Benutzer:Der funker/Kirche (Bauwerk)

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Die Kirche des Franziskanerklosters Graz

Unter einem Kirchengebäude (oder kurz einer Kirche) wird im deutschen Sprachraum ein in der Regel durch eine christliche Religionsgemeinschaft zum Gebet, zur Andacht und für Gottesdienste genutztes Bauwerk verstanden. Ausgehend von der etymologischen Bedeutung des griechischen Wortes kyriake (Kirche), nämlich dem Herrn gehörig, gelten Kirchen als „Gotteshäuser“. Zusammen mit den Bauwerken anderer Religionen werden christliche Kirchenbauten übergreifend als Sakralbauten bezeichnet. Dieser Artikel befasst sich hauptsächlich mit Kirchengebäuden des christlichen westeuropäischen Kulturkreises, Sakralbauten der östlich-orthodoxen Kirchen werden im Artikel Orthodoxe Kirchenbauten behandelt.

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche ist das zentrale religiöse Gebäude der römisch-katholischen, östlich-orthodoxen, der anglikanischen und alt-katholischen sowie der evangelischen Gemeinden. Nach Kirchenrecht ist es “ein heiliges, für den Gottesdienst bestimmtes Gebäude, zu dem die Gläubigen das Recht freien Zugangs haben, um Gottesdienst vornehmlich öffentlich auszuüben."[1] Es dient der Versammlung der Glaubensgemeinschaft und ist der Ort der gemeinsamen Andacht. Darüber hinaus werden zeremonielle, liturgische und teils weltliche Handlungen in der Kirche praktiziert, wie die Taufe oder die kirchliche Heirat.

Eine neue Kirche bekommt seine religiöse Legitimation durch die Kirchweihe. Es ist ein Akt der festlichen Segnung und Weihe einer Kirche, durch den der Kirchenraum der Gemeinde zum liturgischen Gebrauch übergeben wird. Diese findet beispielsweise auch nach einer Renovierung statt. Im mitteleuropäischen Raum ist das Fest Kirchweih relativ weit verbreitet. Ursprünglich um die Weihung einer Kirche zu ehren, hat sich das Fest heute größenteils vom religiösen Kontext gelöst.

Theologische Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Funktionelle Unterschiede[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrkirchen, im Protestantismus auch Gemeindekirche genannt, ist die Hauptkirche einer Pfarrei oder Kirchengemeinde. Weitere Kirchen und Kapellen einer Pfarrei dienen der Einzelfunktion, so die Friedhofskapelle - mancherorts auch als Aussegnungshalle bezeichnet -, und die Filialkirche einer Filialgemeinde, die einer Pfarrei zugeordnet ist. In Verbindung mit Einrichtungen oder Sonderzwecken spricht man auch von einer Wallfahrtskirche, einer Spitalkirche, einer Krankenhauskapelle, einer Autobahnkirche oder einer Sühnekirche. Ein Sonderfall sind Simultankirchen: Sie werden von Gemeinden zweier oder mehrerer Konfessionen genutzt. Eine oder mehrere Kirchen sind einer Pfarrgemeinde zugeordnet. Dieses Gemeindegebiet beruht in der Regel auf historischen politischen Gemeindegrenzen, in größeren Städten auf einen Stadtteil oder Stadtbezirk. Die Volkskirchen folgen in diesem Sinne dem Parochialprinzip, Freikirchen kennen diese Regelung nicht. Einer Kirche sind meistens weitere administrative oder soziale Einrichtungen, wie etwa ein Pfarramt oder Schulen, zugeordnet und liegen in der Nachbarschaft oder sind im Sakralbau untergebracht.

Im Katholizismus ist eine Bischofskirche eine Kathedrale. Eine Besonderheit in Kathedralen ist der Kathedra, der Sitz des Bischofs im Altarraum, dass meist mit dem Wappen des amtierenden Bischofs geschmückt ist. Von der Spätantike bis ins hohe Mittelalter wurden häufig neben die Katedrale eine Taufkapelle (Baptisterium) gebaut.

