Ala II Flavia Hispanorum

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Der rechte Arm einer Statue aus Bronze, die möglicherweise zu der 197 errichteten Inschrift (AE 1967, 237) gehörte

Die Ala II Flavia Hispanorum [civium Romanorum] [Galliana Volusiana] (deutsch 2. Ala die Flavische der Hispanier [der römischen Bürger] [die Gallianische Volusianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Inschriften belegt. In einigen Inschriften[1] wird sie als Ala Flavia bzw. Ala II Flavia bezeichnet.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inschrift (AE 1976, 288) mit der Ehrenbezeichnung Galliana Volusiana
  • II: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die zweite (lateinisch secunda). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala secunda .. ausgesprochen.
  • Hispanorum: der Hispanier. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Hispanier auf dem Gebiet der römischen Provinz Hispania Tarraconensis rekrutiert.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger.[A 2] Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in mehreren Inschriften[2] vor.
  • Galliana Volusiana: die Gallianische Volusianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Trebonianus Gallus (251–253) und seinen Sohn Volusianus bezieht. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[3] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ala war in der Provinz Hispania Tarraconensis stationiert.

Der Zeitpunkt, zu dem die Einheit aufgestellt wurde, ist umstritten.[4][5][6][A 1] Im späten 1. Jahrhundert war die Ala möglicherweise außerhalb ihrer Stationierungsprovinz im Einsatz.[4][6][A 2] Während der Regierungszeit von Antoninus Pius (138–161) und von Mark Aurel (161–180) wurde die Einheit (bzw. eine Vexillation derselben) vermutlich vorübergehend nach Mauretania verlegt, um an der Niederschlagung von Aufständen teilzunehmen. Die Ala errichtete 197 eine Statue mit Inschrift[7] zu Ehren von Septimius Severus; vermutlich geschah dies nach der Niederlage des Clodius Albinus, um dem siegreichen Severus die Loyalität der Einheit zu demonstrieren.[4][8]

Der letzte gesicherte Nachweis der Ala beruht auf zwei Inschriften,[3] die auf 251/253 datiert sind.

Es ist unsicher, ob die Einheit mit einer der folgenden beiden Einheiten identisch ist, die in der Notitia dignitatum aufgeführt sind: entweder mit der Cohors secunda Flavia Pacatiana[9] am Standort Paetaonio oder mit der Ala secunda Hispanorum[10] am Standort Poisrietemidos.[4][8][11][A 3]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Ala in Hispania Tarraconensis waren möglicherweise:

  • Villalis:[A 4] drei Inschriften[14] wurden hier gefunden.

