Argenstein
Argenstein Gemeinde Weimar (Lahn) Koordinaten: 50° 44′ 36″ N, 8° 44′ 6″ O
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Höhe: | 173 m ü. NHN |
Fläche: | 1,59 km²[1] |
Einwohner: | 359 (30. Jun. 2010)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 226 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 35096 |
Vorwahl: | 06421 |
Nordwestliche Ansicht von Argenstein. Rechts Wolfshausen. Im Vordergrund das Lahntal südl. Marburg und im Hintergrund die südl. Ausläufer der Lahnberge die rechts außerhalb des Bilds bei Fronhausen enden
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Argenstein ist ein Ortsteil der Gemeinde Weimar (Lahn) im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Der Ort liegt am westlichen Ufer der Lahn; westlich wird er von der Par-Allna und nach Nordosten vom Mündungslauf der Allna eingerahmt.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Argenstein wurde 1332 erstmals urkundlich als Argorstene erwähnt.[1] Argenstein erhielt 1902 eine eigene Schule, die heute jedoch nicht mehr existiert. Nachdem bei einem Hochwasser 1946 ein großer Teil des Ortes bis zu einem Meter unter Wasser stand, wurde das Dorf ab 1963 kanalisiert, um die Hochwassergefahr zu mindern.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schloss sich die Gemeinde Argenstein am 1. Juli 1972 freiwillig der Großgemeinde Weimar (Lahn) an.[3][4] Für Argenstein wurde wie für die übrigen Ortsteile von Weimar ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Argenstein lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Marburg, Vogtei der Schenken zu Schweinsberg[7]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg, Vogtei der Schenken zu Schweinsberg[8]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Marburg, Vogtei der Schenken zu Schweinsberg
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg, Vogtei der Schenken zu Schweinsberg
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Kurfürstentum Hessen, Amt Fronhausen, Gericht Lohra[9]
- ab 1806: Kurfürstentum Hessen, Amt Fronhausen, Gericht Lohra
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Lohra
- ab 1815: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Amt Fronhausen, Gericht Lohra
- ab 1821: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg (Trennung von Justiz (Justizamt Fronhausen) und Verwaltung)[10]
- ab 1848: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- ab 1866: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- am 1. Juli 1972 wurde Argenstein als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Weimar eingegliedert.
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Landkreisen übernommen. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Fronhausen war als Gericht in erster Instanz für Argenstein zuständig. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[11]
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Justizamt Rauschenberg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Fronhausen. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[12] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Fronhausen. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[13]
Das Amtsgericht Fronhausen wurde 1943 geschlossen. Es wurde zunächst als Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg geführt und 1948 endgültig aufgelöst. Der Gerichtsbezirk wurde dem Amtsgericht Marburg zugeschlagen.
In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1544: | 7 Hausgesesse |
• 1577: | 7 Hausgesesse |
• 1747: | 21 Haushalte |
• 1838: | 160 Einwohner (Familien: 20 nutzungsberechtigte, 8 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 2 Beisassen) |
Argenstein: Einwohnerzahlen von 1773 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1773 | 85 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 150 | |||
1840 | 159 | |||
1846 | 183 | |||
1852 | 184 | |||
1858 | 173 | |||
1864 | 188 | |||
1871 | 210 | |||
1875 | 235 | |||
1885 | 229 | |||
1895 | 243 | |||
1905 | 281 | |||
1910 | 279 | |||
1925 | 272 | |||
1939 | 287 | |||
1946 | 385 | |||
1950 | 360 | |||
1956 | 355 | |||
1961 | 320 | |||
1967 | 354 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | 356 | |||
2005 | 370 | |||
2010 | 359 | |||
2011 | 345 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; nach 1970: Gemeinde Weimar:[14][2]; Zensus 2011[15] |
Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: | alle Einwohner evangelisch-lutherisch |
• 1885: | 229 evangelische (= 100,00 %) Einwohner |
• 1961: | 299 evangelische (= 93,44 %), 17 katholische (= 5,31 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1773: | Erwerbspersonen: 1 Wagner, 6 Leineweber, 3 Korbmacher, 2 Tagelöhner, Tagelöhnerinnen. |
• 1838: | Familien: 20 Ackerbau, 10 Gewerbe. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 55 Land- und Forstwirtschaft, 60 Produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 26 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die bedeutendste Sehenswürdigkeit Argensteins ist die erstmals 1332 urkundlich erwähnte Mühle an der Lahn.
Seit Sommer 2011 liegt westlich des Dorfes das als Ausgleichsmaßnahme geschaffene Biotop Par-Allna, das feuchtes Offenland liebenden Vogelarten als Rastplatz dienen soll. Unmittelbar nordwestlich des Dorfes wird in den folgenden Jahren das archäologische Freilichtmuseum Zeiteninsel entstehen.
Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Argenstein bestehen verschiedene Vereine für Sport und Kultur. Dem 1945 gegründeten Sportclub (SC) Roth schloss sich Argenstein 1955 an. Seitdem heißt der Verein SC Roth/Argenstein. Er hat neben einer Fußballabteilung, die in einer gemeinsamen Fußballspielgemeinschaft mit der SG Niederwalgern/Wenkbach als FSG Südkreis am Spielbetrieb teilnimmt, eine Gymnastikabteilung. Weiterhin existiert in Argenstein eine Burschen- und Mädchenschaft, die jährlich verschiedene Feste veranstaltet sowie eine Freiwillige Feuerwehr und eine Jugendfeuerwehr, der Gesangverein „Liederkranz“ und der "Neue Chor Argenstein" (NCA).
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur über Argenstein in der Hessischen Bibliographie
- Suche nach Argenstein im Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ortsteil Argenstein. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar
- Argenstein. Ortsgeschichte, Infos. In: www.argenstein.de. Private Website
- Argenstein, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ a b c d e f g Argenstein, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 16. Oktober 2018.
- ↑ a b Einwohnerzahlen (HW). (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
- ↑ Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 28, S. 1197, Punkt 851; 2. Abs. 8. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 18 kB) §; 7. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, abgerufen im Februar 2019.
- ↑ Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Land Hessen. (Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006).
- ↑ Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 385 (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Fronhausen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 112 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August., (kurhessGS 1821) S. 223–224.
- ↑ Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- ↑ Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224)
- ↑ Einwohnerzahlen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
- ↑ Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt