Alttürkische Sprache
Alttürkisch | ||
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Zeitraum | 7. Jhd. bis 13. Jhd. | |
Ehemals gesprochen in |
östliches Zentralasien, China und Sibirien | |
Linguistische Klassifikation |
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Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
– | |
ISO 639-2 |
– | |
ISO 639-3 |
otk |
Die alttürkische Sprache (auch Orchon-[1] oder Runen-Türkisch[2]) ist die früheste schriftlich bezeugte Turksprache. Sie kam unter den Köktürken auf und wurde ungefähr vom 7. bis 17. Jahrhundert n. Chr.[3] verwendet. Die Sprache der Manuskripte ab dem 9. Jahrhundert wird auch als Altuigurisch bezeichnet.
Der Name Alttürkisch darf nicht im Sinne einer direkten Vorgängerform des heutigen Türkischen interpretiert werden. Das Alttürkische ist eine frühe Form der sibirischen oder nordöstlichen Turksprachen, während das Türkische zur oghusischen oder Südwest-Gruppe der Turksprachen gehört.
Auch der Name Altuigurisch darf nicht im Sinne einer direkten Vorgängerform des heutigen Uigurischen interpretiert werden. Das Altuigurische ist mit dem West-Yugurischen, das zum sibirischen Zweig gehört, am nächsten verwandt oder sogar eine frühe Form davon, während das sogenannte moderne Uigurisch vom Tschagataischen abstammt und zur karlukischen oder Südost-Gruppe der Turksprachen gehört. Zur Klassifikation siehe den Artikel Turksprachen.
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Quellen des Alttürkischen werden in zwei Korpora eingeteilt:
- 7. bis 10. Jahrhundert: Orchon-Inschriften in der Mongolei und dem Jenissei-Becken (Orchon-Türkisch oder eigentliches Alttürkisch).[4]
- 9. bis 17. Jahrhundert: uigurische Manuskripte aus Xinjiang (Altuigurisch) in verschiedenen Schriften, einschließlich der Orchon-Schrift und Brahmi-Schrift, der manichäischen, syrischen und uigurischen Alphabete, die religiöses (buddhistisches und manichäisches), juristisches, literarisches, folkloristisches und astrologisches Material sowie persönliche Korrespondenz beinhalten.[5] Ein Spätwerk in alttürkischer Sprache wird auf das Jahr 1688 datiert.[3]
Phonologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Alttürkische hat neun unterschiedliche Vokale: a, e, ė, i, ï, o, ö, u, ü, die sich nur in der ersten Silbe eines Wortes unterscheiden, an anderer Stelle sind es lediglich vier Klassen: a, e, ï, i.
Das Konsonantensystem unterscheidet stimmlos, stimmhaft (mit frikativen Varianten) und nasal:
- labial: p, v (β), m;
- dental: t, d (δ), n;
- palatal: č, y, ń;
- velar: k (q, χ), g (γ), ŋ;
- sibilant: s, š, z;
- liquid: r, l.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Bibliographie alttürkischer Studien. Ausgewählt und chronologisch angeordnet von Volker Adam, Jens Peter Laut und Andreas Weiss. Nebst einem Anhang: Alphabetisches Siglenverzeichnis zu Klaus Röhrborn: Uigurisches Wörterbuch, Lieferung 1–6 (1977–1998). Wiesbaden 2000.
- Sir Gerard Clauson: An Etymological Dictionary of Pre-Thirteenth-Century Turkish. Oxford 1972
- Marcel Erdal: A Grammar of Old Turkic. Handbook of Oriental Studies, Section 8 Uralic & Central Asia, Brill, Leiden 2004.
- Marcel Erdal: Old Turkic. In: Lars Johanson and Eva A. Csato (Hrsg.): The Turkic Languages. Routledge, London – New York 1998.
- Marcel Erdal: Old Turkic Word Formation: A Functional Approach to the Lexicon. Turcologica, Harrassowitz, Wiesbaden 1991.
- Annemarie von Gabain: Alttürkische Grammatik. 3. Aufl. Wiesbaden 1974.
- Wolfgang-E. Scharlipp: Die alttürkische Literatur – Einführung in das vorislamische Schrifttum. Engelschoff: Verlag auf dem Ruffel 2005.
- Wolfgang-E. Scharlipp: An Introduction to the Old Turkish Runic Inscriptions / Eski Türk Run Yazıtlarına Giriş. Engelschoff: Verlag auf dem Ruffel 2000.
- Talat Tekin: A Grammar of Orkhon Turkic. Uralic and Altaic Series Vol. 69, Indiana University Publications, Mouton and Co. 1968.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- VATEC, Vorislamische Alttürkische Texte: Elektronisches Corpus
- Online-Wörterbuch Alttürkisch-Russisch
- 古代突厥文碑铭的发现和解读研究 [Gǔdài Tūjué wén bēimíng de fāxiàn hé jiědú yánjiū] (Die Entdeckung und die Forschung zur Entzifferung der Steleninschriften in alttürkischer Schrift – Chinesisch)
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Wolfgang-Ekkehard Scharlipp Die frühen Türken in Zentralasien, S. 68f. - diese Benennung geht zurück auf Talat Tekin und auf Vilhelm Thomsen, dem Entzifferer der Orchon-Inschriften
- ↑ Wolfgang-Ekkehard Scharlipp Die frühen Türken in Zentralasien, S. 69 – ein weiterer Vorschlag Thomsens
- ↑ a b Gerhard Doerfer: Bemerkungen zur chronologischen Klassifikation des älteren Türkisch. In: Altorientalische Forschungen.18, Nr. 1 1991, S. 170–186, S. 170
- ↑ Scharlipp, Wolfgang (2005). Die alttürkische Literatur, S. 11ff. Verlag auf dem Ruffel, Engelschoff. ISBN 3-933847-14-1.
- ↑ Scharlipp, Wolfgang (2005). Die alttürkische Literatur, S. 51ff. Verlag auf dem Ruffel, Engelschoff. ISBN 3-933847-14-1.