Ala Sulpicia

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Der Grabstein des Soldaten Marcus Aemilius Durises; heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn aufbewahrt

Die Ala Sulpicia [civium Romanorum] (deutsch Ala Sulpicia [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und einen Ziegelstempel belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sulpicia: die Sulpicische bzw. des Sulpicius. Zur Herkunft des Namens siehe unten den Abschnitt Aufstellung und Name.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger.[A 1] Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 101 bis 152 sowie in zwei Inschriften[1] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ala war in Germania inferior (zunächst im Heeresbezirk und danach in der späteren, gleichnamigen Provinz) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[2] für die Jahre 78 bis 152 n. Chr. aufgeführt.[3][4]

Der Zeitpunkt, zu dem die Einheit aufgestellt wurde, ist umstritten (Siehe unten den Abschnitt Aufstellung und Name).[3][5][6][7] Vermutlich nahm die Ala um 70 an der Niederschlagung des Bataveraufstands und um 77/78 an einem Feldzug gegen die Brukterer teil.[5][7][A 1][A 2] Der erste Nachweis der Einheit in Germania inferior beruht auf einem Diplom, das auf 78 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania inferior) aufgeführt, die in dem Heeresbezirk stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 101 bis 152 datiert sind, belegen die Einheit in der gleichnamigen Provinz.

Die Ala hielt sich wahrscheinlich um 89 nicht in der Provinz auf.[A 3][A 4] Domitian (81–96) hatte den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana verliehen; dieser Zusatz ist bei der Einheit nicht nachgewiesen.[6][8]

Der letzte Nachweis der Ala beruht auf einer Inschrift,[9] die auf 187 datiert ist.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Ala in Germania inferior waren möglicherweise:

Angehörige der Ala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[3][5]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufstellung und Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Zeitpunkt der Aufstellung und für die Herkunft des Namens Sulpicia werden folgende Alternativen in Betracht gezogen:

Aufstellung durch Galba im Jahr 68[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sueton gibt in seinem Werk De vita Caesarum (Galba 10, 2)[12] an, dass Galba, dessen Gentilname Sulpicius lautete, als Statthalter in der Provinz Hispania Tarraconensis 68 n. Chr. zusätzlich zu den ihm unterstellten Truppen neue Einheiten aufstellen ließ.

Conrad Cichorius nahm an, dass die Einheit nach Galba benannt wurde und dass man den Namen Sulpiciana erwarten würde, falls sich der Name auf einen früheren Kommandeur beziehen würde.[10] Laut John Spaul und Margaret M. Roxan nahmen Ernst Stein und Géza Alföldy an, dass die Einheit nach Galba benannt wurde.[3][13] José Ignacio San Vicente geht davon aus, dass die Ala durch Galba im Jahr 68 aufgestellt wurde.[14]

Roxan sieht die Aufstellung durch Galba im Jahr 68 als eine von drei möglichen Zeitpunkten für den Ursprung der Ala. Als Erklärung, warum die Einheit in dem Militärdiplom des Jahres 78 aufgeführt ist, kommen für sie in diesem Fall zwei Möglichkeiten in Betracht: entweder wurden bei der Aufstellung Angehörige anderer Einheiten abkommandiert, um als Kern der neuen Ala zu dienen oder es wurden zu einem späteren Zeitpunkt Soldaten aus anderen Einheiten versetzt, die dann 78 ihre reguläre Dienstzeit abgeleistet hatten.[15]

Laut San Vicente wies Paul A. Holder auf zwei Unstimmigkeiten bzgl. der Aufstellung durch Galba hin: erstens das Militärdiplom des Jahres 78 und zweitens die Tatsache, dass die durch Galba neu aufgestellte Legion als Legio VII Galbiana bezeichnet wurde.[16]

Aufstellung zu einem anderen Zeitpunkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Roxan kommen bzgl. der Aufstellung noch zwei andere Zeitpunkte in Betracht. Die erste Möglichkeit wäre, dass die Ala in der frühen Julisch-Claudischen Dynastie aufgestellt wurde und nach einem ihrer ersten Kommandeure benannt wurde; dies wäre die einfachste Erklärung, wenn nicht der Name Sulpicius eine historische Bedeutung hätte. Die andere Möglichkeit wäre, dass die Einheit am Anfang der Regierungszeit von Claudius (41–54) aufgestellt und nach Galba benannt wurde. In diesem Fall geschah die Aufstellung möglicherweise, nachdem Galba die Chatten besiegt hatte; die Aufstellung im Rheinland zu diesem Zeitpunkt wäre auch eine einfache Erklärung dafür, dass die Einheit in dem Militärdiplom des Jahres 78 aufgeführt ist.[15]

