Benutzer:Krassdaniel/Werkstatt/Wirtschaft Niedersachsens

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Niedersachsen

Die Wirtschaft Niedersachsens umfasst die Volkswirtschaft des deutschen Bundeslandes Niedersachsen. Sie ist mit einen Anteil am deutschen Bruttoinlandsprodukt von 8,7 % die fünftgrößte Volkswirtschaft unter den Bundesländern.[1] Niedersachsens Wirtschaft ist nach wie vor stark landwirtschaftlich geprägt, verfügt aber auch über eine breite industrielle Basis.

Wirtschaftsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gebrüder Gravenhorst auf dem Frontispiz der Oeconomischen Encyclopädie von Johann Georg Krünitz, Band 19, 1780[2]

Die Konservenindustrie in Braunschweig besaß zwischen ungefähr 1870 und 1945 eine herausragende Bedeutung für die Wirtschaft der Stadt und des Herzogtums Braunschweig.[3] Sie führte zu einer nachhaltigen Belebung des Braunschweiger Maschinenbaus. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden hier zwei Drittel der deutschen Gemüsekonserven produziert.[4] Ebenfalls aus Braunschweig stammte das so genannte Braunschweiger Salmiak der 1759 von den Gebrüdern Johann Heinrich und Christoph Julius Gravenhorst gegründeten Chemische Fabrik Gebrüder Gravenhorst.

Seit dem 19. Jahrhundert trat Nordhorn (Landkreis Grafschaft Bentheim) als eine der größten Städte der Textilindustrie in Deutschland in Erscheinung. Das Jahr 1839 gilt als Gründungsjahr der Nordhorner Textilindustrie. An der Handelsstraße entstand die erste mechanische Schnellweberei durch Willem Stroink aus Enschede. Weitere Betriebe gründeten 1864 Jan van Delden und 1851 Josef Povel und Hermann Kistemaker. Die Textilherstellung wurde zum Schrittmacher für die darniederliegende Wirtschaft, der Fortschritt hielt mit zunehmender Industrialisierung Einzug. Zu den größten Unternehmen zählten Rawe, Povel und NINO; in der Wirtschaftswunder-Zeit arbeiteten rund 14.000 Menschen in den Textilfabriken.

Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich ferner auch das Finanzwesen in Niedersachsen. Die Braunschweigische Staatsbank wurde durch Herzog Karl I. zu Braunschweig-Lüneburg am 9. März 1765 als Herzogliches Leyhaus gegründet und war damit die erste Staatsbank auf deutschem Boden überhaupt. Herzog Karl I. gründete außerdem die Landesbrandkasse Braunschweig im Jahre 1754, Vorläufer der heutigen Öffentlichen Versicherung Braunschweig. Die Hannoversche Landeskreditanstalt wurde per Gesetz ins Leben gerufen und nahm am 15. Januar 1841 ihren Betrieb auf.[5]

Die Hannoversche Landeskreditanstalt erfüllte eine wichtige Funktion im Rahmen der Bauernbefreiung im Königreich Hannover.

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1923: Schuldverschreibung auf Roggenbasis zur Zeit der Deutsche Hyperinflation

Mit der Weltwirtschaftskrise geriet Ende der 1920er Jahre die Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei (Nordwolle) in Delmenhorst, seinerzeit mit mehr als 20.000 Mitarbeitern der größte europäische Wollkonzern, in finanzielle Schwierigkeiten, die die Firma dann im Juli 1931 in den Konkurs trieben. Die aufgelaufenen Verluste in Höhe von bis zu 240 Millionen Reichsmark konnten nicht gedeckt werden; auch Rettungsbemühungen der Reichsregierung unter Reichskanzler Heinrich Brüning scheiterten. Der Zusammenbruch der Nordwolle verschärfte damit die Deutsche Bankenkrise, in der zahlreiche Banken erheblichen finanziellen Schaden erlitten. Für die Hausbank der Nordwolle, die Darmstädter und Nationalbank (Danatbank), hatte der Konkurs die unmittelbare Folge, dass sie selbst zahlungsunfähig wurde. Die Banken in Deutschland wurden für einige Tage geschlossen. Die Danatbank verlor rund 50 Millionen Reichsmark und wurde unter Reichstreuhandschaft gestellt und im Folgejahr von der Dresdner Bank übernommen. Auch die Schröder-Bank wurde zahlungsunfägig und musste schließen.

Die niedersächsische Textilindustrie wurde von einem schwerwiegenden Strukturwandel getroffen und konnte im Zuge der Globalisierung ab den 1970er Jahren dem Wettbewerb insbesondere mit Asien nicht mehr standhalten. Von den damals großen drei Nordhorner Textilbetrieben NINO, Povel und Rawe existiert heute keiner mehr.

Zum 1. Juli 1970[6] initiierte der niedersächsische Finanzminister und spätere Ministerpräsident Alfred Kubel die Gründung der NORD/LB.[7] Der ehemalige Syndikus und Vorstandsvorsitzende erst der Hannoverschen Landeskreditanstalt und später der Nord/LB, Wilhelm Pleister,[8] begleitete die schwierigen Verhandlungen für diese Fusion der Hannoverschen Landeskreditanstalt mit der Niedersächsischen Wohnungskreditanstalt Stadtschaft, der Niedersächsischen Landesbank Girozentrale und der Braunschweigischen Staatsbank zur NORD/LB.[8] Die neu gegründete Bank bezog ihren Sitz deswegen unter anderem in Braunschweig. Sie residiert dort mit der Braunschweigischen Landessparkasse in dem auch architektonisch bedeutsamen Alten Bahnhof.

