Bahnstrecke Počerady–Vrskmaň

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Počerady–Vrskmaň[1]
Kursbuchstrecke:13a (1960)
Streckenlänge:17,575 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
von Plzeň (vorm. EPPK)
0,000 Počerady früher Potscherad
nach Obrnice (–Duchcov) (vorm. EPPK)
vlečka
nach Komořany (Grubenbahn)
3,900 Polerady u Mostu früher Polerad
6,000 Koporeč früher Kopertsch
vlečka důl Hrabák
7,900 Havraň früher Hawran
11,422 Malé Březno früher Kleinpriesen (b Brüx)
13,649 Strupčice früher Trupschitz
vlečka důl Anna (Annaschacht)
15,820 Okořín früher Uckern
vlečka důl Elektra (Elektraschacht)
vlečka důl Betty (Bettyschacht)
von Ústí nad Labem (vorm. ATE)
17,575 Vrskmaň früher Wurzmes
nach Chomutov (vorm. ATE)

Die Bahnstrecke Počerady–Vrskmaň war eine regionale Eisenbahnverbindung in Tschechien, die ursprünglich als staatlich garantierte Lokalbahn Potscherad–Wurzmes (tschech.: Místní dráha Počeradec–Vrskmany) erbaut und betrieben wurde. Sie zweigte in Počerady (Potscherad) von der Bahnstrecke Plzeň–Duchcov ab und führte im Nordböhmischen Becken nach Vrskmaň (Wurzmes), wo sie in die Bahnstrecke Ústí nad Labem–Chomutov einmündete. Im Jahr 1960 wurde der durchgehende Eisenbahnbetrieb infolge des dortigen Braunkohlebergbaues eingestellt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. November 1881 wurde den Herren Marcus Stein und Adolf Löw „das Recht zum Baue und Betriebe einer als normalspurige Localbahn auszuführenden Locomotiveisenbahn von der Station Potscherad der Eisenbahn Pilsen–Priesen(–Komotau) über Habran, Kleinpriesen und Trubschitz nach Wurzmes zum Anschlusse an die Aussig-Teplitzer Eisenbahn“ erteilt. Teil der Konzession war die Verpflichtung, den Bau der Strecke sofort zu beginnen und „binnen einem Jahre“ fertigzustellen. Die Konzession war für eine Dauer von 90 Jahren ausgestellt.[2]

Die Aktiengesellschaft Lokalbahn Potscherad–Wurzmes wurde mit einem Stammkapital von einer Million Gulden im Jahr 1886 mit Sitz in Prag gegründet. Ausgegeben wurden 5.000 Stück Stammaktien zu je 200 Gulden.[3]

Am 1. März 1887 wurde die Strecke eröffnet. Den Betrieb führten die k.k. Staatsbahnen (kkStB) für Rechnung der Eigentümer aus. Nach dem Ersten Weltkrieg traten an Stelle der kkStB die neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD).

Am 30. Mai 1923 wurde die Lokalbahn Potscherad–Wurzmes per Gesetz vom tschechoslowakischen Staat erworben. Fortan gehörte die Strecke zum Netz der ČSD.[4]

Der Einsatz moderner Motorzüge in den 1930er Jahren ermöglichte sowohl eine Verdichtung des Fahrplanes, als auch eine deutliche Verkürzung der Reisezeiten. Im Winterfahrplan gültig ab 3. Oktober 1937 waren die meisten Zugläufe in Havraň gebrochen. In der Verkehrsrichtung Počerady–Vrskmaň gab lediglich es zwei durchlaufende Reisezugpaare, in der Gegenrichtung eines. Vier weitere verkehrten werktags zwischen Počerady und Havraň sowie fünf zwischen Havraň und Vrskmaň. Die Reisezeit bei den durchlaufenden Zügen betrug lediglich 34 Minuten.[5]

Ehemalige Strecke bei Lišnice (2020)

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 kam die Strecke zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Im Reichskursbuch war die Verbindung nun als KBS 140e und später 167p Potscherad–Wurzmes enthalten. Die RBD Dresden behielt die übernommene Fahrplanstruktur zunächst bei, bis die Triebwagen am Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 abgestellt werden mussten.[6][7]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 kam die Strecke wieder zu den ČSD.

Im Jahr 1960 musste der durchgehende Zugverkehr wegen der Ausweitung der Braunkohle-Tagebaue důl Jan Šverma und důl Vršany eingestellt werden. Im letzten Fahrplan von 1959/60 waren noch sechs Personenzugpaare verzeichnet, die sämtlich als Motorzug verkehrten.[8] Die Teilstrecke Vrskmaň–Havraň wurde dann noch als Anschlussbahn für die Braunkohlegruben weiter genutzt. Dieser Restbetrieb wurde 1984 im Zusammenhang mit der Neutrassierung der Bahnstrecke Ústí nad Labem–Chomutov zwischen Třebušice und Chomutov („Ervěnický koridor“) endgültig aufgeben.

Zwischen Malé Březno und Strupčice wurde das Bahngebiet nach 1960 vom Bergbau in Anspruch genommen und überformt. Erhalten blieb lediglich ein kurzer Abschnitt zwischen Počerady und dem heute nicht mehr existierenden Schmalzhof bei Polerady, der als Teil des dortigen Grubenbahnnetzes nachgenutzt wird. Die restliche Trasse ist heute zu einem großen Teil ein Fahrweg.


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Miroslav Jelen: Zrušené železniční tratě v Čechách, na Moravě a ve Slezsku, Dokořán 2009, ISBN 978-80-7363-129-1, S. 47–49.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Railway line Počerady–Vrskmaň – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006-2007. 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1.
  2. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 13. Dezember 1881
  3. Historische Wertpapiere: Lokalbahn Potscherad–Wurzmes. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2021; abgerufen am 2. Februar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geerkens.at
  4. Staatsgesetz der Tschechoslowakei Nr. 126/23 (Memento vom 2. Februar 2021 im Internet Archive) (tschechisch)
  5. Fahrplan der ČSD - gültig ab 3. Oktober 1937
  6. [https://www.deutsches-kursbuch.de/1_228.htm Fahrplan 1939
  7. Fahrplan 1944
  8. Winterfahrplan 1959/60 der ČSD