Androide

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Actroid-DER, ein an der Universität Osaka entwickelter Androide

Androide – auch Android – (abgeleitet von altgriechisch ἀνήρ anḗr „Mensch, Mann“ und εἶδος eîdos „Aussehen“, „Gestalt“ → „einem Menschen (oder Mann) ähnlich“) ist die Bezeichnung für ein Maschinenwesen bzw. einen Roboter, der einem Menschen täuschend ähnlich sieht und sich menschenähnlich verhält. Ein Androide ist somit ein spezieller humanoider Roboter. Ein humanoider Roboter in Form einer Frau wird gelegentlich auch Androidin oder Gynoid(e) (griechisch γυνή gynḗ „Frau“) genannt.

Im Gegensatz zum Cyborg, einer Mischform aus Mensch und Maschine oder einem Menschen mit künstlichen (Körper-)Teilen, sind Androiden rein künstliche Geschöpfe ohne menschliche oder tierische Bestandteile.[1]

Definition von Android / Gynoid[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Androiden unterscheiden sich von anderen humanoiden Robotern vor allem durch einen menschenähnlicheren Körperbau und menschliche Gesichtszüge. Idealerweise besteht der Androide aus Material, das menschlichem Gewebe ähnelt, einschließlich einer der Haut entsprechenden Hülle.[2][3]

Androiden sind zwar Roboter, sehen Menschen aber nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sondern imitieren darüber hinaus menschliches Verhalten und reagieren auf Reize. Sie verfügen über alle sichtbaren Körperteile sowie künstliche Haut, und die Technik im Inneren ist von außen nicht sichtbar. Im Vergleich zum humanoiden Roboter sind Androiden somit nicht nur deutlich weiter entwickelt, sondern auch unauffälliger. Eine höhere Akzeptanz durch Menschen, die mit Androiden Umgang pflegen, ist als Folge dieses Designs beabsichtigt.[1]

Kopf eines Androiden (Projekt von Hanson Robotics)

Zur Akzeptanz von Androiden durch Menschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine abstraktere Unterscheidung zwischen Androiden und anderen humanoiden Robotern erfolgt durch die Betrachtung des Uncanny-Valley-Phänomens.[4][5]

Misst man die Akzeptanz, die ein menschlicher Beobachter menschenähnlichen Robotern entgegenbringt, so lässt sich Folgendes feststellen: Wenn humanoide Roboter deutlich als solche zu erkennen sind und menschliche Eigenschaften aufweisen, wird dies von Menschen als angenehm und positiv empfunden. Nimmt die Menschenähnlichkeit aber weiter zu, dann beginnt der Beobachter, die vermeintlichen Defizite (in der Bewegungsfähigkeit, bei der Sprache etc.) nach tatsächlichen menschlichen Maßstäben zu beurteilen und die Akzeptanz nimmt ab: das Uncanny Valley, das „unheimliche Tal“.[6]

Der hier dargestellte Effekt besagt somit, dass ein echter Mensch ein nicht menschliches Gegenüber solange toleriert, wie der Humanoid entweder klar als nicht-menschlich erkennbar ist oder nicht durch Künstlichkeit in Optik oder (überangepasstes) Verhalten auffällt. Erst wenn ein Humanoid Aussehen und Verhalten des Menschen perfekt imitiert, ist die Schwelle zum Androiden überschritten. Der Androide Data aus der Serie Star Trek ist ein Beispiel für einen fast perfekten Androiden.[1]

