Bahnstrecke Villeneuve-Saint-Georges–Montargis

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Villeneuve-Saint-Georges–Montargis
Die viergleisige Pont d’Athis-Mons über die Seine, Blickrichtung Juvisy, 1987
Die viergleisige Pont d’Athis-Mons über die Seine, Blickrichtung Juvisy, 1987
Streckennummer (SNCF):745 000
Kursbuchstrecke (SNCF):233, 234, 236
Streckenlänge:109 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:1,5 kV (Villeneuve–Malesherbes) =
Maximale Neigung: 10 
Höchstgeschwindigkeit:100–135 km/h
Zweigleisigkeit:ja (Villeneuve–Malesherbes)
Bahnstrecke Paris–Marseille von Gare de Lyon
14,4 Villeneuve-Saint-Georges
~14,9 Yerres
~15,1 Département Val-de-Marne/ Essonne
Bahnstrecke Paris–Marseille nach Bahnhof Marseille
17,8 Vigneux-sur-Seine
18,9 Seine (Pont d’Athis-Mons; 184 m)
Bahnstrecke Paris–Bordeaux von Gare d’Austerlitz
21,1 Juvisy
Bahnstrecke Paris–Bordeaux nach Bordeaux-Saint-Jean
22,7 Orge
22,7 Viry-Châtillon
23,9 Grigny-Val-de-Seine
23,9 Abzw. Grigny (Bahnstrecke Grigny–Orbeil-Essonnes)
25,5 Ris-Orangis
27,6 Grand Bourg
29,5 Évry-Val-de-Seine
31,1 A 104
32,1 Bahnstrecke Grigny–Corbeil-Essonnes von Évry-Centre
32,4 Corbeil-Essonnes
Bahnstrecke Corbeil-Essonnes–Montereau
33,4 RN 7 (11 m)
33,4 Essonne (11 m)
35,9 Moulin-Galant (55 m)
36,5 Bahnstrecke Corbeil-Essonnes–Montereau nach Montereau
37,3 A 6
39,3 Vanne
40,1 Mennecy
42,8 Fontenay-le-Vicomte
46,7 Ballancourt
52,5 La Ferté-Alais
59,1 Boutigny
64,3 Maisse
~64,4 D 837 (ehem. N 837)
67,0 Buno-Gironville
67,6 Essonne
70,3 Boigneville
~74,1 Département Essonne/ Loiret
76,6 Malesherbes
~77,2 D 2152 (ehem. N 51)
77,3 Bahnstrecke Bourron-Marlotte-Grez–Malesherbes von/ n. Bourron
79,2 Bahnstrecke Aubrais-Orléans–Malesherbes nach Aubrais-Orléans
82,1 La Brosse
84,9 Essonne
88,4 Puiseaux
~94,8 Département Loiret/ Seine-et-Marne
95,4 Beaumont-Boësses
~96,5 Fusain
~97,0 Département Seine-et-Marne/ Loiret
~99,3 D 975 (ehem. N 375)
101,9 Auxy-Juranville
Bahnstrecke Auxy-Juranville–Bourges nach Bourges
102,3 A 19
107,5 Lorcy
114,1 Militär-Anschluss „Camp de Mignères“
114,1 Mignères-Gondreville
117,1 A 77
121,1 Solin (16 m)
121,1 Canal du Loing (88 m)
123,7
116,9
Bahnstrecke Moret-Veneux-les-Sablons–Lyon-Perrache v. Lyon
116,9 Bahnstrecke Orléans–Montargis von Les Aubrais
117,7 Montargis 89 m
Bahnstrecke Montargis–Sens nach Sens
Bahnstrecke Moret-Veneux-les-Sablons–Lyon-Perrache nach Lyon

Die Bahnstrecke Villeneuve-Saint-Georges–Montargis ist eine überwiegend zweigleisige Eisenbahnstrecke südlich von Paris in Frankreich. Sie stellt einerseits mit dem 184 Meter langen Pont d’Athis-Mons über die Seine eine Verbindung zwischen den beiden nach Süden gerichteten Strecken Paris–Marseille und Paris–Bordeaux dar, andererseits gehört sie zu den Strecken, die zu der Entflechtung der Schienenwege der Metropolregion Île-de-France beitragen. Sie liegt in den drei Départements Val-de-Marne, Essonne sowie Loiret und durchläuft für zwei Kilometer das Département Seine-et-Marne. Etwa die Hälfte der Strecke – der nördliche Teil – wird heute noch bedient.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Streckenverlauf

Abschnitt Juvisy nach Corbeil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1838 gab es Bestrebungen, in Juvisy einen Streckenast von der Bahnstrecke nach Orléans gen Süden wegzuführen. Initiator einer entsprechenden Bewilligung war Casimir Leconte, Verwalter der königlichen Kuriere. Da die Eisenbahn in ihren Anfangsjahren kein hohes Ansehen genoss, wollte er ohne staatliche Hilfe und nur mithilfe von Einnahmen seines Wertpapierhandels ein entsprechendes Transportunternehmen betreiben. Er fand in dem aus Genf abstammenden François Bartholoni (1796–1881) einen Mitgesellschafter, der von dem Massentransportmittel Eisenbahn überzeugt war, sich durch seine Tätigkeit im Transportgewerbe bereits qualifiziert hatte und finanziell ebenfalls unabhängig war.[1]

