Afrikanische Teufelskralle

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Afrikanische Teufelskralle

Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Sesamgewächse (Pedaliaceae)
Gattung: Harpagophytum
Art: Afrikanische Teufelskralle
Wissenschaftlicher Name
Harpagophytum procumbens
DC. ex Meisn.

Die Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens), auch kurz Teufelskralle oder Trampelklette genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae). Sie gedeiht in den Savannen Namibias, Botswanas, Simbabwe und Südafrikas und ist als Heilpflanze bekannt.

Beschreibung und Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Icones selectae plantarum
Hakenarmige Frucht
Getrocknete Früchte

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Harpagophytum procumbens wächst als ausdauernde, krautige Pflanze. Sie entwickelt 1,5–2 m lange, am Boden kriechende Stängel, die radial aus ihrer bis etwa einen Meter tiefen Pfahlwurzel (Hauptwurzel; mother) entspringen. Die sekundären, bräunlichen Wurzelknollen (Sekundärwurzeln; babies) sind bis 25 cm lang, messen bis 6 cm im Durchmesser und befinden sich bis zu einem Meter tief.[1]

Die meist gegenständig angeordneten, teils aufrechten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Die einfache, dunkelgrüne Blattspreite ist bei einer Länge von bis etwa 6,5 cm sowie einer Breite von 3–4 cm eiförmig und fiederlappig bis -teilig, manchmal auch grob gekerbt. Die Ränder sind ganz und wellig, teils hochgebogen, die Spreite ist teils eingefaltet bis rinnenförmig oder gerafft. Der Spreitengrund ist gestutzt bis stumpf, die Lappen sind abgerundet. Die Blätter sind dicht mit Drüsenhaaren bedeckt, unterseits dichter.[2]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Farbe der auffallenden, einzeln und achselständig erscheinenden, kurz (einen Tag) aufblühenden,[3] großen, glockenförmigen, bis 6,5 cm langen und etwa 4 cm im Durchmesser messenden, kurz gestielten, zwittrigen und zygomorphen, fünflappigen Blüten reicht von hellrosa bis purpurrot oder rötlich. Im Schlund sind sie weiß-gelblich und teils auch rötlich gestreift. Die lange Kronröhre ist bis etwa 1,3 cm breit und außen gelblich, rötlich. Der fünflappige, grüne Kelch ist bis etwa 1 Zentimeter lang.[4] Die vier kurzen Staubblätter sind leicht didynamisch, es ist ein kleines Staminodium vorhanden. Der zweikammerige Fruchtknoten ist oberständig mit knapp eingeschlossenem Griffel und zweilappiger Narbe. Es ist ein Diskus vorhanden.

Den Trivialnamen Teufelskralle verdankt diese Pflanzenart ihren verholzenden, anfänglich hellgrünen, dann purpurfarbenen, zuletzt beige-braunen, bis 15 cm großen Früchten mit mehreren (etwa 10–16), etwa 3–9 cm langen und 7–10 mm breiten,[5] leicht elastischen, hakenarmigen Auswüchsen. Durch die spitzigen Haken bleiben die Schließfrüchte an vorbeiziehenden Tieren hängen und stellen so die Ausbreitung der Pflanzenart über die Epichorie sicher. Sie werden später meist zertrampelt und setzen so die Samen frei (Trampelklette).

Die zweikammerige, holzige Kapselfrucht ist ellipsoid und 4,5–7 cm lang und 2–3 cm breit.[5] Es sind etwa 20–70[6] schwarzbraune, kantige, rau texturierte Samen in den zwei Kammern enthalten, sie sind jeweils vierreihig angeordnet.[7] Die Samen sind 6–8,5 mm lang und 3–5 mm breit. Die Tausendkornmasse beträgt etwa 12–14 g.[8][9]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Afrikanische Teufelskralle kommt ursprünglich im südlichen Afrika in den Ländern Botswana, Südafrika, Lesotho, Namibia, Eswatini und Simbabwe vor.[9]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstbeschreibung dieser Art erfolgte 1822 unter dem Namen (Basionym) Uncaria procumbens durch Burchell. Der Gattungsname wurde später von De Candolle in Harpagophytum geändert, weil die Gattung Uncaria bereits unter den Rötegewächsen (Rubiaceae) existierte. Nach der Bearbeitung von Meissner 1840 wurde diese Art als Harpagophytum procumbens (Burch.) D.C. ex Meissn. gültig veröffentlicht.

