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Asterix bei den Olympischen Spielen (Comic)

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Logo der deutschen Erstausgabe aus dem Jahr 1972

Asterix bei den Olympischen Spielen (französischer Originaltitel: Astérix aux Jeux Olympiques) ist der zwölfte Band der Comic-Reihe Asterix. Wie bei den elf Bänden zuvor, stammen die Zeichnungen von Albert Uderzo, die Texte von René Goscinny. Die französische Originalausgabe erschien 1968, vier Jahre später wurde die von Gudrun Penndorf übersetzte deutschsprachige Ausgabe veröffentlicht.

In dem Band reisen die Männer des gallischen Dorfes nach Griechenland, um dort die Olympischen Spiele der Antike zu besuchen. Asterix nimmt als Athlet an den Spielen teil und gewinnt dank einer List einen der begehrten Ölzweige. Die Comic-Autoren vermischen dabei historische Begebenheiten mit zeitgenössischen Facetten des Wettkampfsports. So verweist beispielsweise die Darstellung von Doping eher auf die sportpolitischen Entwicklungen in den 1960er Jahren als auf antike Realitäten. Trotz dieser vereinzelten Verzerrungen sehen mehrere Geschichtswissenschaftler einen hohen Grad an historischer Authentizität in der Darstellung der antiken Olympischen Spiele im Comic.

2008 erschien ein gleichnamiger Real-Spielfilm, der jedoch nur wenig Gemeinsamkeiten mit den Inhalten des Comics hat.

Im Römerlager Aquarium in der Nähe des kleinen gallischen Dorfes trainiert der Legionär Musculus für die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Als die Gallier davon erfahren, beschließen sie, ebenfalls daran teilzunehmen, denn dank des Zaubertranks ihres Druiden Miraculix sind sie unbesiegbar. Tullius Redeflus, Musculus’ Vorgesetzter, weist sie darauf hin, dass außer Griechen nur Römer an den Spielen teilnehmen dürften. Asterix erinnert seine Landsleute aber daran, dass auch sie seit der Eroberung Galliens Römer seien. Die Gallier wählen daher Asterix und Obelix als Athleten aus; alle anderen Männer des Dorfes brechen mit ihnen nach Griechenland auf, um sie bei den Spielen zu unterstützen. Nach der Ankunft in Griechenland besichtigen die Gallier zunächst Athen und lernen die griechische Küche sowie das Athener Nachtleben kennen.

In Olympia demonstrieren Asterix und Obelix den römischen Athleten die Macht des Zaubertranks. Der Ehrgeiz der Römer erlischt; anstelle des Trainings beginnen sie mit ausgelassenen Gelagen. Durch die dabei verströmten Speisedüfte sind die griechischen Athleten nicht mehr gewillt, spartanisch zu essen. Als Kontrabas, ein Mitglied des olympischen Magistrats, die Römer zur Rede stellt und sie darauf hinweist, dass die Einnahme kraftfördernder Mittel streng verboten ist, beginnen die Römer voller Zuversicht wieder mit dem Training; die Gallier ziehen Obelix, der dank des Konsums von Zaubertrank in seiner Kindheit dauerhaft unbesiegbar ist, als Athleten zurück. Asterix soll das Dorf allein – ohne Zaubertrank – vertreten.

Bei den Wettkämpfen haben weder Asterix noch die Römer gegen die gut trainierten Griechen eine Chance. Um die ausländischen Besucher nicht zu verärgern, kündigt der Olympische Senat einen allein den Römern vorbehaltenen Wettlauf an. Asterix und Miraculix stellen den Römern daraufhin eine Falle, indem sie ihnen indirekt mitteilen, wo der Zaubertrank zu finden ist. Beim Wettlauf siegen alle römischen Läufer; Asterix kommt weit abgeschlagen als Letzter ins Ziel. Miraculix kann jedoch beweisen, dass die Römer Zaubertrank genommen haben. Sie werden disqualifiziert und Asterix gewinnt den Ölzweig.

Beim Festmahl nach der Rückkehr ins gallische Dorf gesteht Asterix dem Druiden, dass er den Ölzweig den Römern überlassen hat. Musculus und sein Vorgesetzter Tullius Redeflus werden von Cäsar für Musculus’ angeblichen Sieg bei den Spielen befördert.

Veröffentlichung und Adaptionen

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Der Band erschien 1968, im Jahr der Olympischen Sommerspiele in Mexiko. Die Geschichte wurde zuerst als Serie in der französischen Zeitschrift Pilote abgedruckt, vom 15. Februar 1968 (während der Olympischen Winterspiele von Grenoble)[1] (Heft Nr. 434) bis zum 25. Juli 1968 (Heft Nr. 455). Im gleichen Jahr wurde der Band als Album im Verlag Dargaud veröffentlicht.

Logo der deutschen Ausgabe von 2008

Die deutsche Übersetzung von Gudrun Penndorf wurde vom Ehapa Verlag 1972, im Jahr der Olympischen Sommerspiele in München, im Magazin MV-Comix (Hefte 42 bis 49) erstmals abgedruckt und im selben Jahr als zwölfter Band der Asterix-Reihe herausgebracht. Auf dem Titelbild jubeln Miraculix, Obelix und Idefix dem auf dem Siegertreppchen stehenden Asterix zu. 2008 erschien der Band mit einem neuen Titelbild. Neben den genannten Figuren ist auf ihm ein wütender Cäsar zu sehen, der im Comic aber fast keine Rolle spielt; nur im letzten Panel sagt er etwas, ohne gezeigt zu werden. Mittlerweile ist man wieder zum alten Cover-Design zurückgekehrt, bei dem aber das Schriftbild verändert wurde.[2]

Der Band erschien unter anderem auch auf Englisch, Spanisch, Türkisch, Altgriechisch, Latein sowie in den Mundarten Hessisch und Steirisch.[2] Zu den Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin brachte der Ehapa Verlag eine Sonderausgabe in Leichter Sprache heraus. Die Zeichnungen blieben unverändert, die Texte der Sprechblasen des Originals wurden verkürzt und sprachlich vereinfacht. Auch auf die eckige Schrift in den Sprechblasen der Griechen wurde verzichtet.[3] Die Auflage von 20.000 Exemplaren wurde vor allem an die Teilnehmenden und die freiwilligen Helfer bei den Spielen verteilt und war schnell vergriffen.[4]

Außerdem erschien zu dem Band ein deutschsprachiges Hörspiel beim Label Karussel auf MC und CD. Wie bei den Hörspielen zu den elf ersten Asterix-Bänden führte Hans-Joachim Herwald Regie, Wolf Frass war der Erzähler, Peter Heinrich sprach Asterix und Douglas Welbat übernahm die Rolle des Obelix.[5]

2008 kam die Realverfilmung Asterix bei den Olympischen Spielen in die Kinos, die allerdings nur wenig Gemeinsamkeiten mit den Inhalten des Comics hat. Trotz hoher Produktionskosten wurde sie von Kritikern weitgehend verrissen. Im Zusammenhang mit dem Film erschienen ein Buch im Ehapa Verlag,[6] ein Handyspiel von EA Mobile.[7] sowie ein Videospiel von Atari für PC und diverse Konsolen.[8] Ihr Inhalt bezieht sich auf die Handlung des Films und nicht des Comics.

