Asse

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Die Asse ist ein bis 234 m hoher Höhenzug östlich von Wolfenbüttel im Landkreis Wolfenbüttel im östlichen Niedersachsen (Deutschland).

Die Durchschnittshöhe der flächenmäßig kleinen Asse (6 km lang und 2 km breit) beträgt 200 m ü. NN, die höchste Erhebung ist mit 234 m die Remlinger Herse. Bei gutem Wetter gewährt der Höhenzug Ausblicke auf den Elm, den Harz und auf die fruchtbaren Lössflächen der Schöppenstedter und der Remlinger Mulde.

Blick auf Groß Vahlberg an der Asse

Geographie

Die waldreiche Asse befindet sich in Westnordwest-Ostsüdost-Richtung ausgerichtet wenige Kilometer nordwestlich der Grenze zu Sachsen-Anhalt im nördlichen Harzvorland. Sie liegt unweit östlich der Mittelstadt Wolfenbüttel bzw. westlich der Kleinstadt Schöppenstedt. Überwiegend am nördlichen Rand wird die Asse von der Altenau umflossen, die wenige Kilometer weiter westlich in die Oker mündet. West-südwestlich liegt der Oderwald, nordöstlich der Höhenzug Elm, der sich im Naturpark Elm-Lappwald befindet, einige Kilometer südöstlich liegt der Höhenzug Huy und südlich befindet sich jenseits des Großen Bruchs der Höhenzug Fallstein, hinter dem sich der Harz erhebt.

Verkehrsanbindung

Der Höhenzug Asse kann über die B 79, die den Höhenzug im Südwesten tangiert, und über die B 82, die etwas südöstlich vorbei führt, sowie über die von diesen Bundesstraßen abzweigenden Nebenstraßen angesteuert werden.

Geschichte

In direktem Zusammenhang mit dem Lössvorkommen der Asse-Gegend steht die Besiedlung des Raums (seit dem 6. Jahrtausend v. Chr.) durch donauländische Bauernkulturen. Ein zwischen Elbe und Rhein verlaufender jungsteinzeitlicher Handelsweg streift den Asse-Südrand bei Wittmar. Die vorgeschichtliche Bedeutung dieses Gebiets wird durch das jungsteinzeitliche Gräberfeld bei Wittmar und zahlreiche andere Fundstellen unterstrichen. Auf einem schmalen Asse-Bergkamm entstand ab 1218 die Höhenburg Asseburg, eine bedeutende Reichsfeste. Die schwer einnehmbare Anlage ist seit 1492 eine Burgruine, weil sie von ihren Besitzern aufgegeben und in Brand gesteckt wurde.

Flora

Wald

Die Asse trägt Buchen und Laubmischwald. Erwähnenswert ist die „Liebes-Allee” am Waldhaus Asse, wo auch ein neuer Lehrpfad des Freilicht- und Erlebnis Museums Ostfalen (FEMO) beginnt. Die hier stehenden Schneitel-Hainbuchen (Carpinus betulis) sind Relikte Jahrtausende währender Waldnutzung. Ulmen, Eschen, Linden und Hainbuchen wurden in vollem Laub „geschneitelt”, die Äste wurden zur Laubheugewinnung genutzt. Da wenige Bäume eine solch radikale Nutzung überlebten, sind sie aus den meisten Wäldern verschwunden.

Pflanzen

Anfang Mai verwandeln sich die Hänge der Asse in einen üppigen Blütenteppich. Der Höhenzug ist Lebensraum für teils sehr seltene Pflanzenarten. Namhafte Botaniker behaupten, dass nirgendwo in Norddeutschland eine vergleichbare Vielfalt anzutreffen sei. Es beginnt mit den so genannten Frühblühern: Märzenbecher und Himmelschlüssel, Lerchensporne und Buschwindröschen, Aronstab und Seidelbast. Es folgen eine Reihe äußerst seltener Orchideen, wie zum Beispiel der Bienen-Ragwurz. Bis in den September hinein hält sich die abwechslungsreiche Blütenpracht.