21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In die jüngere Vergangenheit fielen einige große Insolvenzen niedersächsischer Unternehmen. 2006 musste der ehemalige deutsche Marktführer im Geldtransportgewerbe Heros mit Sitz in Hannover Insolvenz anmelden, nachdem bekannt wurde, dass Manager des Unternehmens etwa 270 Millionen Euro veruntreut hatten. Das Osnabrücker Automobil- und Karosseriebauunternehmen Wilhelm Karmann GmbH ging wegen Auftragsmangels 2009 in vorläufige Insolvenz, konnte aber im Zuge des Verfahrens großteils restrukturiert werden. Nachdem die Volkswagen AG ab Ende 2009 große Teile des insolventen Unternehmens übernahm, begann die neugegründete Volkswagen Osnabrück GmbH im März 2011 mit der Produktion des VW Golf VI Cabriolet auf dem ehemaligen Karmann-Gelände.[9] Ihr Platz, das bereits 2005 Insolvenz angemeldet hatte und später an Schlecker verkauft wurde, musste im Zuge der Schlecker-Insolvenz 2012 ebenfalls Insolvenz anmelden.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit Sitz in Oldenburg (Oldb) ging am 1. Januar 2006 aus der Fusion der Landwirtschaftskammer Hannover in Hannover und der Landwirtschaftskammer Weser-Ems in Oldenburg hervor.[10]

Mit der Fusion der niedersächsischen Nordmilch eG und der nordrhein-westfälischen Humana Milchunion eG zum Deutschen Milchkontor im März 2011 entstand der größte deutsche Molkereikonzern.

Regionale Wirtschaftsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bruttoinlandsprodukt und Wirtschaftssektoren / Fundamentaldaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der EU, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreicht Niedersachsen einen Index von 101,4 (EU27: 100, Deutschland: 115,2) (2005).[11] Damit liegt Niedersachsen knapp über dem EU-Durchschnitt, aber deutlich unter dem Wert Deutschlands.

2007 betrug die Wirtschaftsleistung im Bundesland Niedersachsen gemessen am BIP 206,6 Milliarden Euro.[12] Die Bruttowertschöpfung verteilte sich 2007 wie folgt auf die drei Wirtschaftssektoren:[13]

Wirtschaftssektor Volumen Anteil
Primärsektor 3,1 Mrd. € 1,6 %
Sekundärsektor 56,6 Mrd. € 30,6 %
Tertiärsektor 125,5 Mrd. € 67,8 %

Im Jahr 2010 betrug das Wirtschaftswachstum in Niedersachsen 3,4 % zum Vorjahr,[14] im 1. Halbjahr 2011 konnte ein Wachstum von 3,3 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum festgestellt werden.[15]

Schwerpunktregionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaftlich bedeutendste Regionen ist die Landeshauptstadt Hannover, die neben den politischen Institutionen und vielfältigen Behörden auch Sitz zahlreicher Großunternehmen ist. Das industrielle Zentrum Niedersachsens befindet sich im Raum Hannover-Braunschweig-Wolfsburg mit mehreren Automobilwerken von Volkswagen und mit der in Peine und Salzgitter ansässigen Stahlindustrie. Die Küsten Niedersachsens sind bedeutsam für die maritime Wirtschaft, insb. in den Bereichen Logistik und Tourismus. Im Flächenland Niedersachsen sind zudem die Regionen Emsland-Grafschaft Bentheim und Cloppenburg-Vechta von großer Bedeutung für die Landwirtschaft. In der Region Osnabrück befindet sich ein Schwerpunkt der Lebensmittelherstellung.

Wirtschaftspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaftsminister Olaf Lies (2009)

Das Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr hat seinen Sitz im Wangenheimpalais am Friedrichswall in Hannover.[16] Geleitet wird das Ministerium seit dem 19. Februar 2013 von Olaf Lies (SPD), Staatssekretärin ist Daniela Behrens (SPD). Zuvor war Jörg Bode (FDP) Wirtschaftsminister.

Zu den Hauptaufgaben des Ministeriumsgehören die Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsförderung, die Arbeitsmarktpolitik und Verkehrspolitik des Landes Niedersachsen. Themen der Wirtschaftspolitik sind insbesondere aus Mittelstandsförderung, der Tourismus, die Stärkung des Standorts Niedersachsen innerhalb Europas und die Förderung der Industrie.[17]

Wirtschaftsverwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landwirtschaftskammer Niedersachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienststellenkarte der LWK Niedersachsen

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) ist die Selbstverwaltungsorganisation der niedersächsischen Landwirtschaft. Sie hat ihren Sitz in Oldenburg (Oldb) und ging am 1. Januar 2006 aus der Fusion der Landwirtschaftskammer Hannover in Hannover und der Landwirtschaftskammer Weser-Ems in Oldenburg hervor. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach dem Gesetz über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LwKG).[18]

Das Betreuungsgebiet der Landwirtschaftskammer umfasst rund 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und rund 500.000 Hektar Privatwald. Die Mitglieder und Kunden der Landwirtschaftskammer sind rund 50.000 landwirtschaftliche Betriebe. Darüber hinaus werden von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen rund 4300 Gartenbaubetriebe und 50.000 private Waldbesitzer sowie rund 160 Betriebe der gemischten Küsten- und Kleinen Hochseefischerei, 60 Binnenfischereibetriebe und rund 150 Betriebe aus dem Bereich der Aquakultur fachlich betreut. Als landwirtschaftliche Fachbehörde und „Träger öffentlicher Belange" arbeitet die Landwirtschaftskammer eng mit Kommunen, Landkreisen und den Einrichtungen des Landes Niedersachsen zusammen und vertritt die fachlichen Interessen der Landwirtschaft.

Industrie- und Handelskammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Logo der IHK

In Niedersachsen sind sieben Industrie- und Handelskammern als Selbstverwaltungsorgane der regionalen Wirtschaft ansässig.