Stil und Verweise

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Parodien und zeitgenössische Bezüge

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Asterix bei den Olympischen Spielen parodiert an mehreren Stellen übertriebenen Patriotismus und Chauvinismus. Schon bei der Ankunft in Griechenland geben die Autoren solche Ansichten der Lächerlichkeit preis. So rät Häuptling Majestix seinen Landsleuten, sie sollten sich nicht „über die Eingeborenen lustig machen, auch wenn sie keine solche Kultur und keine solch glorreiche Vergangenheit haben wie wir!“[9] Damit geben die Autoren auch einen humoristischen Kommentar zum Selbstverständnis Frankreichs als Kulturnation ab.[10] Die absurde Abwertung der griechischen Kultur setzt sich während des Besuchs der Akropolis fort. Obelix vermisst hier die Hünengräber seiner Heimat; zwei andere Gallier fühlen sich beim Anblick des Parthenons an Burdigala und Massilia erinnert. Majestix kommentiert die kolossale Statue der Athena Parthenos mit „Für Ausländer nicht schlecht!“[11] Auch in ihrem Verhalten als Zuschauer bei den Spielen zeigen die Gallier chauvinistische Züge. Nachdem Asterix im Wettlauf verloren hat, finden sie allerlei Ausreden, etwa das Klima, den zu harten Boden oder die Nahrung der Wildschweine, die er gegessen hat. Respekt vor der überlegenen Leistung der griechischen Athleten zeigen sie nicht.[12]

Neben Chauvinismus parodiert das Verhalten der Gallier in Athen die Auswüchse des modernen Massentourismus. Die Veröffentlichung des Comics Ende der 1960er Jahre fiel dabei in eine Zeit, in der der Pauschaltourismus von Westeuropäern wie Franzosen und Deutschen in Länder wie Spanien, Italien und Griechenland immer mehr um sich griff.[13] Die Reise der Gallier per gechartertem Schiff mit als Deckspiele und Gymnastik verkauftem Zwangsrudern kann dabei als Parodie auf den Club Med, einen französischen Anbieter für Cluburlaube, verstanden werden. Auf diesen hatten die Autoren schon im Band Asterix als Legionär verwiesen, in dem Cäsar für den Gentile Organisateur eines Feriendorfs gehalten wird. Einen weiteren Verweis baute Uderzo später im Band Die Odyssee ein.[14]

Die Thematik des Doping im Sport spielt in der Geschichte eine erhebliche Rolle. Asterix bei den Olympischen Spielen kann dabei als Satire auf die Dopingpraxis gelesen werden, von der Frankreich durch Skandale bei der Tour de France bereits in den 1950ern erschüttert worden war.[15] Die Olympischen Sommerspiele in Mexiko 1968 waren dabei die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, bei denen systematische Dopingkontrollen eingesetzt wurden, wenn auch, wegen des noch geringer entwickelten wissenschaftlichen Standards, nur mit bescheidenen Erfolg.[16] Lediglich der schwedische Fünfkämpfer Hans-Gunnar Liljenwall wurde wegen der Einnahme von Alkohol gesperrt.[15] Dabei spielt die Leistungssteigerung oder Doping mit dem Zaubertrank in den Asterix-Heften generell eine Rolle, wobei das potenziell kriminelle und unfaire Doping harmloser erscheint, da die zahlenmäßig unterlegenen Gallier darauf zurückgreifen. Dies ähnelt den Sympathien in der biblischen Geschichte von David und Goliath, in welcher der körperlich unterlegene David auf das an sich unfaire Mittel einer Fernwaffe zurückgreift.[17] Dabei kann medizinisch die kurzfristige Leistungssteigerung bei Asterix von den durch Obelix verkörperten Langzeitfolgen unterschieden werden.[18]

Von Völkern und Namen

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Attische Scherbe mit „griechischem Profil“, etwa 460–450 v. Chr.

Wann immer in Asterix-Comics Ausländer auftreten, entspricht ihre Darstellung den unter Franzosen vorherrschenden Klischees über die modernen Vertreter des jeweiligen Volks. Laut dem Romanisten André Stoll gelingt es den Asterix-Autoren durch diese Versetzung der Klischees 2000 Jahre in die Vergangenheit, den „Klischeebesitzer“ zu verunsichern und die Vorurteile parodistisch aufzuheben.[19] In Asterix bei den Olympischen Spielen sind die Griechen sehr geschäftstüchtig, wobei sie stets darauf bedacht sind, Mitglieder ihrer Familie, insbesondere ihre Vettern, mit Aufträgen und Kunden zu versorgen.[20] Auch durch ihre grafische Darstellung unterscheiden sie sich von Galliern und Römern. Wie Obelix in einer Szene bemerkt, bilden Nase und Stirn der männlichen Griechen eine Linie. Dieses „griechische Profil“ ist auf antiken Vasen des Rotfigurigen Stils häufig zu finden, während in der Schwarzfigurigen Periode noch stark betonte Nasen abgebildet wurden.[21]

Sprechblase aus dem Comic mit griechisch anmutender Schrift. Es spricht der Fremdenführer Demonstratos.