643 Pflanzenarten werden für die Asse genannt, davon 102 gefährdete. Hier stoßen Pflanzenarten an ihre Verbreitungsgrenze, die ihren Schwerpunkt im nordmediterranen Flaumeichengebiet, in kontinentaleuropäischen bis asiatischen Laubwaldgebieten oder sogar im Alpen-und Voralpenraum haben. Mindestens 20 Pflanzen haben in der Asse ihre absolute Nordwestgrenze. Zur Asse-Flora zählen Raritäten wie das Immenblatt, das im übrigen Niedersachsen bereits völlig ausgestorben ist. Selbst das ganz seltene weiße Fingerkraut kann man hier noch entdecken. Diese botanischen Besonderheiten sind seit Royer, dem fürstlich braunschweigischen Gärtner des Schlosses Hessen, und damit seit dem Dreißigjährigen Krieg, bekannt. Aufgrund ihres wasserdurchlässigen, nährstoffarmen Bodens und den darauf siedelnden Pflanzengesellschaften bietet die Asse einer Fülle von Kleintieren Raum zum Leben, darunter vielen selten gewordenen Schmetterlingen. Zu den Problemen im Höhnezug gehört die Ausbreitung des Neophyts Riesen-Bärenklau, der im Magerrasen mit den seltenen Pflanzen konkurriert und die Pflegemaßnahmen des Naturschutzes erheblich erschwert.

Die Artenvielfalt in der Asse hat natürliche Gründe: Sowohl der geologische Aufbau (siehe unten) als auch die klimatischen Verhältnisse spielen hier mit. Zum einen ist die Asse ein steil aufgefalteter „Schmalsattel“, an dessen Hängen das Regenwasser schnell abfließt und die Sonneneinstrahlung intensiver ist. Zum anderen liegt sie haargenau an der Grenze zwischen mildem maritimem und strengerem kontinentalen Klima. Weil es hier auch noch erheblich weniger regnet als in der übrigen Braunschweiger Region, ist der Höhenzug zugleich der äußerste Vorposten des mitteldeutschen Trockengebiets um Halle. Auf mageren Halbtrocken- und Trockenrasen wachsen zahlreiche Pflanzen aus beiden Klimagebieten, darunter zähe Steppenpflanzen, die auch extreme Temperaturwechsel vertragen.

Geologie

Erdgeschichtlich gehört die Asse zur Triasperiode (Mesozoikum). Buntsandstein und Muschelkalk sind die Gesteinsarten. Salz wurde bereits vor 250 bis 230 Millionen Jahren in der Zechsteinzeit aus dem Meer ausgeschieden. Die ehemals flach gelagerten Schichten wurden tektonisch vor etwa 110 Millionen Jahren zum heutigen Assesattel aufgefaltet. Für die Öffentlichkeit hat die Asse einen wichtigen Aspekt wegen der im Laufe der Jahrzehnte wechselnden Nutzung des unterirdischen Salzsattels. Das in der Zechsteinzeit aus dem Meer ausgeschiedene Salz wurde tektonisch vor 110 Millionen Jahren aufgefaltet. Details der Geologie wurden durch Tiefbohrungen, besonders im Bereich der aus manchen Gründen kritischen Südflanke erkundet: Der Kern des hier vorhandenen Salzsattels besteht aus älterem Steinsalz, der mit dem Staßfurth-Carnallitit überlagert wurde. Darüber liegt das jüngere Steinsalz. Während die flacher einfallende Nordflanke aus den Deckgebirgsschichten von unterem Buntsandstein bis zur Tagesoberfläche hochgedrückt worden ist, besteht die steilstehende Südflanke aus dem Oberen Buntsandstein mit Muschelkalk und den darauffolgenden Deckgebirgsschichten.

Asseschacht

In der bergmännischen Geschichte der Asse wurde zunächst Carnallitit abgebaut, später Staßfurt- und Leine-Steinsalz. Der geologische Schnitt lässt die Südwestflanke als Bereich besonders intensiven Abbaus erkennen, in dem Gebiet also, in dem die Schichten des Deckgebirges steil stehen. Diese Eingriffe haben den Spannungszustand des Salzsattels beeinträchtigt. Umlagerungen führten hier und im Deckgebirge zu Verformungen, welche sich bis hinauf zur Tagesoberfläche durchpausen.

Schachtanlage Asse

Hauptartikel: Forschungsbergwerk Asse

Das GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, früher Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung, erwarb 1965 das frühere Salzbergwerk Asse II. Die GSF nahm im Auftrag der Bundesregierung zwischen 1967 und 1978 Forschungen zur sicheren Endlagerung radioaktiver Abfälle in der Schachtanlage Asse II vor. In dieser Zeit wurden etwa 125.000 Fässer schwachradioaktiver Abfälle und rund 1.300 Behälter mit mittelradioaktiven Abfällen eingelagert. Für die Auswahl von Asse II als Lagerstätte radioaktiver Abfälle waren zwei Aspekte bedeutend, die zunächst einmal nichts mit der Sicherheit zu tun hatten: Das Interesse des Eigentümers, die inzwischen unrentable Anlage einer effektiven Nachnutzung zuzuführen und die im Bund einsetzenden Überlegungen zur Endlagerung. Die Auswahl wurde durch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (früher Bundesanstalt für Bodenforschung) und das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung befürwortet. Ein Auswahlverfahren hatte nicht stattgefunden. Hinsichtlich ihrer Nutzung ist die Asse später zum merkwürdigen Zwitter geworden: Endlager für radioaktive Abfälle zum einen und langjährige Versuchsanlage zum anderen. Dabei entstand ein Anlagentyp, der einmalig ist.