Name (Haupt-)Sitz Bezirk
Industrie- und Handelskammer Braunschweig Braunschweig kreisfreie Städte Braunschweig und Salzgitter sowie die Landkreise Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Emden die Landkreise Aurich, Leer und Wittmund, die kreisfreie Stadt Emden und aus dem Gebiet des Landkreises Emsland die Stadt Papenburg
Industrie- und Handelskammer Hannover Hannover Region Hannover und die Landkreise Diepholz, Göttingen, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Nienburg, Northeim, Osterode am Harz und Schaumburg
Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg Lüneburg kreisfreie Stadt Wolfsburg und die Landkreise Lüneburg, Celle, Gifhorn, Harburg, Heidekreis, Lüchow-Dannenberg und Uelzen
Oldenburgische Industrie- und Handelskammer Oldenburg (Oldenburg) kreisfreie Städte Delmenhorst, Oldenburg und Wilhelmshaven sowie die Landkreise Ammerland, Cloppenburg, Friesland, Oldenburg, Vechta und Wesermarsch
Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim Osnabrück Stadt Osnabrück und Landkreise Emsland (mit Ausnahme der Stadt Papenburg), Grafschaft Bentheim und Osnabrück
Industrie- und Handelskammer Stade für den Elbe-Weser-Raum Stade Landkreise Cuxhaven, Osterholz, Rotenburg (Wümme), Stade und Verden

Strukturförderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wirtschaftliche Schwerpunktregion Niedersachsens liegt im Raum Hannover. Die europäische Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg dient der weiteren Stärkung dieser wirtschaftlich starken Region. Demgegenüber gehören insbesondere die großräumigen, ländlichen Bereiche im Nordosten und im Westen Niedersachsens, also das Emsland, das Oldenburger Land, das Elbe-Weser-Dreieck, die Lüneburger Heide, die Mittelweserregion und Teile der Küstenregion, seit langem zu den strukturschwachen Räumen – diese Bereiche grenzen teilweise direkt an das Bundesland Bremen mit den Großstädten Bremen und Bremerhaven. Eine Ausnahme bildet – als ländliche Region außerhalb des Raumes Hannover mit Wirtschaftswachstum – das Oldenburger Münsterland. Es gibt inzwischen eine Anzahl von Projekten, um die wirtschaftliche Lage in den strukturschwachen Gebieten zu verbessern. Dazu gehören:

Nationale und Internationale Kooperationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2009 existierten 301.061 niedersächsische Unternehmen mit bundesweit 2,16 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten; in den 323.748 niedersächsische Betrieben waren 2009 2,24 Mio. Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt.[19]

Volkswagen AG

Das größte Unternehmen in Niedersachsen ist die Volkswagen AG mit Sitz in Wolfsburg.

Im Aktienindex NISAX20, der 2002 von der Norddeutschen Landesbank ins Leben gerufen wurde und von der Deutschen Börse berechnet wird, sind die 20 wichtigsten börsennotierten Unternehmen Niedersachsens gelistet.[20]

Die 20 größten Unternehmen nach Umsatz und Wertschöpfung in Niedersachsen (Geschäftsjahr 2010) waren:

Größte Unternehmen nach Umsatz (2010)[21]
Unternehmen Umsatz in Mio. €
Volkswagen AG 126.875,0
Continental AG 26.046,9
Tui AG 16.350,1
Salzgitter AG 8.305,0
EWE AG 6.969,6
Agravis Raiffeisen AG 5.435,3
Metro Group Logistics Warehousing 4.866,2
hagebau Handels-GmbH 4.160,6
Enercon GmbH 3.688,2
E.ON Avacon AG 3.675,5
Unternehmensgruppe Hellmann 3.024,4
Dirk Rossmann GmbH 2.955,0
Faurecia Automotive GmbH 2.898,7
KME AG 2.718,7
EDEKA Minden-Hannover 2.495,0
Stadtwerke Hannover AG 2.482,4
Dow Deutschland Anlagen-GmbH 2.420,0
Georgsmarienhütte Holding 2.403,9
Novelis Deutschland GmbH 2.159,6
BASF Polyurethanes GmbH 2.103,8
Größte Unternehmen nach Wertschöpfung (2010)[22]
Unternehmen Wertschöpfung in Mio. €
Volkswagen AG 32.922,0
Continental AG 6.979,1
Tui AG 2.253,1
Salzgitter AG 1.592,0
Talanx 1.563,9
Bosch-Gruppe in Niedersachsen 1.500,0
Nord/LB 903,1
TÜV Nord-Gruppe 624,0
Georgsmarienhütte Holding 599,8
Faurecia Automotive GmbH 511,6
EWE AG 495,1
Dirk Rossmann GmbH 472,8
E.ON Avacon AG 472,5
Symrise AG 415,6
Medizinische Hochschule Hannover 402,7
DAUN & Cie. AG 375,5
Stadtwerke Hannover AG 354,4
Klinikum Region Hannover GmbH 354,1
KME AG 351,0
BASF Polyurethanes GmbH 330,3

Arbeitsmarkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sektoren und Branchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kartoffelernte mit Grimme-Vollernter bei Krummendeich (Landkreis Stade)
Schweinestallanlage bei Hemmelte (Landkreis Cloppenburg)

Niedersachsen ist das größte Agrar-Bundesland Deutschlands.[23] Rund 40.000 Betriebe bewirtschaften eine Gesamtfläche von rund 2,6 Mio. ha, wovon rund 1,9 Mio. ha auf Acker- und 0,7 Mio. ha auf Grundlandflächen entfallen.[24] Im Maisanbau ist Niedersachsen deutschlandweit führend,[25] ebenso in der Schweinehaltung[26].

Die Landwirtschaft findet in Niedersachsen sehr unterschiedliche Bedingungen vor. Die Böden in der Hildesheimer Börde (Schwarzerde-Lössböden) und zwischen Harz und Mittellandkanal zeichnen sich durch sehr hohe Bodenzahlen aus und eignen sich besonders für den Anbau von Zuckerrüben und Getreide. In der Lüneburger Heide ist der Boden karg; Hauptprodukte sind Kartoffeln und als Spezialität Spargel. In den Marschgebieten an der Küste dominiert hingegen die Viehzucht und die Grünlandwirtschaft gegenüber dem Ackerbau. Im Alten Land befindet sich ferner eines der größten Obstbaugebiete Mitteleuropas.

Neben Getreide werden Raps, Zuckerrüben, Salat (speziell Eisbergsalat), Kohl, Möhren (Mohrrüben, Karotten) und dank des sandhaltigen Bodens Spargel in Teilen des Landes angebaut. Bekannt ist auch die niedersächsische Grünkohlkultur (in südöstlichen Regionen auch die Variante Braunkohl). Neben dem Gemüseanbau und der Viehzucht ist der Obstanbau (speziell im Norden]) ein wichtiger Wirtschaftszweig.

