an arbeitete Popp zwölf Stunden täglich in der Fabrik und lernte abends erst Lesen und Schreiben, las anschließend sozialistische Schriften und schrieb Artikel über die Situation der Arbeiterinnen. An Wochenenden sprach sie auf Parteiversammlungen.

Nachdem sie bei der Organisation eines Frauenstreiks mitgeholfen hatte, geriet sie ins Visier der Geheimpolizei und kam mehrmals ins Gefängnis. 1891 war sie Mitglied des Wiener Arbeiterinnen-Bildungsvereins. Als Mitbegründerin wurde sie 1892 verantwortliche Redakteurin der österreichischen Arbeiterinnen-Zeitung, deren Herausgeberin sie ab 1919 wurde. Ab 1893 wurde sie Vorsitzende des Lese- und Diskutierklubs Libertas. Während dieser Zeit pflegte sie gute Beziehungen zu Friedrich Engels und August Bebel, die sie beide sehr schätzten. Adelheid Popps Ehemann war seit 1893 Julius Popp, ein enger Freund und Mitarbeiter des sozialdemokratischen Parteiführers Victor Adler, sie selbst war befreundet mit dessen Frau Emma Adler. Julius Popp starb bereits acht Jahre später 1902. Auch ihre beiden Söhne verstarben früh, einer als Soldat im Weltkrieg, der andere an einer Grippe.[1]

1902 gründete Popp gemeinsam mit anderen den Verein sozialdemokratischer Frauen und Mädchen. 1909 erschien anonym ihre „Jugendgeschichte einer Arbeiterin” mit einem Vorwort von August Bebel und wurde in sozialistischen Kreisen ein vielgelesenes Buch.[2]

1918 wurde sie in den Parteivorstand gewählt, im selben Jahr auch in den Wiener Gemeinderat, dem sie bis 1923 angehörte. Ein Jahr später, 1919, wurde sie Abgeordnete zum Nationalrat, wo sie bis 1934 mehrmals wiedergewählt wurde. Sie wurde außerdem Vorsitzende des Internationalen Frauenkomitees (als Nachfolgerin von Clara Zetkin). 1929 in Wien erschien „Der Weg zur Höhe”, eine Geschichte über die sozialdemokratische Frauenbewegung.[2]

Im Jahr 1933 trat sie von ihren Parteifunktionen aus Altersgründen zurück. Die Februarkämpfe 1934 mit dem folgenden Verbot der SDAP und die Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich 1939 erlebte sie noch mit, konnte jedoch aus Krankheitsgründen nicht mehr aktiv werden. Am 7. März 1939 verstarb sie in Wien.[1]

Ehrungen

  • Sie ist in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 63, Reihe 2, Nr. 24) bestattet.
  • 1949 wurde die städtischen Wohnhausanlage Possingergasse-Herbststraße in Wien-Ottakring in Adelheid-Popp-Hof benannt.[3]
  • 1992 wurde in Linz der Adelheid-Popp-Weg nach ihr benannt, dieser liegt im Stadtteil Auwiesen und verbindet die Halle- mit der Kreiskystraße.
  • 2011 wurde die Parkanlage im Bereich Geblergasse (gegenüber Nr. 74-78) in Wien 17 nach ihr benannt.
  • 2011 wurde in Wien Donaustadt (22. Bezirk) die Adelheid-Popp-Gasse nach ihr benannt.

Werke

Als Autorin

  • (anonym): Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin – von ihr selbst erzählt. Geleitwort von August Bebel. Ernst Reinhardt, München 1909
    Neuauflage: Dietz, Ost-Berlin 1983, ISBN 978-3-8012-3002-9.
  • Erinnerungen. Aus meinen Kindheits- u. Mädchenjahren. Aus der Agitation und anderes. Dietz, Stuttgart 1915.
  • Der Weg zur Höhe: die sozialdemokratische Frauenbewegung Österreichs; ihr Aufbau, ihre Entwicklung und ihr Aufstieg, Wien: Frauenzentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs, 1929

Als Herausgeberin

  • Gedenkbuch 20 Jahre österreichische Arbeiterinnenbewegung [Reprint der Originalausgabe von 1912] (Taschenbuch), University of Innsbruck, 2007, ISBN 322600395X

Literatur

Weblinks

Commons: Adelheid Popp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Adelheid Popp: Sie war Viktor Adlers erfolgreichste Schülerin. In: Die Presse, 9. Juni 2012. Abgerufen am 5. Februar 2013.
  2. a b Norbert Leser: Grenzgänger: österreichische Geistesgeschichte in Totenbeschwörungen. Böhlau, Wien 1982, ISBN 3-205-07183-2, S. 203.
  3. Wien im Rückblick: Adelheid Popp-Hof auf der Schmelz