Bahnstrecke St. Gallen–Winterthur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Bahnstrecke Winterthur–Wil)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
St. Gallen–Winterthur
Thur­brücke Schwarzenbach mit RABe 511 als Rheintal-Express Wil–St. Gallen–Chur
Thur­brücke Schwarzenbach mit RABe 511 als Rheintal-Express Wil–St. Gallen–Chur
Streckennummer (BAV):850 (St. Gallen–Winterthur Nord)
751 (Winterthur Nord–Winterthur)
Fahrplanfeld:850
Streckenlänge:57.1 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 16 
Höchstgeschwindigkeit:140 km/h
Zweigleisigkeit:durchgehend
SBB von Rorschach S 5 und SOB von Romanshorn S 1
AB von Trogen
80,46 St. Gallen 669,6 m ü. M.
AB nach Appenzell
Kulminationspunkt 676,5 m ü. M.
SOB nach Herisau–Wattwil
84,05 St. Gallen Bruggen 651,6 m ü. M.
Sitter (190 m)
AB von Herisau–Appenzell bis 1913
86,38 St. Gallen Winkeln 654,7 m ü. M.
AB von Herisau–Appenzell seit 1913
90,13 Gossau SG 637,9 m ü. M.
SBB nach Sulgen S 5
Glatt Gossau (110 m)
93,22 Anschlussgleis 623,6 m ü. M.
Fehlerprofil -0.01
95,33 Flawil 610,7 m ü. M.
Uze (122 m)
100,94 Uzwil 563,8 m ü. M.
Werkbahn Bühler AG
103,23 Algetshausen-Henau 1927–2013 555,4 m ü. M.
106,72 Schwarzenbach SG ehemaliger Bahnhof 540,1 m ü. M.
Thur Schwarzenbach (166 m)
Fehlerprofil -0.21
SBB von Wattwil
110,62 Wil SG Endpunkte S 1 S 35 570,8 m ü. M.
Thurbo nach Weinfelden
FW nach Frauenfeld
113,83 Sirnach 549,4 m ü. M.
Murg
117,45 Eschlikon 566,8 m ü. M.
120,95 Guntershausen seit 1927 546,2 m ü. M.
122,90 Aadorf 527,6 m ü. M.
126,15 Elgg 507,0 m ü. M.
130,51 Schottikon seit 1930 486,1 m ü. M.
131,84 Räterschen 475,7 m ü. M.
133,92 Winterthur Hegi seit 2006 460,9 m ü. M.
SBB von Rapperswil
135,29 Winterthur Grüze 452,1 m ü. M.
SBB von Romanshorn S 8 S 30
136,48 Schwalmenacker seit 2015 445,9 m ü. M.
SBB von Schaffhausen
137,81 Winterthur Endpunkte S 30 S 35 438,9 m ü. M.
SBB nach Koblenz und nach Zürich S 8

Die Bahnstrecke St. Gallen–Winterthur ist eine normalspurige Eisenbahnstrecke in den Schweizer Kantonen St. Gallen, Thurgau und Zürich und gehört den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Die 57,1 Kilometer lange Strecke wurde zwischen 1855 und 1856 in vier Etappen von der Sankt Gallisch-Appenzellischen Eisenbahn (SGAE) eröffnet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bau und Eröffnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprüngliche Brücke über die Sitter mit einem Gitterträger. Die Brücken über die Glatt, Uze und Thur wurden nach den gleichen Konstruktions­prinzipien errichtet.

Der Kanton Thurgau wollte die Konzession auf seinem Hoheitsgebiet anfänglich verweigern, da der Streckenverlauf den Thurgau nicht begünstigt hätte. So stand in einem Bericht: «Die Anstände mit Thurgau, welche die Collaudation der Strecke zwischen Rickenbach und Aadorf ohne hinreichende Gründe hinauszögern, sind wesentlich Schuld, dass die Probefahrten auf der St.Galler-Appenzeller-Bahn zwischen Winterthur und Wyl erst nach beiläufig 10 Tagen beginnen können.» Deutlich wird es am 27. September 1855: « … traf die Lokomotive St. Gallen in Wyl ein und wurde mit Böllerschüssen begrüßt. Dieselbe ist von neuester, sehr schöner Konstruktion und wesentlich verschieden von denjenigen der Nordostbahn.» Die Schweizerische Nordostbahn betrieb die durch den Thurgau verlaufende Konkurrenzstrecke Winterthur–Frauenfeld–Romanshorn.

Der Abschnitt Winterthur–WilThur­brücke Schwarzenbach wurde unter der Leitung von Julius Herz erbaut.[1] Das Teilstück Winterthur–Wil wurde am 14. Oktober 1855 eröffnet. Die Fahrzeit betrug damals 40 Minuten.