Der Landkreis Vechta gilt zusammen mit dem Landkreis Cloppenburg als Zentrum der sogenannten Fleischveredelungsindustrie im Oldenburger Münsterland ("Schweinegürtel"). Das Gebiet weist eine hohe Konzentration von Geflügel-, Schweine- und Rinderzuchtbetrieben auf. Von ähnlich großer Bedeutung ist die Viehmast und -zucht in den Landkreisen Grafschaft Bentheim und Emsland, wo darüber hinaus noch im großen Stil Legehennen gehalten werden.

Darüber hinaus ist in Niedersachsen das Agribusiness als der Landwirtschaft vor- und nachgelagerte Wirtschaftsstufe von großer Bedeutung.

Zu den größten Unternehmen im Agrar-Sektor zählen Agravis Raiffeisen, Big Dutchman, Bröring Unternehmensgruppe, Deutsche Vilomix Tierernährung, Emsland Group, Erich Wesjohann Gruppe, Europlant, KWS SAAT, Masterrind, Rothkötter und die Saaten-Union.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist die niedersächsische Selbstverwaltungsorganisation der Landwirtschaft. Zusammen mit dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung ist sie Auftraggeber der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft, die den Absatz von Agrarprodukten und Lebensmitteln aus Niedersachsen fördert.

Industrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rohstoffe/Bergbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliger Eisenerztagebau Haverlahwiese der Salzgitter AG, 27. April 1961

Schon seit dem frühen Mittelalter wurden in verschiedenen Regionen Niedersachsen Rohstoffe gewonnen. Der klassische Bergbau war vorwiegend im Harz anzutreffen, wo insbesondere Braunkohle und verschiedene Erze abgebaut wurden. Mit dem Oberharzer Bergbau eng verbunden ist auch die Technische Universität Clausthal. Im Helmstedter Revier (Braunschweigische Kohlen-Bergwerke) wird noch heute Braunkohle abgebaut. Im Bereich Hannover-Peine-Salzgitter (Nordhannoverscher Kali-Bezirk) wurden zudem bis weit ins 20. Jahrhundert im großem Umfang Kalisalz gefördert, heute ist nur noch das Kaliwerk Sigmundshall (Bokeloh) aktiv. Ein weiterer Schwerpunkt des Bergbaus war der Raum Osnabrück mit den Ausläufern des Teutoburger Waldes und dem Ibbenbürener Steinkohlenrevier, wo vorwiegend Steinkohle und Buntmetallerze gefördert wurden. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde im Bergwerk Hüls und Sicherheit (Hilter am Teutoburger Wald) Eisenocker abgebaut.

Daneben gab es insbesondere noch Steinbrüche zur Gewinnung verschiedener Gesteine wie z. B. Sandstein und Kalkstein. Bekannte Gesteine und Abbaugebiete sind der Bentheimer Sandstein in Bad Bentheim, der Osning-Sandstein im Teutoburger Wald und der Piesbergsandstein am Osnabrücker Piesberg.

Niedersachsen ist heute deutschlandweit führend beim Abbau und der Verwertung von Rohstoffen wie Torf, Sand und Kies.[27] Darüber hinaus verfügt Niedersachsen über die größten Erdgasvorkommen Deutschlands. 95 % der deutschen Erdgasförderung sowie 40 % der deutschen Erdölförderung entfallen auf Niedersachsen.[27]

Für den Bergbau zuständige Behörde ist das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. In Niedersachsen wird zudem nach einem möglichen Endlager für radioaktive Abfälle gesucht und geforscht (Salzstock Gorleben, Schachtanlage Asse).

Bauwirtschaft und Baustoffindustrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufbauendend auf der Rohstoffindustrie existieren in Niedersachsen auch verschiedene Unternehmen der Baustoffindustrie. Zu den größten zählen hier die Fels-Werke (Goslar), Rekers Betonwerk (Spelle), Remmers (Löningen), Röben Tonbaustoffe (Zetel) und die Sievert (Osnabrück).

Zu den größten Bauunternehmen gehören die Johann Bunte Bauunternehmung (Papenburg) und die Unternehmensgruppe Wiebe (Achim).

Energiewirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drei Windkraftanlagen mit Umspannstation im Windpark alpha ventus

In Niedersachsen sind zwei Kernkraftwerke im Betrieb: Dabei handelt es sich um das Kernkraftwerk Emsland bei Lingen sowie um Kernkraftwerk Grohnde bei Grohnde. Ein weiteres Kernkraftwerk, das Kernkraftwerk Unterweser, befindet sich bei Kleinensiel. Dieses wurde infolge des nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima eingeführten Atommoratoriums vom Netz genommen und abgeschaltet. Daneben existieren mehrere konventionelle Kohle- und Gaskraftwerke, beispielsweise das Kraftwerk Mehrum oder das Erdgaskraftwerk Emsland.

Traditionell stark in Niedersachsen vertreten ist E.ON, u. a. mit den Töchtern E.ON Avacon (Helmstedt), E.ON Westfalen Weser (Paderborn; ehemals: Elektrizitätswerk Wesertal) und E.ON Kraftwerke (Hannover). In Oldenburg ist ferner der Energie- und Telekommunikationskonzern EWE AG ansässig. In zahlreichen Kommunen sind darüber hinaus größere Stadtwerke (z. B. Stadtwerke Hannover) als Versorger aktiv.

Eine immer größere Rolle nehmen die Erneuerbaren Energien ein, vorwiegend die Bereiche Windenergie und Biogas. So haben mehrere Windkraftanlagenhersteller und ihre Zulieferer Produktionsstätten in Niedersachsen, z. B. Enercon mit Standorten in Aurich, Emden und Haren, Bard in Emden und Cuxhaven sowie GE Wind Energy in Salzbergen. Niedersachsen ist zudem der deutschlandweit bedeutendste Standort für Windkraftanlagen. Von den rund 27 Gigawatt, die Ende 2010 in Deutschland installiert waren, befanden sich ca. 6,6 GW in dem Bundesland; weitere sind an Land sowie vor der Küste geplant bzw. im Bau (siehe auch: Liste der Offshore-Windparks). Zu den größten Unternehmen im Bereich Biogas gehören Envitec Biogas (Lohne (Oldenburg)) und MT-Energie (Zeven).