Kleine Kirchen werden als Kapellen bezeichnet. Die Kirche eines Klosters kann Münster (lat. monasterium; Kloster), Stiftskirche (eines gestifteten Klosters) oder Klosterkirche heißen. Freikirchliche Gemeinden verwenden den Namen Bethaus.

In der theologischen Defintion der Kirche unterscheiden sich die Glaubensrichtungen. Römisch-katholische Christen sehen eine Kirche als Ort der gegenwärtigen Existenz Gottes. Für jüngere Glaubensrichtungen, etwa reformierten und freikirchlichen Kirchen, ist die Anwesenheit Gottes nur von sekundärer Bedeutung und sie betrachten den Sakralbau im Wesentlichen als Versammlungs- und Andachtsort.

Architekturgrundformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der christliche Kirchenbau nach dem frühzeitlichen und mittelalterlichen Ideal benennt vier Grundrisse. Ein Großteil der Kirchengebäude entspricht einem dieser Grundschemen, aber spätestens seit der Moderne werden diese nicht mehr konsequent umgesetzt.

  • Die Basilika ist die wichtigste Grundform des frühen und mittelalterlichen Kirchenbaus, dessen Innenraum durch Säulenreihen in mehrere Längsschiffe getrennt ist. Waren die ersten Kirchen noch stark an die antike Basilika angelehnt, emanzipierte man sich vom urspünglichen römisch-hellenistischen Vorbild und wurde im Mittelalter zur Kreuzbasilika weiter entwickelt.
  • Die Saalkirche ist ein einschiffiges Kirchengebäude, das aus einem einzigen, saalartigen Raum besteht.
  • Die Hallenkirche ähnelt der Basilika, dessen Längsschiffe sind allerdings von gleicher oder annähernd gleicher Höhe und meist unter einem gemeinsamen Satteldach vereinigt sind.
  • Beim Zentralbau sind dessen Hauptachsen gleich lang, daraus ergeben sich u.a. kreisförmige, ovale, quadratische und kreuzförmige Grundrisse. Der Zentralbau ist in Westeuropa vor allem in Italien verbreitet und wird sehr häufig bei östlich-orthodoxen Kirchen angewendet. Als einziger Grundriss gehört dieser nicht zum Bautypus des Langbaus.

Sonderbauformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt eine Reihe von Sonderbauformen, die sich sowohl architektonisch als auch in der Nutzung von der gängigen Bauweise unterscheiden;

  • Von einer Kirchenburg spricht man, wenn die Kirche von eigenen Verteidigungsanlagen, etwa Mauern und Türmen, umgeben ist. Eine mit vergleichsweise einfachen Wehrvorrichtungen ausgestattete Kirche nennt man dagegen Wehrkirche.
  • Stabkirchen oder Mastenkirchen sind Kirchen in Holzkonstruktion, die in Skandinavien während der Übergangszeit von der heidnischen Religion zum Christentum im 12. und 13. Jahrhundert gebaut wurden.
  • Winkelkirchen bestehen aus zwei Seitenschiffen, welche im rechten Winkel zueinander stehen. Der Altar eines solchen Gebäudes befindet sich im Winkel
  • Felsenkirchen sind aus dem oder in den Fels geschlagene Kirche. Bei den in den Fels gehauenen Kirchen wird auch von Höhlenkirchen gesprochen.
  • Eisenkirchen sind aus vorgefertigten Bauelementen aus Wellblech oder Gusseisen gefertigt.
  • Notkirchen und Barackenkirchen sind provisorische Sakralgebäude. Die Kirchen eines solchen Typus entstanden durch wirtschaftlichen Defizite oder als Interimskirche während der Gemeindeaufbauphase. Die sogennante Zeltmission nutzt Zeltkirchen zur Evangelisation.
  • In einer Doppelkirche sind zwei Kirchenräume räumlich getrennt.
  • Emporenkirchen basieren oft auf der Bauform der Basilika, wo eine Empore den Raum über den Seitenschiffen und unter dem Obergaden einnehmen kann.
  • In einer Wegekirche ist der Kirchenraum und Kirchenraum und Altarraum zentral ausgerichtet.
  • Bei Chorturmkirchen sitzt ein Turm, meistens der zentrale Glockenturm, über dem Chor.
  • Darüber hinaus gibt es noch Rundkirchen, Querkirchen und Rundturmkirchen, die eine geometrische Spezifikation aufweisen.

