Anne de Foix-Candale

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Anne de Foix-Candale, Königin von Böhmen und Ungarn, Meister des Leitmeritzer Altars, Wandmalerei in der Hl. Wenzels-Kapelle, St.-Veits-Dom, Prag, um 1509

Anne de Foix-Candale (* 1484; † 26. Juli 1506 in Ofen) war eine französische Gräfin aus dem Haus Grailly und durch Heirat Königin von Böhmen und Ungarn.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anne war eine Tochter des Grafen Gaston II. de Foix-Candale und dessen ersten Ehefrau Catharine, die wiederum eine Tochter des Grafen Gaston IV. von Foix und der Königin Eleonore von Navarra war. Sie entstammte väterlicherseits einer Nebenlinie des Hauses Grailly, welches zu Beginn des 15. Jahrhunderts in den Besitz der Grafschaft Foix gelangte. Annes Mutter entstammte der Hauptlinie der Graillys, welche diese Grafschaft innehatte und war demzufolge eine Cousine von Annes Vater.

Nach dem Tod ihres Vaters 1500 fand Anne Aufnahme am Hof des Königs Ludwig XII. von Frankreich. Sie war eine Cousine der Königin Anne de Bretagne, die eine Patin Annes war.

Auf Wunsch König Ludwigs XII. wurde Anne am 29. September 1502 in Stuhlweißenburg mit König Wladislaw II. von Böhmen und Ungarn, Sohn des polnischen Königs Kasimir IV. Andreas und der Erzherzogin und ungarischen Prinzessin Elisabeth von Habsburg verheiratet. Gleichzeitig wurde sie dort zur Königin von Ungarn gekrönt.[1] Ludwig XII. gab ihr eine Mitgift von 40.000 Dukaten mit in die Ehe. Er beabsichtigte mit dieser Ehe, den Fortbestand der Jagiellonen-Dynastie in Böhmen und Ungarn zu bewahren, um damit den Erbfall des Hauses Habsburg, dem Rivalen Frankreichs um die Vorherrschaft in Europa, in diesen beiden Königreichen zu verhindern.

Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor[2]

  • Anna (* 1503; † 1547), Erbin von Böhmen und Ungarn
⚭ 1515 Ferdinand I. (* 1503; † 1564), Erzherzog von Österreich und deutsch-römischer König
  • Ludwig II. (* 1506; † 1526), letzter böhmischer und ungarischer König aus dem Geschlecht der Jagiellonen
⚭ 1515 Erzherzogin Maria von Österreich (* 1505; † 1558)

Königin Anna starb an den Folgen der Geburt ihres Sohnes und wurde erst in Ofen, danach mit ihrem Ehemann 1516 in Stuhlweißenburg bestattet.[3] Aufgrund eines Abkommens ihres Ehemannes mit König Maximilian I. vom 20. März 1506, welches am 22. Juli 1515 in der Wiener Doppelhochzeit mündete, sollten die Absichten des französischen Königs vereitelt werden. Denn mit dem erbenlosen Tod ihres Sohnes in der Schlacht bei Mohács (1526) sollten die Habsburger über Annes gleichnamige Tochter dennoch in den Besitz der Kronen von Ungarn und Böhmen gelangen, wo sie bis 1918 verblieben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Raoul Anthony: Identification et Etude des Ossements des Rois de Navarre inhumés dans la Cathédrale de Lescar, Paris, Masson, 1931
  • Lajos Kropf: Anna királyné, II. Ulászló neje (Königin Anne de Foix-Candale, die Gemahlin von Wladislaw II). In: Századok (Fachzeitschrift Jahrhundert) 29. S. 689–709. 1895.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe Kropf (1895)
  2. Königin Anna war niemals in Böhmen, ihre Kinder sind nicht in Prag geboren.
  3. Siehe Kropf (1895)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

VorgängerAmtNachfolger
Beatrix von AragónKönigin von Böhmen
1502–1506
Maria von Österreich
Beatrix von AragónKönigin von Ungarn
1502–1506
Maria von Österreich