Es werden zwei Unterarten unterschieden:[6]

  • Harpagophytum procumbens subsp. procumbens (Burch.) DC. ex Meissn., Namibia, Nord- und Zentral-Südafrika, südwestliches Botswana[10]
  • Harpagophytum procumbens subsp. transvaalense Ihlenf. & H.Hartm., östliches Botswana, südöstliches Zimbabwe, nordöstliches Südafrika.[11] Mit anderen Früchten, kürzeren Armen und weniger Hacken, Blätter breiter und weniger gelapppt, Blüten eher purpur.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Afrikanische Teufelskralle wird für medizinische Zwecke genutzt.[12] Sie besitzt appetitanregende, choleretische, entzündungshemmende, schwach schmerzstillende und knorpelprotektive Eigenschaften.[13][14] Insbesondere kann sie für eine unterstützende Therapie bei Arthrose und anderweitiger Mobilitätseinschränkung eingesetzt werden. Daneben ist die Afrikanische Teufelskralle durch ihre Bitterstoffe appetit- und verdauungsanregend. Der Bitterwert liegt bei ca. 6.000, zum Vergleich: Der Gelbe Enzian hat einen Bitterwert von mindestens 10.000.[15][16]

Die Afrikanische Teufelskralle wird von den im südlichen Afrika lebenden San und Khoi seit Jahrhunderten für medizinische Zwecke genutzt.[3]

Die Kommission E bewertete die Südafrikanische Teufelskrallenwurzel (Harpagophyti radix) in ihrer Monographie von 1989/1990 positiv und befürwortete die innere Anwendung bei Appetitlosigkeit, dyspetischen Beschwerden sowie als unterstützende Therapie bei degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates.[17]

Klinische Studien zeigten einen deutlichen Nutzen bei der Behandlung von Schmerzen und der Verbesserung der Beweglichkeit bei Erkrankungen des Bewegungsapparates.[18][19]

Nach neueren Einschätzungen der Europäischen Arzneimittelagentur gibt es zwar keine durch klinische Studien gesicherte Wirksamkeit, die Wirksamkeit ist aber plausibel bei Gelenkschmerzen, Verdauungsstörungen und Appetitverlust.[20]

Das Komitee für pflanzliche Medizinprodukte der Europäischen Arzneimittelagentur erkennt die Verwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel an bei[21]

  • Linderung leichter Gelenkschmerzen
  • Linderung von leichten Verdauungsstörungen wie Völlegefühl und Blähungen und Appetitlosigkeit

Gemäß der Volksmedizin und Ärzte-Erfahrung hilft Afrikanische Teufelskralle bei

Hinweis: Nicht einnehmen bei Geschwüren im Magen-Darm-Trakt.

Medizinisch verwendet werden die unterirdischen, bis zu 600 g schweren, weit verzweigten Speicherwurzeln (Sekundärwurzeln). Die Pflanze mit Hauptwurzel (Primärwurzel) bleibt erhalten und kann somit neue Seitentriebe ausbilden. Die Speicherwurzeln werden zerkleinert und getrocknet. Über die Inhaltsstoffe der oberirdischen Teile ist wenig bekannt. Mittlerweile wird Teufelskralle auch bei Tieren wie Pferden und Hunden eingesetzt.

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iridoidglycoside der Afrikanischen Teufelskralle

Die Hauptinhaltsstoffe sind:

Als wirksamkeitsbestimmender Inhaltsstoff der Afrikanischen Teufelskralle gilt das Harpagosid.[14]

Wildsammlung und Anbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

San-Mann beim Sammeln der wildwachsenden Teufelskralle in Namibia

Der Hauptanteil der exportierten Teufelskrallenwurzel stammt aus Namibia. Kleinere Mengen werden aus Südafrika und Botswana exportiert.[3] Alleine Namibia exportierte im Jahr 2002 über 1000 Tonnen getrocknete Knollen. Je nach Knollenzahl und Größe müssen dafür 20–30 Millionen, überwiegend wild wachsende Pflanzen ausgegraben werden.[22] Aufgrund der geringen natürlichen Keimungsrate der Samen und teilweise unsachgemäßer Ernte kommt es zu einem enormen Druck auf die Teufelskrallen-Populationen. Die Wildsammlung wird von der lokalen schwarzen Bevölkerung vorgenommen und der Verkauf von Knollen der Afrikanischen Teufelskralle stellt für die Einheimischen eine wichtige wirtschaftliche Einkommensquelle dar. Daher besteht ein Konflikt zwischen der Nutzung einerseits und dem nötigen Schutz der Art andererseits.[22] Es gibt Bestrebungen den Konflikt durch die Etablierung einer kontrollierten Sammlung von Wildpflanzen durch geschulte Sammler und gleichzeitig durch den nachhaltigen Anbau der Afrikanischen Teufelskralle im südlichen Afrika zu lösen.[22] Dafür wird bei der Wildsammlung u. a. dazu übergegangen, die Hauptwurzel in der Erde zu belassen und nur die weit verzweigten Nebenwurzeln zu ernten sowie die Ernte in einem zeitlichen Abstand von vier Jahren durchzuführen.[22]

