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Deportation griechischer Jüdinnen und Juden in die NS-Vernichtungs­lager, Ioannina, 25. März 1944

Der Holocaust in Griechenland war ein von Deutschen verübter Völkermord, dem zwischen 1941 und 1944 die jüdische Bevölkerung Griechenlands beinahe vollständig zum Opfer fiel. Zwischen 54.000 und 56.000 Juden, davon mehr als 46.000 aus Thessaloniki, wurden überwiegend in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz ermordet. Insgesamt wurden fast 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung Griechenlands ermordet, nach Polen der prozentual höchste Anteil im Holocaust. In Thessaloniki waren es 96,5 Prozent und in Ioannina mehr als 95 Prozent.

Zur Geschichte des Judentums in Griechenland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juden in Thessaloniki, 1917

Das Judentum kann in Griechenland auf eine Kontinuität bis auf das 3. Jahrhundert v. Chr. zurückblicken. Die vermutlich älteste Ruine eines Synagogengebäudes wurde auf Delos (griechisch Δήλος ) ausgegraben und auf 150 bis 200 v. Chr. datiert.[1] Die ersten Juden sollen um 140 v. Chr. nach Thessaloniki gekommen sein und sie erbauten die Etz Achaim Synagoge, die bei der Feuersbrunst 1917 zerstört wurde. Die Mitglieder dieser Gemeinde lebten alsbald integriert unter den Griechen. Apostel Paulus besuchte im Jahr 50 die jüdische Gemeinde von Thessaloniki, soll an drei Sabbaten in der Synagoge gepredigt (Apg 17,3 EU) und sich bei ihnen um Anhänger des neuen Christentums bemüht haben. Die kleine jüdische Gemeinde überlebte die zahlreichen Umwälzungen im byzantinischen Reich.[2] Im Jahr 1170, so Benjamin von Tudela, soll die Gemeinde 500 Mitglieder umfasst haben.

Die älteste Synagoge in Betrieb ist die Kahal Shalom Synagoge von 1577 auf Rhodos (griechisch Ρόδος). 1920 gab es 24 jüdische Gemeinden, allein Thessaloniki hatte 40 Synagogen. Von den 77.000 Juden, die 1940 in Griechenland lebten, wohnten 55.000 in Thessaloniki[3] (Sephardim),

Eroberung Griechenlands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einmarsch deutscher Truppen in Athen, Mai 1941
Besatzungszonen (1941–1944)

Griechenlands Diktator Ioannis Metaxas lehnte am 28. Oktober 1940 ein italienisches Ultimatum zur Kapitulation ab, er soll ein Telegramm lediglich mit dem Wort Όχι, Nein, an Italien geschickt haben. Italien griff daraufhin an, Griechenland konnte jedoch die zahlenmäßig überlegenen italienischen Truppen schlagen und bis weit hinter die albanische Grenze zurückdrängen. Albanien war 1939 von Italien annektiert worden.

Erst durch das militärische Eingreifen der deutschen Wehrmacht im April und Mai 1941 über Jugoslawien und Bulgarien wurde der griechische Widerstand gebrochen. Am 6. April begann der deutsche Feldzug gegen Griechenland. Anders als in Jugoslawien war der griechische Widerstand stellenweise ausgesprochen hart. Besonders in den Gebirgslagen und im Gebiet der stark verteidigten Metaxas-Linie kamen deutsche Soldaten nur langsam und unter hohen Verlusten voran. Am 9. April fiel Saloniki. Gleichzeitig wurde die griechische Armee in Ostmazedonien abgeschnitten und die Metaxas-Linie stärker bedrängt. Die griechischen Verstärkungen von der albanischen Front wurden bei ihrem Vormarsch durch die gebirgige Landschaft von deutschen und italienischen Panzereinheiten sowie Luftangriffen aufgehalten. Am 21. April mussten 223.000 griechische Soldaten kapitulieren. Die Eroberung Kretas erfolgte erst, unter erheblichen Verlusten sowohl der Achsenmächte als auch der Alliierten, ab 20. Mai 1944 und konnte aufgrund der Lufthoheit des deutschen XI. Fliegerkorps binnen weniger Tage abgeschlossen werden.

Der bewaffnete Widerstand ging hauptsächlich von der kommunistisch beeinflussten Volksbefreiungsarmee ELAS aus, die insbesondere durch die von den Besatzern ausgelöste Hungerkatastrophe Zulauf erhielten. Die rivalisierenden republikanischen, später royalistischen Partisanen der EDES kollaborierten ab Ende 1943 mit der Wehrmacht im Kampf gegen die ELAS. Sie bezogen von den Deutschen Waffen und Geräte, wurden in der Schlacht um Athen aber durch Großbritannien unterstützt. Ende 1944 löste sich die EDES nach schweren Verlusten informell auf. Die ELAS wurde in Folge des Abkommens von Varkiza vom 12. Februar 1945 entwaffnet und demobilisiert.

