Benutzer:BishkekRocks/Devanagari

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Devanagari


Devanagari
Die Silbe ka in Devanagari
ka in Devanagari
Verbreitungsgebiet von Devanagari
Schrifttyp Abugida
Sprachen Hindi, Sanskrit, Bihari, Bhili, Bhojpuri, Kashmiri, Konkani, Marathi, Nepali, Newari, Sindhi
Verwendet in Nordindien, Nepal
Abstammung Protosinaitische Schrift
 → Phönizische Schrift
  → Aramäische Schrift
   → Brahmischrift
    → Devanagari
Besonderheiten Gehört zur indischen Schriftenfamilie.
Transparente in Devanagari in Varanasi

Devanagari oder kurz Nagari (देवनागरी devanāgarī, von Sanskrit deva „Gott“ und nāgarī „zur Stadt gehörig“) ist eine indische Schrift. Sie ist die am weitesten verbreitete unter den indischen Schriften und wird für mehrere Sprachen Nordindiens, darunter Hindi, Marathi und Nepali, sowie die klassische Sprache Sanskrit verwendet. Mit den übrigen indischen Schriften teilt Devanagari den gemeinsamen Ursprung in der Brahmi-Schrift, die erstmals im 3. Jahrhundert v. Chr. belegt ist. Unter ihrem heutigen Namen ist die Devanagari-Schrift seit dem 11. Jahrhundert n. Chr. bekannt. Wie alle anderen indischen Schriften ist sie eine Zwischenform aus Alphabet und Silbenschrift, eine sogenannte Abugida.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter den zahlreichen Schriften, die in Südasien verwendet werden, ist Devanagari am weitesten verbreitet. Im Gegensatz zu den meisten anderen indischen Schriften, deren Verwendung auf eine Sprache beschränkt ist, schreibt man in der Devanagari-Schrift mehrere große Sprachen im Norden des Indischen Subkontinents. Die wichtigsten sind Hindi, die größte indische Sprache und Nationalsprache der Indischen Union, das im Bundesstaat Maharashtra gesprochene Marathi sowie Nepali, die Amtssprache Nepals. Dazu kommen diverse teilweise als Dialekte des Hindi aufgefasste Regionalsprachen (Bihari, Rajasthani, Pahari etc.) und einige kleinere Sprachen wie das mit dem Marathi verwandte Konkani in Goa, Newari in Nepal und Bhili in Westindien. Sanskrit, die klassische Sprache des Hinduismus, wurde früher in den verschiedenen Teilen Indiens in der jeweiligen Regionalschrift geschrieben, heute hat sich aber Devanagari als übliche Schrift für Sanskrit-Texte durchgesetzt.

Für manche Sprachen wird Devanagari parallel zu anderen Schriften benutzt: So werden Kashmiri und Sindhi in Pakistan in persisch-arabischer Schrift, in Indien in Devanagari geschrieben; Panjabi schreiben die muslimischen Sprecher in persisch-arabischer Schrift, die Sikhs in der Gurmukhi-Schrift und die Hindus in Devanagari. Im Fall von Hindi und dem von den indischen und pakistanischen Muslimen gesprochenen Urdu ist die Verwendung der Devanagari-Schrift für Hindi bzw. der persisch-arabischen Schrift für Urdu neben Unterschieden in Vokabular das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen beiden Sprachen.

Funktionsprinzip[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selbstständige Vokalzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Devanagari-Schrift kennt folgende 14 Vokalzeichen:

a [ʌ] ā [ɑː] i [ɪ] ī [] u [ʊ] ū []
[] r̥̄ [r̥ː] [] l̥̄ [l̥ː]
e [] ai [ai̯] o [] au [au̯]