Metall- und Elektroindustrie und Fahrzeugbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volkswagen-Werk in Wolfsburg

Das industrielle Zentrum Niedersachsens befindet sich im Raum Hannover-Braunschweig-Wolfsburg mit mehreren Automobilwerken des Volkswagen-Konzerns in Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter und dessen Nutzfahrzeusparte mit Hauptsitz in Hannover, dem Eisen- und Straßenbahnhersteller Alstom Transport Deutschland in Hannover sowie mit der in Peine und Salzgitter ansässigen Stahlindustrie. Um die Automobilindustrie herum bestehen zudem zahlreiche Zulieferunternehmen und Fahrzeugtechnik-Unternehmen mit verschiedenen Standorten in Niedersachsen, u. a. Continental in Hannover, Benecke-Kaliko in Hannover, Daun & Cie in Rastede, Sitech in Wolfsburg und ADO Goldkante in Papenburg. In der Großregion Hannover ist Continental der wichtigste Arbeitgeber.[28]

Auch außerhalb des Schwerpunkts in Süd-Ost-Niedersachsen ist die Stahlindustrie und Metallverarbeitung sowie der Fahrzeugbau von großer Bedeutung: Volkswagen vefügt noch über zwei Werke in Osnabrück und Emden, im Landkreis Osnabrück (Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe, Kesseböhmer Metallwaren, KME Germany), im Landkreis Osterholz (FAUN Umwelttechnik) und im Landkreis Emsland (Bernard Krone Holding) sind ebenfalls große Betriebe ansässig.

Der Fahrradhersteller Derby Cycle AG mit Sitz in Cloppenburg gehört zu den drei größten Fahrradherstellern Europas.

In der Elektroindustrie sind insbesondere Stiebel Eltron, Blaupunkt, Sennheiser, Konica Minolta Business Solutions Deutschland und das Siemens-Werk Braunschweig von Bedeutung.

Maschinen- und Anlagenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Amazone-Stammwerk in Hasbergen-Gaste bei Osnabrück

Im Maschinen- und Anlagenbau sind vorwiegend die Bereiche Landtechnik, Verpackungstechnik, Windenergie- und Biogasanlagen und Offshore-Zulieferung von Bedeutung.

Insbesondere der Bereich Landmaschinen und Landtechnik besitzt im Agrarland Niedersachsen eine überragende Bedeutung; zahlreiche führende Hersteller haben ihren Sitz in Niedersachsen. Die Grimme-Gruppe (Damme) (und ihre Tochtergesellschaft, die Grimme Landmaschinenfabrik GmbH & Co. KG) gehört zu den Weltmarktführern auf dem Gebiet der Kartoffeltechnik.[29][28]

Zu den weiteren wichtigsten Herstellern gehören die Amazonen-Werke (Hasbergen), Bernard van Lengerich Maschinenfabrik (Emsbüren), Dammann Maschinenbau (Buxtehude), Fricke-Gruppe (Heeslingen), Wilhelm Stoll Maschinenfabrik GmbH (Lengede), Ludwig Bergmann GmbH (Goldenstedt), Maschinenfabrik Bernard Krone (Spelle), Rabe Agri (Bad Essen) und Welger (Wolfenbüttel).

Chemische und kunststoffverarbeitende Industrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chemiepark Walsrode
Produktionshallen der Firma Pöppelmann (Werk Lohne III – Brockdorf Nord/Bundesautobahn 1)

Die Chemische Industrie und die Kunststoffverarbeitende Industrie sind niedersachsensweit ebenfalls stark vertreten. Größtes Unternehmen ist die Symrise AG mit Sitz in Holzminden, ein börsennotierter Anbieter von Duft- und Geschmackstoffen, kosmetischen Grund- und Wirkstoffen sowie funktionalen Inhaltsstoffen. Mit einem Umsatz von rd. 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2011 gehört das Unternehmen zu den vier weltgrößten der Branche. Ein Schwerpunkt der Chemaischen Industrie liegt ferner im Industriepark Walsrode. Von größerer Bedeutung ist ebenfalls die Mineralölindustrie, die u. a. das in Niedersachsen geförderte Erdöl verarbeitet, sowie auch die agrochemische Industrie für den landwirtschaftlichen Sektor.

Im Bereich der Wachstumsregion Ems-Achse (Landkreise Wittmund, Aurich, Leer, Emsland und Grafschaft Bentheim sowie die Stadt Emden) ist weiterhin die Kunststoffindustrie von großer Bedeutung, wo sich rund 200 Unternehmen im Kunststoffnetzwerk als gemeinsamer Interessenvertretung zusammengeschlossen haben.[30]

Zu den weiteren großen Unternehmen zählen:

Papier- und holzverarbeitende Industrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die holzverarbeitende Industrie wie auch die Papierindustrie ist an verschiedenen Standorten in Niedersachsen präsent. Zu den größten Unternehmen im Bereich Papierindustrie gehören die Felix Schoeller Gruppe (Osnabrück) und Nordland Papier (Dörpen), zu den größten Unternehmen im Bereich holzverarbeitende Industrie DEDON (Lüneburg), Glunz (Meppen) und Steinhoff Germany (Westerstede).

Lebensmittelindustrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahlsen-Werk 3 in Barsinghausen
Nordzucker in Braunschweig

Die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und Lebensmittelherstellung gehört ebenfalls zu den großen und bedeutenden Industriezweigen des Agrarlandes Niedersachsen und in der Bundesrepublik Deutschland. Zahlreiche Unternehmen in verschiedenen Branchen haben ihren Sitz in Niedersachsen. Hierzu gehören insbesondere Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie Wurst- und Fleischwarenfabriken. Zu den größten Unternehmen gehören:

Getränkeindustrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:Jägermeister Wolfenbüttel.jpg
Werksgelände Mast-Jägermeister in Wolfenbüttel

Neben der Lebensmittelindustrie ist auch die Getränkeindustrie von Bedeutung. Niedersachsen ist u.a. Heimat zahlreicher Spirituosenhersteller, die teilweise zu den größten Herstellern Europas zählen. Ein deutsches Zentrum der Spirituosenherstellung ist das emsländische Haselünne, wo seit dem 18. Jahrhundert Korn gebrannt wird. Ebenfalls ist Niedersachsen Heimat zahlreicher Brauereien und traditioneller Biersorten.