Derzeit wird die Schachtanlage Asse für die Schließung nach Bundesberggesetz vorbereitet. Im Gegensatz zum Endlager für radioaktive Abfälle in Morsleben (ERAM) wird das Schließungs-Verfahren nicht nach Atomgesetz (AtG) durchgeführt, da die Schachtanlage Asse II nach offizieller Lesart nicht als Endlager, sondern als Forschungsbergwerk betrieben wurde. Der Abschlussbetriebsplan mit Sicherheitsbericht für die Stilllegung des Forschungsbergwerkes Asse wurde am 29. Januar 2007 dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Clausthal-Zellerfeld übergeben.

Asse – Salzlösungszutritt

Der seit 1988 in der Südflanke der Schachtanlage Asse beobachtete Salzlösungszutritt, zur Zeit etwa 12,5 Kubikmeter pro Tag, führte dazu, 1995 mit der Verfüllung der Hohlräume an der Südwestflanke des Bergwerks zur Stabilisierung zu beginnen. Dazu wurden Salzrückstände aus der Halde bei Ronnenberg, die in die Hohlräume geblasen wurden, verwendet. Man geht davon aus, dass die zutretende Lösung zu großen Teilen aus dem Deckgebirges kommt und durch bergbaubedingt aufgelockerte Bereiche des Oberen Buntsandstein (Rötanhydrit) in das ebenfalls bergbaubedingt aufgelockerte Salinar der Südwestflanke eintritt. Für die Sicherheitskonzeption eines Endlagers stellt ein Lösungszutritt aus dem Deckgebirge einen schweren Störfall dar, da über den Weg des Lösungszutritts später auch Radionuklide in die Umwelt austreten können. (Braunschweiger Zeitung, 13. März 2006).

Asse-Zeltlager

Vielen Wolfenbüttlern ist die Asse auch im Zusammenhang mit dem Asselager bekannt. Dies ist ein Zeltlager, welches auf dem „Jugendzeltplatz Asse“ am westlichen Asse-Rand oberhalb von Groß Denkte veranstaltet wird. Das Asselager findet seit 1970, damals noch Ferienaktion 70 Lager genannt, jährlich zu Beginn der Sommerferien statt. 100 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren und 35 Jugendleiterinnen und Jugendleiter nehmen am Asselager teil. In den Anfängen des Zeltlagers wurde es von der Stadtjugendpflege und der Kreisjugendpflege gemeinsam organisiert, in den letzten Jahren ausschließlich von der Kreisjugendpflege veranstaltet. Des Weiteren gibt es zu Pfingsten ein Zeltlager der evangelischen Jugend Wolfenbüttel auf dem selben Gelände. Das „original“ Asselager ist allerdings jenes im Sommer. Ein Ableger des Asselagers ist das sog. Minilager, das ebenfalls von der Kreisjugendpflege Wolfenbüttel initiiert wird. Diese Maßnahme findet mit 35 Kindern und 12 Betreuerinnen und Betreuern statt.

Sehenswürdigkeiten

Zu den Sehenswürdigkeiten der Asse gehören neben hiesiger Waldlandschaft die Ruine der Asseburg, die in ihrem westlichen Teil auf einem schmalen Bergkamm östlich von Groß Denkte steht. Etwas östlich davon steht der Bismarckturm von Wittmar nördlich von Wittmar.

Erhebungen

Zu den Erhebungen der Asse gehören:

  • Remlinger Herse (234 m ü. NN), östlich von Wittmar / nordwestlich von Remlingen
  • Festberg (232 m), südlich von Mönchevahlberg
  • Röhrberg (225 m), nördlich von Wittmar
  • Watzeberg (225 m), ost-nordöstlich von Wittmar
  • Mittlerer Eichberg (201 m), östlich von Groß Denkte

Fließgewässer

Zu den Fließgewässern an der Asse gehören:

  • Altenau, entspringt im Elm, passiert die Asse im Norden, ein westlicher Zufluss der Oker
  • Oker, passiert die Asse wenige Kilometer westlich, ein südlicher Zufluss der Aller

Ortschaften

Ortschaften unmittelbar an der Asse sind:

Weblinks

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