Italien, Deutschland und Bulgarien errichteten ein hartes Besatzungsregime. So wurde durch die erzwungene Ausfuhr fast der gesamten griechischen Produktion noch eine positive Handelsbilanz zum Deutschen Reich in Höhe von 71 Mio. Reichsmark festgestellt, die dann mit extremen Besatzungskosten (auf Wunsch von Hitler in „Aufbaukosten“ umbenannt) verrechnet wurden. Griechenland hatte von allen besetzten Ländern pro Kopf die höchsten Besatzungskosten zu zahlen. Um von der Bevölkerung mehr Sachwerte abzuziehen, wurde der Banknotenumlauf gesteigert. Der wirtschaftliche Zusammenbruch war abzusehen und wurde in Kauf genommen. Besonders der Mangel an Lebensmitteln führte zu einer Hungerkatastrophe, zu mindestens 100.000 Toten und einer Säuglingssterblichkeit von 80 %.

Große Hungersnot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung 1936-1943 in der Stadt Athen

Die Große Hungersnot (griechisch Megálos Limós, Μεγάλος Λιμός) im Herbst und Winter 1941/1942 war die mit Abstand schlimmste Hungersnot in der Geschichte Griechenlands. Sie war die Folge einer auf maximale wirtschaftliche Ausbeutung ausgelegten Besatzungspolitik des nationalsozialistischen Deutschen Reichs während der Besatzung Griechenlands. Die Schätzungen über die Zahl der Menschen, die in Griechenland während des Zweiten Weltkrieges an den direkten oder indirekten Folgen des Hungers starben, schwanken zwischen 100.000 und 450.000 Opfern. Von 300 im Oktober 1944 in Athen untersuchten Kindern waren 290 an Tuberkulose erkrankt.[4]

Architektur der Massenmorde in Griechenland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phase 1: Nordgriechenland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Griechenland wurden die Juden je nach Besatzungsland sehr verschieden behandelt. Im italienisch besetzten westlichen Landesteil schützten die Behörden sie bis September 1943; in den deutsch und bulgarisch besetzten östlichen Teilen wurden die Juden aus mehreren Sammellagern von Saloniki aus ab März 1943 in Güterzügen vor allem ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zur Ermordung transportiert. Nach der Kapitulation Italiens vor den Westalliierten (September 1943) schickten die Deutschen mit großem logistischem Aufwand tausende weiterer Juden aus Korfu und dem damals italienischen Rhodos ebenfalls in Vernichtungslager. Etwa 54.000 Juden aus Griechenland wurden ermordet.[5]

Entrechtung, Enteignung, Segregation und Ghettoisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arisierung NS-Zwangsarbeit

Jüdischer Friedhof von Thessaloniki[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Black Sabbath[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwangsmusterung am Freiheitsplatz, Juli 1942

„Jeden Tag dachten sie sich etwas Neues gegen uns aus“, sagte Jitzchak Nechama beim Eichmann-Prozess aus. Am 11. Juli 1942, einem Samstag, befahlen die NS-Besatzer allen männlichen Juden von Thessaloniki im Alter von 18 bis 45 sich auf dem Freiheitsplatz zu versammeln.

Deportationen und Massenmorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Balkanfeldzug (1941) war Drama und ganz Griechenland von den Achsenmächten besetzt. Wie auch in Jugoslawien war die örtliche Besatzungsmacht das Königreich Bulgarien. Am 4. März 1943 begann in ganz Thrakien und auch in Drama die Deportation von Juden. Die bulgarischen Soldaten verschleppten insgesamt etwa 4000 Juden aus Thrakien, 589 aus der Stadt Drama nach Bulgarien und pferchten sie dort in leerstehende Tabak-Lagerhäuser ein. Anschließend wurden sie mit der Reichsbahn in das Vernichtungslager Treblinka gebracht. Keiner überlebte den Genozid.[6][7]

Im Zeitraum vom 14. März bis zum 7. August 1943 wurden in 19 Zugtransporten 43.850 Juden, d.h. 95 Prozent der jüdischen Bevölkerung von Saloniki, deportiert, die meisten davon in das KZ Auschwitz-Birkenau. Zusätzlich wurden in diesen Zügen weitere Juden aus anderen Städten und Gemeinden Nordgriechenlands abtransportiert.

Koretz selbst wurde im August 1943 zusammen mit seiner Familie und 74 Gemeindemitgliedern, sowie 367 Juden, die die spanische Staatsbürgerschaft hatten, in das Aufenthaltslager Bergen-Belsen deportiert, wo er später an Typhus erkrankte. Er gehörte zu den über 7.000 Häftlingen des Lagers, die im April 1945 in das Konzentrationslager Theresienstadt transportiert werden sollten, und gelangte als Insasse des Verlorenen Zuges in das brandenburgische Tröbitz, wo er, kurze Zeit nach seiner Rettung, am 3. Juni 1945 an Flecktyphus starb. Sein Grab befindet sich auf dem für die Opfer des Transportes eingerichteten Jüdischen Friedhof des Ortes.

