Barlinek
Barlinek | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Westpommern | |
Powiat: | Myślibórz | |
Fläche: | 17,54 km² | |
Geographische Lage: | 53° 0′ N, 15° 12′ O | |
Einwohner: | 14.010 (31. Dez. 2016)[1] | |
Postleitzahl: | 74-320 | |
Kfz-Kennzeichen: | ZMY | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DW 151 Świdwin ↔ Gorzów Wielkopolski | |
DW 156 Lipiany ↔ Klesno | ||
Schienenweg: | kein Bahnanschluss | |
Nächster int. Flughafen: | Posen-Ławica | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadt- und Landgemeinde | |
Gminagliederung: | 20 Ortsteile | |
Fläche: | 258,77 km² | |
Einwohner: | 19.590 (31. Dez. 2016)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 76 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 3210013 | |
Verwaltung (Stand: 2013) | ||
Bürgermeister: | Zygmunt Siarkiewicz | |
Adresse: | ul. 28 lutego 16 74-320 Barlinek | |
Webpräsenz: | www.barlinek.pl |
Barlinek [bar'ljinɛk] (deutsch Berlinchen) ist eine Kleinstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern im Powiat Myśliborski (Kreis Soldin). Die Gmina Barlinek ist eine Stadt- und Landgemeinde, die ihren Sitz in Barlinek hat.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Ort liegt in der Neumark am Nordufer des Berlinchener Sees (Nipperwitzsee) im Tal des Flusses Płonia (Plöne) in einer Hügel- und Seenlandschaft südöstlich der Stadt Stettin. Die nächstgelegene größere Stadt, Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe), befindet sich 30 Kilometer weiter südlich.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen der Stadt ist der brandenburgische Rote Adler.
Dass Berlinchen seinen Namen Berliner Fischern verdankt, die sich im 13. Jahrhundert an der Plöne niederließen und ihrer Siedlung einen Namen im Gedenken an ihre alte Heimat gaben, ist wohl nur eine Sage ohne nachprüfbaren Wahrheitsgehalt. Nachgewiesen ist, dass an der engsten Stelle des Plönetals um 1270 von dem Müller Heinrich Toyte eine Mühle betrieben wurde, die sich im Besitz der brandenburgischen Markgrafen Otto und Albrecht befand. Die Markgrafen waren bestrebt, das von ihnen erst vor kurzem in Besitz genommene Gebiet, die Neumark, gegen die nördlichen Konkurrenten, die pommerschen Herzöge, zu sichern. Dies geschah unter anderem durch eine konsequente Siedlungsoffensive. Da die Mühle im Plönetal nahe der pommerschen Grenze lag, beauftragten sie den Müller Toyte mit der Urkunde vom 25. Januar 1278 mit der Gründung der Stadt „Neu Berlyn“.[2] Zur finanziellen Sicherung des Vorhabens überließen sie Toyte ein Drittel aller Einnahmen der künftigen Stadt. Die Stadt war vor allem als Gegenpol zur nur wenige Kilometer nördlich gelegenen pommerschen Burg Bernstein ausersehen. Diese Aufgabe hatte sich jedoch bald erledigt, denn schon 1280 eroberten die Brandenburger Bernstein. Es galt künftig nur noch, den strategisch wichtigen Plöneübergang zu sichern, deshalb wurde Anfang des 14. Jahrhunderts eine steinerne Befestigungsanlage errichtet. Wann die Stadt den Namen Berlinchen annahm, ist nicht überliefert.
Im Jahre 1348 verlieh Markgraf Ludwig den Bürgern der Stadt die Holzgerechtsame in der Landsberger Heide. Es war ihnen dadurch erlaubt, kostenlos Bauholz zu beziehen. Dieses Recht bestand bis 1859. Ein großer Brand legte 1499 fast die gesamte Stadt in Asche. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Berlinchen schwer zu leiden. An einer wichtigen West-Ost-Verbindung gelegen, war die Stadt fast ständig von einer Kriegspartei besetzt, denen sie Abgaben zu leisten hatte und von denen sie auch in anderer Weise geplündert wurde. Hinzu kamen die Pestepidemien der Jahre 1626 und 1631, sodass am Ende des Krieges von ehemals 206 Häusern nur noch 108 bewohnt waren. 1665 und 1672 brachen nochmals Brände aus, die schwere Schäden anrichteten und zum Beispiel die Kirche und das Rathaus vernichteten.
Hatten sich die brandenburgischen Herrscher in den letzten Jahrhunderten wenig um die Weiterentwicklung der Neumark gekümmert, so wendete sich die Lage nach Gründung des preußischen Königreiches 1701 zum Positiven. Ein neues Siedlungsprogramm brachte auch für Berlinchen einen Zuwachs an Einwohnern und mit der Etablierung des Tuchmacherhandwerks eine neue Lebensgrundlage. Die Einführung von regelmäßigen Wochenmärkten ab 1713 sorgte für die weitere Konsolidierung des Wirtschaftslebens. Schließlich profitierte die Stadt auch von dem Trockenlegungsprogramm für den Warthe- und Netzebruch, das Friedrich der Große 1770 veranlasste. Der Fortschritt ist an den steigenden Bevölkerungszahlen abzulesen. Von weniger als 1000 Einwohnern zu Beginn des Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung bis 1790 auf 1700 Menschen.