Zu den wichtigsten Unternehmen der Getränkeindustrie gehören:

Technologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Niedersachsen sind darüber hinaus zahlreiche Unternehmen im Bereich der Fein- und Hochtechnologie, Medizintechnik, Mechatronik und dgl. in verschiedenen Branchen tätig. Ein Schwerpunkt des Technologie-Sektors befindet sich im Raum Göttingen.

Zu den wichtigsten Unternehmen dieses Segmentes gehören:

Wirtschaft an der Küste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Containerbrücken am JadeWeserPort
Hallen der Meyer Werft

An der Küste spielt die Hafenwirtschaft eine bedeutende Rolle, während die Bedeutung des Schiffbaus abgenommen hat. Von untergeordneter Bedeutung für die maritime Wirtschaft ist heute ebenfalls die Fischerei.

Die neun Niedersächsischen Seehäfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven sind als Seaports of Niedersachsen organisiert. In den Seehäfen sind rund 18.600 Menschen beschäftigt, im näheren Umfeld nochmals 20.000.[31] Im Jahr 2011 wurde über diese Häfen ein Warenvolumen von 46,1 Millionen Tonnen umgeschlagen. Der Emder Hafen fungiert für VW als großer Verschiffungshafen für Kraftfahrzeuge (1,25 Millionen PKW im Jahre 2011); Oldenburg ist wichtiger Hafenstandort für den Umschlag landwirtschaftlicher Güter.[32] Von wachsender Bedeutung für die niedersächsischen Seehäfen ist zudem das Geschäft mit Offshore-Windenergieananlagen.[33][34] Aufgrund des zu erwartenden Wachstums des Warenverkehrsaufkommens werden die niedersächsischen Seehäfen noch weiter ausgebaut, für 2012/2013 sind Investitionen von rund 60 Millionen Euro geplant.[35]

Im September 2012 eröffnete der erste tideunabhängige Tiefwasserhafen Deutschlands, der JadeWeserPort (JWP) mit Containerterminal in Wilhelmshaven. Der neue Hafen ist am Fahrwasser der Innenjade als Landgewinnung durch Sandaufspülungen entstanden und umfasst ein 130 ha großes Containerterminal mit einer 1725 m langen Anlegezone (Kaje). Die mögliche Umschlagkapazität wird mit 2,7 Mio. TEU (20-Fuß-Standard-Container) pro Jahr angegeben.[36] Der Hafenbetrieb wird von Eurogate übernommen.[37]

Nachdem jahrhundertelang zahlreiche Werften im Schiffbau tätig waren, haben der Strukturwandel und Wirtschaftskrisen bis in die 1980er Jahre hinein viele traditionsreiche Werften in Niedersachsen zur Schließung gezwungen. Im niedersächsischen Schiffbau aind heute insbesondere die Meyer Werft in Papenburg, Abeking & Rasmussen in Lemwerder, Fassmer in Berne und die niedersächsischen Standorte der Bremer Lürssen-Werft (Neue Jadewerft in Wilhelmshaven und Rolandwerft in Berne) von Bedeutung. Ebenfalls bestehen um die niedersächsischen Werften herum zahlreiche Dienstleistungs- und Zulieferbetriebe.[38]

Dienstleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teile des Marinestützpunkts Heppenser Groden
Wappen des Landeskommando Niedersachsen der Bundeswehr

Die Bundeswehr wird auch künftig ein wichtiger Arbeitgeber in Niedersachsen sein. Niederaachsen bleibt mit zukünftig rund 40.800 Dienstposten (militärische und zivile Dienstposten in den Streitkräften) das Bundesland mit der größten Zahl von Bundeswehrbediensteten.[39] Rund 10.800 Dienstposten fallen im Zuge der Truppenstärkereduzierung im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr weg.[40][41]

Größter Standort des Heeres ist Munster (Örtze) mit dem Ausbildungszentrum Munster und dem Truppenübungsplatz Munster. Die 1. Panzerdivision hat ihren Sitz derzeit noch in Hannover, wird aber im Zuge der Umstrukturierungen in die traditionelle Garnisionsstadt Oldenburg verlegt; in Hannover verbleibt u. a. das niedersächsische Landeskommando (Kurt-Schumacher-Kaserne) und die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr. Zu den weiteren großen Standorten des Heeres und der Streitkräftebasis gehören Bückeburg (Heeresfliegerwaffenschule), Delmenhorst (Logistikbataillon 161, Kraftfahrerausbildungszentrum), Faßberg (Transporthubschrauberregiment 10), Meppen (Wehrtechnische Dienststelle 91), Seedorf (bei Zeven) (Luftlandebrigade 31), Nordholz (Marinefliegergeschwader 3 Graf Zeppelin, Marinefliegergeschwader 5), Rotenburg/Wümme (Jägerbataillon 91, Ausbildungs- und Unterstützungskompanie 91), Nienburg/Weser (Bataillon Elektronische Kampfführung 912) und Neustadt am Rübenberge (Panzerbataillon 33, Logistikbataillon 141).

Große Teile der Deutschen Marine, das Marinearsenal und das Kommando Marineführungssysteme sind zudem in Wilhelmshaven am Marinestützpunkt Heppenser Groden stationiert (rund 8600 Dienstposten). Die Luftwaffe ist insbesondere an den Standorten Wittmund (Jagdgeschwader 71 „Richthofen“ (JG 71)), Schortens (Objektschutzregiment „Friesland“, Führungsunterstützungsbereich der Luftwaffe), Faßberg (Technische Schule der Luftwaffe 3) und Wunstorf (Lufttransportgeschwader) vertreten.

In Westerstede befindet sich ferner das Bundeswehrkrankenhaus Westerstede. Der Truppenübungsplatz Bergen im Südteil der Lüneburger Heide ist mit 284 km² der größte Truppenübungsplatz in Europa. Er wurde ab 1935 von der deutschen Wehrmacht eingerichtet und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von den britischen Besatzungstruppen übernommen und kontinuierlich erweitert. Seit den 1960er Jahren wird das Areal zudem von der Bundeswehr und Streitkräften der NATO genutzt; heutiger Betreiber sind die Britischen Streitkräfte in Deutschland (BFG).