Gebäudeaufteilung und Inneneinrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühchristentum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Römischer und Byzantischer Kirchenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Christentum, unter dem römischen Kaiser Diokletian noch verfolgt, wird durch Kaiser Konstantin legitimiert und von Theodosius I. zur Staatsreligion des Römischen Reiches ernannt. Mit staatlicher finanzieller Unterstützung entstehen zahlreiche neue Kirchen, vor allem in Rom, Konstantinopel, Trier und in Palästina. Erstmals entsteht eine eigenständige sakrale Architektur des Christentums, dessen Gebetsräume in früherer Zeit lediglich einen provisorischen Charakter besaßen und meist in Privaträumen abgehalten wurden.[2]

Der frühchristliche Sakralbau verzichtete weitesgehend auf Dekorierung und Zierwerk und reduzierte sich auf zentrale christliche Motive. Im Glauben der Erlösungslehre wurden Symbole wie das Kreuz verwendet, neutestamenliche Motive wurden erst im 3. Jahrhundert nach Christus verwendet.[2] Mit der Basilika setzte sich der Langbau nach römische Vorbild durch, dass zu einem christlichen Bautypus adaptiert wurde. Dem gängigem sakralen Bauschema folgend, übernahm sie aus der römischen Architektur die Basilika mit mehreren Längsschiffen, Säulen mit Kapitelle, einen Kolonnadenhof (Atrium) und die Apsis gegenüber des Eingangs. Die Wölbungsdächer vieler römischer Bauten wurden durch Flachdächer, meist in Kassettierung, ersetzt. Ein Turm stand abseits der Kirche, der erst in späterer Epoche dem Baukörper angegeliedert wurde. In etwas späteren Kirchengebäuden setze sich ein eingefügtes Querschiff durch, dass die Basilika vor der Apsis beschnitt und ein kreuzförmiges Grundschema ergab. Die Apsis wurde nach Westen ausgerichtet.

Den frühen Kirchen im Zentralbau waren noch eine Basilika oder ein Atrium angegliedert. Mitte des 5. Jahrhunderts entstand in Rom mit der San Stefano Rotondo eine kreisrunde Kirche, mit dessen Grundform das Prinzip des Zentralbaus erstmals konsequent umgesetzt wurde. Ab 431 n. Chr. spaltete sich die oströmische Kirche von der römischen Reichskirche ab. Die Trennung wurde auch zunehmend im Sakralbau deutlicht und Kuppelbasiliken und Kreuzkuppelkirchen dominierten als Architekturstil der neuen Glaubensrichtung. Vorrangig in Konstantinopel, als wichtigstes christliches Zentrum des Ostens, entstanden bedeutende Kirchengebäude als erste Vertreter dieses Stils; die Apostelkirche (Bauzeit von 527-65 n. Chr.) zeichnete als erste Kirche im Grundriss das griechische Kreuz nach. Desweiteren entstand 532-37 n. chr. die Hagia Sofia als Hauptkirche der altorientalischen und später byzantischen Kirche. Beide entsprechen der Kuppelbasilika, eine Basilika mit Zentralbaucharakter.

Als stillistisch eigenständig wird der kleine Zentralbau betrachtet, der sich ab den vierten Jahrhundert n. Chr. verbreitete. Er war auf geometrische Grundformen reduziert, etwa kreisformig, quadratisch oder oktogonal und war anstatt einer Gemeindekirche ein Memorium an einem Heiligtum, Baptisterium oder Mausoleum.[2]

