Anca Miruna Lăzărescu

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Anca Miruna Lăzărescu (Grimmepreis 2019)

Anca Miruna Lăzărescu (* 25. März 1979 in Timișoara) ist eine deutsch-rumänische Regisseurin, Drehbuchautorin und Grimme-Preisträgerin. Sie schrieb und inszenierte preisgekrönte Spielfilme und führte außerdem unter anderem bei der Netflix-Serie Wir sind die Welle und der dritten Staffel der US-amerikanischen Amazon-Prime-Serie Hanna Regie.[1][2]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lăzărescu studierte Filmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München und nahm an internationalen Drehbuch-Workshops teil. Während ihres Studiums drehte sie Dokumentarfilme, Kurzfilme und Werbespots.[3][4] Mit dem Dokumentarfilm Das Geheimnis von Deva (2007) gewann sie mehrere Auszeichnungen, unter anderem den Preis für den besten deutschen Nachwuchsfilm beim Sehsüchte International Student Film Festival in Potsdam.[5]

2011 schloss sie die Ausbildung an der HFF mit Diplom ab. Ihr Abschlussfilm Silent River feierte seine Welturaufführung auf der Berlinale 2011, wurde für den Europäischen Filmpreis 2011 als bester Kurzfilm nominiert, weltweit auf über 300 Festivals gezeigt und mit 82 internationalen Preisen ausgezeichnet.[6][7]

Lăzărescus Langfilmdebüt Die Reise mit Vater, ein historisches Roadmovie angesiedelt im Jahr 1968, hatte seine Premiere beim Internationalen Filmfestival Moskau und gleichzeitig beim Münchner Filmfest 2016.[3] Dort erhielt der Film den Spezialpreis des Förderpreises Neues Deutsches Kino; außerdem wurde er mit dem Bayerischen Filmpreis als beste Nachwuchsproduktion 2017 ausgezeichnet.[8][9] Lăzărescu wurde dafür beim Deutschen Regiepreis Metropolis für die beste Nachwuchsregie nominiert.[10] Die Süddeutsche Zeitung urteilte über den Film, Lăzărescu erzähle „mit viel Witz und Herzenswärme eine todtraurige Geschichte, die ganz nah an ihrer eigenen ist.“[11]

Ihr nächster Spielfilm, Glück ist was für Weicheier, eröffnete die Internationalen Hofer Filmtage 2018 und wurde für den Deutschen Filmpreis 2019 nominiert.[12][13] Anlässlich der Premiere in Hof bezeichnete Die Welt Lăzărescu als „große Hoffnung des deutschen Kinos.“[14]

2018 inszenierte Lăzărescu für HBO und TNT die Miniserie Hackerville[15], die 2019 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.[16] Der Spiegel schrieb in einer Rezension, Hackerville zeige „beispielhaft, wie modernes europäisches Serienfernsehen auf einem boomenden Fernsehmarkt aussehen kann“,[17] während die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Serie als „sehr stimmig“ bezeichnete: „Das Zusammenspiel vor der Kamera wirkt leicht, die Figuren erscheinen in sich schlüssig.“[18]

2019 fungierte Lăzărescu bei der Serie Wir sind die Welle als Leadregisseurin.[19] Die Netflix-Originalserie, die von Christian Becker und Dennis Gansel produziert wird, startete weltweit am 1. November 2019.[20] Dafür wurde Lăzărescu erneut für einen Grimme-Preis nominiert.[21]

2019 wurde sie Jurypräsidentin des Internationalen Festivals der Filmhochschulen München, der Nachwuchsausgabe des Münchner Filmfests.[22] Neben ihren Tätigkeiten als Regisseurin und Drehbuchautorin unterrichtet sie auch als Dozentin an verschiedenen deutschsprachigen Filmhochschulen, unter anderem der Hochschule für Fernsehen und Film München.