Deportationen aus der bulgarisch besetzten Zone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Westthrakien und Ostmakedonien lebten zur Zeit der bulgarischen Besatzung zwischen 4.000 und 5.500 Menschen jüdischer Herkunft.[8] Sie lebten in den Städten Alexandroupoli, Drama, Kavala, Komotini, Serres und Xanthi. Die Besatzer strebten eine Bulgarisierung der in Besitz genommenen Territorien an. Betreffend die jüdischen Gemeinden gibt es zwei einander widersprechende Narrative: Das eine lautet, die jüdische Bevölkerung sei kollektiv aufgefordert worden, die bulgarische Staatsbürgerschaft anzunehmen, hätte sich jedoch aus Solidarität mit dem griechischen Staat geweigert.[9] Das andere konstatiert, den thrakischen Juden sei der Erwerb der bulgarischen Staatsbürgerschaft verwehrt geblieben.[10]

(2) Vereinbarung mit BUL mit Hitler-D

(3) Antijüdische Maßnahmen in den besetzten Gebieten, Flucht nach Th., Straßenbau

(4) Verhaftungen, Deportationen, Massenmord

(5) Rettungsaktionen

Griechen in den Konzentrationslagern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut deutschen Aufzeichnungen trafen zwischen 20. März 1943 und 18. August 1943 in 19 Transporten aus Nordgriechenland insgesamt 48.533 Jüdinnen und Juden in Auschwitz ein.[11] Weitere Transporte führten ins Vernichtungslager Treblinka und in andere Lager. Nicht dokumentiert ist die Zahl jener, die während des Transportes verstarben und von SS-Männern auf der Strecke aus den Waggons entfernt wurden. Mehr als drei Viertel aller in Auschwitz ankommenden Griechen und und Griechen wurden unmittelbar nach der Selektion an der Rampe in den Gaskammern ermordet. Diese extreme hohe Selektionsrate ergab sich vor allem aus dem schlechten Gesundheitszustand und der völligen Erschöpfung nach siebentägiger oder noch längerer Deportationsreise in den überfüllten Viehwagons ohne Nahrungsmittel und Frischwasser.

Kommunikation, Haltung, Funktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nur 11.200 Juden aus Griechenland, darunter 4.200 Frauen, wurden 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz aufgenommen. Das waren 23,08 % der Ankömmlinge. Ihr Schicksal unterschied sich von dem anderer jüdischer KZ-Häftlinge aus Ost-, West- und Mitteleuropa erheblich. Zum einen waren die griechischen Juden nicht an die extremen Wetterbedingungen in Polen gewöhnt. Zum anderen bestanden massive Kommunikationsprobleme mit den anderen Häftlingen, die überwiegend Deutsch, Jiddisch und Polnisch sprachen, während die Häftlinge aus Thessaloniki sich hauptsächlich in Ladino, Griechisch und Französisch verständigten. Auch hatten fast alle ankommenden griechischen Häftlinge bereits bei der Ankunft in Auschwitz mehrere oder alle Familienangehörigen verloren, wodurch sie massiv traumatisiert wurden. Insofern bildeten die Griechen in Auschwitz zumeist geschlossene Gruppen.[12] Primo Levi charakterisiert sie in seinem ersten Buch Ist das ein Mensch? wie folgt:

„Diese wenigen Überlebenden der jüdischen Kolonie von Saloniki, mit ihren zwei Sprachen, Spanisch und Griechisch, und mit ihren vielfältigen Jobs, sind die Bewahrer einer konkreten, irdischen, wohl bedachten Weisheit, in der sich die Überlieferungen aller Mittelmeerkulturen treffen […] der Abscheu vor sinnloser Brutalität und das erstaunlich ausgeprägte Bewusstsein vom Fortbestand zumindest potentieller menschlicher Würde [machte] die Griechen zur geshclossensten und in diesem Sinne auch zivilisiertesten Gruppe des Lagers“

Primo Levi: Ist das ein Mensch?

Bei vielen KZ-Häftlingen aus Griechenland entwickelte sich eine griechische Identität erst im Konzentrationslager. Aufgrund der sprachlichen Isolierung und der daraus resultierenden Gruppenbildung entwickelte sich auch ein gewisser Nationalstolz. „Wir Griechen“, lautet etwa eine prototypische Formulierung im Narrativ der Überlebenden.[13] Vielfach berichtet wird auch, dass die Juden aus Griechenland gerne und oft sangen – fast ausschließlich griechische Lieder. Die sephardischen Juden stellten auch drei der erfolgreichsten Boxer in Auschwitz: den in Tunis gebürtigen Victor Perez (1911-1945), der auf einem Todesmarsch erschossen wurde, sowie die beiden aus Thessaloniki stammenden Griechen Salamo Arouch (1923–2009) und Jacko Razon (1921–?), die beide Auschwitz überleben konnten.

Die Jüdinnen und Juden aus Thessaloniki, die die Selektion überlebt hatten, stellten wichtige Ressourcen für die Zwangsarbeit inner- und außerhalb des Lagers dar. Die Wachmannschaften nutzten ihre handwerklichen und körperlichen Fähigkeiten beim Barackenbau und bei der Fabrikserrichtung in Monowitz, innerhalb des Sonderkommandos für die Krematorien in Birkenau, auch in Bergwerken und auf Bauernhöfen. Im Herbst 1943 wurden einige hundert griechische Gefangene in das Arbeitslager Gesiowka verschickt, um die Ruinen des Warschauer Ghettos abzutragen und den Schutt wegzuräumen.

Widerstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leichen in Auschwitz, heimlich fotografiert von Alberto Errera, 1944

Eines der wenigen fotografischen Dokumente des Holocaust stammt von dem griechischen Offizier Alberto Errera, der der Aschebeseitigungsabteilung des Sonderkommandos angehörte. Er dokumentierte 1944 heimlich eine Gruppe von Frauen vor der Vergasung sowie Leichenmassen danach. Errera wird von griechischen Überlebenden als Seele der Aufstands­bewegung charakterisiert, obwohl er am Tag des Aufstands nicht mehr am Leben war. Er hatte zwei Aufseher nieder­geschlagen, war in die Weichsel gesprungen und geflüchtet. Tags darauf wurde er von SS-Männern gefasst, ermordet und unter Aufsicht verbrannt.

