Hiermit gratuliere ich Benutzer Carstenwilms zu 15 Jahren ehrenamtlicher Arbeit im Dienst der Verbesserung unserer Enzyklopädie und verleihe ihm den Wikiläums-Verdienstorden in Rubin gez. JoeHard (Diskussion) 11:13, 7. Nov. 2020 (CET)
„Wikipedia ist Zeugnis der Wahrheit wie des Irrtums.“
Die einen sagen, in der Bibliothek sei nur Unsinn enthalten, das Vernunftgemäße sei die Ausnahme, die Bibliothek sei Produkt einer delirierenden Gottheit. Der Ich-Erzähler glaubt dagegen, es sei überhaupt kein einziger Unsinn enthalten, es sei alles nur verschlüsselt oder gleichnishaft gemeint. In irgendeiner Sprache bedeute selbst eine Buchstabenfolge wie »ajuutigaa ginnippoq« etwas. Er vermutet, dass die Menschheit aussterben, die Bibliothek aber fortdauern wird, einsam, unendlich, vollkommen und nutzlos. Er glaubt auch, die Bibliothek sei räumlich unendlich, er meint, sie wiederhole sich periodisch. Durch die Wiederholung sei die scheinbare Unordnung in der Bibliothek in Wirklichkeit eine Ordnung.
Andere waren umgekehrt der Meinung, zuallererst müssten die überflüssigen Bücher ausgemerzt werden. Sie brachen in die Sechsecke ein, zeigten nicht immer falsche Beglaubigungsschreiben vor, blätterten verdrossen in einem Band und verdammten ganze Regale. Ihr hygienischer Asketeneifer trägt die Schuld daran, dass Millionen Bücher sinnlos vernichtet wurden. Heute sind ihre Namen ein Greuel; wer aber die Thesauri beklagt, die ihrer Wut zum Opfer fielen, übersieht zwei allbekannte Tatsachen. Die eine: die Bibliothek ist so gewaltig an Umfang, dass jede Schmälerung durch Menschenhand verschwindend gering ist. Die andere: jedes Exemplar ist zwar einzig, unersetzlich, aber da die Bibliothek total ist, gibt es immer einige Hunderttausende unvollkommener Faksimiles.
Im Durchmesser mochte das Aleph zwei oder drei Zentimenter groß sei, aber der kosmische Raum war darin, ohne Minderung seines Umfangs. Jedes Ding (etwa die Scheibe eines Spiegels) war eine Unendlichkeit von Dingen, weil ich sie aus allen Ecken des Universums deutlich sah. Ich sah das belebte Meer, ich sah Morgen- und Abendröte, ich sah die Menschenmassen Amerikas, ich sah ein silbriges Spinnennetz im Zentrum einer schwarzen Pyramide, sah ein aufgebrochenes Labyrinth (das war London), sah unzählige ganz nahe Augen, die sich in mir wie in einem Spiegel ergründeten, sah alle Spiegel des Planeten, doch reflektierte mich keiner, sah in einem Durchgang der Calle Soller die gleichen Fliesen, die ich vor dreißig Jahren im Flur eines Hauses in Frey Bentos gesehen hatte, ich sah Weintrauben, Schnee, Tabak, Metalladern, Wasserdampf, ich sah aufgewölbte Wüsten am Äquator und jedes einzelne Sandkorn darin, sah in Inverness eine unvergessliche Frau [...].