Bei den Sprechblasen einiger Völker verweisen die Asterix-Autoren durch spezielle Schriftarten auf die Herkunft des Sprechers, etwa mit einer gebrochenen Schrift bei den Goten oder einer ideographischen Schrift bei den Ägyptern. In Asterix bei den Olympischen Spielen nutzen sie für die Griechen eine eckige, griechisch anmutende Schrift, die in ähnlicher Form von griechischen Restaurants verwendet wird. Diese Schrift tauchte schon im zehnten Band Asterix als Legionär bei einem griechischen Rekruten auf.[22]

Ebenfalls typisch für die Darstellung von Völkern in der Asterix-Reihe sind gleichlautende Namensendungen. Die Namen der Gallier enden – angelehnt an den Keltenfürst Vercingetorix – allesamt auf „-ix“. Bei den Römern enden sie auf „-us“, der häufigsten Endung maskuliner lateinischer Wörter. Die griechischen Namen wiederum enden in Asterix bei den Olympischen Spielen meist auf „-os“, vereinzelt auch auf „-as“. In vielen Fällen geben die Namen der Figuren Hinweise auf ihren Beruf oder ihre Eigenschaften. Ein Beispiel ist der Dorfälteste Methusalix, der in Asterix bei den Olympischen Spielen seinen ersten namentlichen Auftritt hat. Sein deutscher Name verweist auf die biblische Figur Methusalem, die ein sehr hohes Alter erreicht haben soll. Im französischen Original heißt er Agecanonix (von âge canonique, „hohes Alter“). Auch die Ausgaben anderer Länder verweisen auf sein hohes Alter mit Namen wie Senilix (Finnland), Geriatrix (Großbritannien) und Arthritix (USA).[23] Andere Namen, insbesondere von Randfiguren, haben keinen Bezug zur Figur, sondern sollen in erster Linie amüsieren.[24] Beispiele aus dem französischen Original von Asterix bei den Olympischen Spielen sind die griechischen Namen Fécarabos und Garmonparnas (im Deutschen Bratensos und Kontrabas). Ersterer verweist auf die böse Fee Carabosse aus Charles Perraults Dornröschen-Variante La belle au bois dormant, zweiterer ist ein Wortspiel mit dem Pariser Bahnhof Montparnasse (gare Montparnasse).[25] Der Name Croquemithène (deutsch Trauerklos) des Vorsitzenden des Olympischen Senats weicht vom sonstigen System ab. Croque-mitaine ist eine französische Kinderschreckfigur.[26]

Künstlerische und historische Verweise

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In vielen Asterix-Comics haben die Autoren bildliche oder sprachliche Referenzen auf Kunstwerke oder geschichtliche Ereignisse untergebracht. Im französischen Original von Asterix bei den Olympischen Spielen identifiziert André Stoll mehrere solcher Beispiele im Begleittext des „Einlaufs der Nationen“, von denen einige aber in der Übersetzung verloren gingen. So wird darin vom „défilé des Thermopyles“ gesprochen. Die gängige Bedeutung von défilé ist „Vorbeimarsch“; unter dieser Bedeutung ist das Wort Defilee auch in die deutschen Sprache eingegangen. Der Ausspruch lässt sich also als „Einmarsch derer von den Thermopylen“ übersetzen. Défilé steht aber auch für Engpass. Somit kann er auch den Engpass der Thermopylen meinen, der immer wieder Schauplatz wichtiger militärischer Auseinandersetzungen war, etwa der Schlacht bei den Thermopylen im Jahr 480 v. Chr.[27]

Bei den nächsten drei beschriebenen Delegationen von griechischen Athleten erkennt Stoll Referenzen auf Kunstwerke, die sich in der Sammlung des Louvre befinden. Die Samothraker sind laut Begleittext des Sieges gewiss. Damit verweisen die Autoren laut Stoll auf die Nike von Samothrake, eine Skulptur der griechischen Siegesgöttin, die auf der Insel Samothraki entdeckt wurde. Über die Delegation von der Insel Milos heißt es „ceux de Milo sont venus aussi“ („Die von Milo sind auch gekommen“). Das Wort venus steht hier vordergründig für gekommen, im Zusammenhang mit Milo erinnert es Stoll aber auch an die Venus von Milo, eine bekannten Skulptur der Aphrodite. Die Athleten von Kythira wiederum seien soeben im Hafen eingetroffen. Hier sieht Stoll eine Reminiszenz an das Gemälde Einschiffung nach Kythera des französischen Rokoko-Malers Antoine Watteau.[28]

In Asterix-Comics wird häufig gesungen. Nicht nur der Barde Troubadix, auch Asterix und Obelix oder römische Legionäre stimmen immer wieder Lieder an, deren Texte sich an französische Chansons oder Volkslieder anlehnen. In der deutschen Übersetzungen werden sie durch passende deutschsprachige Lieder ersetzt.[29] Auf ihrer Schiffsreise nach Griechenland schmettern die Gallier kurz vor ihrer Ankunft in Piräus ein Lied. Der französische Text lautet „A Lutèce on l’aime bien / Nini peau de sanglier“ („In Lutetia liebt man sie sehr, / Nini mit der Wildschweinhaut“), eine Parodie des Liedes Nini peau d'chien von Aristide Bruant, in dem es heißt: „A la Bastille on aime bien / Nini peau de chien“ („An der Bastille liebt man sehr / Nini mit der Hundehaut“).[30] In der deutschen Übersetzung stimmen sie stattdessen den Refrain des Schlagers Ein Schiff wird kommen an,[31] der vor allem in der Aufnahme von Lale Andersen bekannt wurde. In dem Lied spielt der Hafen von Piräus eine Rolle.[32]

Goscinny und Uderzo haben sich in diesem Band selbst verewigt. Am Eingang des olympischen Dorfes ist ein Relief zu sehen, auf dem sie – in Anlehnung an die Bändigung des Kretischen Stiers durch Herakles – mühelos einen Stier bezwingen. Unter den beiden Figuren stehen die Namen „ΓΟΣΚΙΝΝΥ“ und „ΥΔΕΡΖΟ“. Goscinny wird als despotes (ΔΕΣΠΟΤΗΣ) bezeichnet, Uderzo als tyrannos (ΤΥΡΑΝΝΟΣ).[33]

