Bahnstrecke Ludwigsstadt–Lehesten

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Ludwigsstadt–Lehesten
Strecke der Bahnstrecke Ludwigsstadt–Lehesten
Streckennummer:5015
Kursbuchstrecke (DB):414z
Streckenlänge:7,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 31,3 
Minimaler Radius:150 m
von Probstzella
0,0 Ludwigsstadt 457 m
Trogenbachbrücke (200 m)
nach Hochstadt-Marktzeuln
0,2 Anschluss WELA
Haßbachviadukt
Loquitzviadukt (35 m)
5,3 Landesgrenze Bayern/Thüringen
Straßenüberführung
Anschlussbahn Steinbruch Lehesten
7,6 Lehesten 635 m

Die Bahnstrecke Ludwigsstadt–Lehesten, auch Schieferbahn genannt,[1] war eine im oberfränkischen Ludwigsstadt von der Frankenwaldbahn abzweigende Nebenbahn ins südthüringische Lehesten. Sie wurde in Thüringen 1951, in Bayern im Jahr 1971 stillgelegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Monate nach der Fertigstellung der Frankenwaldbahn wurde im Jahr 1885 die 7,6 Kilometer lange Sekundärbahn von Ludwigsstadt nach Lehesten eröffnet. Insbesondere die Steinbrüche in Lehesten, die im Jahr 1880 646.226 Zentner Dach- und Hausschiefer sowie Schiefertafeln herstellten, waren an dem Bahnanschluss interessiert. Für die Strecke war ein Staatsvertrag zwischen dem Königreich Bayern und dem Herzogtum Sachsen-Meiningen notwendig, der am 16. Juni 1884 geschlossen wurde. Der größte Teil der Finanzierung (0,515 Millionen Mark) wurde durch Sachsen-Meiningen geleistet, der Bau und Betrieb der Nebenbahn erfolgte durch die Bayerische Staatsbahn. Baubeginn war im September 1884, die Eröffnung der fertigen Strecke erfolgte am 1. Dezember 1885.

Loquitzviadukt an der Landesgrenze Bayern/Thüringen
Straßenüberführung in Thüringen

Die Bahnstrecke zweigt in Ludwigsstadt südlich der Trogenbachbrücke in Richtung Osten von der Frankenwaldbahn ab und folgt dem Verlauf von Loquitz und Aue. 5,3 Kilometer liegen auf bayerischem und 2,3 Kilometer auf thüringischem Gebiet. Als größere Kunstbauwerke waren das Haßbachviadukt in Ludwigsstadt, das Loquitzviadukt an der Landesgrenze Bayern/Thüringen und eine Straßenüberführung in Thüringen notwendig.

In Lehesten zweigte ab 1886 eine 2,6 km lange Anschlussbahn zum Steinbruch ab, die über 1,3 km eine Zahnstange System Abt und eine Steigung bis zu 80‰hatte. Sie wurde bis 1951 betrieben.[2] Am Bahnhof Lehesten endete ebenfalls eine Feldbahn mit 690 mm Spurweite zum Schieferbruch Schmiedebach, die ebenfalls über Zahnstangenabschnitt System Abt verfügte.

Bis 1945 verkehrten im Regelfall täglich vier Personenzugpaare mit Fahrzeiten von zirka 25 Minuten. Im Güterverkehr entwickelte sich die Strecke zur wichtigen Verbindung für den Transport des Schiefers. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Strecke ab 1943 genutzt, um das bei Lehesten gelegene KZ-Außenlager Laura mit Methylalkohol als Treibstoff für die dort montierten und getesteten Triebwerke der V2-Raketen zu versorgen. Auch der Transport von Häftlingen von und zu den Konzentrationslagern Bergen-Belsen und Buchenwald erfolgte über die Bahnstrecke.

Da nach der Besetzung Thüringens durch sowjetische Truppen am 3. Juli 1945 die Innerdeutsche Grenze entsprechend den alten Landesgrenzen die Streckentrasse querte, wurden die Zugverbindungen eingestellt. Erst am 17. Juni 1947 wurde der Güterzugverkehr mit einem Regelzugpaar und einem Bedarfszugpaar als Transitgüterverkehr zwischen Probstzella und Lehesten wieder aufgenommen. Am 12. Juli 1951 wurde der Transitverkehr – angeblich wegen illegaler Transporte von Flüchtlingsgut über Ludwigsstadt in die Bundesrepublik –[3] endgültig eingestellt, bis zum 28. Mai 1952 erfolgte der Rückbau der Strecke in Thüringen.

In den Schieferbrüchen von Lehesten arbeiteten etwa 200 Einwohner aus dem Landkreis Kronach. Anlässlich eines Besuches des Landrats des Landkreises Kronach am 11. Oktober 1956 in den Schieferbrüchen ließen der dortige Werkleiter sowie der ebenfalls anwesende Vorsitzende des Rates des Kreises Lobenstein Interesse an der Wiederaufnahme des Bahnbetriebs erkennen. In der Folge wurden die Bayerische Staatsregierung sowie die Bundesbahn-Hauptverwaltung zur Klärung dieser Frage eingeschaltet. Die Pläne scheiterten jedoch an politischen Vorbehalten aufseiten der DDR. Im Sommer 1961 wurde der Grenzverkehr für die Schieferbrüche über einen separaten Übergang bei Ziegelhütte unterbunden.[3]

Auf dem Streckenabschnitt in Bayern erfolgte die offizielle Stilllegung zum 1. März 1971. Bis Anfang der 1960er Jahre wurde hier noch ein Güteranschlussverkehr zu einem Steinbruch bei Streckenkilometer 2,8 durchgeführt. Das über die Bundesstraße 85 führende Haßbachviadukt wurde aufgrund des geplanten Ausbaus der Bundesstraße am 2. April 1973 gesprengt.[4] Danach wurde noch lange Zeit der Gleisanschluss der WELA-Suppenfabrik im Stadtgebiet von Ludwigsstadt (Strecken-Kilometer 0,2) bedient, bevor dieser letzte Streckenrest im Jahr 2011 abgebaut und die Anschlussweiche zur Frankenwaldbahn ausgebaut wurde.

Relikte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Lehesten sind das Bahnhofsgebäude mit angebautem Güterschuppen sowie der Lokschuppen erhalten. An die Torseite des Lokschuppens sind weitere Gebäude angebaut. Im Schuppen selbst befindet sich der Getränkemarkt Zum alten Lokschuppen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrich Rockelmann, Thomas Naumann: Die Frankenwaldbahn. Die Geschichte der Steilrampe über den Frankenwald. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-581-5.
  • Kerstin Schäfer, Die Hochbauten der oberfränkischen Nebenbahnen. Geschichte, Bestand und Umnutzung. Neustadt/Coburg 2013, ISBN 978-3-944237-05-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Ludwigsstadt–Lehesten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludwigstadt – Lehesten. In: Reichsbahndirektion Erfurt. Klaus Erbeck, abgerufen am 18. März 2023.
  2. Zahnradbahn Lehesten. Abgerufen am 11. Februar 2023.
  3. a b Ralf Roman Rossberg: Grenze über deutsche Schienen. 2. Auflage. Eisenbahn-Kurier-Verlag, Freiburg im Breisgau 1980, ISBN 3-88255-829-6, S. 225.
  4. 65 Kilo Sprengstoff schaffen Tatsachen In: Neue Presse Coburg, 4. Juni 2011, S. 18