Am 7. Oktober 1944 kam es zu einem Aufstand der KZ-Häftlinge des Sonderkommandos, welche die Gaskammern und Krematorien bedienen mussten und als Sicherheitsrisiko von den anderen Häftlingen getrennt gefangen gehalten wurden. Das Sonderkommando setzte sich damals aus rund 450 ungarischen, 200 polnischen, 180 griechischen, drei slowakischen, fünf deutschen und einem holländischen Juden sowie 19 sowjetischen Kriegsgefangenen, fünf polnischen Schutzhäftlingen und einem deutscher Kapo zusammen.[14]

Bei den 300 Häftlingen, die die Kapos ausgewählt hatten, handelte es sich überwiegend um ungarische und griechische Juden. Noch bevor die Liste an Busch übergeben worden war, setzten sich einige von der Selektion Betroffenen mit den Anführern unserer Widerstandsgruppe in Verbindung und erklärten, dass keiner der dreihundert bereit sei, sich ohne Gegenwehr abschlachten zu lassen. Sie meinten, der Zeitpunkt für den geplanten Aufstand sei jetzt gekommen, und forderten das Sonderkommando auf, mitzumachen, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob sich das übrige Lager anschließe oder nicht.

Weibliche Gefangene hatten Sprengstoff von einer Waffenfabrik eingeschmuggelt, und das Krematorium IV wurde damit teilweise zerstört.[15] Anschließend versuchten die Gefangenen eine Massenflucht, aber alle 250 Entflohenen wurden kurz darauf von der SS gefasst und ermordet.

Als die Rote Armee Anfang 1945 vorrückte, wurden die bis dahin überlebt habenden griechischen Gefangenen zu Todesmärschen Richtung gezwungen, wobei erneut viele ihr Leben verloren.[16]

Phase 2: Ioannina, Athen und die Inseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Besatzung Griechenlands durch die Achsenmächte Deutschland, Italien und Bulgarien fielen 15.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder nach der griechischen Kapitulation Ende April 1941 unter italienische Besatzungshoheit. Sie lebten in 16 Gemeinden, darunter 3.500 in Athen, 2.200 auf Rhodos und Kos, 2.000 auf Korfu, 1.950 in Ioannina, 1.175 in

Es gab einige Rettungsaktionen, zum Beispiel die Rettung nahezu aller Juden der Insel Zakynthos durch die Inselbevölkerung oder die Ausgabe falscher Personalausweise und Geburtsurkunden für Juden durch Athener Behörden.

Nach dem Kriegseintritt Italiens auf Seiten der Alliierten im September 1943 ersetzten deutsche Besatzungstruppen die italienischen. Die Mitglieder der jüdischen Bevölkerungsgruppe wurden unter italienischer Besatzung nicht an Leib und Leben bedroht, während 1943 die Deportationen der jüdischen Bevölkerungsanteile beispielsweise aus Thessaloniki und Athen im vollen Gange waren.

Da Athen ursprünglich in der italienischen Besatzungszone lag, hatten die Juden der Stadt – deren Anzahl sich durch Flüchtlinge aus dem nördlichen, deutsch besetzten Griechenland stark vergrößert hatte – unterstützt durch die griechisch-orthodoxe Kirche während des Holocausts bessere Überlebenschancen als die Juden anderer Länder unter der Nazi-Herrschaft.

Ioannina[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 25. März 1944 umstellten deutsche Truppen das am Ioannina-See gelegenen jüdische Viertel und übermittelten den jüdischen Gemeinde­vertretern, dass binnen drei Stunden jede jüdische Familie an vorbestimmten Sammlungs­plätzen sich einzufinden habe.

Deportationen aus Ioannina, 25. März 1944

1.700 Angehörige der jüdischen Bevölkerungsgruppe wurden mit Lastwagen der Wehrmacht nach Larisa in ein dortiges Konzentrationslager verbracht und anschließend per Zug aus Athen in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. 95 Prozent der jüdischen Bevölkerungsgruppe wurden mittels dieser Aktion am 25. März 1944 ausgelöscht.[17]

Die an diesem Tag von der Propaganda­kompanie der Wehrmacht erstellte Foto­dokumentation befindet sich heute (2016) im Bundes­archiv in Koblenz.

Athen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 1944 unternahmen die deutschen Besatzer jedoch eine Razzia in der Synagoge und verschleppten etliche Gemeindemitglieder. An ihr Schicksal erinnert eine Bronzetafel im Inneren der Beth Shalom-Synagoge.[18]

daher haben trotz spektakulärer Rettungsaktionen wie der des Erzbischofs Damaskinos oder der der Bürger von Zakynthos nur 14 % den Holocaust überlebt.

Kreta[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Insel Kreta gab es nur zwei jüdische Gemeinden, eine kleinere in Heraklion und rund 315 Personen in Chania. Obwohl die Deutschen Kreta ab 1941 gemeinsam mit den Italiener besetzt hielten, erfolgte der Zugriff erst nach der italienischen Kapitulation. Davor waren nur Registrierungen erfolgt. Im Morgengrauen des 21. Juni 1944 wurden die jüdischen Buerger Kretas festgenommen und auf der Danae Richtung Kontinentaleuropa verschifft. Am 8. Juni wurde das Schiff durch Feindeinwirkung versenkt, alle Passagiere starben.

