Bartholomaeus Winterhalder

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Bartholomaeus Winterhalder (auch Bartle Winterhalder; * um 1613[1] oder um 1617[2] in der „Kalten Herberge“, dem höchstgelegenen Hof in Urach,[3] einem Ortsteil von Vöhrenbach im Schwarzwald; † 3. Juli 1680 in Neukirch (Furtwangen im Schwarzwald)) war ein deutscher Bildhauer des Barock und Stammvater der Bildhauersippe Winterhalder.

Hochaltar-Madonna in St. Jakobus (Stegen-Eschbach)

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er heiratete 1638 Ursula geb. Hummel (1611–1695), die Witwe des Bauern von Oberfallengrundhof in Neukirch, Bartle Valler, der „anno 1636 um Hexerei gerichtet und gefahlt worden“ war.[4] Winterhalder bewirtschaftete den Hof, bis der 1654 vom erbberechtigten Sohn des Bartle Valler, Georg Valler (1624 – nach 1673), übernommen wurde. Auf dem Altenteil konnte sich Winterhalder in der ihm verbleibenden Werkstatt noch mehr als zuvor der Bildschnitzerei widmen. Von seinen acht Kindern wurden zwei Bildhauer, nämlich das zweite, Johann Conrad (1640–1676), und das siebente, Adam (um 1652–1737). Der Hof ging von Georg Valler über einen Bartle Valler und einen Christoph Faller an Georg Faller (1675–1948) über, den Vater des Bildhauers Matthias Faller, der 1732 bei der Heimkehr von der Gesellenwanderung die auf dem Hof noch vorhandene Werkstatt übernahm.[5]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die belegten Werke sind zerstört, doch sind die folgenden Werke erhalten, die ihm mit großer Wahrscheinlichkeit zuzusprechen sind:

Linker Seitenaltar von St. Nikolaus, Waldau
  • Erst 2005 hat Manfred Hermann die Zuschreibungen um Ausstattungsstücke der Pfarrkirche St. Nikolaus in Waldau, einem Ortsteil von Titisee-Neustadt, erweitert, nämlich den Tabernakel des Hochaltars von 1661 und die beiden Seitenaltäre von 1670 und 1675. Die Madonna des Marienaltars „zählt zu den bedeutendsten der Zeit im Schwarzwald überhaupt“.[8] Der heilige Nikolaus des Nikolausaltars steht heute an der linken Langhaus-Wand. Die übrige Ausstattung schuf größtenteils etwa hundert Jahre später Matthias Faller.

Würdigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bartholomäus hatte einen guten Namen als Künstler, denn er wird 1661 „ehrengeachteter und kunstreicher Bildhauer auß der Neukirch“ genannt.[9] Seine Figuren wirken „überzeugend und klar.“ Nachdem der Dreißigjährige Krieg viele Kirchen verwüstet hatte, bot sich ihm ein reiches Betätigungsfeld. So wurde er der „Vater der Bildhauerei im mittleren Schwarzwald“.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edmund Wilhelm Braun: Winterhalder, Barthel. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 84 (biblos.pk.edu.pl).
  • Manfred Hermann: Zu den Schwarzwälder Bildhauern Winterhalder in Neukirch und Vöhrenbach. In: Bernd Mathias Kremer (Hrsg.): Kunst und geistliche Kultur am Oberrhein. Festschrift für Hermann Brommer zum 70. Geburtstag. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 1996, ISBN 3-931820-01-7, S. 61–83.
  • Manfred Hermann: Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus in Waldau. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2005, ISBN 3-89870-251-0.
  • Manfred Hermann: Matthias Fallers Leben und Werk. In: Gemeinde St. Märgen, Kloster Museum St. Märgen (Hrsg.): Matthias Faller. Der Barockbildhauer aus dem Schwarzwald. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung 17. Mai – 2. September 2007, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2007, ISBN 978-3-89870-382-6, S. 4–13.
  • Bernhard Kleiser: Das Bildhauergeschlecht der Winterhalder. In: Arbeitskreis Stadtgeschichte der Heimatgilde „Frohsinn“ e.V. Vöhrenbach (Hrsg.): Vöhrenbach im Schwarzwald: neue Beiträge zur Stadtgeschichte. Geiger, Horb am Neckar 1994, ISBN 3-89264-888-3, S. 90–109.
  • Klaus Weber, Wilhelm Dotter: Oberfallengrundhof. In: Aus der Geschichte von Neukirch. Höfe-Chronik einer Schwarzwaldgemeinde. 2. Auflage, Kurortliche Arbeitsgemeinschaft Furtwangen-Neukirch 1991, S. 65–83.
  • Christoph Winterhalder: Bartel Winterhalder, der Bildschnitzer, und seine Nachkommenschaft. In: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar. Band 30, 1980, S. 99–112.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hermann 1996, S. 68.
  2. Weber und Dotter 1991.
  3. Winterhalder 1980, S. 99.
  4. Weber und Dotter 1991.
  5. Hermann 2007, S. 5.
  6. Manfred Hermann: Katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt St. Märgen im Schwarzwald. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2003, ISBN 3-89870-135-2, S. 37.
  7. Hermann 1996, S. 69; Bilder der Kapelle auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Waldkirch.
  8. Hermann 2005, S. 17.
  9. Hermann 1996, S. 68.
  10. Hermann 1996, S. 70.