Die in der Transliteration mit einem Makron gekennzeichneten Zeichen kennzeichnen Langvokale. Die Zeichen ऋ , ॠ r̥̄, ऌ und ॡ l̥̄ bezeichnen die sogenannten konsonantischen Vokale bzw. silbischen Konsonanten des Sanskrit. Sie werden meist mit einem untergesetzen Punkt transkribiert (, , , ), jedoch besteht in diesem Fall die Gefahr der Verwechslung mit den retroflexen Konsonanten ड़ ṛa und ळ ḷa. Der Laut ऋ ist im Sanskrit recht häufig und begegnet auch in den modernen Sprachen in Sanskrit-Lehnwörtern. Heute wird er Kombination aus r und kurzem i [ˈrɪ] gesprochen (z. B. ऋषि r̥ṣi [ˈrɪʂɪ] „Rishi“). Die lange Entsprechung ॠ r̥̄ sowie das ऌ sind bereits im Sanskrit sehr selten und kommen in den modernen Sprachen überhaupt nicht vor. Das lange ॡ l̥̄ wird nur aus Symmetriegründen aufgeführt; in der Realität existiert es nicht. Daher werden in den modernen Sprachen die Zeichen ॠ r̥̄, ऌ und ॡ l̥̄ bei der Aufzählung der Buchstaben des Alphabets in der Regel ausgelassen.

Zu beachten ist, dass ए e und ओ o stets lang sind. Da in den Sprachen, die in der Devanagari-Schrift geschrieben werden, kein kurzes Gegenstück existiert, wird die Länge in der Transliteration nicht gesondert gekennzeichnet. Die Aussprache der Zeichen ऐ ai und औ au ist nicht einheitlich: Im Sanskrit bezeichnen sie ebenso wie heute noch im Marathi die Diphthonge [ai̯] und [au̯]. In der Standardaussprache des Hindi haben sie sich zu den Monophthongen [æː] und [ɔː] gewandelt, in vielen Dialekten werden sie aber noch als Diphthonge gesprochen.

Für den offenen [ɒː]-Laut in englischen Lehnwörtern findet sich bisweilen das Zeichen ऑ â (es existiert keine einheitliche Transliteration), z. B. कॉफ़ी kâfī [ˈkɒːfiː] „Kaffee“. Sowohl in Schrift als in der Aussprache kann das ऑ â aber auch durch ein einfaches आ ā ersetzt werden. Um die kurzen e- und o-Laute der dravidischen Sprachen in der Devanagari-Schrift wiedergeben zu können, existieren ferner die Sonderzeichen ऎ ĕ und ऒ ŏ.

Konsonantenzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grundinventar der Konsonantenzeichen in der Devanagari-Schrift besteht aus 33 Zeichen, die den konsonantischen Phonemen des Sanskrit entsprechen. Die Aussprache der Zeichen weicht in den einzelnen Sprachen nur unwesentlich ab. So wird im Marathi die palatale Reihe च ca, छ cha, ज ja und झ jha als [ʦʌ], [ʦʰʌ], [ʣʌ] und [ʣʱʌ] gesprochen. In den meisten modernen Sprachen wird die Unterscheidung zwischen den Zischlauten श śa [ɕʌ] und ष ṣa [ʂʌ] in der Aussprache nicht mehr gewahrt, sondern beide Buchstaben werden als [ʃʌ] realisiert.

ka [] kha [kʰʌ] ga [ɡʌ] gha [ɡʱʌ] ṅa [ŋʌ]
ca [ʧʌ] cha [ʧʰʌ] ja [ʤʌ] jha [ʤʱʌ] ña [ɲʌ]
ṭa [ʈʌ] ṭha [ʈʰʌ] ḍa [ɖʌ] ḍha [ɖʱʌ] ṇa [ɳʌ]
ta [t̪ʌ] tha [t̪ʰʌ] da [d̪ʌ] dha [d̪ʱʌ] na [n̪ʌ]
pa [] pha [pʰʌ] ba [] bha [bʱʌ] ma []
ya [] ra [] la [] va [ʋʌ]
śa [ɕʌ] ṣa [ʂʌ] sa [] ha []

Die modernen Sprachen verfügen über einige weitere Zeichen für Laute, die im Sanskrit nicht vorkommen:

