Bahnstrecke Brüssel–Lüttich

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Brüssel–Lüttich
Thalys auf der Gefällestrecke
zwischen Ans und Lüttich-Guillemins
Thalys auf der Gefällestrecke
zwischen Ans und Lüttich-Guillemins
Strecke der Bahnstrecke Brüssel–Lüttich
Streckennummer:L 36 (Belgien)
Streckenlänge:100 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:3 kV =
Maximale Neigung: Ans-Liège-Guill.: 30 
Höchstgeschwindigkeit:140 km/h
Zugbeeinflussung:ETCS Level 1
Zweigleisigkeit:durchgehend
Betriebsstellen und Bauwerke[1][2]
Innenstadttunnel von Brüssel-Süd
mit 2 von Braine-le-Comte
0,0 Brüssel Nordbahnhof
Strecken 28 (Westring) und 50 (Gent) →
Strecke 161 (Ostring, nach Namur)
R21
2,4 Schaarbeek Fernverkehr daneben,
… dann auf die mittleren Gleise.
               
(Rbf Schaarbeek) an den
Strecken 25 und 27 nach Antwerpen
5,5 Haren-Süd
Strecke 26 Schaarbeek-Halle
Regionsgrenze BrüsselFlandern
N21
7,0 Diegem
A201
R0 (Autobahnring Brüssel)
9,4 Zaventem
N262
Fernverkehr ↔ Flughafen
Strecke 36C (Flughafenbahn Brüssel)
12,0 Nossegem
N227
Flughafen ↔ Fernverkehr
14,7 Kortenberg
16,1 Zavelstraat (1887–1920)
17,8 Erps-Kwerps
19,2 Beisem geschlossen 1984
21,1 Veltem
24,0 Herent
N26 – Ausfädelung Fern-
verkehr aus den …
A2 – … mittleren Gleisen
Nordumfahrung Bahnhof Löwen
Löwen-Dijle-Kanal
N19
Dijle
Strecke 53 nach Mecheln
Strecke 35 nach Hasselt
Betriebsbahnhof Löwen
N2
28,7 Löwen Endstation 2
N3
Strecke 139 / 20 nach Ottignies
N25
HSL 2 nach Lüttich
34,1 Korbeek-Lo geschlossen 1984
36,1 Lovenjoel geschlossen 1984
40,0 Vertrijk
N234
42,0 Roosbeek
44,3 Kumtich
R27
47,4 Tienen
N29
Strecke 139 nach Namur (1867–1968)
Strecke 22 nach Diest (1878–1988)
R27
53,8 Ezemaal
N279
57,0 Neerwinden
Bahnhof Neerwinden
Strecke 147 nach Gembloux (1865–1981)
60,7 Landen
N283
Strecke 127 nach Huy (1875–1964)
Strecke 21 nach Hasselt
N80
64,0 Gingelom
69,0 Jeuk
N755
Regionsgrenze Flandern-Wallonien
71,5 Corswarem
Bahnhof Corswarem
A3 und HSL 2
74,5 Waremme Beginn
N69
77,2 Bleret
79,8 Remicourt
83,2 Momalle
85,4 Fexhe-le-Haut-Clocher
87,8 Voroux-Goreux
Rangierbahnhof Voroux
Güterumgehungsbahn Lüttich
(Strecke 36A) nach Kinkempois
89,9 Bierset-Awans HSL 2 von Löwen
A15
A602
93,4 Ans
Strecke 31 nach Liers (1864–1996)→
Strecke 32 nach Flémalle (1868–1992)
94,7 Montegnée
N637
97,0 Lüttich Haut-Pré (geschlossen 1994,
ursprünglich Bergstation Kabelzuganlage)
N503
Plan incliné de Liège (30 ‰)
Tunnel Saint-Gilles
Strecke 34 nach Hasselt
99,9 Lüttich-Guillemins
Strecke 125 nach Namur
Maas
Strecke 40 nach Maastricht, bis Visé →
Strecke 125A zum Rbf Kinkempois
Strecke 43 nach Marloie
Hochgeschwindigkeitsstrecke
HSL 3 nach Aachen
Strecke 37 nach Aachen