Historische Authentizität

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Die historische Genauigkeit der Asterix-Comics wird sehr unterschiedlich beurteilt. Christine Gundermann, deren Forschungsschwerpunkt auf Public History liegt, sieht Asterix als „Geschichtsgroteske“, in der „historische Elemente[] […] lediglich zur Ironisierung aktueller Lebensumstände [dienen].“ Die Reihe erzähle dabei weder römische noch gallische Geschichte.[34] Ähnlich sieht es die Museumspädagogin Renate Wiechers. Zwar biete Asterix sowohl für Grundschüler als auch Lateinlehrer etwas; man solle aber nicht erwarten, dass Asterix römische Geschichte vermittele.[35] Altertumsforscher gehen mit der Asterix-Reihe weitaus weniger streng ins Gericht und sehen vielmehr ein hohes Maß an historischer Authentizität.[36] Das gilt insbesondere für den Band Asterix bei den Olympischen Spielen. Der Olympia-Archäologe Ulrich Sinn kommt in Bezug auf die Darstellung von Olympia im Comic zu dem Schluss, „daß Goscinny und Uderzo die charakteristische Atmosphäre des Platzes während der Festzeit wunderbar eingefangen haben.“[37] Eine „weitgehende historische Stimmigkeit“ sieht auch der Sporthistoriker Andreas Luh.[38] Zwar erschienen nicht alle Details historisch authentisch und manches sei dramaturgisch oder parodistisch überzogen, aber nur weniges sei falsch dargestellt.[39]

Eine der wesentlichen Fragen historischer Studien zu Asterix bei den Olympischen Spielen ist es, ob Römer und Gallier überhaupt an den Spielen teilnehmen durften.[40] Laut überliefertem Reglement war nur freien männlichen Griechen ohne schwere Vorstrafen die Teilnahme an den Olympischen Spielen erlaubt. Wer genau als Grieche angesehen wurde, änderte sich jedoch im Laufe der Zeit. So galten beispielsweise im frühen 5. Jahrhundert vor Christus die Makedonen noch nicht als solche. Spätestens mit der Gründung von griechischen Kolonien an verschiedenen Orten im Mittelmeerraum wurde das Griechentum zu einer Frage von Bildung und Erziehung und nicht mehr von ethnischer Abstammung. Entscheidend war nun vor allem, den Prozess der Paideia, also der Ausbildung in einem Gymnasion, durchlaufen zu haben.[41]

Obwohl das für die meisten Römer nicht galt, war ihnen nach der griechischen Niederlage im Achaiischen Krieg im Jahr 146 v. Chr. und der Unterwerfung Griechenlands unter römische Kontrolle eine Teilnahme an den Spielen aus politischen Gründen kaum noch zu verbieten. Etwa ein Jahrhundert später wurde Griechenland als Provinz Achaea unter direkte römische Herrschaft gestellt. Ab da hatten römische Bürger auch das griechische Bürgerrecht und waren damit ohne Einschränkung zur Teilnahme an den Spielen berechtigt. Anders als in den Comics dargestellt, bedeutete dies aber nicht automatisch eine Teilnahmeberechtigung für Gallier. Das römische Bürgerrecht erhielten nach der Eroberung Galliens nur wenige Mitglieder der gallischen Eliten, die damit zu einer Zusammenarbeit mit Rom motiviert werden sollten. Erst 212 n. Chr. wurde mit der Constitutio Antoniniana allen freien Bewohnern des römischen Reichs das Bürgerrecht verliehen.[42]

Auch wenn Römer zur Teilnahme an den Olympischen Spielen berechtigt waren, hielt sich ihre Begeisterung für die Spiele in Grenzen. Sie sahen im griechischen Wettkampfsport einen sinnlosen Müßiggang ohne militärischen Nutzen. Außerdem hatten sie moralische Vorbehalte gegenüber der Nacktheit der Sportler. So sind nur wenige römische Teilnehmer an den Spielen dokumentiert. Solche Teilnahmen waren dann aber die Angelegenheit des Einzelnen; eine römische Delegation mit Auswahlprozess und Belohnung für den Sieger, wie im Comic dargestellt, ist nicht überliefert.[43]

In einer Szene beschäftigt sich Asterix bei den Olympischen Spielen mit der Rolle von Frauen bei den Spielen. Unter höhnischem Gelächter der männlichen Zuschauer wird einer Frau der Zugang zu den Wettkampfstätten verweigert. Historisch korrekt ist es, dass Frauen gemäß ihrer untergeordneten Rolle in der griechischen Gesellschaft von der aktiven Teilnahme ausgeschlossen waren. Dennoch finden sich Frauen in den Siegerlisten. Ein Beispiel ist Kyniska, die Tochter des spartanischen Königs Archidamos II., die zu Beginn des vierten Jahrhunderts vor Christus zweimal im Wagenrennen siegte. Dies war möglich, da im Pferdesport nicht der Wagenlenker oder Reiter zum Sieger ernannt wurde, sondern der Besitzer der Pferde – eine Regelung, mit der hochgestellten Persönlichkeiten die Gelegenheit für einen Sieg in Olympia gegeben werden sollte. Historisch korrekt ist es auch, dass es verheirateten Frauen unter Androhung der Todesstrafe verboten war, bei den Olympischen Spielen zuzuschauen. Für unverheiratete Frauen und Mädchen galt dieses Verbot jedoch nicht.[44]

Reise nach Athen

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Nachbildung der Athena Parthenos im Parthenon von Nashville, Tennessee

Das Schiff der Gallier erreicht Griechenland über den Hafen von Piräus, dessen Darstellung einschließlich der des Leuchtturms als realistisch bewertet wird.[45] Im Hafen bietet sich Demonstratos den Galliern als Reiseführer an. Auch antike Quellen erwähnen Menschen, die Reisenden Sehenswürdigkeiten präsentierten. So berichtet beispielsweise Plutarch von den Führern in Delphi, die nur ihr übliches Programm abspulten, ohne auf die Bitten der Besucher einzugehen.[46] Demonstratos führt die Gallier nach Athen, was den Gepflogenheiten in der Antike entspricht. Die Stadt genoss hohes Ansehen und viele gebildete Römer statteten ihr gern ein Besuch ab. Einer von ihnen war Cicero, dem laut eigener Aussage Athens Sehenswürdigkeiten viel Spaß gemacht haben.[47]

Ein großes Panel zeigt die Fahrt der Gallier im Pferdewagen nach Athen. Im Hintergrund erhebt sich die Akropolis mit dem Nike-Tempel und dem Parthenon über der Stadt. Ihre Darstellung ist historisch im Großen und Ganzen korrekt. Bei ihrem Besuch des Akropolis bestaunen die Gallier die vergoldete Kolossal-Statue der Athena Parthenos. Auch ihr Aussehen entspricht weitgehend der Beschreibung bei Pausanias, nur die Lanze fehlt. Allerdings ist ihr Standort falsch. Sie stand nicht, wie im Comic dargestellt, unter freiem Himmel, sondern im Inneren des Parthenons.[48]

Ödipus und die Sphinx auf einer Kylix, etwa 470–460 v. Chr. Die Schale nutzt im Comic ein Künstler als Vorlage.