Korfu[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die korfiotischen Juden waren bereits im Jahr 1891 Opfer eines Pogroms durch die mehrheitlich christlich-orthodxe Inselbevölkerung geworden, nachdem ihnen ein Ritualmord an einem angeblich christlichen Mädchen namens Maria Desylla unterstellt worden war. Das Opfer war jedoch jüdischer Herkunft und hieß Rubina Sarda. Das Zusammenleben der Religionsgruppen auf der Insel war folglich historisch vorbelastet und es gelang den Deutschen – nach der Machtübernahme von den Italienern im Jahr 1943 – die christlich-orthodoxe Mehrheit für ihre Judenpolitik zu gewinnen. Außerdem bestand innerhalb der damals rund 2.200 Personen zählenden jüdischen Gemeinde große Uneinigkeit, die es nicht ermöglichte, Kontakte nach außen aufzunehmen und die Rettung der Gemeinde zu planen. Daher hatte Eichmanns Struktur leichtes Spiel und konnte am 9. Juni 1944 nahezu alle korfiotischen Juden und Jüdinnen festnehmen, in der Neuen Burg kasernieren und am 11., 14. und 17. Juni ins KZ Chaidari überstellen. Am 20. Juli erfolgte von dort der Abtransport per Zug ins KZ Auschwitz-Birkenau.[19]

Rhodos, Kos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die letzten jüdischen Gemeinden, deren sich die Deutschen bemächtigten, waren die Inseln des Dodekanes, Rhodos und Kos. Dank des türkischen Konsuls Selahattin Ülkümen konnten 42 jüdische Staatsbürger der Türkei und eine Reihe ihrer Verwandten auf Rhodos verbleiben. Sie waren zwar in den folgenden Monaten harschen Repressionen ausgesetzt, konnten aber am 10. Januar 1945 die Insel Richtung Marmaris verlassen und sich in Sicherheit bringen. Deportiert wurden von Rhodos zumindest 1.651 Frauen, Männer und Kinden, aus Kos zumindest 83.[20] Drei Schiffe aus Rhodos liefen am 24. Juli 1944 aus, eines aus Kos schloss sich an und sie verbrachten die Inhaftierten ins KZ Chaidari. Am 3. August wurden sie – mit dem letzten Deportationszug aus Griechenland – von Athen nach Auschwitz verbracht, wo sie nach 13 Tagen in Viehwaggons am 13. August 1944 einlangten. 600 Menschen wurden für den Arbeitsdienst ausgesondert, alle anderen unmittelbar nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet. „Nur 151 der von Rhodos Deportierten überlebten.“[21]

„Obwohl das deutsche Militär bereits an allen Fronten auf dem Rückzug begriffen war, wurden noch Kapazitäten für diesen letzten Transport sephardischer Juden aus der Ägäis aufgebracht. Mit 24 Tagen Dauer und 1600 Kilometer Entfernung handelte es sich außerdem um einen der langwierigsten und weitesten Deportationswege in ein Vernichtungslager. Die Vernichtung der Juden von Rhodos repräsentiert in nahezu paradigmatischer Weise die grausame Unnachgiebigkeit der Bürokratie, die an der Massenvernichtung wider alle Logik weiterhin festhielt.“

Aron Rodrigue: Rhodos, in: Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur, hg. von Dan Diner im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Band 5: Pr-Sy, Metzler 2014, 218

Rettungsaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gefälschter Ausweis zur Rettung einer Jüdin

Die hohe Quote an Ermordeten in Griechenland erklärt sich zum Teil auch daraus, dass beispielsweise den sephardischen Juden in Thessaloniki, die Jahrhunderte lang friedlich mit Christen und Muslimen zusammen gelebt hatten, ein Gefühl der Gefährdung fehlte, oder dass die romaniotischen Juden von Ioannina sich aufgrund ihrer fortgeschrittenen Assimilisation unbedroht wähnten.[22] Retten konnten sich auf individueller Basis vor allem Maenner im wehrfähigen Alter, die sich den Partisanen anschlossen, oder Familien wie die Cohens in Athen, die bei Christen Unterschlupf fanden.

Athen Ausweise Polizeichef

Chalkida

Trikkala 50 und Larissa 225, in

Vier jüdische Gemeinden konnten einerseits aufgrund von Zivilcourage einzelner und glücklicher Umstände andererseits fast vollständig gerettet werden:

Karditsa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kleine jüdische Gemeinde Karditsa hatte keine Synagoge, keinen jüdischen Friedhof und keinen Rabbi. Sechs junge jüdische Männer dienten in der griechischen Armee im Krieg von 1940 gegen das angreifende Italien. Mehrere Juden aus Karitas waren im Widerstand aktiv. Als die Deutschen 1943 auch diese Stadt besetzten, war eine ihrer ersten Aktivitäten, dass sie vom Bürgermeister eine Liste aller Juden mit deren Adressen einforderten. Doch der Nationale Widerstand hatte alle Juden Karitas mit neuen Dokumenten, die auf christliche Namen lauteten, ausgestattet. Als ihre Verfolgung begann, konnten sie sich in die Berge und in ein befreundetes Dorf retten. Nach Ende der deutschen Besatzung kehrten alle unversehrt in die Stadt zurück.[23]