Die Androide der Alien-Filme sind z. B. nur noch erkennbar, wenn sie verletzt sind und ihr milchartiges, weißes „Blut“ austritt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Androide wurde bereits um 1740 von Eberhard David Hauber verwendet. Laut Hauber hat Gabriel Naudé den Begriff für eine sprechende Bildsäule von Albertus Magnus verwendet.[7] Im 19. Jahrhundert wurden Automaten wie Jacques de Vaucansons Flötenspieler oder auch der Schachtürke als Androiden bezeichnet.[8] Auch Pierre Jaquet-Droz hatte zwischen 1770 und 1774 drei Androiden konstruiert, die Jaquet-Droz-Automaten. Geforscht wurde zu dieser Zeit auch an sprechenden Maschinen, etwa durch Friedrich von Knauss, Johann Valentin Merbitz und Wolfgang von Kempelen. Die Konstruktion eines Sprachautomaten gelang jedoch nicht. Als der Schachtürke als Fälschung entlarvt wurde, ließ auch das Interesse an menschenähnlichen Automaten nach.

In der Literatur wurden menschenähnliche Roboter im frühen 19. Jahrhundert bei Jean Paul (Der Maschinenmann) und E. T. A. Hoffmann (Der Sandmann, Die Automate) thematisiert. Von Julius Stettenheim wurde 1895 (Muckenich’s Reden und Thaten) auch der Begriff Androide verwendet.

Seit dem 20. Jahrhundert werden Androiden regelmäßig in der Science-Fiction-Literatur und der Futurologie beschrieben. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden auch wieder reale Androiden, wie der Repliee Q1 (2003), entwickelt.

Ever-2-Gynoide vom Korea Institute of Industrial Technology in Südkorea haben die Fähigkeit zu singen

Androide Forschungsroboter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Repliee Q1, Universität Osaka
  • Nadine[9] (Vorstellung 2016), Konstrukteurin: Nadia Magnenat-Thalmann, Nanyang Technology University, Singapur
  • Maria Bot[10][11], (Vorstellung 2020), Konstrukteur: William „Billy“ Barry, Notre Dame de Namur University, USA
  • Ameca[12][13] (Vorstellung 2021), Konstrukteur: Engineered Arts, Großbritannien

Androiden in der Science-Fiction[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Androiden sind nicht nur wegen ihres dramaturgischen Potentials beliebte Elemente der Science-Fiction. Auch ihre einfache Darstellung durch menschliche Schauspieler machte sie in der Vergangenheit zu attraktiven Figuren für Film und Fernsehen.

Generell lässt sich dabei eine Entwicklung in der Darstellung der künstlichen Menschen erkennen. Während in den 1950er und 1960er Jahren Androiden vor allem rein logisch denkende, vollkommen emotionslose und damit bedrohliche Wesen waren, wurden sie in den folgenden Jahrzehnten zunehmend menschlicher dargestellt. Obwohl sie weiterhin häufig als Antagonisten auftraten, waren sie zunehmend emotionalere Feinde, die Liebe und Hass, Zuneigung und Verachtung empfinden konnten.

Besonders konsequent zeigt sich diese Entwicklung in den Star-Trek-Serien. Während in der Originalserie Raumschiff Enterprise (TOS, 1966–1969) Androiden und künstliche Intelligenzen durchgehend als gefühllose Bedrohung dargestellt wurden, trat in Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (TNG, 1987–1994) mit Data ein Android als Besatzungsmitglied und Sympathieträger auf, der in einigen Folgen und in den Star-Trek-Kinofilmen sogar (durch einen „Emotions-Chip“) über Emotionen verfügt. Wenn man den holographischen Arzt aus Star Trek: Raumschiff Voyager (VOY, 1995–2001) trotz seines nicht dauerhaft physischen Körpers als Androiden auffasst, bildet er den Abschluss dieser Entwicklung der Androiden hin zum Menschlichen. Der Android ist nicht mehr nur – wie zuvor bereits Data – rechtlich und sozial mit den humanoiden Besatzungsmitgliedern gleichgestellt, sondern verfügt auch charakterlich über eine vollkommen menschliche Persönlichkeit mit allen Begleiterscheinungen wie Ärger oder Eitelkeit.