Die Bahnstrecke Brüssel – Lüttich (Linie 36) verbindet die belgischen Städte Brüssel und Lüttich über Löwen und Tienen. Die Strecke ist recht genau 100 km lang und eine der ältesten Fernbahnstrecken Europas, sie wurde in drei Abschnitten von 1837 bis 1842 eröffnet. Der westliche Abschnitt zwischen Brüssel und Löwen stammt aus dem Jahr 1866 und wurde bis 2003 viergleisig und für 200 km/h als Linie 36N ausgebaut; zwischen Löwen und Ans ermöglicht die Schnellfahrstrecke HSL 2 300 km/h.

Die Bahnstrecke wurde durch den Belgischen Staat errichtet, heutige Betreiberin ist die Infrastrukturgesellschaft Infrabel.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Westabschnitt Brüssel-Löwen ist durchgehend viergleisig ausgebaut und verläuft praktisch vollständig durch bebautes Gebiet im Osten der Stadtregion Brüssel. Der mittlere Abschnitt besitzt einen ländlicheren Charakter, bevor schließlich die dicht bebaute Industrieregion Lüttich erreicht wird.

Brüssel-Löwen (Ballungsraum Brüssel)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausfädelung der Strecken 36 (unten) und 36N (oben) aus dem Rangierbahnhof Schaarbeek

Die Strecke beginnt formell am Brüsseler Nordbahnhof und verläuft zunächst, gemeinsam mit einigen anderen Strecken, von dort nordwärts entlang der vielgleisigen Bahntrasse Richtung Antwerpen. In diesem Abschnitt befindet sich der große Bahnhof Schaarbeek.

Im Bereich des sich hier anschließenden Rangierbahnhofs Haren fädelt die Strecke 36 viergleisig in Richtung Westen aus. Jenseits des Bahnhofs Haren-Süd wird die ringförmig durch den Brüsseler Osten verlaufende Strecke 26 gekreuzt, kurz darauf die Regionsgrenze zwischen Brüssel und Flandern.

Nach zwei weiteren viergleisigen Stationen (Diegem und Zaventem) fädelt nach Norden die überwiegend unterirdisch verlaufende Flughafenstrecke 36C aus, die den Flughafen Brüssel-Zaventem erschließt.

Die fünf folgenden Bahnhöfe Nossegem, Kortenberg, Erps-Kwerps, Veltem und Herent sind S-Bahn-Stationen in flämischen Wohngemeinden am Rande der Großstadt.

Im Stadtgebiet von Löwen werden der Löwen-Dijle-Kanal und der Fluss Dijle überquert. Von Norden her münden hier die Strecken 53 (aus Mecheln) und 35 (aus Hasselt) ein. Nach dem Durchfahren des Betriebsbahnhofs, an dem sich die große Brauerei Stella Artois befindet, wird der Bahnhof Löwen erreicht, wo seit 2015 die S-Bahn-Linie 2 endet.

Löwen-Voroux[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südlich des Bahnhofs Löwen zweigt Richtung Süden die Strecke 139 nach Ottignies ab, kurz darauf die Schnellfahrstrecke HSL 2, die sich aber nicht weit entfernt, sondern entlang der Autobahn A3 ebenfalls Richtung Lüttich verläuft und sich einige Kilometer vor dem Ziel wieder in die Altstrecke einfädelt.

Die nun zweigleisige Strecke hat bis zum Bahnhof Tienen nur noch eine Zwischenstation (Vertrijk), vier weitere wurden 1984 geschlossen. Die 33.000-Einwohner-Stadt Tienen besitzt das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude Belgiens (erbaut 1842) und war Endpunkt der Bahnstrecken Strecke 22 (nach Diest) und Strecke 142 (nach Namur), die aber 1958 bzw. 1960 stillgelegt wurden.

