Andreas Thiel (Satiriker)

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Andreas Thiel (2014)

Andreas Christof Thiel (* 2. Februar 1971 in Bern) ist ein Schweizer Kabarettist und Satiriker.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andreas Thiel absolvierte eine Lehre als Bauzeichner und besuchte anschliessend die Schauspielschule. 1995 machte er seinen Abschluss an der Desmond Jones School of Mime and Physical Theatre in London.[1]

Sein erstes Programm führte Thiel ab 1997 zusammen mit Jean Claude Sassine unter dem Titel Einsames Literarisches Kabarett auf.[2] Seither trat er mit mehreren Programmen auch ausserhalb des deutschen Sprachraums auf, etwa in London, Mailand, Rom, Bangkok, Hongkong, Kaohsiung, Taipeh oder Taitung.

2003 zensierte das Schweizer Fernsehen Thiel wegen einer Kritik an Israels Premierminister Ariel Scharon. Der Sender holte ihn 2005 aber wieder zurück, und er wurde bis zum Ende desselben Jahres Gastgeber der Sendung Comedy im Casino.

Thiel ist Mitbegründer und Hausmoderator des Bösen Montags im Theater am Hechtplatz in Zürich, Mitgründer des Tintensaufens in Bern und Taufpate des Internationalen Festivals für Komische Künste in Winterthur. Er ist regelmässiger Kolumnist in der Berner Zeitung, im Nebelspalter und in der Weltwoche. 2012 war er Karikaturist, von 2015 bis 2016 Kolumnist für die Zeitschrift Schweizer Monat. Seit Juni 2022 hat er eine eigene Talkshow namens Yoyogaga beim vom Journalisten Burkhard Müller-Ullrich gegründeten Webradio Kontrafunk.[3][4]

Thiel war Redner bei massnahmenkritischen Demonstrationen während der COVID-19-Pandemie in der Schweiz.[3]

Er ist Mitglied der Solothurner Schülerverbindung GV Palatia Solodorensis. Er ist verheiratet und lebt in der Schweiz.

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andreas Thiel sieht sich selbst als anarchistisch orientierten Satiriker. Er vertritt auch libertäre Ansichten. Er bezeichnet Sozialdemokraten als «Sozialisten», die die Macht anstrebten, nennt sich selbst einen freiheitsliebenden «Anarchisten» und steht staatlichen Subventionen des Kulturbetriebs kritisch gegenüber.[5] Thiel wanderte 2009 nach Island aus, da er die seiner Meinung nach hohen Steuern in der Schweiz nicht mehr zahlen wollte.[6] Steuern lehnt er als «unanständig» ab.[7]

In seiner «Streitschrift» Der Schatten des Ostens kritisiert Thiel den Koran als eine Sammlung von Hasstiraden und bezeichnet den Islam als nicht reformierbar.[8] Nach der Veröffentlichung seines Artikels in der Weltwoche war Thiel am 15. Dezember 2014 Gast in der im Schweizer Fernsehen SRF 1 ausgestrahlten Gesprächssendung Schawinski. Das Gespräch zwischen Thiel und dem Moderator Roger Schawinski wurde schnell emotional. Die beiden Protagonisten wiegelten sich im Verlauf der Sendung gegenseitig hoch, sodass der Gesprächsverlauf schnell auch beleidigend wurde. Die Sendung erzeugte ein grosses mediales Echo und verletzte nach Ansicht des Ombudsmanns der SRG Achille Casanova das Sachgerechtigkeitsgebot. Die meisten der zahlreich eingegangenen Beschwerden monierten hierbei allerdings die als polemisch empfundene Gesprächsleitung.[9]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

CDs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lavendeltreppe, Ausschnitt aus dem Programm Spiegelbild und Schatten, von und mit Andreas Thiel & Jean Claude Sassine (Musik), 2003, KB-2005-2
  • Politsatire, von und mit Andreas Thiel, aufgenommen im Februar 2005, Casinotheater Winterthur, KB-2005-1
  • Peter Stamm: Schwester Erna & Herbert – Herzen in Sturm. Mit Therese Affolter, Andreas Thiel und Annalena Fröhlich (Musik). Litera’thur, Winterthur 2006
  • Politsatire 2, von und mit Andreas Thiel und Annalena Fröhlich (Musik), aufgenommen im Frühling 2007, La Cappella Bern, KB-2007-1
  • Politsatire 3, von und mit Andreas Thiel, aufgenommen im Frühling 2009, Theater am Hechtplatz Zürich, KB-10-1
  • Macht – Politsatire 4, von und mit Andreas Thiel, aufgenommen im Herbst 2012, Theater am Hechtplatz Zürich, KB-AT-2013-9

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christoph Schneider: «Satire macht Spass. Aber sie ist ein böses Ding». In: Tages-Anzeiger. 13. Mai 2008, archiviert vom Original am 11. September 2012; abgerufen am 29. Juli 2022.
  2. Andreas Thiel (Memento vom 25. Juni 2015 im Internet Archive). Website der Künstlervermittlung kulturbau.ch, 2014, abgerufen am 4. August 2015.
  3. a b Fabian Eberhard: AfD-nahes Radio hat Sitz in der Schweiz. In: Blick.ch. 10. Juli 2022, abgerufen am 29. Juli 2022.
  4. Andreas Tobler: Kontroverse um Internetradio: Andreas Thiel beklagt sich über «Diskriminierung» und «Rufmord». In: zsz.ch. 28. Juli 2022, abgerufen am 29. Juli 2022.
  5. Christoph Lenz: «Ich bin nicht links, darum». In: Der Bund. 1. September 2011, abgerufen am 4. August 2015.
  6. Andreas Thiel: Satiriker Andreas Thiel über seine frühere Wahlheimat. Isländer stehen kaum auf und fallen nie um. In: Blick. 25. Juni 2016.
  7. David Eugster: Die Angst des Satirikers vor der Peitsche. In: Die Wochenzeitung. 3. Juli 2014, abgerufen am 4. August 2015.
  8. Andreas Thiel: Der Schatten des Ostens (Memento vom 13. Oktober 2017 im Internet Archive). In: Weltwoche. Nr. 48, 2014, abgerufen am 4. August 2015.
  9. «Schawinski» verletzt Sachgerechtigkeitsgebot mehrfach. In: persoenlich.com. 27. Januar 2015, abgerufen am 29. Januar 2015.