Bahnstrecke Haltern–Venlo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Haltern am See–Venlo
Strecke der Bahnstrecke Haltern–Venlo
Streckennummer (DB):2002 (Haltern–Büderich)
2003 (Büderich–Grenze)
Kursbuchstrecke (DB):ex 224b/242e
Streckenlänge:90,2 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit:50 km/h
Zweigleisigkeit:
von Hamburg
0,0 Haltern am See
nach Wanne-Eickel
7,4 Lippramsdorf (zuletzt Anst)
9,1 VEW Dorsten (Anst)
Anschlussgleis nach Dorsten (von 1972)
16,3 Hervest-Dorsten (ehem. Bf)
  Strecke Coesfeld ↔ Dorsten,
  Strecke Borken ↔ Dorsten
ehem. Verbindung von Dorsten RhE
17,0 Dorsten CM
18,2 Nagel (Anst)
24,0 Schermbeck
26,2 Dr. Müller & Co (Anst)
29,0 Damm (Lippe)
32,7 Drevenack
37,8 Obrighoven (Bk)
38,5 RWE/Bahngärtnerei (Anst)
39,5 DAB (Anst)
40,3 Passavant (Anst)
von Oberhausen
41,1 Wesel
nach Emmerich
Kleinbahn Wesel–Rees–Emmerich
Weseler Hafenbahn
45,0 Rheinbrücke (Bk)
(7,3) 48,6 Büderich Ost
(6,6) 49,3 Büderich (Anst, ehem. Bf)
nach Goch
Solvay-Werksbahn
(4,5) 51,4 Menzelen Ost
(2,6) 53,1 Menzelen West
(0,0) 00,0 Verbindungsstrecke nach Alpen Awanst
53,9 Menzelen West Xanten–Duisburg
57,7 Bönninghardt
62,7 Issum
66,0 Aengenesch
69,0 Geldern Ost (ehem. Geldern CM)Ø
Verbindungsbahn nach Geldern
Geldern – Meerbeck (ehem. Planung)
Kleve – Krefeld
73,4 Pont
79,0 Straelen
Geldernsche Kreisbahn
84,9 Staatsgrenze Deutschland / Niederlande
89,3 Venlo Oostsingel (ehem. Venlo CM)
von Eindhoven
90,2 Venlo
nach Viersen
nach Roermond

Quellen: [1]

Die Bahnstrecke Haltern–Venlo war eine eingleisige Hauptbahn in Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden, die ursprünglich von der Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (CME) als Teil der überregionalen Hamburg-Venloer Bahn erbaut und betrieben wurde. Die heute weitgehend stillgelegte und abgebaute Strecke zweigte in Haltern von der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg ab und führte über Wesel und Geldern nach Venlo.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem der in Frankreich entwickelte Plan einer transkontinentalen Eisenbahnverbindung zwischen Hamburg und Paris (der so genannten „Paris-Hamburger Bahn“) und weiter Richtung Skandinavien auch in Preußen auf Gegenliebe gestoßen war, sollte nun eine deutsche Eisenbahngesellschaft den auf deutschem Boden verlaufenden Streckenabschnitt bauen, dessen westlicher Endpunkt bei der niederländischen Stadt Venlo liegen sollte und der daher unter dem Namen „Hamburg-Venloer Bahn“ bekannt wurde.

Den Auftrag dazu bekam die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (CME), die in ihrem Bahnhof Wanne an ihrer Stammstrecke mit dem Bau des östlichen Streckenteils nach Hamburg begann, der bis heute als Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg von enormer Bedeutung für den regionalen und nationalen Schienenpersonenfern- und Güterverkehr ist.

Da von Preußen gefordert worden war, das strategisch und wirtschaftlich wichtige Rheinisch-Westfälische Industriegebiet nördlich zu umgehen, musste sie den westlichen Teil der Strecke von Venlo nach Haltern den Rhein in Wesel überqueren lassen und von Wesel nach Haltern entlang der Lippe bauen. Bereits im Vorfeld prognostizierte sie, dass diese Teile der Strecke niemals wirtschaftlich zu betreiben seien.