Auf der Akropolis lässt sich der Schmied Automatix von einem Künstler auf einer Bauchamphore verewigen. Als Vorlage dient eine Trinkschale, die Ödipus mit der Sphinx zeigt. Die Amphore ähnelt in Form und Dekoration Panathenäischen Preisamphoren. Sie waren allerdings keine Souvenirs für Touristen, sondern wurden als Preise bei den Panathenäen vergeben. Auch viele andere Gallier erwerben Souvenirs. Einer trägt eine Amphore, bei der es sich aber um eine römische statt einer griechischen handelt. Andere – unter ihnen Majestix – haben kleine Modelle des Parthenons gekauft. Dass Reisende bereits in der Antike Souvenirs mitbrachten, ist historisch belegt. Unter diesen waren auch Modelle von Sehenswürdigkeiten. So berichtet beispielsweise die Bibel über den Silberschmied Demtrios, der Nachbildungen des Artemis-Tempels herstellte.[49]

Bevor der Comic die Ankunft der Gallier in Olympia zeigt, wird erst die Architektur des Heiligtums präsentiert. Laut Andreas Luh mischt sich dabei viel historisch Authentisches mit einigen Verzerrungen und Verfälschungen, aber nur wenigen eindeutigen Fehldarstellungen.[50] Insgesamt vermittelten die Asterix-Autoren „einen sehenswerten Überblick, [der] dem Betrachter eine gelungene Orientierung über die antike Gesamtanlage Olympias in römischer Zeit liefert.“[51] Gut erkennbar seien der Zeustempel, der Heratempel, das Metroon sowie das Philippeion. Statt der eigentlich zwölf Schatzhäuser zeigt der Comic nur sechs. Während die quadratische Palästra, die Trainingsstätte der Kampfsportler, authentisch dargestellt ist, fehlt das langgestreckte Gymnasion mit seiner etwa 200 Meter langen Laufbahn. Das Hellanodikeion – der Amtssitz der Kampfrichter, der sogenannten Hellanodiken – stand nicht in Olympia, sondern in Elis.[52]

Fehlerhaft ist laut Luh die Darstellung des Stadions und des Hippodroms. Den Zuschauern standen keine steinernen Sitztribünen zur Verfügung. Stattdessen mussten sie auf den Erdwällen stehen; nur für die Hellanodiken gab es Sitzmöglichkeiten. Ähnliches gilt für das Hippodrom. Hier zeigen die Comic-Autoren – wohl angelehnt an die späteren römischen Zirkusanlagen – ein vollständiges Zuschaueroval. Allerdings wurde vermutlich der südliche Erdwall des Athletikstadions als alleinige Zuschauertribüne verwendet. Die von den Autoren angegebene Laufbahnlänge des Stadions von etwa 192 Metern ist historisch korrekt. Auch die Legende, dies entspreche 600 Fußlängen des Herakles, ist überliefert. Allerdings hätte der mythische Begründer von Olympia damit eine EU-Schuhgröße von 50 und nicht 46, wie es fälschlicherweise im Comic heißt. Die Ausmaße des Hippodroms stimmen hingegen nicht. Ist es im Comic ähnlich groß wie das Atheletikstadion, war es in Wirklichkeit mit einer Länge von 600 Metern und einer Breite von 200 Metern deutlich größer als dieses.[53]

Im Asterix-Band erreicht die gallische Delegation direkt Olympia, um dort ihre beiden Athleten für die Teilnahme an den Spielen anzumelden. Dies entspricht jedoch nicht dem eigentlichen Prozedere bei den antiken Spielen. Stattdessen mussten die Athleten an einem vierwöchigen Pflichttraining in Elis teilnehmen. Damit wollten die Hellanodiken einen hohen Leistungsstandard bei den Spielen sicherstellen. Von Elis aus führten die Hellanodiken die Sportler und Trainer dann zu Fuß in einer feierlichen Prozession in das etwa 60 Kilometer entfernte Olympia.[54]

Nackter Weitspringer mit Sprunggewichten. Rotfigurige Darstellung auf einer Kylix, etwa 510 v. Chr.

In zwei Paneln zeigen die Comic-Autoren das Training der griechischen und römischen Sportler. Die Darstellung ist im Großen und Ganzen historisch plausibel. So ist eine Vielzahl von modern anmutenden Trainingsmethoden überliefert. Falsch ist jedoch die Darstellung von Sportlern, die den Hochsprung trainieren. Diese Disziplin gab es bei den antiken Spielen noch nicht. Die von den Hochspringern im Comic verwendeten Gewichte, die sogenannten Halteres, gehörten stattdessen zur Wettkampfausstattung der Weitspringer. Auch die bekleideten Athleten sind unhistorisch. Sowohl die leicht- als auch die schwerathletischen Sportarten wurden nackt ausgeführt.[55]

Angesichts der römischen Gelage rühmen im Comic zwei olympische Verwaltungsbeamte die tugendhaften griechischen Athleten, die sich nur von Feigen, Oliven, rohem Fleisch und Wasser ernährten. Richtig ist, dass der Ernährung der Sportler im antiken Griechenland eine große Bedeutung beigemessen wurde. Dabei wurden allerdings sehr verschiedene Lehren zur optimalen Diät vertreten, die nicht alle so spartanisch waren, wie im Comic dargestellt.[56]

Nachdem sie über die Doping-Regeln informiert wurden, suchen Asterix, Obelix und Miraculix nach ihren gallischen Freunden. Dabei bewegen sie sich durch eine als „Olympisches Dorf“ bezeichnete Ansammlung von Zelten, die Besucher der Spiele beherbergen. Dies ist eine treffende Darstellung der Atmosphäre im antiken Olympia. Die meisten der zehntausenden Besucher der Spiele lebten auf der Festwiese außerhalb des Heiligen Bezirks in Zelten, Laubhütten und Bretterbuden.[57]

