Autonome Talysch-Mugan-Republik

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Flagge der Autonomen Republik Talysch-Mugan.[1]

Die Autonome Talysch-Mugan-Republik war eine kurzlebige international nicht anerkannte autonome Republik in Aserbaidschan, die von Juni bis August 1993 bestand.[2] Sie befand sich im äußersten Süden Aserbaidschans und bestand aus 6 Rajons Aserbaidschans um die regionale Hauptstadt Lənkəran: Lenkoran, Lerik, Astara, Masallı, Yardımlı und Biləsuvar. Historisch gesehen war dieses Gebiet das Khanat Talysch.

Die Autonome Talysch-Mughan-Republik darf nicht mit der Mughan-Sowjetrepublik verwechselt werden. Diese war ein bolschewistischer Staat, der von März bis Juni 1919 in Opposition zur aserbaidschanischen Regierung der Musavat in Baku stand (Demokratische Republik Aserbaidschan). Die Flagge der Autonomen Republik Talysh-Mugan und jetzt die Flagge des Volkes der Talyschen ist eine vertikale Trikolore von roter, weißer und grüner Farbe mit der aufgehenden Sonne in der Mitte über dem blauen Meer.[1]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage der Talysch-Mugan-Republik

Die autonome Republik wurde inmitten eines politischen Aufruhrs mit taktischer Unterstützung Russlands in Aserbaidschan ausgerufen. Im Juni 1993 begann unter der Führung des Obersts Surat Huseynov eine militärische Revolte gegen den aserbaidschanischen Präsidenten Əbülfəz Elçibəy. Oberst Ələkrəm Hümmətov, ein enger Verbündeter Hüseynovs und Anführer der talyschen Nationalisten, erlangte die Macht im südlichen Aserbaidschan und rief die neue Republik in Lənkəran aus, was zur Eskalation der Gewalt führte.

Aber die Lage beruhigte sich, als Heydər Əliyev an die Macht kam. Die Talysch-Mugan-Republik, die es nicht vermochte, bedeutende öffentliche Unterstützung zu erlangen, wurde abgeschafft.[3]

Auflösung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ələkrəm Hümmətov musste aus Lənkəran fliehen, als sich 10.000 Demonstranten vor seinem Hauptquartier versammelten und verlangten, dass er die Stadt verlassen solle.[4]

Nach Prof. Bruce Parrott:

„Dieses Abenteuer kehrte sich rapide in eine Farce um. Der talysche Charakter der "Republik" war minimal, während die klare Bedrohung der territorialen Integrität Aserbaidschans durch seine bloße Existenz nur Gumbatov und später Guseinov [Huseynov] in Verruf brachte.[5]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Beobachter glauben, dass diese Revolte Teil einer größeren Verschwörung war, um den ehemaligen Präsidenten Ayaz Mütəllibov wieder an die Macht zu bringen.[6][7] Hümmətov wurde gefangen genommen und anfänglich zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde in lebenslange Haft umgewandelt. 2004 wurde er begnadigt und auf Druck des Europarat freigelassen. Ihm wurde gestattet, nach Europa auszuwandern, nachdem er öffentlich verkündet hatte, keinerlei politischen Aktivitäten mehr nachzugehen. Noch heute ist die Talysche Nationalbewegung aktiv und verfolgt das Ziel der Wiederherstellung der Autonomonen Talysch-Mughan Republik weiter. Diejenigen, die in die Ausrufung verwickelt waren, hingegen sagen, dass sie immer die autonome Republik als Bestandteil Aserbaidschans angesehen hätten.[2]

Entsprechend einigen Quellen verfolgt die aserbaidschanische Regierung seit der Zeit der Aserbaidschanischen SSR innerhalb der Sowjetunion eine Assimilationspolitik gegenüber Minderheiten, wie den Talyschen, Taten, Kurden und Lesgier.[8] Seit Ende der 1990er Jahre wurde diese Politik allerdings zugunsten einer stärkeren kulturellen und sprachlichen Anerkennung ethnischer Minderheiten geändert.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b James B. Minahan. Encyclopedia of Stateless Nations: Ethnic and National Groups around the world. — Santa Barbara, California: ABC-CLIO, LLC, 2016. P. 409 ISBN 978-1-61069-953-2
  2. a b Azerbaijan in a stir over political prisoner. In: BBC News.
  3. The Jamestown Foundation: Talysh issue, dormant in Azerbaijan, reopened in Armenia (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) (englisch)
  4. Pro-Iranian is ousted. In: The New York Times. 24. August 1993.
  5. Übersetzung aus Bruce Parrott: State Building and Military Power in Russia and the New States of Eurasia. M.E. Sharpe, 1995, ISBN 1-56324-360-1.
  6. Hummatov erhielt Unterstützung vom ehemaligen Verteidigungsminister Rahim Gaziev und schwor dem ehemaligen Präsidenten Ayaz Mütallibov Loyalität. Diese Revolte, die fast ohne Blutvergießen im August zusammenbrach, erschien als Teil der größeren Rebellion Huseynovs in Gəncə. Übersetzung aus Thomas De Waal: Black Garden: Armenia and Azerbaijan through Peace and War. NYU Press, 2004, ISBN 0-8147-1945-7.
  7. Ein wahrscheinliches Szenario ist jenes, dass diese Episode ein anderes Beispiel eines mächtigen örtlichen Warlord ist, der versucht einen Vorteil aus der inneren Instabilität Aserbaidschans zu ziehen, bei dieser Gelegenheit durch einen Appell an die ethnische persische Empfindung. Gummatov [Hummatov] hatte früher unter Mütallibov profitiert, und es erscheint, als ob er einen Groll gegen Aliyev trug. Es gibt da Berichte, dass der rebellische Oberst einmal als Preis für das Ende der Rebellion die Abdankung Aliyevs und die Rückkehr Mütallibov verlangte. Übersetzung aus Alvin Z. Rubinstein, Oles M. Smolansky: Regional Power Rivalries in the New Eurasia: Russia, Turkey, and Iran. M.E. Sharpe, 1995, ISBN 1-56324-623-6.
  8. Christina Bratt Paulston, Donald Peckham: Linguistic Minorities in Central and Eastern Europe. (= Multilingual Matters. 109). Clevedon 1998, ISBN 1-85359-416-4, S. 106.
  9. Resolution ResCMN(2004)8 des Europarates vom 13. Juli 2004, die Fortschritte Aserbaidschans bei Minderheiten anerkennt.