Angehörige der Ala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[4][5][15]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ala II Flavia Hispanorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Agustín Jiménez de Furundarena: Historia y prosografía de Ala II Flavia hispanorum civium romanorum, In: Hispania antiqua, ISSN 1130-0515, ISSN-e 2530-6464, Nº 22, 1998, S. 203–232 (Online).
  • Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula. Dissertation, 1973 Volume 1 (PDF) Volume 2 (PDF)
  • John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Laut Margaret M. Roxan nahm Marcello Vigil an, dass die Ala unter den Flaviern aufgestellt wurde. Roxan geht davon aus, dass in diesem Fall auch eine Ala I Flavia Hispanorum aufgestellt worden wäre, für deren Existenz es aber keine Belege gibt. Sie hält es daher für möglich, dass eine bereits existierende Ala II Hispanorum nachträglich den Ehrentitel Flavia für besondere Verdienste erhielt (S. 147). Laut John Spaul nahmen Jose Manuel Roldan Hervas und Patrick Le Roux an, dass die Einheit unter den Flaviern aufgestellt wurde. (S. 148). Laut Agustín Jiménez de Furundarena ging Paul Holder davon aus, dass die Einheit bereits in julisch-claudischer Zeit existierte und unter den Flaviern den Ehrentitel Flavia erhielt. Jiménez de Furundarena nimmt dagegen an, dass die Einheit unter Vespasian (69–79) zwischen 71 und 74 aufgestellt wurde (S. 204–206).
  2. a b Laut Roxan nahm Vigil an, dass der Zusatz civium Romanorum im Zusammenhang mit der Verleihung des Ius Latii durch Vespasian im Jahre 75 an Teile der Bevölkerung in Hispania steht. Roxan hält es für möglich, dass die Ala die Auszeichnung civium Romanorum für Verdienste bei Kämpfen in Mauretania, möglicherweise unter Domitian (81–96) erhielt (S. 147). Jiménez de Furundarena nimmt an, dass die Einheit die Auszeichnung unter Domitian im Dakerkrieg zwischen 85 und 89 erhielt (S. 206–207).
  3. Laut Jiménez de Furundarena ging Patrick Le Roux davon aus, dass die Cohors secunda Flavia Pacatiana aus der Ala II Flavia Hispanorum hervorging. Roxan geht davon aus, dass die Cohors secunda Flavia Pacatiana mit der Ala II Flavia Hispanorum identisch ist; der Zusatz Pacatiana könnte auf Lucius Papinius Pacatianus zurückgehen, unter dem die Umwandlung der Einheit von einer Ala zu einer Kohorte möglicherweise stattfand (Roxan, 1976, S. 67–68). Jiménez de Furundarena hält es für möglich, dass die Ala II Flavia Hispanorum unter Aurelian (270–275) in den Osten des römischen Reiches verlegt wurde, als dieser gegen das Palmyrenische Teilreich vorging; dort verblieb sie dann vermutlich unter dem Namen Ala secunda Hispanorum, nachdem sie den Zusatz Flavia abgelegt hatte. Roxan geht davon aus, dass die Ala secunda Hispanorum nicht mit der Ala II Flavia Hispanorum identisch ist (Roxan, 1973, S. 145) und dass es sich bei der Ala secunda Hispanorum vermutlich um eine frühere Cohors II Hispanorum handelt (Roxan, 1976, S. 64).
  4. Laut Spaul nahmen Marcello Vigil und A. Garcia y Bellido an, dass die Ala in Villalis stationiert war (S. 148).
  5. a b c d e Jiménez de Furundarena ordnet diese Personen der Ala II Flavia Hispanorum zu. In der jeweiligen Inschrift ist der Name der Ala nicht angegeben.
  6. Die Zuordnung zu der Einheit ist unsicher bzw. umstritten.
  7. Spaul gibt den Namen mit M. Ar[r]ius Manl[ianus] an (S. 147 und 149 Anm. 3), Jiménez de Furundarena dagegen mit Primanus. Die Lesung der EDCS ist [P]rimani.
  8. Jiménez de Furundarena gibt den Namen mit Valerius Marcellus an (S. 220). Die Lesung der EDCS ist Valeri Marcel[lini], die Lesung der EDH Valeri Marcel[li].

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inschriften mit Ala Flavia (CIL 2, 5610) bzw. Ala II Flavia (AE 1910, 5, AE 1961, 338, AE 1987, 611, CIL 2, 5682, EAstorga 00118, EAstorga 00119, EE-09, 00277).
  2. Inschriften mit civium Romanorum (AE 1935, 35, AE 1961, 338, AE 1963, 16, AE 1967, 237, CIL 2, 2600).
  3. a b Inschriften mit Galliana Volusiana (AE 1976, 288, EAstorga 00133).
  4. a b c d e f Margaret M. Roxan, The Auxilia, Nr. 08, S. 147–155, 635–637.
  5. a b John E. H. Spaul, Ala², Nr. 50, S. 147–149.
  6. a b Agustín Jiménez de Furundarena, Historia y prosografía, S. 204–207.
  7. Inschrift aus Petavonium (AE 1967, 237).
  8. a b Agustín Jiménez de Furundarena, Historia y prosografía, S. 210–211.
  9. Notitia dignitatum in partibus Occidentis XLII (Online).
  10. Notitia dignitatum in partibus Orientis XXXI (Online).
  11. a b Margaret M. Roxan: Pre-Severan auxilia named in the Notitia Dignitatum In: British Archaeological Reports, Band 15 (1976), S. 59–80, hier S. 64, 67–68, 75.
  12. Agustín Jiménez de Furundarena, Historia y prosografía, S. 207–210.
  13. Inschriften aus Petavonium (AE 1937, 166, AE 1963, 16, AE 1967, 237, AE 1976, 288, EAstorga 00133).
  14. Inschriften aus Villalis (EAstorga 00118, EAstorga 00119).
  15. Agustín Jiménez de Furundarena, Historia y prosografía, S. 212–227.