Nach zwei weiteren Zwischenstationen wird die Kleinstadt Landen erreicht, die früher ein echter Bahnknotenpunkt war, denn hier zweigten drei Strecken von der Hauptstrecke ab:

Es folgen drei weitere 1984 aufgehobene Stationen, die Regionsgrenze zu Wallonien, und die Autobahn A3 samt der Hochgeschwindigkeitsstrecke, die hier über eine Brücke auf die Nordseite der Altstrecke wechseln. In der Kleinstadt Waremme befindet sich der erste Bahnhof auf wallonischem Gebiet.

Nach vier weiteren Zwischenstationen folgt, am westlichen Rand der Agglomeration Lüttich, der 1990 stillgelegte Rangierbahnhof Voroux, der heute nur noch ein Haltepunkt für den Personenverkehr ist.

In Lüttich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Direkt an der ehemaligen Ostausfahrt des Rangierbahnhofs zweigt die 1939 eröffnete Güterumgehungsbahn Lüttich Bahnstrecke Y Voroux–Kinkempois (L 36A) nach Süden ab, die schwere Güterzüge um die Innenstadt und die Gefällestrecke bei Ans herum zum großen Rangierbahnhof Kinkempois am südlichen Maasufer führt.

Praktisch auf derselben Höhe mündet von der anderen Seite her kommend die Schnellfahrstrecke HSL 2 wieder auf die alte Trasse ein. Bis zum Bahnhof Ans verlaufen beide Strecken viergleisig parallel zueinander, westlich davon verläuft die Strecke zweigleisig weiter und wird von den Hochgeschwindigkeitszügen mitbenutzt. Ans war früher ein wichtiger Umsteigeknoten, hier zweigten die Strecken 31 (nach Liers) und 32 (nach Flémalle) ab, die 1996 bzw. 1992 stillgelegt wurden, außerdem die 1959 stillgelegte Überlandstraßenbahn nach Oreye sowie die städtische Straßenbahn Lüttich.

Die letzten sechs Kilometer bis zum Bahnhof Guillemins, der die Funktion eines Hauptbahnhofes hat, weist die 4,3 Kilometer lange Rampe ein starkes Gefälle (3 %) auf, die einen Höhenunterschied von 110 Meter überwindet, wodurch früher für die Beförderung schwerer Güterzüge eine zweite Lokomotive als Schublok erforderlich war. Zwischen 1842 und den 1870er Jahren wurden die Züge aufgrund der hohen Steigung sogar per Kabel gezogen („Plan incliné de la côte d’Ans“).[3][4] Kurz vor Erreichen des Bahnhofs gesellt sich die für den Lütticher Stadtverkehr wichtige Strecke L 34 aus Hasselt hinzu, die die Brüsseler Strecke im Tunnel unterquert und kurz vor dem Bahnhof ans Tageslicht kommt.

Wichtige Bahnhöfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bahnhöfe Brüssel-Nord, Löwen und Lüttich-Guillemins dienen auch der parallel verlaufenden Hochgeschwindigkeitsstrecke von Brüssel nach Köln. Tienen, Landen und Ans sind (ehemalige) Knotenpunkte für den Regionalverkehr.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der alte Brüsseler Nordbahnhof
Der alte Bahnhof Lüttich-Guillemins

Das erste Teilstück dieser Strecke wurde 1837 zwischen Löwen und Tienen eröffnet. Ein halbes Jahr später folgte die östliche Erweiterung bis Ans. Bereits 1842 wurde die Strecke zweigleisig ausgebaut und bis Lüttich verlängert. Der Abschnitt von Löwen nach Brüssel folgte erst 1866. Bauherr war das Königreich Belgien, es war also von Anfang an eine staatliche Bahnstrecke.

Die starke Steigung von Lüttich bis Ans war für damalige Lokomotiven zu steil. Deswegen wurden die Züge Richtung Westen mithilfe eines Kabels den Berg hinaufgezogen, das von einer stationären Dampfmaschine im Stadtteil Haut-Pré angetrieben wurde. Der Kabelbetrieb endete für Personenzüge 1866, für Güterzüge 1872.

