Anthony Hopkins

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Hopkins auf dem Toronto International Film Festival (2010)

Sir Philip Anthony Hopkins, CBE (* 31. Dezember 1937 in Margam, Port Talbot, Glamorgan, Wales) ist ein walisischer Schauspieler und zweifacher Oscar-Preisträger. Weltweit bekannt wurde er durch seine Darstellung der Romanfigur Hannibal Lecter von Thomas Harris.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anthony Hopkins wuchs mit seiner Mutter Muriel und seinem Vater Richard Arthur in einer kleinen Wohnung über der familieneigenen Bäckerei auf. Nach eigenen Aussagen war er ein Einzelgänger. Als Legastheniker hatte er es während seiner Schulzeit auf der Port Talbot Central School schwer und war nicht sehr beliebt. Im Alter von zwölf Jahren schickten ihn seine Eltern ins West Monmouth Internat in Pontypool. Für die letzten vier Schuljahre wechselte er auf die Cowbridge Grammar School.

Schon früh interessierte sich Anthony Hopkins fürs Kino und war begeistert von Schauspielern wie Humphrey Bogart oder James Cagney. Sein besonderes Vorbild war Richard Burton, der nur einige Straßen von Hopkins entfernt gewohnt hatte.

Nach seinem Schulabschluss hielt er sich mit kleinen Jobs über Wasser, bis er 1958 zur Royal Artillery eingezogen wurde, wo er als Kanonier diente. Danach zog Hopkins zurück zu seinen Eltern, die mittlerweile in Laleston, in der Nähe von Bridgend, wohnten. Er beschäftigte sich weiterhin mit dem Theater und wirkte in mehreren Stücken mit. 1960 hatte er seinen ersten bezahlten Auftritt in Have a Cigarette im Palace Theatre und erhielt einen der begehrten Studienplätze an der Royal Academy of Dramatic Art in London, wo er 1963 seine Ausbildung abschloss.

Schauspielerkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1965 wurde Hopkins von Laurence Olivier ans Royal National Theatre engagiert. Zum Vorsprechen wählte er eine Passage aus Othello, jener Rolle, mit der Olivier seinerzeit seit etwa einem Jahr in den Kinos zu sehen war. 1966 spielte er im Film The White Bus von Lindsay Anderson, am National Theatre machte er sich einen Namen als Bühnenschauspieler in den Stücken The Flea In Her Ear, Juno And The Paycock, The Provincial Life und Three Sisters. Als 1967 Laurence Olivier während der Spielzeit von Dance Of Death erkrankte, sprang Hopkins für ihn ein. In Folge stand Hopkins in einer ursprünglichen Version von Shakespeares Wie es euch gefällt mit ausschließlich männlichen Darstellern als „Audrey“ auf der Bühne. Zudem spielte er den jungen Richard Löwenherz in Der Löwe im Winter. Der Film wurde mit drei Oscars ausgezeichnet (Bestes Drehbuch, Beste Musik und Katharine Hepburn als beste Hauptdarstellerin). Hopkins war für seine Rolle für den Britischen Filmpreis nominiert.

Ab 1967 litt Hopkins unter Alkoholproblemen, und die zunehmende Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit machte dem Einzelgänger zu schaffen. Er stand vermehrt vor der Kamera und spielte unter anderem in John le Carrés Agententhriller Krieg im Spiegel und den Claudius in Shakespeares Hamlet mit Nicol Williamson. Im Jahr 1971 erhielt Hopkins seine erste Hauptrolle in einem Actionfilm: In Das Mörderschiff nach dem Roman von Alistair MacLean verkörperte er den Geheimagenten Philip Calvert, der gegen Piraten an der schottischen Küste antritt. Kurz darauf wurde Hopkins von Richard Attenborough entdeckt, der ihn „den besten Schauspieler seiner Generation“ nannte und ihn für fünf seiner Filme besetzte. 1973 gewann Hopkins den British Academy Television Award der Society of Film and Television Arts für seine Rolle in der Fernseh-Miniserie Krieg und Frieden. Während dieser Zeit nahmen seine Alkoholprobleme zu. Nachdem er am 29. Dezember 1975 jedoch irgendwo erwachte und keine Ahnung hatte, wo er war und wie er dahin gekommen sei, gab er das Trinken auf.