Laut Jan Kees Haalebos bezweifelte Eric Birley die Aufstellung der Einheit durch Galba; Birley nahm an, dass die Ala Sulpicia aus einer Ala Thracum oder einer Ala Gallorum et Thracum entstanden sei.[17] Laut Spaul ging Birley davon aus, dass ein Sulpicius einer der ersten Kommandeure der Einheit war. Spaul nimmt an, dass der Name Sulpicia auf den Imperator Galba zurückgeht und dass eine bereits existierende Ala Thracum durch Galba umbenannt wurde; dies würde auch erklären, warum die Einheit in dem Militärdiplom des Jahres 78 aufgeführt ist.[3]

Laut San Vicente nahmen Historiker wie Cheesman bzw. Birley an, dass die Ala ursprünglich aus Galliern bzw. Thrakern aufgestellt wurde.[16]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ala Sulpicia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b José Ignacio San Vicente hält es für möglich, dass die Ala die Auszeichnung civium Romanorum um 70 für Verdienste bei der Niederschlagung des Bataveraufstands erhielt (S. 109). Laut Margaret M. Roxan nahm Géza Alföldy an, dass die Auszeichnung während des Bataveraufstands verliehen wurde (S. 160). Roxan hält es für möglich, dass die Einheit die Auszeichnung um 77/78 während des Feldzugs gegen die Brukterer erhielt (S. 160).
  2. Roxan hält es für möglich, dass die Ala im Jahr 70 zusammen mit der Legio VI Victrix von Hispania nach Germania inferior verlegt wurde, um an der Niederschlagung des Bataveraufstands teilzunehmen (S. 158). San Vicente hält es für wahrscheinlich, dass die Ala der Legio VI Victrix zugeordnet war und zusammen mit der Legion um 69/70 nach Germania inferior verlegt wurde (S. 108). Laut Roxan nahm Alföldy an, dass die Einheit um 77/78 am Feldzug gegen die Brukterer teilnahm (S. 158–159). San Vicente nimmt an, dass sie unter dem Kommando von Faventinus am Feldzug gegen die Brukterer teilnahm (S. 107).
  3. Laut Jan Kees Haalebos belegt ein Schreibtäfelchen, das auf 90 datiert ist, die Anwesenheit eines Reiters der Ala in Vindonissa in Germania superior.
  4. Laut Paul A. Holder wurden von Domitian im Jahr 88 für seinen Feldzug gegen die Daker Truppen an der Donau zusammengezogen. Unter den Einheiten, die von Germania inferior für diesen Feldzug abkommandiert wurden, war möglicherweise auch die Ala Sulpicia (S. 247–248).
  5. Laut John Spaul nahm Conrad Cichorius an, dass die Ala in Köln stationiert war (S. 209).
  6. a b Laut Spaul nahm Michael P. Speidel an, dass Ulpius Acutus entweder als singularis consularis nach Köln versetzt worden war oder dass die Ala in Köln stationiert war (S. 210 Anm. 2).
  7. Laut Haalebos wurde ein Ziegel mit dem Stempel A SULP C R in Gellep gefunden.
  8. Laut Haalebos und Roxan (S. 160) nahm Alföldy an, dass die Einheit möglicherweise in Wesseling stationiert war.
  9. Die Zuordnung zu der Einheit ist unsicher bzw. umstritten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inschriften mit civium Romanorum (AE 1966, 187, CIL 13, 1680).
  2. Militärdiplome der Jahre 78 (CIL 16, 23), 101 (RMM 00009, ZPE-187-279), 127 (AE 2010, 1865, RMD 4, 239), 150 (ZPE-206-207) und 152 (RMM 00035, ZPE-148-262)
  3. a b c d e John E. H. Spaul, Ala², Nr. 74, S. 209–210.
  4. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158 Tabelle 2 (PDF).
  5. a b c Margaret M. Roxan, The Auxilia, Nr. 09, S. 156–163, 638–639.
  6. a b Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande) In: Saalberg Jahrbuch, 2000/50, S. 31–72, hier S. 40–41 (Online (Memento des Originals vom 9. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/repository.ubn.ru.nl).
  7. a b José Ignacio San Vicente: Galba, el Ala Tauriana y el Ala Sulpicia. In: Hispania antiqua, Band 31, 2007, S. 87–110, hier S. 87, 104, 107–109 (Online).
  8. Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 244, 247–249 (PDF).
  9. Inschrift aus Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CIL 13, 8185).
  10. a b Conrad Cichorius: Ala 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 1224–1270.
  11. Inschriften aus Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CIL 13, 8185, CIL 13, 8311, CIL 13, 8312).
  12. Sueton, De vita Caesarum, Galba, 10, 2 (Online).
  13. Margaret M. Roxan, The Auxilia, Nr. 09, S. 157.
  14. José Ignacio San Vicente, Galba, S. 87.
  15. a b Margaret M. Roxan, The Auxilia, Nr. 09, S. 156–158.
  16. a b José Ignacio San Vicente, Galba, S. 104.
  17. Jan Kees Haalebos, Traian und die Hilfstruppen, S. 40 Anm. 67.