Ihre neu gegründete Compagnie du chemin de fer de Paris à Orléans projektierte zunächst die Strecke bis Juvisy. Zusammen mit der Bahnstrecke am linken Seineufer Paris-Austerlitz–Orléans, die später in der Bahnstrecke Paris–Marseille aufging, wurde auch die Zweigstrecke im Essonnetal von Juvisy nach Corbeil auf deren Antrag hin staatlich genehmigt. Die vielen Mühlen entlang der Essonne mit zu erwartendem Transportvolumen weckten das Interesse der Eisenbahner. Die Strecke bis Corbeil von Paris aus war am 17. September 1840 eröffnet worden, der Abschnitt Juvisy–Orléans folgte am 5. Mai 1843.[2]

Übernahme durch die PLM[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Maisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Mit dem sogenannten „Syndicat du Bourbonnais“ vereinbarten die drei Eisenbahngesellschaften, Compagnie du chemin de fer de Paris à Orléans (PO), Compagnie des chemins de fer de Paris à Lyon (PLM) und Compagnie du chemin de fer Grand-Central de France (GC) zusammen mit dem Staat die Aufteilung von Konzessionen.[3] Grenzbahnhof war der Keilbahnhof Juvisy, wo die Linien von PO und PLM zusammenstießen. Entsprechend wurde diese Strecke an die PLM veräußert und die Bahnstrecke ab Juvisy zur Bahnstrecke Paris–Orléans neu geordnet.

Ein Seine-Übergang zur dort operierenden GC war daher nur konsequent. Mit der am 18. Mai 1863 eröffneten Athis-Mons-Brücke aus Sandsteinbögen war diese Verbindung hergestellt. Diese Brücke hatte die Besonderheit, dass sie im Winkel von 70° zum Fluss gebaut war. Sie wurde im Deutsch-Französischen Krieg von den abziehenden französischen Truppen zerstört, um die Einnahme von Paris zu verhindern, aber bereits im Folgejahr wieder neu aufgebaut und 1903 in eine Stahl-Fachwerk-Konstruktion umgebaut.

Die Verlängerung bis Maisse erfolgte bis zum 5. Januar 1865 und bis Ende Mai 1867 bis Montargis. Der von Beginn an vorgesehene Doppelgleisausbau erfolgte im April 1882 bis Maisse und im Sommer 1883 bis Montargis.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sicherheitseinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die inzwischen zum französischen Standard avancierte Block automatique lumineux (BAL)-Signalisierung mit der Geschwindigkeitskontrolle Contrôle de vitesse par balises findet auch hier Anwendung.

Der knapp 7 km lange erste Abschnitt bis Jusivy ist vierspurig ausgebaut und besitzt keine Bahnübergänge mehr. Die folgenden 11 km sind dann zweigleisig und werden von zwei Bahnübergängen gekreuzt, während die übrige Strecke etliche Bahnübergänge aufweist. Ab Malesherbes findet kein Eisenbahnverkehr mehr statt, die Gleise sind aber noch vorhanden.

Elektrifizierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke gehört logistisch zum Pariser Vorortnetz Réseau express régional d’Île-de-France und wird entsprechend mit 1,5 kV Gleichstrom bedient. Die Elektrifizierung erfolgte gemäß der nachfolgenden Tabelle 1950 bis 1992.

Elektrifizierung auf der Strecke
Abschnitt Länge Einführung
Villeneuve-Saint-Georges – Corbeil-Essonnes 18,21 km 10. August 1950
Corbeil-Essonnes – La Ferté-Alais 20,15 km 13. Januar 1984
La-Ferté-Alais – Malesherbes 44,27 km 24. September 1992
Malesherbes – Abzw. Montargis ~47,60 km – keine –
Abzw. Montargis – Montargis 0,77 km 8. März 1988

Bedienung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Übernahme der Strecke durch die SNCF 1938 wurde der nördliche Abschnitt Corbeil–Paris im Personenverkehr sechsmal täglich bedient. Die Fahrdauer betrug etwa eine Stunde. 1961 nach Einführung von Elektroloks reduzierte sich die Fahrzeit auf 33 Minuten, durchgehende Züge ohne Zwischenhalt benötigten 22 Minuten. Auf der übrigen Strecke beträgt die Fahrzeit 55 bis 60 Minuten für die Destination Corbeil–Malesherbes und 52 bis 63 Minuten für Malesherbes–Montargis. Zwischen Malesherbes und Montargis verkehren seit der Abschaffung des Personenverkehrs mit Einführung des Winterfahrplans am 26. September 1971 Busse, die aber – von Schulverstärkern abgesehen – nur etwa ein Drittel des früheren Bahnangebots ausmachen.

Heute verkehrende Züge verkehren im Verbund des RER mit der Linienbezeichnung RER D und dem Markennamen Transilien. Zwischen Villeneuve und Malesherbes zwischen Auxy-Juranville und Montargis findet gelegentlich Güterverkehr statt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Villeneuve-Saint-Georges–Montargis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Armand Audiganne: Les Chemins de fer en Europe et en Amérique. Teil II, in: Revue des deux Mondes. 25. Jahrgang, Paris 1855, Seite 850–851
  2. François und Maguy Palau: Juvisy-Orléans, in: Le Rail en France: Les 80 premières lignes 1828–1851, Palau, Paris 2003, ISBN 978-2-9509421-0-4, Seite 97–98
  3. Bertrand Gille: Histoire de la maison Rothschild, Band 1, in: Travaux de droit, d’économie, de sociologie et de sciences politiques, ISSN 0082-6022, Librairie Droz 1965, Seite 308