Anwanden (Zirndorf)

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Anwanden
Stadt Zirndorf
Koordinaten: 49° 25′ N, 10° 56′ OKoordinaten: 49° 24′ 31″ N, 10° 55′ 52″ O
Höhe: 355 m ü. NHN
Einwohner: 646 (2007)
Postleitzahl: 90513
Vorwahl: 0911
Anwanden Ortsstraße
Panorama Nord

Anwanden (fränkisch: Oh-wandn[1]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Zirndorf im mittelfränkischen Landkreis Fürth in Bayern.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unmittelbar nördlich des Dorfes fließt der Kreuzbach (im Unterlauf Asbach genannt), der ein linker Zufluss der Rednitz ist. Der Ort ist von Acker- und Grünland und kleineren Waldgebieten umgeben. 0,75 km südlich befindet sich die Anhöhe Gaukelesberg (386 m ü. NHN). Die Kreisstraße FÜ 14 führt nach Lind (1,5 km nördlich) bzw. nach Sichersdorf (1,7 km südlich). Die FÜ 22 führt am Wolfgangshof vorbei nach Weitersdorf (1,6 km südwestlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Rehdorf (1,5 km östlich).[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Berg’schen Reichslehenbuch wurde 1396 bestätigt, dass ein Kundradus Fütter „ain gut zu Antwanten“ besitzt. Das war die erste urkundliche Erwähnung. Der Ortsname leitet sich vom althochdeutschen Wort „anwande“ (=Ackerbeet) ab.[4]

„Abantten“ gehörte 1430 bereits zur Pfarrei Zirndorf und der römisch-deutsche König Maximilian I. gab 1495 ein Gut als Lehen an einen Bernhard Müller. Obwohl Anwanden 1555 bereits kirchlich zu Zirndorf zählte, mussten die Anwandener den Getreidezehnt an den Domkapitel in Eichstätt abgegeben, weil Zirndorf noch Eigenkirche von Eichstätt gewesen ist. Von vor 1577 bis 1615 gehörte die Grundherrschaft Anwanden der Nürnberger Familie Dietherr von Anwanden, die wahrscheinlich um 1550 das Anwandener Schloss errichteten. Den Dietherr folgten (durch Heirat) die Kötzler. Das Schloss wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und um 1900 abgebrochen.

Die meisten Dörfer in der unmittelbaren Umgebung zur Alten Veste wurden 1632 im Dreißigjährigen Krieg von den Truppen Wallensteins bei deren Rückzug zerstört. Anwanden wurde völlig zerstört und fast ganz aufgegeben. Georg Albrecht Pfaff, „alter Pfaff“ genannt, soll der einzige Überlebende des Krieges gewesen sein. Erst 1677 und 1687 wurde von Wiederaufbau und Bauern, die die Felder bestellen, berichtet. Eine Kaufurkunde von 1685 bezeugt, dass ein Hans Conrad einen Bauernhof erstand, welcher „in völliger Ödschaft“ lag.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Anwanden acht Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Roßtal aus. Grundherren waren das Kastenamt Cadolzburg (ein Hof, ein Gut, ein Hirtenhaus), das Gotteshaus Buchschwabach (ein Hof), das Gotteshaus Oberasbach (ein Viertelhof) und Nürnberger Eigenherren: von Ebner (ein Hof), von Haller (ein Hof), von Tucher (ein Hof).[5] 1799 gab es im Ort sieben Anwesen, von denen drei dem Kastenamt Cadolzburg unterstanden und vier nürnbergisch waren.[6]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Cadolzburg. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Anwanden dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Leichendorf zugeordnet. Es gehörte auch der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Leichendorf an. Ein Anwesen unterstand in der freiwilligen Gerichtsbarkeit bis 1812 und von 1821 bis 1836 dem Patrimonialgericht Weikershof, ein Anwesen bis 1812 und von 1822 bis 1834 dem Patrimonialgericht Lohe und Behringersdorf und ein Anwesen bis 1812 dem Patrimonialgericht des Freiherrn von Haller.[7]

Die Freiwillige Feuerwehr Anwanden-Lind wurde 1894 gegründet.

Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde Anwanden am 1. Januar 1976 nach Zirndorf eingemeindet.

Baudenkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Taubenweg 6: Wohnstallhaus

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002007
Einwohner 70 81 90 82 97 124 115 237 195 195 402 646
Häuser[8] 12 13 19 17 18 21 23 100
Quelle [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach St. Rochus (Zirndorf) gepfarrt,[5][17] aktuell ist die Pfarrei St. Lorenz (Oberasbach) zuständig.[20] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Josef (Zirndorf) gepfarrt.[21]

Brauchtum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeweils am Himmelfahrtswochenende ist in Anwanden Kärwa.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anwanden liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Crailsheim. Am 15. Mai 1875 wurde die Bahnstrecke Nürnberg–Crailsheim eröffnet, an der der Ort einen Haltepunkt erhielt; die ursprünglich geplante Trassenführung durch das Biberttal wurde durch den Industriellen Graf Faber-Castell verhindert. Seit 2011 ist Anwanden an das Nürnberger S-Bahnnetz angebunden. Durch die Zirndorfer Stadtbuslinie 151 ist Anwanden an den Zirndorfer Bahnhof bzw. an die Rangaubahn und an die Buslinien des OVF sowie an die Nürnberger Stadtbuslinien angebunden. Anwanden liegt im Geltungsbereich des Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anwanden (Zirndorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. W. Wiessner: Stadt- und Landkreis Fürth, S. 7. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „ōwandn“.
  2. Gemeinde Zirndorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 17. Juli 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 17. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. W. Wiessner: Stadt- und Landkreis Fürth, S. 7.
  5. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 99.
  6. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 1, Sp. 159.
  7. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 230 f.
  8. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  9. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 6 (Digitalisat).
  10. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 68 (Digitalisat).
  11. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1031, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  12. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1196, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  13. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1127 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1195 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1232 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1063 (Digitalisat).
  17. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 781 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 174 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 338 (Digitalisat).
  20. Straßen. In: lorenz-oberasbach.de. Abgerufen am 17. Juli 2023.
  21. Struktur. In: ssb-clw.kirche-bamberg.de. Abgerufen am 17. Juli 2023.