Allativ

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Der Allativ (zu lat. allatum, 2. Part. von afferre: hinbringen) ist ein grammatischer Kasus (Fall), der die Bewegung in Richtung auf einen Ort hin bzw. hin zu einer Person ausdrückt. Der Allativ ist komplementär zum Ablativ, zwischen diesen beiden steht der Adessiv.

Der Allativ ist ein regulärer Fall in vielen Sprachen, z. B. Finnisch-Ugrischen, vgl.:

- baskisch haran „Tal“ → haran-era „zum Tal (hin)“
- baskisch Bilbo „Bilbao“ → Bilbo-ra „zu Bilbao (hin)“
- finnisch kirkko „Kirche“ → kirko-lle „zur Kirche (hin)“
- finnisch tyttö „Mädchen“ → tytö-lle „zum Mädchen (hin)“
- estnisch tee „Straße“ → tee-le „zur Straße (hin)“
- estnisch isa „Vater“ → isa-le „zum Vater (hin)“
- ungarisch ház „Haus“ → ház-hoz „zum Haus hin“
- ungarisch elnök „Präsident“ → elnök-höz „zum Präsidenten“

Im Litauischen ist der Allativ einer der vier sekundären (nachträglich, vermutlich unter finno-ugrischem Einfluss, entstandenen) Lokalkasus, z. B. miškop(i) „zum Wald“, jūrosp(i) „ans Meer“. In der heutigen Sprache ist er jedoch nur noch relikthaft erhalten, die entsprechenden Formen gelten als Adverbien, z. B. vakarop „am Abend“, velniop „zum Teufel“.

Im Deutschen wird diese Funktion durch Präpositionen ausgedrückt. So heißt es:

  • Ich gehe in die Schule.

statt

  • Ich gehe Schule. (Allativ)

Außerdem wird im Deutschen oft der Dativ benutzt, den es im Finnischen nicht gibt: „Annan kirjan tytölle“ = „Ich gebe das Buch zu dem Mädchen“ (wörtlich) = „Ich gebe das Buch dem Mädchen“ (Dativ).

Im Hebräischen hat sich der proto-semitische Akkusativ zu einem faktischen Direktiv entwickelt.