Häufig werden Androiden als eine äußerlich fast perfekte Imitation des Menschen dargestellt, weswegen sie von anderen Charakteren nicht als Android erkannt werden. In Battlestar Galactica (2003) geht die physikalische und selbst psychische Ähnlichkeit bis zu dem Punkt, an dem die Androiden über sich selbst nicht wissen, dass sie Androiden sind. Im Director’s Cut von Blade Runner (1982) ist es nicht eindeutig, ob es sich bei dem Protagonisten um einen Androiden handelt oder nicht. Selbst dem Zuschauer bleibt die Wahrheit verborgen.

Beispiele in Film und Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film- oder Serientitel Jahr Namen der Androiden
2046[14] 2004 Android im Zug (Faye Wong)
A. I. – Künstliche Intelligenz[15] 2001 David Swinton, Gigolo Joe, Sheila
A.I. Rising[16] 2018 Nimani
Alien: Covenant 2017 David, Walter
Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt[17] 1979 Ash
Alien – Die Wiedergeburt[18] 1997 Annalee Call
Alien 3[19] 1992 Bishop
Aliens – Die Rückkehr[20] 1986 Bishop
Andromeda 2000–2005 Rommie, Doyle u. a.
Armitage III, Armitage III – Poly Matrix
Armitage III – Dual Matrix
1994/1997
2002
Naomi Armitage
Astro Boy 1963 Astro Boy
Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat 1997 Fembots
A World Beyond 2015 Athena
Battlestar Galactica 2003 Zylonen
Blade Runner[21] 1982 Replikanten
Cherry 2000 1987 Cherry
Chobits 2002 Chi
Dark Matter 2015–2017 Android
Der 200 Jahre Mann 2000 Andrew Martin
Der Android 1982 Max 404
Der elektronische Doppelgänger 1979 Elektronik
Die Androiden – Sie sind unter uns 1986
Die Frauen von Stepford[22] 1975
Ex Machina 2015 Ava
Futureworld – Das Land von Übermorgen 1976 Revolverheld u. a.
Ich bin dein Mensch 2021 Tom
Mahoromatic 2010–2012 Mahoro
Metropolis 1927 Maria/Maschinenmensch
Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. 2016/17 AIDA
Passengers 2016 Arthur der Barkeeper
Plastic Memories 2015 Giftia
Prometheus – Dunkle Zeichen[23] 2012 David
Ein Computer wird gejagt (The Questor Tapes, auch Ein Android wird gejagt) 1974 Questor
Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert 1987–1994 Data/B-4/Lore
Real Humans – Echte Menschen 2012
Schach dem Roboter 1975
Spuk von draußen 1987 Opa Rodenwald
Screamers – Tödliche Schreie 1995 David und Jessica
Star Trek: Picard 2020–2023 Dahj/Soji Asha und weitere Androiden des Planeten Coppelius
Terminator 1984 Terminator T-800
Terminator 2 – Tag der Abrechnung[24] 1991 Terminator T-800 und T-1000
Terminator 3 – Rebellion der Maschinen 2003 Terminator T-850 und T-X
Terminator – Die Erlösung 2009 Terminator T-600, T-700 und T-800
Terminator Genisys 2015 Terminator T-3000 und T-5000
The Trouble with Being Born 2020 Elli
The Umbrella Academy 2019 Mutter/Grace
Westworld (Film) 1973 Gunslinger
Westworld (Fernsehserie) 2016–2022 Dolores, Maeve u. a.
The Whispering Star 2015 Yoko Suzuki

Rechtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland ist gemäß § 131 des Strafgesetzbuches (StGB) die Darstellung von Gewalt gegen „menschenähnliche Wesen“ seit dem 1. April 2004 jener gegen Menschen gleichgestellt. Damit ist auch die Darstellung von Gewalt gegen Androiden, die unter diesen Begriff fallen, strafbar, sofern sie „grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten“ gegen diese „in einer Art schildern, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten ausdrückt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletzenden Weise darstellt“.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Philip K. Dick: Blade Runner. Heyne, ISBN 3-453-21728-4.
  • Robert Silverberg (Hrsg.): The Androids Are Coming: Philip K. Dick, Isaac Asimov, Alfred Bester, and More. ISBN 1-58715-240-1.
  • Michaela Krützen: Der perfekte Vater und der ideale Sohn. Zwei Maschinenmenschen im Film. In: Neue Rundschau, 114. Jahrgang, 2003, Heft 1, S. 36–46.
  • Frank Wittig: Maschinenmenschen: zur Geschichte eines literarischen Motivs im Kontext von Philosophie, Naturwissenschaft und Technik. Königshausen & Neumann, 1997. ISBN 978-3-8260-1242-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Android – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Androiden, Cyborgs, Humanoiden – alles Roboter? Automat, abgerufen am 22. Mai 2021.
  2. Jeff Prucher: Brave new words: the Oxford dictionary of science fiction. Oxford University Press, 2007, ISBN 978-0-19-530567-8, S. 6–7 (englisch, google.com [abgerufen am 22. November 2011]).
  3. Tim Van Der Horst: Anthropologische und Ethische Aspekte Von Ki-Technologien. 2009, S. 14.
  4. Masahiro Mori: Das unheimliche Tal. Übersetzung aus dem Japanischen: Karl F. MacDorman, Valentin Schwind. In: Konstantin Daniel Haensch, Lara Nelke, Matthias Planitzer (Hrsg.): Uncanny Interfaces. Textem Verlag, Hamburg 2019, ISBN 978-3-86485-217-6, S. 212–219.
  5. Karl F. MacDorman: Masahiro Mori und das unheimliche Tal: Eine Retrospektive. In: Konstantin Daniel Haensch, Lara Nelke, Matthias Planitzer (Hrsg.): Uncanny Interfaces. Textem Verlag, Hamburg 2019, ISBN 978-3-86485-217-6, S. 220–234.
  6. Masahiro Mori, Karl F. MacDorman, Norri Kageki: The Uncanny Valley. In: IEEE Robotics & Automation Magazine. Band 19, 2012, S. 98–100, doi:10.1109/MRA.2012.2192811 (autorisierte Wiederveröffentlichung).
  7. Eberhard David Hauber: Der Android des Albertus Magnus. Auszug (Memento vom 14. April 2014 im Internet Archive) auf physiologus.de
  8. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. F. A. Brockhaus, Leipzig 1833.
  9. Janet Burns: Meet Nadine, Singapore’s New Android Receptionist. Abgerufen am 20. Oktober 2021 (englisch).
  10. Robot for Good-Maria Bot, The World’s 1st AI Teaching Assistant: Available for Live & Virtual Tech, Education and Corporate Keynote Talks. Abgerufen am 18. Dezember 2021 (englisch).
  11. Dian Schaffhauser: AI Android Teaching Assistant Gives Students Hands-on Robotics Experience. In: Campus Technology. 24. Februar 2020, abgerufen am 18. Dezember 2021 (englisch).
  12. Ameca. In: Engineered Arts. Abgerufen am 17. Dezember 2021 (englisch).
  13. Roboter »Ameca« in Aktion: Ziemlich menschlich – oder gruselig? In: Der Spiegel. 4. Dezember 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 17. Dezember 2021]).
  14. 2046. Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.
  15. A. I. – Künstliche Intelligenz. Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.
  16. A.I. Rising. Moviepilot, abgerufen am 25. September 2021.
  17. Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.
  18. Aliens – Die Wiedergeburt. Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.
  19. Alien 3. Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.
  20. Aliens – Die Rückkehr. Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.
  21. Blade Runner. Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.
  22. In der Neuverfilmung 2004 sind die Frauen hingegen Cyborgs.
  23. Prometheus Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.
  24. Terminator 2 – Tag der Abrechnung. Moviepilot, abgerufen am 3. Juni 2021.