Kirchenbau der Engländer, Franken und Goten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die mit der Völkerwanderung verbundene Verbreitung des Christentums in germanische, fränkische und gotische Gebiete, führten zu einer neuen Auslegung des Kirchenbaus. Die Ingeneurskenntnisse der nord- und mitteleuropäischen Stämme Europas waren vergleichweise gering, sodass der Holzbau das wichtigste Element der Sakralarchitektur wurde. Die Stabkirchen, die vorallem heute noch in Skandinavien erhalten sind, stammen aus dieser Epoche. Größere Kirchengebäude aus Stein wurden zur Zeit Chlodwigs gegen Ende des 5. Jahrhunderts errichtet. Der gängige Typus war die mehrschiffige und schnörkellose Basilika, Zentralbauten wurden nur selten und in kleiner Ausführung errichtet. Bei englischen Kirchen überwogen ähnlich wie bei den mitteleuropäischen Völker einfache Holzkonstruktionen, seltener wurden Sakralbauten aus Bruchstein und Backstein errichtet, die aus römischen Ruinen stammten. Der fränkische und englische Kirchenbau steht der westgotischen und ostgotischen Sakralarchitektur entgegen. Ab 476 erlangten die Ostgoten die Herrschaft über Italien, die Westgoten siedelten größenteils nach Spanien und wurden mit der einheimischen Bevölkerung zu einer Ethnie. Sie adaptieren nicht nur am stärksten die römische und byzantische Baukunst, sondern orientierten sich kulturell wie politisch an der ehemaligen Großmacht Rom. In diesem Zeitraum entstanden in Mittel- und Südeuropa rund 1200 Sakralbauten größerer Art und rund 280 Kathedralen zur Hochphase des 5. und 6. Jahrhunderts, der Großteil im heutigen Italien und Frankreich.[3]

Vorromanik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Aufstieg Karls des Großen begann eine neue Phase des Kirchenbaus. Der Kaiser übte Einfluss auf den Klerus, als auch indirekt auf das sakrale Bauwesen aus und begünstigte die Verbreitung neuer architektonischer Ansätze. Es wurde wieder verstärkt auf die römische Sakralarchitektur zurückgegriffen und die Form der Basilika variiert und ergänzt. Die Apsis wurde zum Chor ausgestaltet, unter diesem wurden vermehrt Krypten angelegt und der Aufschwung der Heiligenverehrung erforderte zusätzliche Altäre in Kirchen. Darüber hinaus wurde das Westwerk entwickelt, eine dem Kirchenraum vorgelagerte Eingangshalle. Zur Zeit der Ottonen wurden die Innovationen der karolingischen Zeit weitergeführt. Insbesondere die räumliche Gliederung wurde durch Säulen und Nischen harmonisiert, die Basilika wurde tendenziell vergrößert, ebenso die Krypta, für die ein eigener Raum (Hallenkrypta) oder bis zu zweistöckiger Anbau errichtet wurde.[2]

Romanik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Romanik

Um 1000 bis 1200 nach Christus verbreitet sich der romanische Stil in Europa. Politische und wirtschaftliche Stabilität führen in Europa zu einer neuen Blütezeit des Kirchenbaus. Obwohl der Begriff Romanik namentlich auf die Tradition römischer Baukunst verweist, ist der Architekturstil eine Entwicklung mitteleuropäischer Baukunst und setzt die Ansätze des karolingischen und ottomanischen Kirchenbaus fort. Die romanische Baukunst wirkt sehr voluminös und massiv, typisch sind Rundbögen, ein vergößertes kompaktes Westwerk, Türme in runder oder oktogonaler Form sowie Würfelkapitelle auf den Säulen. In frühromanischer Epoche finden sich flache Kassettendecken, später dann Kreuzgratgewölbe. Die Raumweite vergrößerte sich erheblich, vor allem die Basilika wird mit Chorumgang, Kapellenkranz und erweiterter Stützenweite neu dimensioniert. Skulpturen und Glasmalerei wurden formenreicher und zeigen epischere Motive.

Gotik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Gotik

Die Gotik entstand um 1140 in der Île-de-France und hielt sich nach der Verbreitung in ganz Europa am längsten in Großbritanien. Sie grenzte sich deutlich von der Kompaktheit der Romanik ab und bediente sich im großen Umfang der Symbolik und Allegorie. Es wurden erstmals Spitzbögen, Kreuzrippengewölbe und Strebepfeiler verwendet, so dass auf die massiven Mauern als statisches Trageelement verzichtet werden konnte. Fensterflächen wurden durch diesen Vorteil erheblich vergößert und bewirken eine hellere und freundlichere Atmosphäre im Innenraum. Der Längsbau wurde aufgebrochen und in die Vertikale gestreckt, Pfeiler wurden geschmälert. Auch Kirchtürme wurden erhöht und traten deutlich aus dem Baukörper heraus. Als herausragendendes Werk dieser Epoche wird die gotische Kathedrale gesehen.[4]