1974 sah man ihn er an der Seite von Goldie Hawn in Das Mädchen von Petrova als KGB-Agenten, der die Liebschaften zwischen einer Ballerina und einem US-Journalisten verhindern soll. Für seine Darstellung als Bruno Richard Hauptmann in Die Entführung des Lindbergh-Babys gewann er 1976 seinen ersten Emmy. In dem Geiseldrama Unternehmen Entebbe spielte er die Rolle des israelischen Premierministers Jitzchak Rabin, in Die Brücke von Arnheim die des Lieutenant Colonel John Frost. Für den 1978 gedrehten Horrorfilm Magic – Eine unheimliche Liebesgeschichte war er ein weiteres Mal für den BAFTA und einen Golden Globe Award nominiert. Ebenfalls 1978 spielte Hopkins in dem Film Alles Glück dieser Erde den Trainer des Britischen Olympia-Reiterteams Captain Johnson. Bei dem Film handelt es sich um eine frei gestaltete Fortsetzung des Films Kleines Mädchen, großes Herz mit Liz Taylor.

Anthony Hopkins mit Isabella Rossellini bei den Dreharbeiten zu John Schlesingers … und der Himmel steht still (1993)

Anfang der 1980er Jahre entstanden so erfolgreiche Filme wie Der Elefantenmensch von David Lynch wie auch Der Bunker. Für seine Darstellung Adolf Hitlers in dem Kriegsdrama erhielt Hopkins einen Emmy. Erfolgreich spielte er auch die Titelrollen in Othello und Der Glöckner von Notre Dame mit Lesley-Anne Down als Esmeralda. 1984 verkörperte er neben Mel Gibson den Kapitän William Bligh in Die Bounty. Mitte der 1980er Jahre kehrte Hopkins nach England zurück. Dort spielte er unter anderem 1987 neben Anne Bancroft und Judi Dench den Buchhändler Frank Doel in dem Filmdrama Zwischen den Zeilen sowie in Graham Greenes Der 10. Mann.

Erst ab 1990 drehte Hopkins wieder in Hollywood. In der Walt-Disney-Fernsehproduktion Große Erwartungen nach Charles Dickens besetzte man ihn 1991 in der Rolle des Abel Magwitch. Im gleichen Jahr erhielt Hopkins dann das Angebot seines Lebens: Der Regisseur Jonathan Demme suchte einen Schauspieler für die Rolle eines Psychopathen, nachdem Gene Hackman, Robert Duvall, Brian Cox und Jeremy Irons bereits abgelehnt hatten. So besetzte er Hopkins für die Rolle, mit der man diesen fortan immer in Verbindung bringen würde: der des Dr. Hannibal Lecter. In Das Schweigen der Lämmer unterstützt Hopkins als Psychopath die FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) bei ihrer Jagd nach einem Serienkiller. Für diese Rolle erhielt Hopkins, der im gesamten Film nur etwas mehr als 16 Minuten zu sehen war, einen Oscar als bester Hauptdarsteller. Der große Erfolg des Films machte Hopkins endgültig zum Star und etablierte ihn als einen der weltweit führenden Charakterdarsteller. Auch in der Fortsetzung Hannibal und im Prequel Roter Drache spielte Hopkins die Rolle des Hannibal Lecter. Im Film Hannibal Rising – Wie alles begann wird er durch Gaspard Ulliel ersetzt, da dort die Jugend Hannibals beschrieben wird.

