Bahnstrecke Dobříš–Praha-Modřany

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Dobříš–Praha-Modřany[1][2][3]
Kursbuchstrecke (SŽDC):210
Streckenlänge:39,598 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C2
Maximale Neigung: 23,43 
Höchstgeschwindigkeit:60 km/h
-0,355 (Streckenbeginn)
0,000 Dobříš
Rychlostní silnice 4
1,212 Stará Huť
4,812 Mokrovraty
8,228 Malá Hraštice
10,884 Nová Ves pod Pleší
14,816 Mníšek pod Brdy
15,920 Rymaně
19,108 Čisovice
21,463 Bojanovice
23,096 Bojov
25,130 Klínecký tunel (72 m)
25,521 Klínec
28,314 Měchenice
Vltava
von Čerčany (vorm. LB Čerčan–Modřan–Dobříš)
29,662 Odbočka Skochovice
Skochovice
31,964 Vrané nad Vltavou
33,235 Jarovský tunel (390 m)
Hl. Jarov
33,815 Jarov
36,490 Praha-Zbraslav
Rychlostní silnice 1
38,798 Praha-Komořany
39,598 Praha-Modřany
nach Praha-Vršovice (vorm. BCB)

Die Bahnstrecke Dobříš–Praha-Modřany ist eine regionale Eisenbahnverbindung in Tschechien, die ursprünglich als Teil der landesgarantierten Lokalbahn Čerčan–Modřan–Dobříš erbaut und betrieben wurde. Sie beginnt in Dobříš und führt über Mníšek pod Brdy und Vrané nad Vltavou nach Praha-Modřany.

Nach einem Erlass der tschechischen Regierung ist die Strecke seit dem 20. Dezember 1995 als regionale Bahn („regionální dráha“) klassifiziert.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Konzession für die Lokalbahn Čerčan–Modřan–Dobříš wurde am 4. März 1895 ausgestellt. Der Bau der Strecke war sofort zu beginnen und binnen zwei Jahren fertigzustellen. Die Konzessionsdauer war auf 90 Jahre festgesetzt.[5]

Am 22. September 1897 wurde die Strecke eröffnet. Den Betrieb führten die k.k. Staatsbahnen (kkStB) für Rechnung der Eigentümer aus.

Im Jahr 1912 wies der Fahrplan der Lokalbahn vier gemischte Zugpaare 2. und 3. Klasse zwischen Dobříš und Wran aus. Sie benötigten für die 42 Kilometer lange Strecke etwa 1,5 Stunden. In Wran bestand jeweils Anschluss an die Züge der Relation Prag–Čerčan.[6]

Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns im Oktober 1918 ging die Betriebsführung an die neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) über. Zum 1. Januar 1925 wurde die Lokalbahn Čerčan–Modřan–Dobříš verstaatlicht und die Strecke wurde ins Netz der ČSD integriert. Sie wurde fortan von der Staatsbahndirektion (Ředitelství státních drah) in Prag verwaltet.

Die Indienststellung moderner Motorzüge durch die ČSD ermöglichte Anfang der 1930er Jahre eine Verdichtung des Fahrplanes. Der Winterfahrplan von 1937/38 verzeichnete werktags acht Personenzugpaare 3. Klasse, die sämtlich als Motorzug geführt waren. Eine Ausnahme bildete der starke Ausflugsverkehr an Sonntagen, der wegen des hohen Verkehrsaufkommen im Sommerhalbjahr mit lokomotivbespannten Zügen bewältigt werden musste.[7]

Im Zweiten Weltkrieg lag die Strecke zur Gänze im Protektorat Böhmen und Mähren. Betreiber waren jetzt die Protektoratsbahnen Böhmen und Mähren (ČMD-BMB). Kriegsbedingt kam es nun zu einer Reduzierung der Zugfahrten.[8] Am 9. Mai 1945 kam die Strecke wieder vollständig zu den ČSD.

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC).

Im Jahresfahrplan 2013 wird die Strecke in einem angenäherten Zweistundentakt von den Personenzügen der Linie S80 (Praha hl.n.–Dobříš) bedient. Alternierend verkehren die Züge der Linie S8 (Praha hl.n.–Čerčany), sodass von Prag bis Skochovice ein Stundentakt entsteht.[9]

Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 wurde der werktägliche Reisezugverkehr auf der Strecke eingeschränkt. Die meisten Züge aus Richtung Prag enden montags bis freitags bereits in Čisovice, bis Dobříš verkehren nur noch fünf Zugpaare. Nach einem Ausbau des Bahnhofs Čisovice soll das Angebot unter der Woche auf dem Streckenabschnitt Čisovice–Dobříš auf drei Zugpaare reduziert werden.[10]

Streckenbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Dobříš steigt die Strecke am Fuße der Brdy zunächst leicht an. Zwischen Nová Ves pod Pleší und Mníšek pod Brdy befindet sich der höchste Punkt der Strecke. Dann führt die Strecke im Tal des Bojovský potok stetig abwärts und überquert bei Měchenice die Moldau. Kurz nach der Brücke mündet die Strecke von Čerčany ein. Bis Prag verläuft die Strecke orografisch rechts durch das Tal der Moldau.

Fahrzeugeinsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kkStB setzten auf der Strecke Lokomotiven der Reihe 97 ein, die von der Lokalbahngesellschaft finanziert wurden.

Heute wird der Reisezugverkehr mit den Triebwagen der ČD-Baureihe 810 und deren modernisierter Version ČD-Baureihe 814 abgewickelt. Zu Zeiten höheren Fahrgastaufkommens werden auch lokomotivbespannte Reisezüge eingesetzt. Sie bestehen meist aus einer Diesellokomotive der ČD-Baureihe 754 und Görlitzer Doppelstockwagen. In der Vergangenheit waren auch Lokomotiven der ČD-Baureihe 714 vor Beiwagen der Reihe 010 zu sehen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Railway line 210 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007. 2. Auflage, Verlag Pavel Malkus, Prag 2006, ISBN 80-87047-00-1.
  2. Artarias Eisenbahnkarte von Österreich-Ungarn und den Balkanstaaten, mit Stationsverzeichnis. Artaria & Co., Wien 1913.
  3. Network Statement for Timetable. (PDF) Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. September 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.szdc.cz (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. Erlass der tschechischen Regierung vom 20. Dezember 1995
  5. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 12. April 1895
  6. Fahrplan 1912 der kkStB – gültig ab 1. Mai 1912
  7. Winterfahrplan 1937/38 der ČSD – gültig ab 3. Oktober 1937.
  8. Deutsches Kursbuch – Jahresfahrplan 1944/45, Gültig vom 3. Juli 1944 an bis auf weiteres
  9. cdrail.cz: Fahrplan 2011-2012 (Memento vom 16. Mai 2012 im Internet Archive; PDF; 244 kB)
  10. Až 120 tisíc za jednoho cestujícího. Středočeský kraj neustoupí od omezení provozu na lokálkách. In: Zdopravy.cz. 30. August 2021, abgerufen am 9. Januar 2022 (tschechisch).