Der Kabelbetrieb wurde danach durch Schiebelokomotiven ersetzt, diese waren im Bahnhof Guillemins stationiert. Sie wurden nicht mit dem anzuschiebenden Zug gekoppelt. Oben in Ans angekommen, bremsten sie ab, und der Zug fuhr alleine weiter.

Im Zusammenhang mit dem Bau des Brüsseler Innenstadttunnels wurde der alte Nordbahnhof abgerissen und durch einen 1952 eröffneten Durchgangsbahnhof ersetzt.

Bis 1954 wurde der Abschnitt Brüssel-Löwen elektrifiziert, Löwen-Lüttich folgte 1955.

1984 wurden zahlreiche Zwischenstationen entlang der Strecke geschlossen.

Um die Jahrtausendwende herum wurde diese stark befahrene Strecke in ihrer Kapazität verdoppelt. Im Großraum Brüssel (bis Löwen) wurde die Bestandsstrecke viergleisig ausgebaut, um Schnell- und Nahverkehr voneinander zu trennen. Die beiden mittleren Gleise (als Strecke 36N bezeichnet) können von Schnellzügen mit bis zu 200 km/h befahren werden, die beiden äußeren dienen den Regionalzügen. Östlich von Löwen haben die Schnellzüge eine eigene Neubaustrecke (HSL 2). Nur die Gefällestrecke von Ans bis Lüttich-Guillemins ist bis heute zweigleisig und dient beiden Verkehrsarten gemeinsam.

1997 verkehrten die ersten Thalys-Hochgeschwindigkeitszüge (Paris-Brüssel-Köln), noch über die alte Strecke, der seit 2002 verkehrende ICE International Brüssel-Köln-Frankfurt konnte von Ende 2004 die Neubaustrecke nutzen.

Der Bahnhof Lüttich-Guillemins wurde für den Hochgeschwindigkeitsverkehr völlig neu gebaut und nach Süden verschoben. Der Neubau wurde 2009 eröffnet.

Die Nahverkehrsstationen zwischen Brüssel-Nord und Löwen werden seit 2015 von der S-Bahn Brüssel bedient.

Als erste Bestandsstrecke wurde die Strecke mit ETCS ausgerüstet und am 1. März 2012 damit in Betrieb genommen. Erstmals kam damit auch ETCS Level 1 in Belgien zum Einsatz.[5]

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fernverkehr (Thalys Paris-Köln und ICE International Brüssel-Frankfurt) verläuft heute über die Neubaustrecke HSL 2, zwischen Brüssel und Löwen auf den als Strecke 36N bezeichneten beiden mittleren Gleisen.

Im Regionalverkehr verlaufen mehrere Intercity-Linien über die Strecke:

  • IC A: Oostende-Eupen (Gesamtstrecke)
  • IC E: Blankenberge-Tongeren (Brüssel-Löwen)
  • IC F: Quiévrain-Lüttich (Gesamtstrecke)
  • IC K: Gent-Genk (Brüssel-Landen)
  • IC O: Brüssel-Wezet (Gesamtstrecke)
  • IC Q: Antwerpen-Landen (Nossegem-Landen)

Dazu kommen Nahverkehrszüge (L-treinen),
bis Löwen die Brüsseler S-Bahn-Linie 2 und
ab Waremme die Lütticher S-Bahn-Linie 44.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Strecke 36 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Strecke 36N – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anhänge C.04 und E.1 der Infrabel-Benutzungsbedingungen (Memento vom 15. Oktober 2012 im Internet Archive)
  2. Google Maps
  3. Liège-Guillemins. In: belrail.be. 2007, abgerufen am 22. Mai 2022 (französisch).
  4. Claude Warzée: Les premières gares des Guillemins. In: Histoires de Liège. 22. Februar 2017, abgerufen am 22. Mai 2022 (französisch).
  5. First Belgian conventional line equipped with ETCS. In: Rail Journal. 5. März 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2012; abgerufen am 20. Juli 2013.