Ähnlichkeiten der Trivialnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trotz ähnlicher Trivialnamen besteht keine Verwandtschaft der Afrikanischen Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) mit der Gattung Teufelskrallen (Phyteuma) innerhalb der Familie der Glockenblumengewächse. Auch die Gemsenhorngewächse (Martyniaceae), beispielsweise die Gattung Proboscidea oder Ibicella lutea, werden als Teufelskrallen bezeichnet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Wichtl (Hrsg.): Herbal drugs and phytopharmaceuticals. A handbook for practice on a scientific basis. 3. Auflage. Medpharm / CRC Press, Stuttgart / Boca Raton, FL 2004, ISBN 0-8493-1961-7, S. 271 (englisch).
  2. Yougasphree Naidoo et al.: Morphology, histochemistry, and ultrastructure of foliar mucilage-producing trichomes of Harpagophytum procumbens (Pedaliaceae). In: Turkish Journal of Botany. Band 38, 2014, S. 60–67, doi:10.3906/bot-1211-60 (englisch).
  3. a b c N. Mncwangi et al.: Devil’s Claw–A review of the ethnobotany, phytochemistry and biological activity of Harpagophytum procumbens. In: Journal of Ethnopharmacology. Band 143, Nr. 3, 2012, S. 755–771, doi:10.1016/j.jep.2012.08.013 (englisch).
  4. William Harvey et al.: Flora capensis. Band 4, Teil 2. Cambridge Univ. Press 1904, ISBN 978-1-108-06810-9, S. 458 (englisch, biodiversitylibrary.org [abgerufen am 17. August 2017] Nachdruck).
  5. a b Mbaki Muzila et al.: Multivariate analysis of Harpagophytum DD. Ex Meisn (Pedaliaceae) based on fruit characters. In: International Journal of Biodiversity and Conservation. Band 3, Nr. 3, 2011, S. 101–109.
  6. a b Mbaki Muzila: Genetic, Morphological and Chemical Variation in the Genus Harpagophytum. Doctoral Thesis No. 2016:67, Faculty of Landscape Architecture, Horticulture and Crop Production Science, Alnarp, 2016, pub.epsilon.slu.se (PDF; 7,1 MB), abgerufen am 17. August 2017.
  7. Editorial Committee: The European Garden Flora. Band VI: Dicotyledons, Cambridge Univ. Press, 2000, 2004, ISBN 0-521-42097-0, S. 371.
  8. E. Mowa, E. Maass: The effect of sulphuric acid and effective micro-organisms on the seed germination of Harpagophytum procumbens (devil's claw). In: South African Journal of Botany. Band 83, 2012, S. 193–199, doi:10.1016/j.sajb.2012.05.006.
  9. a b Harpagophytum procumbens (Burch.) DC. ex Meisn. In: Plants of the World Online. Kew Science, abgerufen am 17. August 2017.
  10. Harpagophytum procumbens subsp. procumbens In: Plants of the World Online.
  11. Harpagophytum procumbens subsp. transvaalense In: Plants of the World Online.
  12. Volker Fintelmann, Rudolf Fritz Weiss: Lehrbuch der Phytotherapie. 11. Auflage, Hippokrates, Stuttgart 2006, ISBN 3-8304-5345-0, S. 276–277.
  13. Teufelskrallenwurzel - Harpagophyti radix In: pharmakobotanik.de
  14. a b c d Siegfried Bäumler: Heilpflanzen Praxis Heute, Urban&Fischer, München, 2007, ISBN 978-3-437-57271-5, S. 410–412.
  15. Volker Schulz, Rudolf Hänsel: Rationale Phytotherapie. 4. Auflage, Springer, 1999, ISBN 978-3-642-98033-6, S. 326.
  16. Rudolf Hänsel, Otto Sticher (Hrsg.): Pharmakognosie – Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-00962-4, S. 753 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Monographie der Kommission E (1989/1990) auf heilpflanzen-welt.
  18. L. Grant, D. E. McBean, L. Fyfe, A. M. Warnock: A review of the biological and potential therapeutic actions of Harpagophytum procumbens. In: Phytotherapy Research. 2007, 21(3), S. 199–209.
  19. Afrikanische Teufelskralle auf phytodoc.de.
  20. Harpagophyti radix. Europäische Arzneimittel-Agentur, abgerufen am 19. November 2018 (englisch).
  21. Teufelskrallenwurzel. Sachverständigen-Ausschuss für Apothekenpflicht des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, abgerufen am 19. November 2018.
  22. a b c d Ernst Schneider: Südafrikanische Teufelskralle - Wildsammlung und Anbau einer wichtigen Arzneipflanze gegen Rheuma, FID Biodiversitätsforschung, Der Palmengarten, 2006, S. 15–22 PDF.