Bayerische Kriegsakademie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bayerische Kriegsakademie
Aktivität 1867 bis 1914
Trägerschaft Bayerische Armee
Inspektion der Militär-Bildungsanstalten
Ort München
Land Königreich Bayern
letzter Direktor Oberst Arnold von Möhl
Portal der ehemaligen Kriegsakademie

Die Bayerische Kriegsakademie in München war von 1867 bis 1914 die Militärakademie der Bayerischen Armee zur Ausbildung für eine Verwendung als Stabsoffizier. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bayerische Kriegsakademie wurde am 1. November 1867 eröffnet. Sie war in Organisation und Zielstellung der Preußischen Kriegsakademie nachgestaltet und bildete Offiziere der Bayerischen Armee aus. Die Lehrgänge dauerten in der Regel neun Monate und endeten mit der Prüfung vor dafür eingesetzten Kommissionen. Wegen der Gleichwertigkeit der Ausbildung waren die bayerischen Heeresoffiziere von dem im Kaiserreich sonst obligatorischen Besuch der Preußischen Kriegsakademie ausgenommen. Eine geheime Dienstvorschrift im Mobilmachungsplan der Armee sah vor, dass die Kriegsakademie beim Zustand drohender Kriegsgefahr aufzulösen sei. Der 47. Lehrgang konnte daher bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht mehr begonnen werden, die Kriegsakademie wurde zum 1. August 1914 aufgelöst.

Von 1867 bis 1894 befand sich die Akademie gemeinsam mit der Artillerie- und Ingenieur-Schule in der östlichen Hälfte der Herzog-Max-Burg. 1894 wurde die Artillerie- und Ingenieur-Schule in das Gebäude Pappenheimstraße 9 (heute 14) am Marsfeld verlegt.[2]

Zugangsvoraussetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kriegsakademie konnte besuchen, wer das Offizierspatent erhalten hatte und von einer Kommission nach einer eingehenden Prüfung zugelassen wurde.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Lehrer und Erzieher waren Offiziere, zum Teil auch Zivilisten, u. a. Professoren der Ludwig-Maximilians-Universität München, angestellt, wobei Hauptleute für die militärischen Fächer und Leutnants als Inspektions- bzw. Aufsichtsoffiziere eingesetzt wurden. Die Berufung der Offiziere konnte für drei bis fünf Jahre erfolgen.

Der Unterricht erfolgte in drei Ausbildungsblöcken.

I. Kriegswissenschaftliche Disziplinen
Taktik
Kriegsgeschichte
Waffenlehre
Befestigungskunst
Festungskrieg
Militärisches Aufnehmen
Generalstabsdienst
Militärgeographie
Militärverwaltung
II. Formale Disziplinen
Höhere Mathematik und Geodäsie
Allgemeine Geschichte
Geschichte der Philosophie
Allgemeine Geographie
Physikalische Geographie
Chemie
Physik
Nationalökonomie
Rechtskunde
Sprachen (Französisch/Englisch, ab 1873 auch Russisch)
III. Reitübungen

Daneben gehörten Besichtigungen, Übungen und Reisen untergliedert in drei Kursen zur Ausbildung.

  • I. Kurs: Besichtigung der Artillerieübungen und der Militärschießschule auf dem Lechfeld. Teilnahme an den Herbstwaffenübungen durch Zuteilung der Lehrgangsteilnehmer zu den in München stationierten Infanterieregimentern.
  • II. Kurs: Taktisch-fortifikatorische Reise
  • III. Kurs: Besichtigung der Festungen Ulm und Ingolstadt. Besichtigung der Übungen der Pionierbataillone. Generalstabsreise.

Direktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Direktor der Kriegsakademie war stets ein Stabsoffizier, später General. Die Akademie war der Inspektion der Militär-Bildungsanstalten der Bayerischen Armee unterstellt.

Dienstgrad Name Datum[3]
Oberst Karl von Orff 24. Juni 1867 bis 31. Januar 1870
Oberstleutnant Maximilian Verri della Bosia 01. Februar 1870 bis 28. Juli 1871
Oberstleutnant/Oberst/Generalmajor Otto Kleemann 29. Juli 1871 bis 28. Februar 1889
Oberst/Generalmajor Maximilian von Hartlieb genannt Wallsporn 01. März 1889 bis 7. September 1896
Generalmajor Karl von Landmann 08. September 1896 bis 23. Januar 1899
Generalmajor Theodor von Zwehl 24. Januar 1899 bis 7. September 1902
Oberst/Generalmajor Friedrich Deppert 08. September 1902 bis 30. August 1905
Oberst/Generalmajor Oskar von Xylander 29. September 1905 bis 29. Dezember 1907
Oberstleutnant Paul von Kneußl 30. Dezember 1907 bis 19. Dezember 1909
Oberstleutnant/Oberst Karl von Schoch 20. Dezember 1909 bis 14. Oktober 1911
Oberst Albert von Schoch 15. Oktober 1911 bis 21. April 1912
Oberst/Generalmajor Nikolaus von Endres 22. April 1912 bis 26. März 1913
Oberstleutnant/Oberst Arnold von Möhl 27. März 1913 bis 1. August 1914

Gebäude und heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der reich gegliederte Neurenaissance-Risalitbau wurde 1889–1890 unter Leitung des königlichen Baubeamten Gustav von Schacky errichtet.

1949 wurde das Gebäude von den Architekten Hermann Leitenstorfer und Karl Delisle zu einem städtischen Krankenhaus umgebaut. In den 1980er Jahren nutzte der für Telekommunikation zuständige Bereich der Deutschen Bundespost das Gebäude als Zentralvermittlungsstelle des internationalen Fernsprechverkehrs. Nach der Privatisierung der Deutschen Bundespost gehörte das Gebäude der Deutschen Telekom.[4] Im Jahr 2011 stand es weitgehend leer, Teile wurden als Betriebskindergarten und als Billighotel genutzt;[5] nach Ende der Zwischennutzung steht das Gebäude vollständig leer.[6] 2017 kaufte die Strabag das Gebäude und das umliegende Gelände; 2022 legte sie einen Plan vor, dort ein neues Quartier mit 170 Wohnungen, einer Kindertagesstätte und Büros zu errichten.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bayerische Kriegsakademie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: D-1-62-000-5102
  2. Die Neue Maxburg in München (PDF; 668 kB), Immobilienbeschreibung des Freistaats Bayern (Memento vom 3. November 2013 im Internet Archive)
  3. Dermot Bradley (Hrsg.), Günter Wegner: Stellenbesetzung der Deutschen Heere 1815–1939 Band 1: Die Höheren Kommandostellen 1815–1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1990, ISBN 3-7648-1780-1, S. 650.
  4. a b Ulrike Steinbacher: Wohnen am Denkmal. In: www.sueddeutsche.de. 5. Juli 2022, abgerufen am 6. Juli 2022.
  5. Sebastian Krass: Billighotel im Prachtbau. In: Süddeutsche Zeitung. 14. März 2011, abgerufen am 1. März 2015.
  6. Jan Krattiger: Leerstand in München: Ein Filetstück vergammelt – es liegt nicht an der Stadt. In: www.abendzeitung-muenchen.de. 7. November 2023, abgerufen am 11. November 2023.

Koordinaten: 48° 8′ 50,2″ N, 11° 33′ 3,7″ O