Rückschläge erlitt Berlinchen durch den Siebenjährigen Krieg, der eine längere Besetzung durch russische Truppen mit sich brachte, und durch die napoleonischen Kriege Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Stadt zur Durchmarschstation der Franzosen wurde. Mit der politischen Stabilisierung nach dem Wiener Kongress von 1815 konnte sich Berlinchen schnell wieder erholen und wies schon bald ein reges Handwerkstreiben aus, für das über 200 Meister zumeist aus dem Brauerei- und Tuchmachergewerbe sorgten. Auch Seidenraupenzucht wurde betrieben. Berlinchen begann zu einem beliebten Erholungsort für bürgerlicher Berliner Familien und insbesondere Oberschüler zu werden.[3] Für weiteren Fortschritt sorgten 1860 der Ausbau der Straßenverbindung nach Landsberg und 1893 die Eröffnung der Eisenbahnlinie Soldin–Arnswalde.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine öffentliche Wasserleitung und Kanalisation verlegt, ab 1920 sind die Einwohner mit Gas und Elektrizität versorgt. Die Stadt hatte sich inzwischen von einer unbedeutenden Ackerbürgerstadt zu einem regionalen Handels- und Industriezentrum entwickelt und war 1921 mit 5896 Einwohnern neben der Kreisstadt Soldin zweitgrößte Stadt im Landkreis. Nachdem Berlinchen wegen seiner landschaftlich reizvollen Lage auch vom aufstrebenden Fremdenverkehr entdeckt wurde, konnte es sich bald mit dem Titel „Perle der Neumark“ schmücken. Bis 1939 erhöhte sich die Einwohnerzahl nochmals auf 7603.
Bis 1945 gehörte Berlinchen zum Landkreis Soldin in der Provinz Brandenburg.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte im Frühjahr 1945 die Besetzung der Region durch die Rote Armee. Nach Kriegsende wurde Berlinchen unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend wurde die Stadt in Barlinek umbenannt. Die einheimische Bevölkerung wurde in der Folgezeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben und durch Polen ersetzt.
Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zur Stadt- und Landgemeinde Barlinek gehören die Ortschaften (deutsche Namen bis 1945)[4]:
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Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Courrières (Frankreich)
- Eksjö (Schweden)
- Gryfino (Polen)
- Prenzlau (Deutschland, Brandenburg)
- Schneverdingen (Deutschland, Niedersachsen)[5]
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Kirche des Unbefleckten Herzens Mariens (gotisch)
- Stadtmauer
- Bürgerhäuser
- katholische Kirche St. Bonifatius (1923 von Wilhelm Fahlbusch)
Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe), die nächstgrößere Stadt, befindet sich 30 Kilometer südlich und ist über die Woiwodschaftsstraße 151 (droga wojewódzka 151) zu erreichen. Über die Woiwodschaftsstraße 156 gelangt man nach Lipiany (Lippehne) bzw. nach Strzelce Krajeńskie (Friedeberg Nm.).
Seit Schließung der Bahnstrecke von Choszczno (Arnswalde) nach Głazów (Glasow) besteht kein Bahnanschluss mehr.
Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1828–1856: Karl Friedrich August Bröse
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Johann Gottfried Hempel (1752–1817), deutscher Mediziner, Pharmazeut und Fabrikant
- Bertold Lasker (1860–1928), deutscher Schachmeister, Arzt und Schriftsteller
- Emanuel Lasker (1868–1941), deutscher Schachweltmeister
- Wilhelm Karl Robra (1876–1945), deutscher Bildhauer
- Otto Müller (1878–nach 1945), deutscher Jurist, Senatspräsident am Reichsgericht
- Bruno Jablonsky (1892–1978), deutscher Luftfahrtpionier und britischer Unternehmer
- Paul Michligk (1899–1978), deutscher Organisations- und Werbefachmann, Experte für das Betriebliche Vorschlagswesen
- Gerhard Isbary (1909–1968), deutscher Geograph, Raum- und Regionalplaner
- Gerd Lobin (1925–2008), deutscher Journalist und Schriftsteller
- Wolf Krötke (* 1938), deutscher evangelischer Theologe
- Albrecht Graf Matuschka (* 1944), deutscher Finanzdienstleister und Unternehmer
- Józef Pilarz (1956–2008), polnischer Politiker und Sejm-Abgeordneter
- Marcin Matkowski (* 1981), polnischer Tennisspieler
Mit der Stadt verbunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Johann Eitel von Brandt (~1695–1761), preußischer Landrat wohnte als Landrat des Kreises Soldin in Berlinchen
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 428–429.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genealogische Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ortsfamilienbuch (Online-OFB) 'Stadt Berlinchen', verfasst von Steffan Bruns
- http://wiki-de.genealogy.net/Berlinchen
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2016. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 5,19 MiB), abgerufen am 29. September 2017.
- ↑ Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 196.
- ↑ Johannes Schmidt: Die Französische Domschule und das Französische Gymnasium zu Berlin: Schülererinnerungen 1848–1861. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3478-0.
- ↑ Das Genealogische Orts-Verzeichnis
- ↑ http://www.barlinek.pl