  • Das Marathi kennt ebenso wie bereits das Vedische (die früheste Sprachschicht des Altindischen), nicht aber das klassische Sanskrit ein retroflexes ḷa [ɭʌ]. Für diesen Laut existiert ein eigenes Zeichen ळ.
  • Andere Zeichen für im Sanskrit nicht vorkommende Laute wurden geschaffen, indem dem Zeichen für den jeweils am ähnlichsten klingenden vorhandenen Laut ein Punkt (nukta) zugefügt wurde. Im Hindi kommen sieben dieser sogenannten Nukta-Zeichen vor: क़ qa [], ख़ kha [], ग़ gha [ɣʌ], ज़ za [], ड़ ṛa [ɽʌ], ढ़ ṛha [ɽʱʌ] und फ़ fa []. Mit Ausnahme von ड़ ṛa und ढ़ ṛha kommen diese Zeichen nur in Fremdwörtern vor. Weniger gebildete Sprecher ersetzen sie oft durch die ähnlich klingenden Laute, und auch in der Schrift wird der Punkt oft weggelassen.
  • Um die implosiven Konsonanten des Sindhi in der Devanagari-Schrift wiedergeben zu können, wurden die Zeichen für die entsprechenden nicht-implosiven Laute durch einen Unterstrich erweitert: ॻ g̈a [ɠʌ], ॼ ǰa [ʄʌ], ॾ d̤a [ɗʌ] und ॿ b̤a [ɓʌ].

Konsonanten-Vokal-Verbindungszeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entsprechend den 14 selbstständigen Vokalzeichen existieren 14 unselbstständige Vokalzeichen, die in folgender Tabelle am Beispiel des Konsonanten k illustriert sind:

ka [] का [kɑː] कि ki [] की [kiː] कु ku [] कू [kuː]
कृ kr̥ [kr̥] कॄ kr̥̄ [kr̥ː] कॢ kl̥ [kl̥] कॣ kl̥̄ [kl̥ː]
के ke [keː] कै kai [kai̯] को ko [koː] कौ kau [kau̯]

Ligaturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um den inhärenten Vokal eines Silbenzeichens auszuschalten, verfügt die Devanagari-Schrift über ein besonderes diakritisches Zeichen, Virama bzw. Viram genannt, in Form eines schrägen Striches rechts unterhalb des Zeichens (z. B. त ta, त् t). Dieses Zeichen wird aber in der Regel nur am Ende von Wörtern bzw. Sätzen verwendet (daher auch der Name: विराम virāma bedeutet im Sanskrit „Ende, Pause“). Im Wortinneren werden Konsonantenhäufungen hingegen durch Ligaturen ausgedrückt, d. h. zwei Konsonanten die ohne einen dazwischen gesprochenen Vokal aufeinanderfolgen werden grafisch verbunden.

Die Bildung der Ligaturen unterliegt dabei folgenden Regeln:

  • Buchstaben mit einer vertikalen Linie rechts verlieren diese als erster Bestandteil einer Ligatur, der zweite Bestandteil tritt rechts daran. Beispiele: स् + त > स्त sta, ख् + य > ख्य khya, च् + छ > च्छ ccha
  • Bei Buchstaben, deren rechter Bestandteil über die vertikale Linie hinausgeht, wird dieser gekürzt, der zweite Bestandteil tritt rechts daran. Beispiele: क् +स > क्स ksa, फ् + ल > फ्ल phla
  • Bei Buchstaben ohne vertikale Linie, oder wenn der zweite Buchstabe keine passende Stelle für einen Anschluss aufweist, tritt meist der zweite Bestandteil unter den ersten. Beispiele: द् + ध > द्ध ddha, ष् + ट > ष्ट ṣṭa
  • Ligaturen mit ra unterliegen Sonderregeln. Als erster Bestandteil erscheint das r als kleiner Haken, genannt रेफ repha bzw. reph, rechts (!) oberhalb der horizontalen Linie. Als zweiter Bestandteil erscheint es als Schrägstrich unterhalb des ersten Bestandteils. Beispiele: र् + थ > र्थ rtha, र् + मो > र्मो rmo, प् + र > प्र pra, द् + र > द्र dra
  • Bestimmte Ligaturen haben spezielle Formen, bei denen die einzelnen Bestandteile nur schwer oder gar nicht zu erkennen sind. Beispiele: क् + त > क्त kta, त् + त > त्त tta, ज् + ञ > ज्ञ jña, क् + ष > क्ष kṣa. Die beiden letzten Ligaturen werden bisweilen auch als eigenständige Zeichen wahrgenommen.
Komplexe Ligatur ddhrya

Nach den gleichen Regeln ist es möglich, auch mehr als zwei Buchstaben zu verbinden. So können komplexe Ligaturen wie र्त्स्न्य rtsnya (vgl. Sanskrit कार्त्स्न्य kārtsnya „komplett“) entstehen.