Anfang 2020 wurde Lăzărescu von der Branchenzeitschrift Screen International zu den acht vielversprechendsten deutschen Filmemacherinnen und Filmemachern gewählt.[23] Im selben Jahr schrieb Der Spiegel, seit ihrer Serie Wir sind die Welle gelte Lăzărescu „als Kandidatin für große, internationale Stoffe.“[24]

2021 führte sie Regie beim Finale der dritten Staffel der erfolgreichen US-amerikanischen Amazon-Prime-Serie Hanna und arbeitete mit US-Stars wie Ray Liotta, Dermot Mulroney und Mireille Enos zusammen.[25][26]

Für die an Weihnachten 2023 erscheinende Serie Davos 1917 zeichnete sie sich für alle Folgen als Regisseurin verantwortlich.[27] Die schweizerische, deutsche Koproduktion in Zusammenarbeit mit der ARD ist die budgetär bislang größte Schweizer Serie der Geschichte.[28][29]

Außerdem fungierte Lazarescu 2023 als Leadregisseurin für das erste rumänische Netflix-Original Subteran.[30] Hierbei arbeitete sie wie bei ihrem einstigen Kurzfilm-Debüt Bucuresti-Berlin mit der bekannten rumänischen Schauspielerin Ana Ularu zusammen.[31][32]

Lăzărescu ist Mitglied der Deutschen, Rumänischen und Europäischen Filmakademie.[33]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anca Miruna Lăzărescu kam 1990 mit ihren Eltern nach Deutschland und wuchs in Bad Pyrmont auf. Heute lebt sie mit ihrer Familie bei München.[34]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2004: D!ve (Dokumentarfilm)
  • 2005: Bucuresti-Berlin (Kurzfilm)
  • 2005: Fremde Kinder (TV-Dokumentarfilm)
  • 2007: The Secret of Deva (Dokumentarfilm)
  • 2009: Breathless: Dominance of the Moment (Einer von vier Kurzfilmen: „Es wird einmal gewesen sein“)
  • 2009: Es wird einmal gewesen sein (Dokumentar-Kurzfilm)
  • 2011: Silent River (Kurzfilm)
  • 2016: Die Reise mit Vater
  • 2018: Glück ist was für Weicheier
  • 2018: Hackerville
  • 2019: Wir sind die Welle (Netflix-Serie); Folge 1: Do you know that feeling?, Folge 2: What’s wrong with you? und Folge 5: The 99%[35]
  • 2021: Endlich Witwer – Forever Young
  • 2021: Hanna (Amazon-Prime Serie)
  • 2022: Herzogpark (Episode 6)[36]
  • 2023: Davos 1917 (TV-Serie)
  • 2023: Subteran (Netflix-Serie)