Katerini[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kleinstadt Katerini am Fuße des Olymp hatte damals rund 17.000 Einwohner, darunter dreißig bis vierzig Juden. Als Zvi Koretz am 29. März 1941 dem Polizeichef von Katerini, Papageorgiu, den Auftrag weiter leitete, dass alle Jüdinnen und Juden seiner Stadt zu verhaften und tags darauf nach Thessaloniki zu schicken seien, verzögerte dieser die offizielle Annahme des Telegramms, informierte die jüdische Gemeinde und gab ihr eine Frist von drei bis 24 Stunden. Alle konnten rechtzeitig flüchten.[24][25]

Volos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Nechama/Molcho lebten in der thessalischen Stadt Volos 882 jüdische Gemeindemitglieder. Diese sollten 1943 registriert, von der Wehrmacht verhaftet und in Vernichtungslager deportiert werden. In einer denkwürdigen Rettungsaktion, an der auch der orthodoxe Erzbischof Joakim sowie der deutsche Konsul Helmut Scheffel beteiligt waren, gelang es den Widerstandsgruppen der EAM (siehe ELAS) in kürzester Zeit, mehrere Hundert Menschen auf 24 Piliondörfer zu verteilen und dort unter Aufsicht der ELAS und durch Mithilfe der örtlichen Bevölkerung mit neuer Identität zu versehen oder zu verstecken. Gleichwohl wurden 155 Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Volos von den Nazis ermordet.[26] [27]

Zakynthos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als „Wunder von Zakynthos

Ermordung griechischer Juden in anderen Ländern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überall in Europa, wo die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, waren Juden ihres Lebens nicht sicher. Viele griechischen Juden waren nach dem Überfall auf Griechenland nach Italien geflüchtet. Als deutsche Truppen nach dem Sturz Mussolinis weite Teile Italiens besetzten, begann auch dort die Verfolgung und Ermordung von Juden und Jüdinnen.

Am 15. September 1943 verhafteten Angehörige der 3., 4. und 5. Kompanie des Bataillons in einer abgestimmten Aktion in Meina, Arona, Baveno, Mergozzo und Orta San Giulio eine Reihe von Zivilpersonen, die sie mit Hilfe von Listen der kommunalen Behörden als Menschen jüdischer Abstammung identifiziert hatten.[28] In Baveno, wo der Stab des Bataillons und zwei Kompanien Quartier genommen hatten, begannen die Verhaftungen möglicherweise bereits am 13. September und wurden bis zum 15. September fortgesetzt.[29] Am 16. September geschah dasselbe in Stresa, am 17. September in Pian Nava.[30] In allen Fällen wurden auch Wertgegenstände und beträchtliche Geldsummen teils gestohlen, teils erpresst. Die SS-Leute begingen auch weitere Verbrechen; so vergewaltigte einer der Kompanieführer im Laufe eines Zechgelages die Ehefrau des Hausverwalters einer Villa, deren geflohener Besitzer Jude war.

In Meina hielten Mitglieder der 4. Kompanie im dortigen Grand Hotel 16 Hotelgäste als Juden fest, darunter die Mitglieder dreier aus Saloniki geflüchteter Familien im Alter zwischen zwölf und 76 Jahren. Sie verhafteten zudem die fünfköpfige Familie des Hotelbesitzers, Juden türkischer Nationalität. Die Zahl der gefangen genommenen Juden verschiedener Nationalität, verschiedenen Alters und verschiedener Vermögensverhältnisse in den übrigen Orten lag bei neun in Arona, drei in Mergozzo, 14 in Baveno, vier in Stresa, zwei in Orta und zwei in Pian Nava. Es handelt sich durchweg um Mindestzahlen, möglicherweise waren mehr Personen betroffen.

Zwischen dem 19. und dem 22. September 1943 fand in Baveno eine Kompanieführerbesprechung des Bataillons unter Leitung des Hauptsturmführers Röhwer statt, der während des Urlaubs seines Vorgesetzten den Truppenteil kommissarisch befehligte. Bei diesem Treffen wurde der Beschluss gefasst, die gefangenen Juden zu töten und ihre Leichen in den Lago Maggiore zu werfen. Diesen Befehl gaben die Kompanieführer an ihre Untergebenen weiter.

In der Nacht vom 22. auf den 23. September holte ein Exekutionskommando auf drei Fahrten jeweils vier der in Meina festgehaltenen Opfer mit einem Lastwagen ab und erschoss alle auf einem Waldweg. Ein weiteres Kommando ruderte die Leichen in Booten auf den See hinaus und versenkte sie, nachdem sie sie mit Hilfe von Draht durch Eisen und Gesteinsbrocken beschwert hatten. Da zumindest drei von ihnen am nächsten Tag auf dem See trieben und ans Ufer gebracht wurden, konnten sie von vielen Einwohnern gesehen werden. In der folgenden Nacht wurden auch die letzten vier der 16 jüdischen Hotelgäste in derselben Weise erschossen und ihre Leichen beseitigt. Auch in Stresa wurden mindestens vier, in Baveno mindestens zwei der gefangenen Juden in dieser Weise ermordet.