In kurzer Zeit entstanden weitere erfolgreiche Filme, darunter Der Prozeß nach dem Roman von Franz Kafka, Bram Stoker’s Dracula unter der Regie von Francis Ford Coppola sowie Wiedersehen in Howards End nach E. M. Forster. In John Schlesingers Und der Himmel steht still, nach dem Roman Unschuldige von Ian McEwan, spielte er einen amerikanischen Geheimagenten im von Sowjets besetzten Teil Berlins, der sich in die falsche Frau verliebt. Bei dem für acht Oscars nominierten Drama Was vom Tage übrig blieb galt eine der Nominierungen Hopkins’ Darstellung des sich aufopfernden Butler Stevens. Der Film Shadowlands, in dem er 1993 neben Debra Winger – erneut unter der Regie von Richard Attenborough – den Autor der Narnia-Chroniken C. S. Lewis porträtierte, hatte Lewis’ Beziehung zu der amerikanischen Schriftstellerin Joy Davidman zum Thema. Hierfür wurde Hopkins mit einem BAFTA Award ausgezeichnet. In Legenden der Leidenschaft übernahm er die Rolle eines Ranchers in Montana in der Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs, dessen Söhne (Brad Pitt und Aidan Quinn) sich in dieselbe Frau verlieben.

Für Oliver Stones Nixon-Verfilmung erhielt er eine weitere Oscar-Nominierung für seine Darstellung des amerikanischen Präsidenten. Unter dem Titel August verfilmte Hopkins Tschechows Theaterstück Onkel Wanja, in dem er auch die Hauptrolle spielte. Die Handlung verlegte er nach Nordwales in das Jahr 1896. Für seinen Auftritt in Steven Spielbergs Amistad als Präsident John Quincy Adams war er ein weiteres Mal für einen Oscar nominiert. Nach dem Kinohit Die Maske des Zorro, in dem Hopkins als älterer Zorro seinen Nachfolger (Antonio Banderas) instruiert, spielte er in Rendezvous mit Joe Black einen dem Tod geweihten Großunternehmer. 2007 spielte er neben Ryan Gosling in Gregory Hoblits Thriller Das perfekte Verbrechen. 2013 verkörperte er den Regisseur Alfred Hitchcock in dem Biopic Hitchcock (Alfred Hitchcock and the Making of Psycho).

Seine fünfte Oscar-Nominierung erhielt Hopkins im Jahr 2020 für die Nebenrolle des Papstes Benedikt XVI. in Fernando Meirelles Drama Die zwei Päpste. Ein zweiter Oscar sowie sein insgesamt vierter British Academy Film Award folgten ein Jahr später für seine Hauptrolle eines demenzkranken Vaters in der Theaterverfilmung The Father des französischen Autors und Regisseurs Florian Zeller. Hopkins Oscar-Sieg wurde von vielen als Überraschung bewertet, da man eigentlich davon ausgegangen war, dass der postum nominierte US-Amerikaner Chadwick Boseman (Ma Rainey’s Black Bottom) die Auszeichnung erhalten würde. Auch war der britische Schauspieler nicht zur Verleihung angereist, die während der COVID-19-Pandemie stattfand. Er ist der bis dahin älteste Schauspieler, der die Auszeichnung als bester Hauptdarsteller zuerkannt bekam.[1]

Komponist[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zu seinem Film August von 1996 komponierte Hopkins auch den musikalisch klassisch gehaltenen Soundtrack.
  • Am 2. Juli 2011 wurde der Walzer And the Waltz goes on, den Hopkins 47 Jahre zuvor komponiert hatte, von André Rieu mit dem Johann Strauss Orchester im Schloss Belvedere in Wien uraufgeführt. Hopkins und seine Ehefrau waren dabei anwesend.[2]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hopkins war von 1967 bis 1972 mit Petronella Barker verheiratet, mit der er eine Tochter hat, die 1968 geborene Schauspielerin und Musikerin Abigail Hopkins. Am 13. Januar 1973 heiratete er Jennifer Lynton, die Ehe wurde am 30. April 2002 geschieden. Seit dem 1. März 2003 ist er mit der Schauspielerin Stella Arroyave verheiratet, in deren 2020 auf Amazons Prime Video veröffentlichtem Regiedebüt Elyse er eine Hauptrolle übernahm.[3]

