Ascaridol

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Strukturformel
Struktur von Ascaridol
Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
Name Ascaridol
Andere Namen
  • 1-Isopropyl-4-methyl-2,3-dioxabicyclo[2.2.2]oct-5-en (IUPAC)
  • 1,4-Epidioxy-p-menth-2-en
Summenformel C10H16O2
Kurzbeschreibung

schwach grünlichgelbe Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 512-85-6
EG-Nummer 208-147-4
ECHA-InfoCard 100.007.408
PubChem 10545
ChemSpider 10105
Wikidata Q419442
Eigenschaften
Molare Masse 168,23 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

1,01 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

3 °C[1]

Siedepunkt

113–114 °C (2,6 kPa), explosionsartige Zersetzung >130 °C[1]

Löslichkeit

kaum löslich in Wasser[1]

Brechungsindex

1,4769 (20 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Ascaridol ist eine chemische Verbindung und ein pflanzlicher Naturstoff. Es handelt sich um ein monocyclisches Monoterpen-Peroxid mit nicht eindeutig aufgeklärter absoluter Konfiguration. 1943 konnte es zum ersten Mal durch Günther Otto Schenck und Karl Ziegler synthetisch hergestellt werden.[4] Es wird aus Pinen und Sauerstoff in Anwesenheit von Chlorophyll synthetisiert. Früher wurde es als Anthelminthikum eingesetzt.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mexikanischer Drüsengänsefuß (Dysphania ambrosioides)

Ascaridol findet sich im so genannten Wohlriechenden Gänsefuß (Wurmkraut) sowie in dem Öl der Boldoblätter. Ascaridol ist aufgrund der Peroxid-Gruppe instabil.

Historisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ascaridol war das erste entdeckte in der Natur vorkommende organische Peroxid. Es wurde isoliert aus Pflanzen der Gattung Gänsefüße (Chenopodium). Hüthig erkannte bereits 1908 den explosiven Charakter von Ascaridol und bestimmte die Summenformel mit C10H16O2. Bei der Reaktion von Ascaridol mit Schwefelsäure oder bei der Reduktion mit Zink-Pulver/Essigsäure bildet sich p-Cymol.[5][6] Diese Ergebnisse wurden 1911 von E. K. Nelson bestätigt. Nelson zeigte eindeutig, dass Ascaridol weder eine Hydroxy- noch eine Carbonylgruppe enthält. Ein fast korrekter Strukturvorschlag von Nelson[7] wurde 1912 durch Otto Wallach korrigiert.[8][9][10][11]

Die erste Laborsynthese gelang 1944 Günther Otto Schenck und Karl Ziegler. Das Edukt α-Terpinen reagiert dabei mit Sauerstoff in Gegenwart von Chlorophyll und Licht. Bei diesen Reaktionsbedingungen wird photochemisch zuerst Singulett-Sauerstoff erzeugt, der in einer Hetero-Diels-Alder-Reaktion mit dem Diensystem im Terpinen reagiert.[11][12][13] Bereits 1945 wurde diese Reaktion in Deutschland industriell weiterentwickelt zu einem technischen Verfahren zur Herstellung großer Mengen Ascaridol. Ascaridol wurde als preisgünstiger Arzneistoff gegen Würmer eingesetzt.[14]

Physiologische Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ascaridol ist allergieauslösend. Als Abbauprodukt von Monoterpenen u. a. im Teebaumöl ist es für die Allergenität mancher ätherischer Öle verantwortlich.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Eintrag zu Ascaridol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 8. Juni 2014.
  2. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Physical Constants of Organic Compounds, S. 3-29.
  3. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. Günther, O. Schenck, K. Ziegler: Die Synthese des Ascaridols. In: Die Naturwissenschaften. Bd. 32, 1944, S. 157–157, doi:10.1007/BF01467891.
  5. Schimmel's Report. 1908, S. 108.
  6. Yu. A. Arbuzov: The Diels–Alder Reaction with Molecular Oxygen as Dienophile. In: Russian Chemical Reviews. Band 34, Nr. 8, 1965, S. 558, doi:10.1070/RC1965v034n08ABEH001512.
  7. E. K. Nelson: A Chemical Investigation of the Oil of Chenopodium. In: Journal of the American Chemical Society. Band 33, Nr. 8, 1911, S. 1404–1412, doi:10.1021/ja02221a016.
  8. O. Wallach: in Justus Liebigs Annalen der Chemie 392 (1912) 61.
  9. O. Wallach: in Chemisches Zentralblatt 83 (1912) 921.
  10. E. K. Nelson: A Chemical Investigation of the Oil of Chenopodium. II. In: Journal of the American Chemical Society. Band 35, 1913, S. 84–90, doi:10.1021/ja02190a009.
  11. a b CUP Archive: The Terpenes. CUP Archive, S. 446–452 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  12. M. Pape: Industrial Applications of Photochemistry. In: Pure and Applied Chemistry. Band 41, Nr. 4, 1975, S. 535–558 (Online [PDF]).
  13. G. O. Schenck, K. Ziegler: Die Synthese des Ascaridols. In: Naturwissenschaften. Band 32, Nr. 14–26, Juni 1944, S. 157, doi:10.1007/BF01467891.
  14. William Brown: Organic Chemistry. Cengage Learning, 2008, ISBN 978-0-495-38857-9, S. 967 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  15. Bjorn M. Hausen, Jürgen Reichling, Michael Harkenthal: Degradation products of monoterpenes are the sensitizing agents in tea tree oil. In: American Journal of Contact Dermatitis. Band 10, Nr. 2, 1. Juni 1999, S. 68–77, doi:10.1016/S1046-199X(99)90002-7, PMID 10357714.