Alloheim

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Alloheim Senioren-Residenzen Holding SE
Rechtsform SE
Gründung 1973
Sitz Düsseldorf
Leitung Geschäftsführende Direktoren: Rainer Hohmann, Thomas Kupczik
Mitarbeiterzahl 14.500[1]
Umsatz 110 Mio. EUR (2014)[2]

291 Mio. EUR (2015)[3]

524 Mio. EUR (2016)[4]

631 Mio. EUR (2017)[5]

Branche Gesundheitswesen
Website www.alloheim.de

Die Alloheim Senioren-Residenzen SE mit Sitz in Düsseldorf ist ein privater Betreiber von Seniorenwohn- und Pflegeeinrichtungen. Das Unternehmen steht immer wieder wegen mangelhafter Pflege in der öffentlichen Kritik.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegründet wurde das Unternehmen 1973 von Alois Mollik; er eröffnete damals das erste Altenheim in Bad Marienberg. Im Jahr 2008 wurde das Unternehmen in die Alloheim Senioren-Residenzen GmbH umgewandelt und erhielt mit dem Kauf durch den Private-Equity-Investor Star Capital Partners eine neue Trägerschaft.

Seit ihrer Gründung Anfang der 1970er Jahre ist Alloheim kontinuierlich gewachsen. Die Gruppe errichtete einerseits selbst neue Alten- und Pflegeheime und übernahm andererseits auch vorhandene Häuser. Beim Einstieg von Star Capital Partners gehörten 13 Alten- und Pflegeheime zum Portfolio des Betreibers.

Größere Wachstumsschübe waren:

  • November 2014 (Rückwirkend): 15 Pflegeheime von der Procon Trust Invest GmbH mit Sitz in Wiesbaden
  • Januar 2016 (Rückwirkend): 48 Standorte der Senator-Gruppe[6]
  • Juli 2016 (Rückwirkend): 14 Standorte der AGO Gruppe[7]
  • Januar 2017 (Rückwirkend): 12 Standorte der Senterra AG[8]

Nach Erwerb der Senterra AG betrieb die Alloheim-Gruppe 19.700 Pflegebetten und Apartments für Betreutes Wohnen.[8] Zur Alloheim-Gruppe gehören 2018 mehr als 155 Pflegeheime, 27 Einrichtungen mit betreutem Wohnen und 13 ambulante Pflegedienste.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2016 wurden bei zehn Einrichtungen der Alloheim-Gruppe Ermittlungen durch Behörden aufgenommen oder ein Aufnahmestopp erlassen, so z. B. in Bredstedt, wo behördlicherseits mehrfach ein Unterschreiten der Fachkräftequote festgestellt wurde. Alloheim sah hierin durch die Gesamtzahl der betriebenen Einrichtungen keine Häufung.[9]

2017 berichtete die Wetterauer Zeitung über Probleme im Assenheimer „Haus Taunusblick“. Diese seien mit der Übernahme durch die Alloheim-Gruppe aufgetreten. Die Vorwürfe der Gewinnmaximierung und des Personalmangels wurden seitens des Betreibers als Verleumdungen zurückgewiesen; die zuständige Heimaufsicht bestätigte jedoch „Mängel im Bereich der Betreuung und Pflege sowie hinsichtlich des Personals“ und ordnete einen Belegungsstopp an. Ähnliche Beschwerden gab es über Heime der Alloheim-Gruppe in Erfurt, Ludwigsburg und Simmerath; die letzteren beiden Heime wurden von der Heimaufsicht geschlossen.[10][11][12]

Anfang 2018 berichteten Stuttgarter Zeitung und ZDF Frontal21 über Missstände in Altenheimen der Alloheim-Kette.[10] Ein Corona-Ausbruch in einem Altenheim der Alloheim-Kette in Brandenburg, in dem nur die Hälfte der Pflegekräfte gegen Covid-19 geimpft war und infolgedessen über zehn Bewohner starben, hatte im November 2021 eine deutschlandweite Berichterstattung zur Folge.[13]

Im August 2018 verhängte die Aufsichtsbehörde für ein Heim in Dortelweil einen Belegungsstopp; Alloheim äußerte hierzu gegenüber der Presse, dass es „zeitweise Abweichungen von unseren hohen Qualitätsstandards gab“ und wies die Vorwürfe zurück. Laut zuständiger Heimaufsicht gab es von 2016, als das Haus von Alloheim übernommen worden war, bis 2018 28 Beschwerden. Laut Regierungspräsidium Gießen sei seit Januar 2019 eine Häufung der Beschwerden festzustellen.[14]

Ebenfalls 2018 wurde für ein Seniorenheim der Alloheim-Gruppe in Bremen aufgrund von Mängeln ein Belegungsverbot verhängt. Alloheim war zunächst rechtlich gegen die Anordnungen vorgegangen, zog dann aber seinen Widerspruch zurück.[15] Im selben Jahr wurde von der Heimaufsicht auch ein Belegungsverbot gegen ein Heim in Sythen erlassen.[16]

Im Juni 2022 wurden Heimen der Alloheim-Kette erneut schwerwiegende Fehler vorgeworfen. Das Team Wallraff berichtete, inkontinente Patienten würden bestraft und beschimpft. Interne Quellen berichteten von fehlendem Fachpersonal, groben Pflegefehlern und mangelnder Hygiene. Laut Alloheim handelte es sich um bedauerliche Einzelfälle.[17]

Die Gewerkschaft ver.di wirft Alloheim vor, die Arbeitgeberbindung des Visums von ausländischen Pflegekräften zu nutzen, um diese unter Druck zu setzen. Kritisiert wird ebenfalls, dass durch die Eigentumsrechte von Nordic Capital an Alloheim und die daraus resultierende Profitorientierung sowohl die Pflege als auch die Beschäftigten leiden.[18]

Private-Equity-Gesellschafter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2008–2013: Star Capital Partners[19]
  • 2013–2017 The Caryle Group: Im August 2013 wurde das Unternehmen an den US-Finanzinvestor Carlyle veräußert und in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) umgewandelt. Der Einstieg von Carlyle wurde über den Fonds „Carlyle Europe Partners III“ finanziert.[20]
  • ab 2018: Zum Jahresende 2017 verkaufte The Carlyle Group das Unternehmen für 1,1 Milliarden Euro an den schwedischen Private-Equity-Investor Nordic Capital.[21]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. [1], eingesehen am 6. August 2017
  2. Konzernjahresabschluss der Alloheim Senioren-Residenzen Holding SE (konsolidierende Obergesellschaft), eingesehen beim Bundesanzeiger am 16. September 2016
  3. Konzernjahresabschluss der Alloheim Senioren-Residenzen Holding SE (konsolidierende Obergesellschaft), eingesehen beim Bundesanzeiger am 24. April 2017
  4. Konzernjahresabschluss der Alloheim Senioren-Residenzen Holding SE (konsolidierende Obergesellschaft), eingesehen beim Bundesanzeiger am 15. Juni 2018
  5. Konzernjahresabschluss der Alloheim Senioren-Residenzen Holding SE (konsolidierende Obergesellschaft), eingesehen beim Bundesanzeiger am 11. September 2019
  6. Alloheim erwirbt Senator-Gruppe. In: lto.de. 13. Dezember 2015, abgerufen am 17. Februar 2018.
  7. ARQIS berät Alloheim beim Erwerb der AGO-Gruppe. In: de.finance.yahoo.com. 29. Juli 2016, abgerufen am 16. September 2016.
  8. a b ARQIS berät Alloheim beim Erwerb der Senterra AG. Pressemitteilung. In: arqis.com. 19. Mai 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. Februar 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.arqis.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Nico Schmidt, Harald Schumann: Heime als Gewinnmaschinen für Konzerne und Investoren. Der Tagesspiegel vom 16. Juli 2021, abgerufen am 5. Januar 2022
  10. a b Rafael Binkowski: Recherche mit ZDF Frontal 21 zu Pflegekonzern: Das System Alloheim: Rendite um jeden Preis. In: stuttgarter-zeitung.de. 13. Februar 2018, abgerufen am 17. Februar 2018.
  11. David Heßler: Kritik an Zuständen im Assenheimer Altenheim. Wetterauer Zeitung vom 28. Oktober 2017, abgerufen am 5. Januar 2022
  12. David Heßler: Missstände in Seniorenzentrum seit Monaten bekannt. Wetterauer Zeitung vom 6. November 2017, abgerufen am 12. Januar 2022
  13. Sebastian Eder: „Untragbar, furchtbar, schlimm“ FAZ vom 2. November 2021, abgerufen am 29. Januar 2022
  14. Detlef Sundermann: Missstände bei der Altenpflege in Bad Vilbel. In: fr.de. 19. Februar 2019, abgerufen am 15. November 2023.
  15. Serena Bilanceri: Erste Einigung im Fall Alloheim. Weser-Kurier vom 25. April 2018, abgerufen am 29. Januar 2022
  16. Michael Menzebach: Alloheim-Chefs ernten heftige Kritik im Rat. lokalkompass.de vom 15. Oktober 2018, abgerufen am 29. Januar 2022
  17. n-tv.de, 23. Juni 2022: "Verwahrlosung und Verachtung - "Team Wallraff" dokumentiert Demütigung von Pflegebedürftigen"
  18. Sie kommen, um zu bleiben. In: ver.di Publik. 28. September 2023, abgerufen am 29. März 2024.
  19. Alloheim | STAR Capital Partnership LLP. Abgerufen am 6. August 2017 (englisch).
  20. The Carlyle Group Acquires Alloheim, a German Healthcare Operator | The Carlyle Group. In: www.carlyle.com. Abgerufen am 16. September 2016.
  21. Christine Albert: Seniorenresidenzen: Nordic Capital macht mit White & Case das Rennen um Alloheim. In: juve.de. 6. Dezember 2017, abgerufen am 17. Februar 2018.