Mit dem Bau der Rheinbrücke in Wesel begann sie erst, als die dringend benötigten Elbbrücken zwischen Harburg und Hamburg fertiggestellt waren. Die übrige Strecke bot kaum technische Probleme. So wurde trotz spätem Baubeginn die Teilstrecke Haltern–Wesel am 1. März 1874 ein Vierteljahr vor, die Teilstrecke Wesel–Venlo am 31. Dezember 1874 ein halbes Jahr nach der Strecke Haltern–Hamburg fertig (als letztes Teilstück Bremen–Hamburg 1. Juni 1874).

Die Nutzung als Strecke im Personenfernverkehr war nur kurz. Durch die Anbindung der Boxteler Bahn an die Rheinbrücke Wesel war vor dem Ersten Weltkrieg eine Fernverbindung (London –) Vlissingen – Wesel – Osnabrück – Berlin – Eydtkuhnen – St. Petersburg entstanden. Für diese Verbindung bestand nach dem Ersten Weltkrieg kaum noch Bedarf; zudem erschwerten die Alliierte Rheinlandbesetzung und andere Faktoren – z. B. schwierige Wirtschaftslage, Reparationen und Inflation – den Betrieb.

Auch im Nahverkehr hatte die Strecke kaum Bedeutung, da sie das Ruhrgebiet weiträumig umfuhr und für diese Route kaum Nachfrage bestand.

Der Abschnitt Wesel–Haltern bekam später Bedeutung als Erschließungsstrecke bei der nördlichen Ausweitung des Kohlebergbaus.

Stilllegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abschnitt Haltern-Büderich
Abschnitte Venlo-Büderich

Auf Betreiben der Niederländischen Staatsbahn wurde bereits 1936 der Abschnitt zwischen Venlo und Straelen stillgelegt und der Personenverkehr zwischen Venlo und Geldern Ost das erste Mal eingestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Strecke auf Betreiben der Wehrmacht wieder in Betrieb genommen und diente dem Nachschub für die Westfront. Als die alliierten Truppen auf dem Vormarsch waren, wurde die Weseler Eisenbahnbrücke am 10. März 1945 von deutschen Pionieren gesprengt.

Nach dem Krieg wurde der Fahrbetrieb für alliierte Militärtransporte mit Hilfe einer Behelfsbrücke wieder aufgenommen. Ende 1946 wurde sie jedoch schon wieder abgebaut.[2] Damit war die Strecke zwischen Büderich und Wesel endgültig unterbrochen.

Am 29. Mai 1960 fuhr der letzte Personenzug zwischen Geldern und Büderich Ost, zwei Jahre später wurde auch zwischen Haltern und Wesel der Personenverkehr eingestellt.

Der Güterverkehr wurde in mehreren Schritten beendet: Zunächst am 1. August 1963 zwischen Menzelen West und Bönninghardt, dann am 28. Februar 1967 von Bönninghardt nach Straelen. Am 26. Mai 1974 folgte der Abschnitt zwischen Schermbeck und Wesel, am 1. Oktober 1985 zwischen Hervest-Dorsten und Schermbeck und schließlich am 29. Mai 1988 zwischen Haltern und Hervest-Dorsten.

Zwischen 1975 und 1992 wurden schrittweise weite Teile der Strecke endgültig stillgelegt, entwidmet und abgebaut.

Vom 8. November 2018 bis 8. Februar 2019 schreibt die DB Netz AG den rund 5,2 Kilometer langen Abschnitt Büderich – Alpen zur Übernahme aus, da den Kosten für die Vorhaltung der Strecke sowie den Investitionskosten in den nächsten Jahren keine Erlöse aus Trassen- und Anlagennutzung in den vergangenen Jahren gegenüberstanden.[3] Am 14. Mai 2019 genehmigte das Eisenbahn-Bundesamt die Stilllegung des Abschnittes.[4]

