Anatomische Gesellschaft

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Anatomische Gesellschaft
(AG)
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Gründung 1886
Sitz Erlangen
Zweck Wissenschaftliche Fachgesellschaft für Anatomie
Vorsitz Jochen Staiger
Mitglieder 488 (Stand 2024)[1]
Website www.anatomische-gesellschaft.de

Die Anatomische Gesellschaft (AG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Anatomie in Deutschland. Sie besteht seit 1886 als internationale wissenschaftliche Fachgesellschaft mit heute etwa 500 Mitgliedern.[2] Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der International Federation of Associations of Anatomists (IFAA)[3] sowie der European Federation for Experimental Morphology (EFEM).[4]

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziel der Anatomischen Gesellschaft ist die Förderung der wissenschaftlichen und fachlichen Belange der Anatomie sowie der Spezialgebiete der Anatomie:

Der Tätigkeitsschwerpunkt ist die Forschung, Weiterentwicklung und Förderung der Anatomie. Sie veranstaltet jährliche Kongresse, fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs, vertritt die Anatomie nach außen, dient dem Erfahrungsaustausch und der Fortbildung im Fach Anatomie und stellt und vertieft die Beziehungen zu den der Anatomie verbundenen Disziplinen sowie zu in- und ausländischen Fachgesellschaften. Offizielles Publikationsorgan der Anatomischen Gesellschaft sind die Annals of Anatomy – Anatomischer Anzeiger (ISSN 0940-9602).

Besondere Leistungen werden durch die Vergabe des Nachwuchspreises oder durch den alle zwei Jahre verliehenen Anton-Waldeyer-Preis[5] gewürdigt. Langjährig verdienten Mitgliedern kann die Ehrenmitgliedschaft verliehen werden.

Die AG wird von einem fünfköpfigen Vorstand präsidiert. Die Geschäftsstelle der AG befindet sich in Erlangen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich existierte die Anatomische Gesellschaft als Sektion der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte seit dem 28. September 1822. Am 23. September 1886 wurde sie zu einer selbstständigen Gesellschaft.[6] Damals gehörten ihr 40 Mitglieder an, ihr erster Präsident war Albert von Koelliker. Die erste offizielle Versammlung fand 1886 in Leipzig statt.[7]

Obwohl die AG ihren Hauptsitz immer in Deutschland hatte und immer noch hat, war sie niemals eine rein deutsche Gesellschaft. 1902 stammte der größere Teil der Mitglieder (240) von außerhalb Deutschlands. Dieser Status wurde auch während der Zeit des Nationalsozialismus erhalten.[8][9][10]

Am 29. April 1949 wurde die Gesellschaft neu gegründet.[7]

Als Nachfolger des Mainzer Anatomen Watzka, war Wolfgang Kühnel von 1974 bis 2006 als Generalsekretär der Anatomischen Gesellschaft tätig.

Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aufarbeitung der eigenen Geschichte im Nationalsozialismus geschah nur zögerlich.[8][9] In einer Stellungnahme am 9. November 2013 bekannte sich die Anatomische Gesellschaft „zu der historischen Tatsache, dass zahlreiche Mitglieder der Anatomischen Gesellschaft Leichname von Opfern des Nationalsozialismus bereitwillig im Unterricht und in der Forschung verwandt und auf diese Weise mit dem Unrechtsregime de facto kooperiert haben; zwei Mitglieder, August Hirt und Johann Paul Kremer, wurden dabei zu Mördern.“[11] Dem gingen umfangreiche mediale Debatten voraus.[12]

Wiederholt kritisierte die AG die Körperwelten-Ausstellungen von Gunther von Hagens als „sensationsheischende Erlebnisanatomie“. Sie würden gegen fachliche, didaktische und ethische Prinzipien des Berufsverbandes verstoßen.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fachgesellschaften: Anatomische Gesellschaft e. V. In: awmf.org. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., abgerufen am 8. April 2024.
  2. Fachgesellschaften: Anatomische Gesellschaft e. V. In: awmf.org. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., abgerufen am 8. April 2024.
  3. Societies. In: ifaa.net. International Federation of Associations of Anatomists, abgerufen am 8. April 2024 (englisch).
  4. Members & Societies. In: efem.eu. European Federation for Experimental Morphology, abgerufen am 8. April 2024 (englisch).
  5. Satzung des Anton-Waldeyer-Preises der Anatomischen Gesellschaft. (Memento vom 18. Februar 2015 im Internet Archive)
  6. Anatomischer Anzeiger 1. Band, 1886, S. 236‒238.
  7. a b Historical Review of the Anatomische Gesellschaft. (Memento vom 28. Februar 2015 im Internet Archive) anatomische-gesellschaft.de
  8. a b Sabine Hildebrandt: Anatomy in the Third Reich: Careers disrupted by National Socialist Policies. In: Annals of Anatomy - Anatomischer Anzeiger. Band 194, Nr. 3, Juni 2012, S. 251–266, doi:10.1016/j.aanat.2011.08.009 (elsevier.com [abgerufen am 8. März 2024]).
  9. a b Andreas Winkelmann: The Anatomische Gesellschaft and National Socialism – A preliminary analysis based on the society proceedings. In: Annals of Anatomy - Anatomischer Anzeiger. Band 194, Nr. 3, Juni 2012, S. 243–250, doi:10.1016/j.aanat.2011.11.010 (elsevier.com [abgerufen am 8. März 2024]).
  10. Sabine Hildebrandt: Anatomische Gesellschaft from 1933 to 1950: A professional society under political strain – The Benninghoff papers. In: Annals of Anatomy - Anatomischer Anzeiger. Band 195, Nr. 5, 1. Oktober 2013, ISSN 0940-9602, S. 381–392, doi:10.1016/j.aanat.2013.05.001 (sciencedirect.com [abgerufen am 8. März 2024]).
  11. Stellungnahme der Anatomischen Gesellschaft zur Geschichte der Anatomie im Dritten Reich. (Memento vom 28. Februar 2015 im Internet Archive) anatomische-gesellschaft.de
  12. Jürgen Langenbach: Medizingeschichte: Noch viele Leichen im Keller. In: Die Presse, 20. Juli 2010.
  13. Ein Trauermarsch zur Museumseröffnung. NWZ online, 18. Februar 2015.