Der Streckenverlauf zwischen Wil und Flawil wurde heftig diskutiert. Die SGAE beantragte die Konzession für den leicht trassierbaren Streckenverlauf von Schwarzenbach aus südlich des Uzwiler Hausbergs Vogelsberg über den Bettenauer Weiher und Oberuzwil nach Flawil. Mit Blick auf die Industrie wurde ein Streckenverlauf nördlich des Vogelsbergs bevorzugt, damit Uzwil einen Bahnhof erhalten konnte. So musste eine enge S-Kurve am Rande des Vogelsberges, wo der spätere Bahnhof Uzwil zu liegen kam, angelegt werden. Das hatte zur Folge, dass diese S-Kurve heute einer der langsamsten Abschnitte der ganzen Strecke sowie die engste Kurve des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in der Schweiz ist.[2] Am 25. Dezember 1855 wurde der Streckenabschnitt Wil–Flawil eingeweiht.

Vom 14. Januar 1854 bis zum 10. Februar 1856 erfolgte der Bau der Stahlfachwerkbrücke über die Glatt bei Burgau zwischen Flawil und Gossau SG. Am 15. Februar 1856 wurden Gossau und Winkeln erreicht. Am 24. März 1856 schliesslich konnte die Strecke bis in die Stadt St. Gallen erweitert werden. Dazu wurde die von Karl Etzel entworfene eiserne Gitterbrücke über die Sitter gebaut, das erste Sitterviadukt.

Weitere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eröffnungszug des elektrischen Betriebs 1927 mit einer Ae 3/6 I in Flawil

Am 31. Dezember 1879 entgleiste in Vonwil bei St. Gallen ein aus Winterthur kommender Zug. Die beiden Lokomotiven kamen links und rechts des Bahngleises zu liegen, die Wagen schoben sich ineinander. Das Unglück forderte zwei Todesopfer und mehrere, teils schwer Verletzte.

Die Strecke wurde bei der Verstaatlichung der Eisenbahnen am 1. Juli 1902 ein Bestandteil der Schweizerischen Bundesbahnen. Ab 1903 bauten die SBB die Strecke etappenweise auf Doppelspur aus und elektrifizierten sie im Jahr 1927 mit 15'000 Volt 16 ⅔ Hz. Zur gleichen Zeit wurde die Haltestelle Algetshausen-Henau eingeweiht und in Uzwil die Werkbahn der Gebrüder Bühler dem Betrieb übergeben. Im Zuge des Doppelspurausbaus erfolgte 1924/1925 der Neubau des Sitterviadukts und der Glattbrücke bei Burgau. Die Steinbogenbrücke über die Glatt mit einer Gesamthöhe von 30 Metern und einer Länge von 102 Metern wurde 1997 durch einen abermaligen Neubau ersetzt. Dank eines neu unten angehängten Steges für Velos und Fussgänger wurde der Weg von Gossau nach Flawil ebenerdig, und der Umweg über den 1988 von der Felddivision 7 errichteten Militärsteg entfiel.

Im Dezember 2006 wurde als Teil der dritten Ausbauetappe der S-Bahn Zürich die Haltestelle Winterthur Hegi eröffnet. 2013 wurden die Haltestelle Algetshausen-Henau und der Bahnhof Schwarzenbach SG geschlossen.

Streckenverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Bahnhof St. Gallen aus, der wie die Altstadt in der Furche zwischen Sitter und Steinach liegt, geht es westwärts am südlichen Bergfuss bis zur Sitterquerung und anschliessend weiter bis Gossau SG. Ab hier hält sich die Bahnstrecke südlich der sich zunehmend eintiefenden Glatt an das hügelige Alpenvorland. Das Becken von Uzwil wird dabei teilweise ausgefahren und an der Südflanke des Thurtales bis zur Querung des Flusses bei Schwarzenbach SG auf deren Talboden hinabgestiegen. Ab nun geht es wieder aufwärts Richtung Wil SG, das auf einer flachen Wasserscheide zur Murg liegt. Weiter geht es Richtung Westen unter Querung des Murgtals bei Sirnach, von wo aus die ineinander übergehenden Furchen der Lützelmurg und der Eulach bis Winterthur benutzt werden. Der Bahnhof Winterthur wurde dabei nach einer Linkskurve von etwa 90 Grad in südwestlicher Richtung quer zum Talboden an der Altstadt zwischen Brüelberg und Heiligberg angelegt.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Fernverkehr gehört die Strecke zur Ost-West-Achse St. Gallen–Genf. Im Regionalverkehr verkehrt auf dem St. Galler Teilstück der Interregio von Chur über St. Gallen nach Zürich. Im Nahverkehr wird die Strecke von der S 1 (St. Gallen–Wil), der Verstärkungslinie S 11 (St. Gallen–Wil) und der S 5 (St. Gallen–Gossau–Weinfelden) der S-Bahn St. Gallen befahren. Der Abschnitt westlich von Wil wird von der Linie S 35 Winterthur–Wil der S-Bahn Zürich bedient.

Die Strecke wird 2017/18 von folgenden Linien bedient:

Fernverkehr
Regionalverkehr
S-Bahn St. Gallen
S-Bahn Zürich

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anton Heer: Rorschach-St.Gallen-Winterthur: zwischen 170-jähriger Eisenbahngeschichte und Zukunft. Enthält ausführliche Quellen- und Personen-Register
  2. Die engste Kurve im Bahnnetz. In: Homepage der Gemeinde Uzwil. Abgerufen am 15. Mai 2017.