Nachgotik, Renaissance[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Nachgotik

Im 15. und 16. Jahrhundert wirkten sich der ethische und gesellschaftliche Wandel des Humanismus und der Reformation auf den Kichenbau aus. Tendenziell bediente man sich noch der Formensprache der Gotik, versuchte sich aber mit gestalterischen Mitteln des Stiles abzugrenzen. Die Standardform der Basilika trat zurück und man wendete sich vermehrt der Hallenkirche und der Saalkirche zu. Die gotische Bausprache wurde wesentlich vereinfacht und der Raum wurde - im Sinne der Vorstellungen der Renaissance - einheitlicher. Die klassischen Elemente der Renaissance, etwa Säulen und klassische Kapitelle, ergänzten oft eine gotischen Formensprache.

Barock[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1545 und 1563 verfasste die Katholische Kirche das Konzil von Trient und leitete die Gegenreformation ein. Der Katholizismus gewann die Machtposition zurück, die es durch die Unruhen der Reformationsbewegung verloren hatte und teilt sich neben den weltlichen Herrschern eine absolutistische Machtposition. Aus dieser Situation entstand der Barock, der sich ab 1575 von Italien aus in Europa und dessen Kolonialgebiete verbreitete. Wie auch in der Profanarchitektur war der Barock eine Hochphase der Bauaktivität, im Mittelpunkt stand die repräsentative Darstellung des Gebäudes und die Darstellung der neuen theologischen Dogmen. Ausgehend von der Formensprache der Renaissance, wurde sie im Barock überproportional gesteigert. Kuppeln und Kapitellen wurden mit überwallenden Dekor und Gesimsen bereichert und Stuckfiguren gingen in perspektivische Deckenfresken über. Eine barocke Kirche wurde erstmals als Gesamtkunstwerk angesehen und der Kirchenraum konzeptionell vereinheitlicht. Der Langbau trat gegenüber dem Zentralbau zurück, oft wurden beide Bautypen kombiniert. Trotz der dynamischen Formen und Fassadenbau wurde ein Ausdruck der Strenge gewahrt. Die Gewölbe, die schon in der Gotik Verwendung fanden, wurden zu Muldengewölben und Spiegelgewölben mit rechteckigen und runden Grundriss austaffiert. Ein Novum ist außerdem die Stichkappe, ein parallel zum Langbau laufendes Gewölbe, meist mit Nischen für Fensterflächen. Die ausladende Dekoration in floraler Ornamentik und mythologischen Motiven steigert sich um 1720 zur Stilepoche des Rokoko. In der späten Phase des Barock und Rokoko entstehen, vorallem in Süddeutschland, kleinere Saalkirchen. Der Protestantismus interpretiert die Epoche meist als Querkirche, eine neue Entwicklung der reformierten Kirche ist der Kanzelaltar.[5]

Klassizismus und Historismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Französischen Revolution begann 1789 die Auflösung absolutistischer Herrschaftsformen in Europa und es beendete zwangsläufig die ausschweifende Epoche des Barock. Zum Ende des 18. Jahrhundert verbreitete sich die Ideen und Ideale der Aufklärung. In Zeiten der Säkularisierung verlor der Kirchenbau seine vorrangige Stellung in der Architektur und die ehemals meinungsbildende Elite der Kleriker und Aristokraten traten in den Hintergrund. Es führte zu einer Phase, in der mehrere Baustile auf der Basis der Klassik paralell existierten, dessen Ausdrucksformen schon seit Renaissance verwendet wurden. Diese Stile werden heute als Klassizismus zusammen gefasst. Im Kirchenbau verzichtete man auf die Ostung und bindete sie in das städtebauliche Gesamtbild ein. Kirchen dienten als Blickfang großer Straßenachsen, der insbesondere durch Kuppeln und Türmen verstärkt wird. Schlanke, scharf geschnittene Grundrisse ersetzten die verspielten Formen des Barock. Säulen nach römisch-hellenistischen Vorbild bildeten einen Portikus oder eine Kolonnadenreihe. Der mit der Klassizismus eng verwandten Historismus bezieht noch stärker auf die Antike, teilweise werden Gebäudeformen schlicht kopiert. Die Kunstbewegung der Romantik und der protestantische Klerus knüpfte ab dem Ende des 18. Jahrhunderts wieder an Formen der Gotik, Romanik und Renaissance an und auch der aufkeimende Nationalismus bemüht sich um eine Architektur der nationalen Identität. Ein besonderes Merkmal dieser Epoche ist der "Export" der klassizistischen und historistischen Stile. Im Zuge der Kolonisierung entstanden weltweit Sakralbauten, die stillistisch den europäischen Vorbilder nach identisch waren.[6]