Deutsche Synchronsprecher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den vergangenen Jahrzehnten wechselten Hopkins’ Synchronstimmen häufig. In den 1990er Jahren lieh ihm hauptsächlich Rolf Schult seine Stimme – unter anderem in Das Schweigen der Lämmer. Ab Anfang 2000 bis 2021 war Joachim Kerzel, der Hopkins zwischen 1978 und 1997 bereits unregelmäßig sprach, seine deutsche Standardstimme. Hartmut Reck sprach Hopkins ebenfalls in einigen Filmen.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Schauspieler
Als Regisseur
Als Produzent
Als Komponist
  • 1996: August

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anthony Hopkins (1996)

Oscar

  • Auszeichnung
1992: Bester Hauptdarsteller für Das Schweigen der Lämmer
2021: Bester Hauptdarsteller für The Father[5]
  • Nominierungen
1994: Bester Hauptdarsteller für Was vom Tage übrig blieb
1996: Bester Hauptdarsteller für Nixon
1998: Bester Nebendarsteller für Amistad
2020: Bester Nebendarsteller für Die zwei Päpste

Golden Globe Award

  • Auszeichnung
2006: Golden Globe Award für sein Lebenswerk (Cecil B. deMille Award)
  • Nominierungen
1979: Bester Hauptdarsteller – Drama für Magic – Eine unheimliche Liebesgeschichte
1989: Bester Hauptdarsteller – Miniserie oder Fernsehfilm für Der 10. Mann
1992: Bester Hauptdarsteller – Drama für Das Schweigen der Lämmer
1994: Bester Hauptdarsteller – Drama für Was vom Tage übrig blieb
1996: Bester Hauptdarsteller – Drama für Nixon
1998: Bester Nebendarsteller für Amistad
2020: Bester Nebendarsteller für Die zwei Päpste
2021: Bester Hauptdarsteller – Drama für The Father

Emmy

  • Auszeichnungen
1976: Hervorragender Hauptdarsteller („Outstanding Lead Actor“) für Die Entführung des Lindbergh-Babys
1981: Hervorragender Hauptdarsteller („Outstanding Lead Actor“) für Der Bunker

BAFTA

  • Auszeichnungen
1992: Bester Hauptdarsteller für Das Schweigen der Lämmer
1993: Bester Hauptdarsteller für Was vom Tage übrig blieb
2008: Ehrenpreis der British Academy of Film and Television Arts
2021: Bester Hauptdarsteller für The Father
  • Nominierungen
1969: Bester Nebendarsteller für Der Löwe im Winter
1979: Bester Hauptdarsteller für Magic – Eine unheimliche Liebesgeschichte
1994: Bester Hauptdarsteller für Shadowlands

Europäischer Filmpreis

Weitere Auszeichnungen

Dokumentarfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hannibal Hopkins & Sir Anthony. 52 Min. Drehbuch und Regie: Clara Kuperberg, Julia Kuperberg. Frankreich 2020.[7][8]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anthony Hopkins – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anthony Hopkins hat seinen Oscargewinn verschlafen. In: spiegel.de, 26. April 2021 (abgerufen am 27. April 2021).
  2. André Rieu premieres Anthony Hopkins waltz in Vienna. Abgerufen am 12. November 2022 (deutsch).
  3. Ramin Setoodeh: How Stella Hopkins Made Her Directorial Debut with ‘Elyse,’ a Movie With a Message About Mental Illness. In: Variety. 27. Januar 2021, abgerufen am 30. Januar 2021 (englisch).
  4. HopkinsVille. Abgerufen am 5. Januar 2023.
  5. Steve Dove: Oscar Nominations 2021 List: Nominees by Category. In: abc.com, 15. März 2021 (abgerufen am 15. März 2021).
  6. Europäischer Filmpreis geht an „Quo Vadis, Aida?“ In: ORF.at. 11. Dezember 2021, abgerufen am 11. Dezember 2021.
  7. Hannibal Hopkins & Sir Anthony. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 18. Dezember 2022.
  8. Hannibal Hopkins & Sir Anthony. In: Arte.tv. Abgerufen am 18. Dezember 2022.