Transportwirtschaft und Logistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordfrost in Wilhelmshaven

Niedersachsens Transportwirtschaft wird insbesondere durch die Lage an der West-Ost-Achse Europas (Amsterdam-Berlin-Warschau-Moskau, Eisenbahn und Autobahn) und der Nordseeküste (Autobahn A1, Nordseehäfen) beeinflusst. Die Binnenschiffahrt ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Von größerer Bedeutung sind ebenfalls die Flughäfen in Hannover und Münster/Osnabrück sowie die in Hannover ansässige Fluggesellschaft TUIfly. Im Bereich des Schienennahverkehrs sind insbesondere die beiden von der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen konzessionierten Betreiber metronom Eisenbahngesellschaft und NordWestBahn von größerer Bedeutung. Niedersachsen ist zudem Sitz von zahlreichen Reedereien, u. a. an den Standorten Haren (Ems) und Leer.

Die verkehrsgünstige Lage bedingt an zahlreichen Standorten gute Rahmenbedingungen, die große Investitionen nach sich gezogen haben, z. B. im Niedersachsenpark (Region Osnabrück/Vechta) und entlang des A31-Lückenschlusses (Region Grafschaft Bentheim/Emsland).

Zu den größten Logistikunternehmen in Niedersachsen zählen:

Gesundheit und Pflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pflege- und Klinikgruppen:

Versandapotheke:

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strand auf Juist (2012)
Luftaufnahme (2012) des Heide-Parks
Lüneburger Heide

Niedersachsen belegt im Bundesvergleich der Übernachtungszahlen für 2011 mit 39,4 Millionen Übernachtungen hinter Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen den 4. Rang. Betrachtet man nur das Hauptsegment der inländischen Gäste, so kommt Niedersachsen sogar auf Rang 3.[42]

Zu den größten deutschen Unternehmen der Touristikbranche zählt die TUI AG mit Sitz in Hannover.

Nordseebäder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr ist insbesondere die Nordseeküste mit Schwerpunkten im sogenannten „Cuxland“ und auf den Ostfriesischen Inseln und dem Wattenmeer. Wichtige Fremdenverkehrsorte sind hier Cuxhaven (mit seinen Stadtteilen Duhnen, Döse und Sahlenburg), die Samtgemeinde Land Wursten und Otterndorf an der Elbmündung. Weitere wichtige Seebadeorte befinden sich in Butjadingen, im oldenburgischen Friesland und an der ostfriesischen Küste.

Kurorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sport- und Erlebnistourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Fahrradtourismus: Die Landkreise Grafschaft Bentheim, Emsland und Osnabrück haben sich zur touristischen Kooperationsgemeinschaft unter dem Namen GEO-Region verbunden, unter der gemeinsame Ziele im Bereich des Fahrradtourismus verfolgt werden.[43] Ferner verläuft die United Countries Tour im deutsch-niederländischen Grenzgebiet durch das Emsland und die Grafschaft Bentheim.
  • Heide-Park Soltau: Freizeit- und Ferienpark in der Lüneburger Heide
Binnenland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Anziehungspunkte sind die Städte Hannover, Braunschweig, Osnabrück, Lüneburg, Celle und Wolfsburg mit der Autostadt, das Eichsfeld, das Weserbergland und das Leinebergland, die Lüneburger Heide, das Wendland, die Wümmeniederung, das Steinhuder Meer, das Emsland, das Osnabrücker Land, das Alte Land, das Elbetal und die weiteren Flüsse Aller, Leine, Ems, Hunte und Weser.

Die Meyer Werft in Papenburg liegt ferner als Ankerunkt auf der Europäischen Route der Industriekultur. Weitere Anziehungspunkte im Binnenland liegen z. B. auf den durch Niedersachsen verlaufenden Ferienstraßen (u. a. Oranier-Route) und Fernwanderwegen (u. a. Europäischer Fernwanderweg E11).

Messe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Messegelände Hannover

Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind die in Hannover stattfindenden Messen der Deutschen Messe AG. Einzelne Messen sind die größten ihrer Art weltweit. Zu den wichtigsten Messen gehören hierbei z. B. die CeBIT, Hannover Messe, IAA Nutzfahrzeuge, Agritechnica und IdeenExpo. Das Messegelände Hannover befindet sich im Süden Hannovers (Stadtteil Mittelfeld) und ist mit einer überdachten Fläche von 496.000 m² und 27 Messehallen das größte Messegelände der Welt.

Weitere bedeutende Messestandorte in Niedersachsen sind Oldenburg, Osnabrück und Wolfsburg.

IT und Telekommunikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darüber hinaus sind in Niedersachsen zahlreiche große Unternehmen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik ansässig. Zum Teil sind sie Tochterunternehmen namhafter Konzerne. Zu den wichtigsten gehören:

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionell bedeutender Medienstandort ist Hannover, wo unter anderem der Norddeutsche Rundfunk sein niedersächsisches Landesfunkhaus betreibt und die niedersächsische Mediengesellschaft Nordmedia ihren Sitz hat. Daneben ist Hannover wichtiger Verlagsstandort, ebenso wie Heimat zahlreicher niedersachsenweiter Radiosender wie bspw. Hit-Radio Antenne und radio ffn. Die niedersächsischen Hochschul- und Universitätsstädte verfügen regelmäßig ebenfalls über eine breite Verlagslandschaft. Darüber hinaus existieren in Niedersachsen noch zahlreiche lokale und regionale Tageszeitungsverlage.

Zu den größten Medienunternehmen gehören ferner:

Finanzdienstleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptgebäude der Norddeutschen Landesbank, Hannover
VGH Versicherungen

Bedeutendster Standort der niedersächsischen Finanzwirtschaft ist die Landeshauptstadt Hannover, die Sitz zahlreicher Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister sowie Börsenstandort ist.

Banken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie überall in Deutschland, haben auch in Niedersachsen die Genossenschaftsbanken und Sparkassen (Sparkassenverband Niedersachsen) einen großen Marktanteil. Die Landesbank Nord/LB (Hannover) wird zusammen mit Sachsen-Anhalt geführt. Das Land Niedersachsen betreibt zudem die NBank (Hannover) als landeseigene Investitions- und Förderbank.