Ablauf der Spiele

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Bei einigen zentralen Elementen ihrer Darstellung der Spiele orientierten sich Goscinny und Uderzo mehr an den modernen Spielen als an ihren antiken Vorgängern. So zeigen sie, wie ein einzelner Athlet im Namen aller vor dem olympischen Feuer den Olympischen Eid ablegt. Anders als bei den modernen Spielen legten in der Antike den Eid aber alle Athleten nach ihrer Ankunft in Olympia im Bouleuterion ab. Außerdem zeigen die Autoren, wie die Mannschaften der verschiedenen Herkunftsorte in das Stadion einziehen. Ein solcher „Einmarsch der Nationen“ war zwar Teil der meisten modernen Spiele, in der Antike hat es ihn aber nicht gegeben. Weder das römische Reich noch die griechischen Poleis schickten organisierte Mannschaften, sondern die Athleten mussten ihre Teilnahme eigenständig melden. Die Darstellung der Siegerehrungen mit Treppchen und Auszeichnung für die drei Erstplatzierten ist ebenfalls unhistorisch. In der Antike wurde nur der Sieger ausgezeichnet, selbst Zweitplatzierte galten als Verlierer und zogen Hohn und Spott auf sich.[58]

Beim Thema Doping verweist der Comic eher auf zeitgenössische Sportpolitik statt auf historische Realitäten. Im Jahr der französischen Erstveröffentlichung hatte das IOC erstmals Dopingkontrollen durchgeführt.[59] Im Comic verkündet Kontrabas, Mitglied des Olympischen Magistrats, dass laut den Olympischen Gesetzen „das Einnehmen jeglicher kraftfördernder Mittel verboten [ist] und mit Disqualifikation bestraft [wird].“[60] Richtig ist, dass „die Athleten […] über einem Eberopfer schwören [mussten], daß sie sich keinen Verstoß gegen die olympischen Wettkämpfe zuschulden kommen lassen werden.“[61] Auch die Disqualifikation von Athleten, wie sie im Comic die römischen Läufer trifft, ist überliefert.[62] Ein Verbot von leistungssteigernden Mitteln oder gar eine Bestrafung wegen der Einnahme ist jedoch nicht belegt. Vielmehr waren solche Mittel – etwa zermahlene Stierhoden, Heiltränke und Kräuterpflaster – üblich und nicht verpönt.[63]

Auffällig ist die Ausblendung alles Kultischen im Comic. Neben ihrem sportlichen Charakter waren die Olympischen Spiele der Antike vor allem ein religiöses Fest zu Ehren von Zeus. Der Comic zeigt aber weder Gebete noch Opfer an den griechischen Göttervater. Damit folgt er dem Stil der Asterix-Reihe, auf religiöse Themen weitestgehend zu verzichten. Dies steht im Gegensatz zur eigentlichen Bedeutung von Religion für die Völker der Antike; vielmehr spiegelt diese Ausblendung die untergeordnete Rolle von Religion im modernen Frankreich.[64]

In der Darstellung der eigentlichen Sportwettbewerbe mischen sich historische Fakten mit modernen Ausprägungen des Sports. Wie bei der Darstellung des Trainings, ist auch hier die fehlende Nackheit der Sportler unhistorisch. Bei den Laufwettbewerben ist es richtig, dass der Lauf über 20 Stadien eine der Disziplinen war. Auch die steinerne Startschwelle mit Furchen ist korrekt dargestellt. In diese Furchen konnten die Läufer ihre Zehen krallen, um sich beim Start besser abzudrücken. Allerdings starteten die Läufer nicht wie im Comic dargestellt aus der Hocke. Stattdessen standen sie aufrecht und in leichter Schrittstellung mit nach vorn gestreckten Armen. Dabei hatte jeder Läufer seine eigene Startvorrichtung, die aus zwei senkrechten Pfählen und einer Querlatte bestand. Die einzelnen Startvorrichtungen waren über Stricke miteinander verbunden. Sie sorgten dafür, dass beim Start alle Querlatten gleichzeitig nach unten klappten und den Läufern das Loslaufen ermöglichten. Das Startsignal war „Alipte“ für „los“ oder der Trompetenstoß eines olympischen Herolds.[65] Der im Comic beschriebene Ausruf des Namens von Hirtengott Pan ist ein Wortspiel der Asterix-Autoren. „Pan“ ist das französische Äquivalent zum lautmalerischen „Peng“ einer Startpistole.[32]

Faustkämpfer auf einer schwarz­figurigen Panathe­näischen Amphore, etwa 520 v. Chr.

Die Darstellung der Kampfsportwettkämpfe folgt weitestgehend den historischen Überlieferungen. Beim Faustkampf tragen Walros aus Rhodos und sein römischer Kontrahent Schlagdraufundschlus eine Art Handschuh. Der Sporthistoriker Andreas Luh erkennt darin die scharfkantigen Lederriemen (Himantes) aktiker Faustkämpfer wieder, die Flavius Philostratos in seinem Werk Über die Gymnastik erwähnt.[66] Die Altertumsforscher René van Royen und Sunnyva van der Vegt beschreiben sie hingegen als weiche Boxhandschuhe, von denen Pausanias berichtet, sie seien von Faustkämpfern getragen worden, bevor die scharfen Riemen eingeführt wurden.[67] Die massigen Staturen der Comic-Kontrahenten entsprechen antiken Darstellungen, wie sie auf Vasen zu finden sind. Da es keine Gewichtsklassen gab, dominierten Schwergewichte den Faustkampf. Beim Pankration, einer Mischung aus Ringen und Faustkampf, zeigt der Comic, wie Walros mit voller Wucht auf seinen griechischen Gegner springt. Laut Philostratos gehörte dies zu den erlaubten Kampftechniken; verboten war es nur, den Gegner zu beißen oder in seinen Körperöffnungen zu bohren.[68]

Walros’ Kampfname Koloss von Rhodos ist eine Anspielung auf die gleichnamige Kolossalstatue, die im dritten vorchristlichen Jahrhundert in der Inselhauptstadt stand und eines der sieben Weltwunder der Antike war.[69] Andreas Luh sieht in der Figur Walros zudem Bezüge zu historischen Persönlichkeiten. So berichtet dessen Bruder den Galliern auf der Tribüne, dass ihr ältester Bruder noch viel stärker sei, sich aber noch nicht von einer Ohrfeige ihrer Mutter erholt habe. Dies könnte laut Luh auf den antiken Faustkämpfer Diagoras von Rhodos und seine Familie verweisen. Diagoras war sehr erfolgreich und wurde Periodonike. Auch Söhne und Enkel von ihm siegten bei den Olympischen Spielen; seine Tochter Kallipatira trat verbotenerweise als Trainerin auf.[70]

