Amokfahrt in Volkmarsen

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Bei der Amokfahrt in Volkmarsen in Hessen am 24. Februar 2020 lenkte ein 29-Jähriger sein Fahrzeug vorsätzlich in eine Gruppe von Zuschauern des Rosenmontagszugs.[1] Die Anzahl der Opfer wird mit 122 körperlich beziehungsweise mehr als 154 körperlich oder seelisch Verletzten angegeben.[2][3][4]

Hergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Kernstadt Volkmarsen fand an diesem Tag ein Rosenmontagszug statt. Gegen 14:30 Uhr umfuhr ein silberner Mercedes die Absperrung und fuhr beschleunigend in die zuschauende Menschenmenge.[5] Fahrer des Fahrzeugs war der 29-jährige Maurice P., der noch am Ort von Zeugen überwältigt und anschließend von der Polizei festgenommen wurde. Er kam in Untersuchungshaft. Eine zunächst vermutete Alkoholisierung bestätigte sich bei entsprechenden Tests nicht.[6]

P. stammt aus Gaggenau in Baden-Württemberg und lebte seit 10 Jahren in Volkmarsen.[7]

Unter den Verletzten waren mindestens 20 Kinder, das jüngste drei Jahre alt. Die verletzten Kinder wurden in Kinderkrankenhäusern in Kassel und Paderborn behandelt. Ende März 2020 wurden noch zwei Erwachsene auf der Intensivstation behandelt.[8]

Prozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Untersucht wurde der Fall von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main.[9]

Das MDR-Fernsehmagazin Brisant berichtete am 3. Juni 2020, dass der Täter noch immer zu den Motiven der Amokfahrt schweige und kaum mit seinem Anwalt und der mit einem Gutachten beauftragten Psychologin kooperiere.[10][11] Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier erklärte am 22. September 2020 in der Sendung Markus Lanz, der Täter habe bis heute keine Angaben gemacht und man habe auch nichts zu den Beweggründen gefunden.[12]

Im Dezember 2020 erhob die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main Anklage gegen den Amokfahrer. Ihm wurde versuchter Mord in 91 Fällen, gefährliche Körperverletzung in 90 Fällen sowie gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen.[13] Der Prozess vor dem Landgericht Kassel begann am 3. Mai 2021.[14] Am 16. Dezember 2021 wurde der Täter zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Es wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt.[15] Am 19. Dezember 2022 hatten die Strafverteidiger von P. eine Revision gegen das Urteil eingelegt.[16] Am 17. Februar 2023 bestätigte der Bundesgerichtshof die lebenslange Freiheitsstrafe und die besondere Schwere der Schuld, hob das Urteil jedoch insofern auf, als dass das Gericht die Anordnung der Sicherungsverwahrung vorbehalten hat, und verwies den Fall an eine andere Strafkammer des Landgerichts Kassel zurück.[17]

Betrugsprozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 2023 begann vor dem Amtsgericht Korbach der Betrugsprozess gegen einen Mann, der sich fälschlich als Ersthelfer und Augenzeuge der Amokfahrt ausgegeben haben soll und in Folge rund 16.500 Euro Verletzten- und Krankengeld, sowie rund 30.000 Euro Erstattung für eine stationäre Behandlung erhielt.[18]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zahl der Verletzten bei Tat von Volkmarsen steigt auf 89, Die Welt, 1. März 2020.
  2. hessenschau de: Zahl der Verletzten nach Auto-Attacke von Volkmarsen steigt auf 122. 6. März 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. März 2020; abgerufen am 10. März 2020.
  3. Nach Gewalttat in Volkmarsen: Maurice P. schweigt zur Tat – Zahl der Opfer steigt auf 122. 8. März 2020, abgerufen am 10. März 2020.
  4. hessenschau de, Frankfurt Germany: Auto-Attacke auf Rosenmontagsumzug: 154 Verletzte in Volkmarsen und die Frage nach dem Warum. 17. März 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. März 2020; abgerufen am 20. März 2020.
  5. FOCUS Online: Zahl der Verletzten nach Gewalttat von Volkmarsen steigt auf 76. Abgerufen am 10. März 2020.
  6. Florian Sädler: Volkmarsen: Fahrer nicht alkoholisiert – Was wir über Tat und Täter wissen. In: DIE WELT. 25. Februar 2020 (Online [abgerufen am 10. März 2020]).
  7. Nach Attacke in Volkmarsen: Eine Amokfahrt und viele offene Fragen. ARD, 24. Februar 2021
  8. Vier Wochen nach der Amokfahrt löst sich in Volkmarsen die Schockstarre nur langsam: Aufarbeiten in Krisenzeiten, westfalen-blatt.de, 24. März 2020
  9. Anna Fischhaber: Was wir wissen - was wir nicht wissen. In: Süddeutsche Zeitung. 25. Februar 2020, abgerufen am 25. Februar 2020.
  10. Fernsehmagazin Brisant, MDR, 3. Juni 2020
  11. Amokfahrt von Volkmarsen: Hass, Beachtung oder schlicht Nervenkitzel? Abgerufen am 25. November 2021.
  12. Markus Lanz, ZDF, 22. September 2020, ab 40:00.
  13. Florian Flade: Amokfahrt von Volkmarsen: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage. In: tagesschau.de. 18. Dezember 2020, abgerufen am 30. Dezember 2020.
  14. hessenschau.de: Auto in Karnevalszug gesteuert: Angeklagter von Volkmarsen schweigt beim Prozessauftakt. 3. Mai 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Januar 2022; abgerufen am 16. Dezember 2021.
  15. tagesschau.de: Lebenslange Haft im Prozess um Autoattacke von Volkmarsen. Abgerufen am 16. Dezember 2021.
  16. hessenschau de, Frankfurt Germany: Revision nach Autoattacke in Volkmarsen. 21. Dezember 2021, abgerufen am 19. Februar 2023.
  17. hessenschau de, Frankfurt Germany: Bundesgerichtshof bestätigt Urteil gegen Amokfahrer von Volkmarsen. 17. Februar 2023, abgerufen am 19. Februar 2023.
  18. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt Germany: Amokfahrt von Volkmarsen in Hessen: Prozess um Betrug hat begonnen Aktuelle. 21. November 2023, abgerufen am 23. November 2023.

Koordinaten: 51° 24′ 35,4″ N, 9° 7′ 3,8″ O