Zu den größten privaten Bankunternehmen in Niedersachsen gehören ferner die Oldenburgische Landesbank (Oldenburg) und die Deutsche Hypothekenbank (Hannover).

Versicherungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die VGH Versicherungen ist eine öffentlich-rechtlich organisierte Versicherungsgruppe und der größte Regionalversicherer Niedersachsens. Weitere große Versicherungsunternehmen mit Hauptsitz in Niedersachsen sind:

Weitere Finanzdienstleister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Handel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rossmann-Zentrale bei Burgwedel
New Yorker Zentrale in Braunschweig
Vergölst Hannover

In Niedersachsen sind ferner zahlreiche nationale und regionale Handelsunternehmen verschiedener Branchen beheimatet. Zu den größten Unternehmen gehören:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder: Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland 2008 bis 2011, Tabelle 1.1 Download Excel-Tabellen (Zip-Datei).
  2. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, Bd. 19, Verlag Joachim Pauli, Berlin 1780
  3. Richard Moderhack (Hrsg.): Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, in: Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte, Band 23, Braunschweig 1979, S. 191.
  4. Gerd Biegel (Hrsg.): Herzöge, Revolution und Nierentisch, Braunschweig 1992, S. 120.
  5. Rainer Ertel, Waldemar R. Röhrbein: Hannoversche Landeskreditanstalt, in: Stadtlexikon Hannover S. 260f.
  6. Rainer Ertel, Waldemar R. Röhrbein: Hannoversche Landeskreditanstalt, in: Stadtlexikon Hannover S. 260f.
  7. Klaus Mlynek: Kubel, Alfred, in: Stadtlexikon Hannover, S. 373.
  8. a b Waldemar R. Röhrbein: PLEISTER, Wilhelm, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 287f.; online über Google-Bücher
  9. Volkswagen AG: Start der Produktion bei Volkswagen in Osnabrück, abgerufen am 23. September 2012.
  10. nach dem Gesetz über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LwKG)
  11. Regionales BIP je Einwohner in der EU27 im Jahr 2005, Eurostat (PDF)
  12. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen: Niedersachsen-Monitor 2008, ISSN 1432-5756, S. 17.
  13. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen: Niedersachsen-Monitor 2008. ISSN 1432-5756, S. 17–20.
  14. Pressemitteilung des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen vom 30. März 2011, abgerufen am 7. Februar 2012.
  15. Pressemitteilung des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen vom 28. September 2011, abgerufen am 7. Februar 2012.
  16. Kontakt. Abgerufen am 20. Oktober 2011.
  17. Aufgaben. Abgerufen am 20. Oktober 2011.
  18. Gesetz über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LwKG)
  19. LSKN: [www.lskn.niedersachsen.de/download/59571 Unternehmen und Betriebe und deren sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Niedersachsen 2009] (PDF), abgerufen am 15. August 2012.
  20. Nord/LB: Beschreibung NISAX20, abgerufen am 18. Mai 2012.
  21. NORD/LB Regionalwirtschaft: Wirtschaft Niedersachsens: Die 100 größten Unternehmen in Niedersachsen. Analysen und Kommentare, November 2011., S. 11-12.
  22. NORD/LB Regionalwirtschaft: Wirtschaft Niedersachsens: Die 100 größten Unternehmen in Niedersachsen. Analysen und Kommentare, November 2011., S. 6.
  23. Landwirtschaftskammer Niedersachsen: Niedersachsen ist Agrarland Nr. 1, abgerufen am 22. September 2012.
  24. Statistisches Bundesamt: Landwirtschaftliche Bodennutzung. Anbau auf dem Ackerland (PDF), Fachserie 3 Reihe 3.1.2, Vorbericht 2012, S. 13.
  25. Maisanbaufläche Deutschland in ha, 2011 und 2012 (vorläufig) (PDF), abgerufen am 22. September 2012.
  26. Statistisches Bundesamt: 28,1 Millionen Schweine in deutschen Ställen, abgerufen am 22. September 2012.
  27. a b Joachim Göres: Rohstoffland Niedersachsen. In: Grafschafter Nachrichten vom 6. Oktober 2011, S. 6.
  28. a b ndr.de: Flensburger, Continental, Grimme Landmaschinen: NDR Fernsehen stellt norddeutsche Unternehmen vor, abgerufen am 7. Oktober 2013.
  29. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  30. Ems-Achse: Arbeitskreis Kunststoffnetzwerk, abgerufen am 28. August 2012.
  31. Neue Osnabrücker Zeitung: Wasserstraßenreform: Niedersächsische Häfen warnen vor Debakel für den Nordwesten, abgerufen am 7. September 2012.
  32. verkehrsrundschau.de: Niedersachsens Seehäfen: Positive Zahlen beim Umschlag, abgerufen am 7. Februar 2012.
  33. seaports.de: Pressemitteilung: Niedersächsische Seehäfen mit überwiegend positiven Umschlagsergebnissen, abgerufen am 7. Februar 2012.
  34. Hafenfunktionen Offshore, abgerufen am 7. Februar 2012.
  35. Welt online: Seehäfen werden ausgebaut. Niedersachsen investiert 2012/2013 zusätzlich 19 Millionen Euro, abgerufen am 7. Februar 2012.
  36. JadeWeserPort Realisierungs-Beteiligungsgesellschaft mbH: Technische Daten, abgerufen am 22. September 2012.
  37. EUROGATE: EUROGATE Container Terminal Wilhelmshaven, abgerufen am 22. September 2012.
  38. Neue Osnabrücker Zeitung vom 6. Juli 2006: Zulieferfirmen für die Werften stehen gut da, abgerufen am 22. September 2012.
  39. Bundesministerium der Verteidigung: Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland. Oktober 2011 (PDF), abgerufen am 22. September 2012.
  40. ndr.de: Spekulationen um Bundeswehr-Standorte, abgerufen am 6. Oktober 2011.
  41. HAZ: Kommunen fürchten Einschnitte bei Bundeswehr, abgerufen am 6. Oktober 2011.
  42. Broschüre der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH, abgerufen am 17. Oktober 2012
  43. Homepage der GEO-Region, abgerufen am 11. April 2012.

Kategorie:Wirtschaft (Niedersachsen)