Die Darstellung von Ligaturen hängt von den technischen Beschränkungen des Mediums ab. Da die horizontalen Ligaturen viel Platz beanspruchen, werden sie im Druck oder bei der Darstellung auf dem Computer oft durch vertikale ersetzt. Manche Ligaturen sind auch so komplex, dass sie im Drucksatz nicht dargestellt werden können. In diesem Fall muss man sich mit dem Virama behelfen (z. B. ड्ढ्व ḍḍhva in Sanskrit द्विड्ढ्व dviḍḍhva).

Zusatzzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Anusvara bzw. Anusvar ं (Transliteration oder seltener ) bezeichnet im Sanskrit ursprünglich die Nasalisierung des vorangehenden Vokals bzw. im Auslaut den Laut /m/. Im Wortinneren vor einem Verschlusslaut wird der Anusvara als homorganer (am selben Artikulationsort gebildeter) Nasal ausgesprochen. In den modernen Sprachen wie Hindi wird eine Ligatur aus homorganem Nasal und Verschlusslaut meist durch die grafisch einfachere Schreibung mit Anusvara ersetzt: So existieren für den Namen der Sprache Hindi die Schreibweisen हिन्दी hindī und हिंदी hiṃdī, die beide /hindī/ gesprochen werden. In Sanskrit-Drucken werden die Ligaturen hingegen meist ausgeschrieben.
  • Im Hindi wird die Nasalisierung eines Vokals durch den Chandrabindu ँ bezeichnet (z. B. चाँद cā̃d „Mond“). In der Transliteration werden Nasalvokale durch eine übergesetzte Tilde gekennzeichnet. Das Zeichen Chandrabindu besteht aus einem mondförmigen Bogen (Sanskrit चन्द्र candra „Mond“) und einem Punkt (Sanskrit बिन्दु bindu). Sofern der Chandrabindu mit einem Vokalzeichen kombiniert wird, das über die Querlinie reicht, entfällt der „Mond“ (z. B. नहीं nahī̃, „nicht“). In diesem Fall sind Anusvara und Chandrabindu grafisch nicht unterscheidbar.
  • Visarga
  • Das Avagraha bzw. Avagrah genannte Zeichen ऽ (meist mit einem Apostroph transliteriert) kennzeichnet im Sanskrit ursprünglich die Elision eines kurzen a infolge eines Sandhis: So verschmelzen सः saḥ und अस्ति asti zu सोऽस्ति so’sti „er ist“. In der indischen Metrik bezeichnet ऽ eine prosodisch lange Silbe, während der danda । (siehe Abschnitt Satzzeichen) für eine prosodisch kurze Silbe steht (entsprechend den Zeichen – und υ in der westlichen Metrik). Zudem wird in den modernen Sprachen der Avagraha bisweilen verwendet, um anzuzeigen, das ein Vokal bei einem Schrei oder dergleichen gelängt wird. So kann ein langgezogener Ausruf als आईऽऽऽ! āīīīī! wiedergegeben werden.
  • Für die heilige Silbe Om (Pranava genannt) existiert ein eigenes Zeichen ॐ. Das Om-Zeichen der Devanagari-Schrift wird oft als Symbol des Hinduismus wahrgenommen.

Alternative Glyphen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziffern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Satzzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alphabetische Ordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kodierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rupert Snell: Teach Yourself Beginners Hindi Script. Hodder & Stoughton, 2000.
  • Devanāgarī. In: Florian Coulmas: The Blackwell Encyclopedia of Writing Systems. Oxford: Blackwell Publishers, 1996. S. 125 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Devanagari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Devanagari – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]