Amtsgericht Schwalmstadt

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Amtsgericht Schwalmstadt
Rathaus Treysa: Bis 1939 Sitz des Gerichtes

Das Amtsgericht Schwalmstadt (AG Schwalmstadt) (bis 1867: Justizamt Treysa, bis 1970: Amtsgericht Treysa) ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Schwalmstadt im Schwalm-Eder-Kreis.

Gerichtssitz und -bezirk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage des Amtsgerichtsbezirks Schwalmstadt in Hessen
Lage des Amtsgerichtsbezirks Schwalmstadt in Hessen

Der Sitz des Gerichtes ist in Schwalmstadt im Steinkautsweg 2. Der Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Schwalmstadt umfasst die Städte und Gemeinden Frielendorf, Gilserberg, Neukirchen, Oberaula, Ottrau, Schrecksbach, Schwalmstadt, Schwarzenborn und Willingshausen (jeweils inklusive aller Stadt- und Ortsteile). Alle liegen im Schwalm-Eder-Kreis.

Übergeordnete Gerichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Amtsgericht Schwalmstadt übergeordnet ist das Landgericht Marburg. Im weiteren Instanzenzug ist das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof übergeordnet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Mittelalter bestand das Stadtgericht Treysa. Die Rechtsprechung der niederen Gerichtsbarkeit wurde in der Landgrafschaft Hessen-Kassel durch den Amtmann des Amtes Treysa wahrgenommen.

Die Neuregelung des Justizwesens im Königreich Westphalen 1807 führte zu der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung. Der Kanton Treysa war nun für die Verwaltung, das Friedensgericht Treysa für die Rechtsprechung zuständig. Das Friedensgericht unterstand dem Distriktgericht Marburg, das für den Distrikt Marburg zuständig war.

Mit dem Ende des Königreichs Westphalen im Jahre 1813 wurde die Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung rückgängig gemacht und das Kurfürstentum Hessen führte 1814 das Amt Treysa wieder ein. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Landkreisen übernommen (hier der Kreis Ziegenhain). Im Oberaula wurde das Justizamt Treysa eingerichtet.

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Justizamt 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Treysa. Es war nun dem Kreisgericht Marburg zugeordnet.

Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. Mit der Fusion von Treysa und Ziegenhain zur Stadt Schwalmstadt änderte sich der Name 1970 in Amtsgericht Schwalmstadt.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Justizamt und später das Amtsgericht hatten ihren Sitz im Rathaus von Treysa, das im 15. Jahrhundert errichtet worden war. Nachdem der Raumbedarf gestiegen war, wurde 1938/39 das neue Amtsgerichtsgebäude im Rohbau errichtet. Kriegsbedingt verzögerte sich der Innenausbau und das Gericht nutzte die nicht vollständig ausgebauten Räume. Insbesondere der Sitzungsraum wurde erst nach Kriegsende fertiggestellt. Durch die Aufnahme der aufgelösten Amtsgerichte Ziegenhain, Neukirchen und Oberaula stieg der Platzbedarf stark an. Die beiden Dienstwohnungen wurden daher in Diensträume umgewandelt und das Dach wurde ausgebaut.

Richter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Gericht wirkten folgende Richter:

Name Zeit Bemerkungen
Justizbeamter Ludwig Wilhelm Exter 1821–1831
Justizbeamter Georg Wilhelm Stamm 1831–1837
Justizbeamter Friedrich von Gehren 1837–1842
Justizbeamter Eduard Heinrich August Fleischhut 1843–1844
Justizbeamter Konrad Ludwig Rüppell 1844–1864
Justizbeamter Hermann Fuchs 1864–1881 ab 1867: Amtsrichter; ab 1874: Oberamtsrichter; ab 1879: Amtsgerichtsrat
Amtsrichter Wilhelm Denicke 1881–1887
Amtsrichter Paul Mahrenholz 1887–1921 ab 1897: Amtsgerichtsrat; ab 1914: Geheimer Justizrat
Amtsgerichtsrat Eissengarthen 1921–1925
Amtsgerichtsrat Hermann Keck 1925–1935
Amtsgerichtsrat Karl Schwalbe 1935–1939
Amtsgerichtsrat Heinrich Happel 1939–
Amtsgerichtsrat Wilhelm Veidt 1939–1941
Amtsgerichtsrat Karl Schwalbe 1940–1945
Amtsgerichtsrat Oswin Fichtner 1945–
Amtsgerichtsrat Hans-Ulrich Blanck 1947–1948
Amtsgerichtsrat Fichtner 1948–
Amtsgerichtsrat Wilhelm Veidt 1948–1973 ab 1963: Oberamtsrichter, ab 1969: Amtsgerichtsdirektor
Amtsgerichtsrat Wilhelm Manskopf 1948–1962 ab 1958: Oberamtsrichter
Amtsgerichtsrat Heinz Friedrich Albert 1957–1971
Amtsgerichtsrat Gerhard Heide 1965–
Amtsgerichtsrat Rudolf Breul 1968–1976 ab 1973: Amtsgerichtsdirektor
Amtsgerichtsrat Dieter Beinlich 1971–1973
Amtsgerichtsrat Gerhard Heide 1972– Aufsichtführender Richter, ab 1976: Amtsgerichtsdirektor
Amtsgerichtsrat Hans Paul Theis 1973–1997 ab 1987: Amtsgerichtsdirektor[1]
Amtsgerichtsrat Bernhard Orlich 1976–1978
Amtsgerichtsrat Günther Korten 1976–
Amtsgerichtsrat Gunter Bienert 1978–1979
Amtsgerichtsrat Eberhard Laux 1981–

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otfried Keller: Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert. Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur, Band 4. Presseamt der Stadt Marburg, Marburg 1982, ISBN 3-9800490-5-1, S. 141–144 und 204–207.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Paul Theis – Nachruf. In: Hessische Niedersächsische Allgemeine, 30. April 2016. Auf Trauer.HNA.de (PDF; 721 kB), abgerufen am 27. April 2021.

Koordinaten: 50° 54′ 34,9″ N, 9° 11′ 16,8″ O