Weitere Massenmorde und Kriegsverbechen in Griechenland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eroberung Griechenlands durch das Dritte Reich, der Kampf gegen den Widerstand der Griechen und die sogenannten Repressalmaßnahmen gegen unschuldige Zivilisten waren äußerst blutig und erfolgten mit höchster Brutalität. Hier sind nur einige der Kriegsverbrechen von Wehrmacht und SS gelistet:

Ermordung griechischer Zivilisten (Männer) durch deutsche Fall­schirm­jäger, Kreta, 2. Juni 1941

Beim Prozess Generäle in Südosteuropa in den Jahren 1947 und 1948 wurden zwar die Generäle Hubert Lanz, Hellmuth Felmy und Wilhelm Speidel aufgrund ihrer Verantwortung für einige der Massaker schuldig gesprochen und zu zwölf, fünfzehn bzw. zwanzig Jahren Haft verurteilt. Sie wurden alle drei begnadigt und Ende 1951 aus der Haft entlassen und bezogen danach eine Pension. Felmy lebte noch bis 1965, Speidel bis 1970 und Lanz bis 1982.

Befreiung Griechenlands, Bürgerkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Mitte 1943 die Partisanenbewegung Raum gewann, stellte das LXVIII. Armeekorps der Wehrmacht sogenannte Sicherheitsbataillone aus der griechischen Bevölkerung auf. Die Besatzungsmacht setzte brutalen Vergeltungsmaßnahmen, samt Plünderungen, Geiselerschießungen und dem Einäschern ganzer Ortschaften. Im Zeitraum vom Juni 1943 bis Juni 1944 töteten die deutschen Besatzer nach eigenen Berichten 20.650 mutmaßliche Partisanen, nahmen weitere 25.728 gefangen und erschossen 4.785 Geiseln.[38]

In nur drei Jahren hatte das NS-Regime Griechenland – gemeinsam mit seinen Verbündeten – erobert und in eine Hungerkatastrophe gestürzt, mehr als 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung und mehr als 70.000 unschuldige Zivilisten ermordet und überdies derart zerrissen und destabilisiert, dass ein fünf Jahre währender Bürgerkrieg folgte.

Die Besatzungszeit endete zwar weitgehend im Oktober 1944 mit dem Abzug der deutschen Truppen, doch Teile Kretas und einzelne Inseln der Ägäis blieben noch bis Mai 1945 unter deutscher Besatzung. Auf Grund der Bildung der griechischen Sicherheitsbataillone entstand ein latenter Bürgerkrieg, der im Herbst 1943 an Stärke zunahm und nach der Befreiung Griechenlands im Oktober 1944 durch die überwiegend kommunistische Widerstandsorganisation EAM bzw. deren militärischen Arm ELAS erstmals mit der Dekemvriana im Dezember 1944 ausbrach. Obwohl die EAM und deren militärischer Arm ELAS in Anbetracht der geringen britischen Truppenstärke von Oktober bis Dezember 1944 die Macht hätten übernehmen können, erfolgte dies nicht. Die vormals mit den deutschen Besatzungstruppen kollaborierenden Sicherheitsbataillone kämpften – während der Dekemvriana – als Verbündete der britischen Streitkräfte, die auf Geheiß des britischen Premierministers eine kommunistischen Machtübernahme verhindern sollten. Diese „zweite Runde des Bürgerkrieges“ endete mit dem Abkommen von Varkiza im Februar 1945. Die von den Kommunisten boykottierte Parlamentswahl von 1946 führte schließlich zur „dritten“ und „heißesten Phase“ des Griechischen Bürgerkrieges. Diese dauerte bis September 1949.

Opferzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste der Namen der Opfer des Holocaust auf Rhodos

Danuta Czech hat aufgrund verschiedener Quellenmaterialien, unter anderem der nach dem Krieg im Bahnhof Auschwitz gefundenen Fahrkarten in Griechisch und Deutsch, festgestellt, dass insgesamt etwa 55.000 Personen von Griechenland nach Auschwitz deportiert wurden.[39]

Weiters wurden etwa 70.000 bis 80.000 Griechen im Partisanenkrieg oder bei Vergeltungsaktionen von deutschen, italienischen und bulgarischen Truppen getötet.[40] Zählt man Holocaust, Besatzungszeit und den Bürgerkrieg als deren Folge zusammen, so verlor Griechenland zwischen 1941 und 1949 nahezu 10 Prozent (VERIFIZIEREN, mutmaßlich mehr) seiner Bevölkerung.[41]

Überlebende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Überlebende sind namentlich bekannt:

Heute leben rund 5.000 Juden in Griechenland. In den Nachkriegsjahren entschlossen sich zahlreiche Juden zur Auswanderung, insbesondere in das Britische Mandatsgebiet Palästina bzw. Israel oder in die USA. Viele griechische Juden heirateten Christen, was ebenso zur Dezimierung des Judentums beitrug.[42]

Folgen für die Täter und Mitwisser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Soweit bekannt ist keiner der für den Massenmord der griechischen Juden direkt verantwortlichen Täter je spezifisch für den Massenmord an griechischen Juden zur Verantwortung gezogen worden – ausgenommen Max Merten, der von seiner 25-jährigen Haftstrafe nur knapp zwei Jahre abgebüsst hat, bevor er in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben wurde.