Umgestaltung der Trasse zum Radweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Radfernweg Römer-Lippe-Route verläuft im Abschnitt von Wesel nach Haltern zum Großteil auf der zum Radweg umgestalteten Bahntrasse. Da zwischen Wesel-Wittenberg und Drevenack das, was von der Bahnstrecke verblieben ist, unter Denkmalschutz steht, wird der Radweg auf diesem Abschnitt zumeist parallel zur Trasse geführt.[5]

Heutige Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bestehenden Gleise zwischen km 9,1 und 16,0 werden heute nur noch als Anschlussgleise der RWE zu deren Umspannwerk Kusenhorst genutzt. Die Schienen zwischen km 32,7 und 41,1 (ehemals Drevenack – Wesel) sind nunmehr als Bahnhofsgleise klassifiziert und dienen ebenfalls hauptsächlich der RWE. Außerdem gibt es in diesem Abschnitt und auf der Weseler Hafenbahn Museumsbahnbetrieb des Vereins „Historischer Schienenverkehr Wesel“.

Linksrheinisch wurde die Strecke 2003 von Büderich bis Menzelen West in die Strecke 2517 umgewandelt und diente noch bis 2014 als Gleisanbindung des ESCO-Salzbergwerks in Borth an die Niederrheinstrecke. Mittlerweile sind die Gleisanlagen auf dem Betriebsgelände, sowie der Gleisanschluss zu den Solvay-Werken zurückgebaut. Die Gleise liegen noch zwischen Awanst Alpen und bis kurz vor dem Salzbergwerk (Stand 2022).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Klee: Turmbahnhöfe. In: Eisenbahn-Magazin. Heft 12, 1991, S. 34 ff.
  • Vincent Freriks: Die Bahnstrecke Venlo–Wesel–Haltern. In: Jürgen Becks, Martin Wilhelm Roelen (Hrsg.): Eisenbahnen am Niederrhein. Eine Ausstellung des Städtischen Museums Wesel, des Stadtarchivs Wesel und der Stiftung Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, 9. Oktober 2005 bis 29. Januar 2006. Städtisches Museum Wesel, Wesel 2005, ISBN 3-924380-75-9, S. 125–158.
  • Rolf Swoboda: Venloer Bahn. Haltern – Wesel – Venlo. Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2010, ISBN 978-3-941712-04-1.
  • Hans Schlieper, Vincent Freriks: Die Boxteler Bahn. Die Nord-Brabant-Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft und die internationale Vlissinger Postroute. Die Geschichte der Eisenbahnstrecke (London – Vlissingen –) Boxtel – Gennep – Wesel (– Berlin) und die Verbindung (Paris –) Venlo – Wesel – Haltern (– Hamburg). Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte. Hövelhof 2014, ISBN 978-3-937189-79-6, S. 14–15, 235.
  • Axel Heimsoth: Wesel – der Knotenpunkt der Köln-Mindener Eisenbahn? Jahrbuch Kreis Wesel 2013, Kreisarchiv Wesel 2012, S. 96–103

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Haltern–Venlo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

NRWbahnarchiv von André Joost:

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  2. Volker Kocks: Die Weseler Eisenbahnbrücke. In: Jürgen Becks, Martin Wilhelm Roelen (Hg.): Eisenbahnen am Niederrhein. Städtisches Museum Wesel, Wesel 2005, S. 265–287.
  3. Abgabe von Eisenbahninfrastruktur: Strecke 2517 Alpen - Büderich, Ausschreibung vom 08.11.2018 bis 08.02.2019. In: fahrweg.dbnetze.com. DB Netz, 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. November 2018; abgerufen am 16. November 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fahrweg.dbnetze.com
  4. Eisenbahn-Bundesamt (Hrsg.): Genehmigung zur dauernden Einstellung des Betriebes der Strecke 2517 Awanst Alpen (km 0,5 + 35)-Anst Büderich (km 5,8 + 50). 14. Mai 2019 (bund.de [PDF; abgerufen am 24. Oktober 2020]).
  5. Achim Bartoschek: Bahntrassenradeln in Nordrhein-Westfalen, Strecke Wesel – Dorsten-Holsterhausen – Haltern, abgerufen am 14. Oktober 2016.