Dass der Olympische Senat einen eigenen Laufwettbewerb für römische Athleten veranstaltet, passt durchaus zu historischen Begebenheiten. Zum einen wurden immer mal wieder neue Disziplinen eingeführt, während andere abgeschafft wurden. Zum anderen verhielt die Heiligtumsverwaltung sich im Laufe der Jahrhunderte taktisch klug und zeigte eine hohe Bereitschaft, sich den politischen Gegebenheiten anzupassen. Eines der berüchtigtsten Beispiele ist der Besuch des römischen Kaisers Nero im Jahr 67. Für ihn wurde die Veranstaltung um zwei Jahre verlegt und eine palastartige Unterkunft gebaut. Zudem richtete man eigens für ihn ein Fohlenrennen mit Zehnergespann aus, bei dem er zum Sieger ausgerufen wurde, obwohl er vom Wagen gefallen sein soll.[71]

  • Jeremy Barris: Asterix, Carnival, and the Wonder of Everyday Life. In: Jeff McLaughlin (Hrsg.): Graphic Novels as Philosophy. University Press of Mississippi, Jackson 2017, ISBN 978-3-88020-663-2, S. 105–129, doi:10.14325/mississippi/9781496813275.003.0006, JSTOR:j.ctv5jxn4n.8 (englisch, marshall.edu).
  • Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! Asterix bei den Olympischen Spielen als Mittel historischer Bildung. 2. Auflage. Arete, Hildesheim 2018, ISBN 978-3-942468-93-0.
  • Andreas Luh: Asterix bei den Olympischen Spielen. Fiktion und Wirklichkeiten, (sport)historische Erinnerung und kollektives Gedächtnis. In: Andreas Luh, Norbert Gissel (Hrsg.): Neue Forschung zur Kulturgeschichte des Sports. Feldhaus, Hamburg 2018, ISBN 978-3-88020-663-2, S. 93–112 (d-nb.info).
  • Ulrich Sinn: Asterix und Olympia. In: Kai Brodersen (Hrsg.): Asterix und seine Zeit. Die große Welt des kleinen Galliers (= Beck’sche Reihe. Band 1404). Beck, München 2001, ISBN 3-406-45944-7, S. 159–176.
  • René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. Beck, München 2001, ISBN 3-406-45904-8, Kapitel IV: Auf zu Olympischem Gold, S. 121–153 (niederländisch: Asterix en de wijde wereld. Amsterdam 2000. Übersetzt von Annette Löffelholz unter Mitarbeit von Nicole Albrecht).