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anca Miruna Lazarescu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anca Miruna Lazarescu • Director of We Are the Wave. Abgerufen am 21. Juni 2021 (englisch).
  2. Curtis Brown. Abgerufen am 21. Juni 2021.
  3. a b Anca Miruna Lazarescu Biography. In: imdb.com. Abgerufen am 12. April 2019 (englisch).
  4. Hermann Weiß: Diese Regisseurin könnte die Hoffnung des deutschen Kinos sein. In: Welt Online. 22. Oktober 2018, abgerufen am 15. April 2019.
  5. Sehsucht nach „Diorama“. In: mediabiz. 30. April 2007, abgerufen am 13. April 2019.
  6. Die Jury 2019. Filmschoolfest Munich, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. August 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.filmschoolfest-munich.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Apele tac. In: IMDb. Abgerufen am 29. August 2020.
  8. Die Jury 2019. Filmschoolfest Munich, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. August 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.filmschoolfest-munich.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Die Reise mit Vater. In: IMDb. Abgerufen am 29. August 2020.
  10. Metropolis - Deutscher Regiepreis 2017. 31. Oktober 2018, abgerufen am 29. August 2020.
  11. Die Ironie der Historie. Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 29. August 2020.
  12. Hans-Ulrich Kilian: Pyrmonter Regisseurin dreht für Netflix. In: dewezet.de. Deister- und Weserzeitung, 19. November 2018, abgerufen am 15. April 2019.
  13. 2019 • Deutscher Filmpreis. Abgerufen am 29. August 2020 (deutsch).
  14. Hermann Weiß: Hofer Filmtage: Diese Regisseurin könnte die Hoffnung des deutschen Kinos sein. In: Welt Online. 22. Oktober 2018, abgerufen am 6. September 2020.
  15. „Was tut sich?“ mit Anca Miruna Lăzărescu. In: epd film Online. Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), gemeinnützige GmbH, 19. Dezember 2018, abgerufen am 15. April 2019.
  16. Hackerville (UFA Fiction/mobra films für HBO Europe/TNT Serie). In: Grimme-Preis Online. Grimme-Institut, abgerufen am 15. April 2019.
  17. Christian Buß: „Hackerville“: Cyberthriller-Serie von HBO Europe und TNT Serie. In: Spiegel Online. Abgerufen am 29. August 2020.
  18. Anna-Lena Niemann: Hacker sind auch nur Menschen. In: FAZ.net. 8. November 2018, abgerufen am 29. August 2020.
  19. Curtis Brown. Abgerufen am 6. September 2020.
  20. Die nächste deutsche Netflix-Serie: Start, Darsteller und mehr zu Wir sind die Welle. Abgerufen am 21. Oktober 2019.
  21. Grimme-Preis: „Skylines“, „Der Pass“ und Joko und Klaas sind nominiert. In: Spiegel Online. Abgerufen am 29. August 2020.
  22. Jurypräsidenten. Filmschoolfest Munich, archiviert vom Original am 26. August 2016; abgerufen am 22. März 2024.
  23. Liza Foreman: Eight emerging German filmmakers to watch in 2020. 24. Februar 2020, abgerufen am 29. August 2020 (englisch).
  24. Christian Buß, Oliver Kaever: Erfolg in Serie. In: Der Spiegel. Nr. 37, 2020 (online – „Dark“, „Oktoberfest 1900“: Der erstaunliche Erfolg deutscher Serien).
  25. Curtis Brown. Abgerufen am 21. Juni 2021.
  26. Esme Creed-Miles, Mireille Enos, Áine Rose Daly: Hanna. Amazon Studios, NBC Universal International, Tomorrow Studios, 29. März 2019, abgerufen am 25. November 2023.
  27. SRF-Spionage-Serie "DAVOS 1917" wird Mitte Dezember im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt. Abgerufen am 22. November 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  28. Jean-Claude Galli: Der Filmschatz auf der Schatzalp. In: Blick. Ringier AG Blick-Gruppe, 14. Januar 2023, abgerufen am 22. November 2023.
  29. «DAVOS 1917»: SRF mit 18-Millionen-Franken-Produktion am diesjährigen ZFF. In: Klein Report. 15. September 2023, abgerufen am 22. November 2023.
  30. F. N. E. Staff: PRODUCTION: First Romanian Original Netflix Series Subteran Starts Shooting - FilmNewEurope.com. Abgerufen am 22. November 2023 (britisches Englisch).
  31. Ana Ularu, Luminita Gheorghiu, Dan Condurache: Bucuresti-Berlin. Eikon Media GmbH, Mobra Films, 15. Februar 2005, abgerufen am 22. November 2023.
  32. Netflix begins production of Romanian series “Subteran”. 24. Oktober 2023, abgerufen am 22. November 2023 (englisch).
  33. Above The Line. Archiviert vom Original am 3. Dezember 2019; abgerufen am 22. März 2024.
  34. Daniela Gorgs: Regie ist alles. In: SZ Online. Süddeutsche Zeitung, 26. März 2011, abgerufen am 15. April 2019.
  35. Anca Miruna Lazarescu bei IMDb
  36. Anca Miruna Lazarescu | Regie, Drehbuch, Filmschnitt/-montage. Abgerufen am 22. November 2023 (deutsch).