Moderne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte die Wissenschaft und Technik große Fortschritte, die bildende Kunst löste sich von den Ideologien der Vergangenheit und die neuen Baumaterialen Glas, Eisen, Stahl und Beton wurden in der Architktur verwendet. Die Baustoffe und Konstruktionen wurden schon seit Beginn des Jahrhunderts genutzt, aber weitesgehend mit historisierenden und klassizistischen Fassaden verkleidet. Die Statik lässt eine exaktere Berechnung der Bauwerks zu und der Stahlskeletbau ermöglichte einen effizienteren Bau. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Sakralbauten realisiert, die nach kunsthistorischen Kriterien wirklich modern gelten, die Hochphase begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Der moderne Sakralbau entwickelte eine enorme Vielfalt, so dass bestimmte Richtungen, Tendenzen und regionale Unterschiede in der Gesamtheit nur schwer zu bestimmen sind. Dennoch lassen sich einige grundliegende Merkmale definieren: tragender Baustoff ist meist Beton, die Fassade ist schnörkellös. Die klassischen Bauformen, etwa der Basilika, rücken in den Hintergrund und werden oft als unregelmäßige Grundrisse adaptiert. Nahezu jeder Architekturstil im Zeitrahmen der Moderne wurde auch im Sakralbau angewendet.[2]


Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

die Serbisch-Orthodoxe St. Sava Kirche und Statue von Karadjordje Petrovic in Belgrad, Serbien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ralf van Bühren: Kunst und Kirche im 20. Jahrhundert. Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils (Konziliengeschichte, Reihe B: Untersuchungen), Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh 2008, ISBN 978-3-506-76388-4
  • Renate Dürr (Hrsg.): Kirchen, Märkte und Tavernen. Erfahrungs- und Handlungsräume in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main: Klostermann 2005, ISBN 3-465-03413-9
  • Emanuel Gebauer: Fritz Schaller. Der Architekt und sein Beitrag zum Sakralbau im 20. Jahrhundert (= Stadtspuren 28), Köln 2000, ISBN 3-7616-1355-5
  • Ludwig Klasen: Grundriss-Vorbilder von Gebäuden aller Art. Abth. XI. Kirchliche Gebäude, Leipzig: Baumgartner 1889 (Digitalisat)
  • Edward R. Norman: Das Haus Gottes. Die Geschichte der christlichen Kirchen, München: Bassermann 2005, ISBN 3-8094-1822-6
  • Hugo Schnell (Hrsg.): Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, München/Regensburg: Schnell + Steiner 1947–, ISSN 0027-299X (Homepage)
  • Peter Wick: Die urchristlichen Gottesdienste. Entstehung und Entwicklung im Rahmen der frühjüdischen Tempel-, Synagogen- und Hausfrömmigkeit, 2. Aufl., Stuttgart 2003, ISBN 3-1701-8107-6
  • Wittmann-Englert, Kerstin, Zelt, Schiff und Wohnung. Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne, Lindenberg 2006, ISBN 978-3-89870-263-8

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. can. 1214 CIC
  2. a b c d e Wilfried Koch: Baustilkunde; Wissen Media Verlag, Gütersloh 2005; ISBN 3-577-10457-0
  3. Koch; Gütersloh 2005 (s.o.); 60f.
  4. Kirchbau.de: Gotischer Kirchenbau
  5. Kirchbau.de: Barocker Kirchenbau
  6. Kirchbau.de: Klassistischer Kirchenbau

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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