Einzelnachweise

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  1. Barry Stone: Asterix bei den Olympischen Spielen. In: Paul Gravett (Hrsg.) und Andreas C. Knigge (Übers.): 1001 Comics, die Sie lesen sollten, bevor das Leben vorbei ist. Edition Olms, Zürich 2012, S. 286.
  2. a b Asterix bei den Olympischen Spielen. In: asterix.de. Abgerufen am 15. September 2025.
  3. Mireilla Zirpins: „Asterix bei den Olympischen Spielen“ – erstmals erscheint ein Asterix-Album in Leichter Sprache. In: rtl.de. 30. Oktober 2023, abgerufen am 26. Oktober 2025.
  4. Korbinian Eisenberger: Gesprengte Ketten. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 144, 26. Juni 2023, S. 23.
  5. Marco Mütz: Hörspiel CD. In: Deutsches Asterix Archiv auf comedix.de. Abgerufen am 29. September 2025. Asterix (Karussell) – Folge 12: Asterix bei den Olympischen Spielen. In: hörspielland.de. Abgerufen am 29. September 2025.
  6. Marco Mütz: Asterix bei den Olympischen Spielen - Das Buch zum Film. In: Deutsches Asterix Archiv auf comedix.de. Abgerufen am 28. September 2025.
  7. Marco Mütz: Asterix-Handyspiel - Asterix bei den Olympischen Spielen. In: Deutsches Asterix Archiv auf comedix.de. Abgerufen am 28. September 2025.
  8. Marco Mütz: Asterix bei den Olympischen Spielen. Wii / Playstation 2 / PC / Nintendo DS. In: Deutsches Asterix Archiv auf comedix.de. Abgerufen am 28. September 2025.
  9. René Goscinny, Albert Uderzo: Asterix bei den Olympischen Spielen. Ehapa, Stuttgart 2011, S. 22.
  10. Jörg Fündling: Asterix. 100 Seiten. 6. Auflage. Reclam, Ditzingen 2023, ISBN 978-3-15-020418-4, S. 16–17.
  11. René Goscinny, Albert Uderzo: Asterix bei den Olympischen Spielen. Ehapa, Stuttgart 2011, S. 25.
  12. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 60–61.
  13. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 65.
  14. Gudrun Penndorf: Asterix übersetzen – oder das Wechselspiel in Bild und Sprache. In: Kai Brodersen (Hrsg.): Asterix und seine Zeit. Die große Welt des kleinen Galliers (= Beck’sche Reihe. Band 1404). Beck, München 2001, ISBN 3-406-45944-7, S. 212–230, hier: 227.
  15. a b John Breslin: Astérix and the Historical Interpretation, Medium.com vom 17. Februar 2022
  16. David Chrobok: Zur Strafbarkeit nach dem Anti-Doping-Gesetz (Dissertation, Universität Bochum), Herbert Utz Verlag, München 2017, ISBN 978-3-8316-4648-7, S. 1
  17. Lars Figura: Doping zwischen Freiheitsrecht und notwendigem Verbot, Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2009, S. 79 f.
  18. Pieter Bonte, Sigrid Sterckx, Guido Pennings: May the Blessed Man Win: A Critique of the Categorical Preference for Natural Talent over Doping as Proper Origins of Athletic Ability. In: Journal of Medical Philosophy. Band 39, Nr. 4, 2014, S. 368–386, hier: 376, doi:10.1093/jmp/jhu024 (englisch).
  19. André Stoll: Asterix – das Trivialepos Frankreichs. Bild- und Sprachartistik eines Bestseller-Comics (= DuMont Kunst-Taschenbücher. Band 17). 3. Auflage. DuMont, Köln 1977, ISBN 3-7701-0773-X, S. 97.
  20. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 71.
  21. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 128, 161, Fußnote 15.
  22. Daniela Pelka: Was Buchstaben zum Ausdruck bringen können: Zu Formen und Funktionen des Schriftbildes. In: Csaba Földes (Hrsg.): Themenfelder, Erkenntnisinteressen und Perspektiven in der Germanistik in Mitteleuropa (= Beiträge zur interkulturellen Germanistik. Band 10). Narr Francke Attempto, Tübingen 2018, ISBN 978-3-8233-8078-8, S. 107–130, hier: 114 (opole.pl).
  23. Jörg Fündling: Asterix. 100 Seiten. 6. Auflage. Reclam, Ditzingen 2023, ISBN 978-3-15-020418-4, S. 26.
  24. Sibylle Schneider, Klaus Mühlsteffen: Asterix der Gallier. Sprachwitz der Namen. In: Westfälisches Römermuseum Haltern (Hrsg.): „Die spinnen, die …“. Mit Asterix durch die Welt der Römer. Ehapa, Stuttgart 1999, ISBN 3-7704-0252-9, S. 64–71.
  25. André Stoll: Asterix – das Trivialepos Frankreichs. Bild- und Sprachartistik eines Bestseller-Comics (= DuMont Kunst-Taschenbücher. Band 17). 3. Auflage. DuMont, Köln 1977, ISBN 3-7701-0773-X, S. 114.
  26. Jörg Fündling: Asterix. 100 Seiten. 6. Auflage. Reclam, Ditzingen 2023, ISBN 978-3-15-020418-4, S. 39.
  27. André Stoll: Asterix – das Trivialepos Frankreichs. Bild- und Sprachartistik eines Bestseller-Comics (= DuMont Kunst-Taschenbücher. Band 17). 3. Auflage. DuMont, Köln 1977, ISBN 3-7701-0773-X, S. 116–117.
  28. André Stoll: Asterix – das Trivialepos Frankreichs. Bild- und Sprachartistik eines Bestseller-Comics (= DuMont Kunst-Taschenbücher. Band 17). 3. Auflage. DuMont, Köln 1977, ISBN 3-7701-0773-X, S. 117–119.
  29. Gudrun Penndorf: Asterix übersetzen – oder das Wechselspiel in Bild und Sprache. In: Kai Brodersen (Hrsg.): Asterix und seine Zeit. Die große Welt des kleinen Galliers (= Beck’sche Reihe. Band 1404). Beck, München 2001, ISBN 3-406-45944-7, S. 212–230, hier: 222–223.
  30. André Stoll: Asterix – das Trivialepos Frankreichs. Bild- und Sprachartistik eines Bestseller-Comics (= DuMont Kunst-Taschenbücher. Band 17). 3. Auflage. DuMont, Köln 1977, ISBN 3-7701-0773-X, S. 126–127.
  31. René Goscinny, Albert Uderzo: Asterix bei den Olympischen Spielen. Ehapa, Stuttgart 2011, S. 21.
  32. a b Marco Mütz: Sprachspiele - Asterix bei den Olympischen Spielen. In: Deutsches Asterix Archiv auf comedix.de. Abgerufen am 8. September 2025.
  33. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 135. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 35.
  34. Christine Gundermann: 50 Jahre Widerstand: Das Phänomen Asterix. In: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History. Band 6, Heft 1, S. 115–128, hier: 123, doi:10.14765/zzf.dok-1837.
  35. Renate Wiechers: Asterix und die Goten. Asterix in Germanien? In: Westfälisches Römermuseum Haltern (Hrsg.): „Die spinnen, die …“. Mit Asterix durch die Welt der Römer. Ehapa, Stuttgart 1999, ISBN 3-7704-0252-9, S. 24–31, hier: 31.
  36. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 13.
  37. Ulrich Sinn: Asterix und Olympia. 2001, S. 176.
  38. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 56.
  39. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 73.
  40. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 14–18. Ulrich Sinn: Asterix und Olympia. 2001, S. 160–163. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 123–125.
  41. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 15–16.
  42. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 16, 18.
  43. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 17–18.
  44. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 18–19. Ulrich Sinn: Asterix und Olympia. 2001, S. 174–176.
  45. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 23. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 126–127.
  46. Josef Mühlenbrock: Die Odyssee. Asterix und Obelix auf Reisen. In: Westfälisches Römermuseum Haltern (Hrsg.): „Die spinnen, die …“. Mit Asterix durch die Welt der Römer. Ehapa, Stuttgart 1999, ISBN 3-7704-0252-9, S. 56–63, hier: 63.
  47. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 23.
  48. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 129–130. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 24.
  49. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 131–132, 152. Josef Mühlenbrock: Die Odyssee. Asterix und Obelix auf Reisen. In: Westfälisches Römermuseum Haltern (Hrsg.): „Die spinnen, die …“. Mit Asterix durch die Welt der Römer. Ehapa, Stuttgart 1999, ISBN 3-7704-0252-9, S. 56–63, hier: 63.
  50. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 25.
  51. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 30.
  52. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 26–29.
  53. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 30–32.
  54. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 34.
  55. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 35–37. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 143–144.
  56. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 40–41.
  57. Ulrich Sinn: Asterix und Olympia. 2001, S. 163–165. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 33–34.
  58. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 44–45, 51. Ulrich Sinn: Asterix und Olympia. 2001, S. 159.
  59. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 68.
  60. René Goscinny, Albert Uderzo: Asterix bei den Olympischen Spielen. Ehapa, Stuttgart 2011, S. 33.
  61. Pausanias: Beschreibung Griechenlands. 2. Auflage. Artemis, Zürich/Stuttgart 1967 (altgriechisch: Pausaniae Graeciae descriptio. Übersetzt von Ernst Meyer). Zitiert in: Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 43
  62. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 55.
  63. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 42–44.
  64. Wolfgang Spickermann: Asterix und die Religion. In: Kai Brodersen (Hrsg.): Asterix und seine Zeit. Die große Welt des kleinen Galliers (= Beck’sche Reihe. Band 1404). Beck, München 2001, ISBN 3-406-45944-7, S. 105–126, hier: 105, 112.
  65. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 45–46. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 147.
  66. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 46.
  67. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 148.
  68. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 48–49.
  69. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 162, Fußnote 61.
  70. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 50–51.
  71. Andreas Luh: Und Asterix hat doch recht! 2018, S. 53–54. René van Royen, Sunnyva van der Vegt: Asterix auf großer Fahrt. S. 150.