Exekutoren des Holocaust in Griechenland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herbert Gerbing soll das Ende des NS-Regimes nicht überlebt haben und wurde am 22. Mai 1952 vom Landesgericht Wien tot erklärt.[43] Theodor Dannecker entzog sich am 10. Dezember 1945 durch Suizid seiner Verantwortung. Das Schicksal der weiteren Hauptverantwortlichen nach 1945:

  • Günther Altenburg
  • Ernst Brückler blieb unbehelligt. Zwar wurden 1950 Ermittlungen wegen der sogenannten Arisierung einer Wohnungseinrichtung in der Wiener Innenstadt sowie wegen Misshandlung unter Ausnützung dienstlicher Gewalt als interimistischer Leiter der so genannten Bemessungsabteilung in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung eingeleitet. Diese wurden jedoch 1955 eingestellt, „weil die Beweismittel nicht ausreichten“.[44][45]
  • Alois Brunner war als Eichmanns rechte Hand für die Deportation von zumindest 120.000 Juden in mehreren Ländern Europas verantwortlich. Er wurde für seine Taten nie zur Verantwortung gezogen. Er arbeitete nach dem Untergang des NS-Regimes – unter dem Namen Alois Schmaldienst – in München als Lkw-Fahrer für die US-Army, als Hauer im Ruhrgebiet und als Kellner im Essen. Er soll für das US-amerikanische Counter Intelligence Corps (CIC) tätig gewesen sein und später auch für den Bundesnachrichtendienst. Brunner verließ Deutschland erst im Jahr 1954, reiste über Rom nach Ägypten, wo er als Waffenhändler arbeitete, und schließlich nach Syrien, wo er als Regierungsberater für Judenfragen tätig gewesen sein soll. Er lebte dort unter dem Decknamen Dr. Georg Fischer bzw. Rischer und wohnte mit dem ehemaligen Lagerkommandanten von Treblinka, Franz Stangl, in einer Wohnung. In Abwesenheit war er 1954 in Frankreich zweimal zum Tode verurteilt worden, das Urteil konnte jedoch nicht exekutiert werden. Brunner überlebte 1961 und 1980 zwei Briefbomben, die ihm mutmaßlich vom Mossad zugesandt worden waren. Es verlor im ersten Fall ein Auge und im zweiten vier Finger der linken Hand. Laut Simon Wiesenthal soll er nach der Verhaftung Eichmanns die Entführung des Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Nahum Goldmann, geplant haben, um Eichmann freizupressen. Brunner betrieb mehrere Firmen, korrespondierte regelmäßig mit seiner Tochter, die im Burgenland lebte und ihn auch besucht haben soll, wurde mehrfach fotografiert und gab mehrere Interviews. In einem Interview aus dem Jahr 1985 für die Illustrierte BUNTE erklärte er, das Einzige, was ihm leidtue, sei, „dass er nicht mehr Juden umgebracht habe“. Versuche der französischen Regierung, seine Auslieferung zu erwirken, scheiterten an Hafiz al-Assad und seiner Regierungen, die Brunners Aufenthalt in Syrien glattweg leugneten.[46][47] Auf Betreiben von Serge Klarsfeld und mit Ermutigung des französischen Präsidenten François Mitterrand verhandelte Erich Honecker 1988 mit dem syrischen Regime über eine mögliche Abschiebung Brunnens in die DDR. Das Vorhaben scheiterte am Fall der Mauer. Alois Brunner starb unbehelligt im Jahr 2009 oder 2010 in Damaskus.
  • Adolf Eichmann konnte nach kurzer US-Kriegsgefangenschaft unter falschen Namen untertauchen und danach als Holzfäller, Gelegenheitsarbeiter und Geflügelzüchter überleben. Im Jahr 1950 reiste er über die sogenannte Rattenlinien mit deutsch-katholischer Unterstützung ungehindert nach Argentinien. Er holte seine Familie nach, nannte seinen 1955 geborenen Sohn Ricardo Eichmann und fand schließlich eine Anstellung als Elektriker im Lkw-Werk von Daimler-Benz in González Catán. Er wurde im Mai 1960 von israelischen Geheimdiensten gefasst und nach Israel verbracht, wo ihm zwischen 11. April und 15. Dezember 1961 der Prozess gemacht wurde. Das Todesurteil wegen Verbrechen gegen die Menschheit und weiteren Delikte wurde am 29. Mai 1962 vollstreckt. Es war die bislang einzige Hinrichtung durch den israelischen Staat.
  • Rolf Günther
  • Max Merten
  • Alfred Slawik konnte nach Ende des NS-Regimes vorerst als Knecht untertauchen. 1946 wurde er verhaftet, im März 1947 vom CIC der österreichischen Justiz übergeben, am 20. September 1949 wegen Misshandlungen und seiner Beteiligung an den Deportationen zu fünf Jahren schwerem Kerker bei Vermögensverfall verurteilt, jedoch bereits im Mai 1950 aus der Haft entlassen. Als im Zuge des Eichmann-Prozesses neue Tatvorwürfe auftauchten, er habe gemeinsam mit Eichmann einen Mord an einem jüdischen Gefangenen in Budapest begangen, wurde er von Juli 1961 bis Februar 1962 in Untersuchungshaft genommen. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein, weil sie wenig Aussicht auf eine Verurteilung sah.
  • Dieter Wisliceny wurde im Februar 1948 in der Tschechoslowakei hingerichtet, wegen dort begangener Verbrechen. Zuvor hatte der SS-Offizier aber noch vor dem Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal ausgesagt, dort die bereitwillige Mitarbeit der Wehrmacht bei der Judenvernichtung in Griechenland gelobt und unterstrichen, dass »ohne die enge Zusammenarbeit mit der Militärverwaltung die Aktion in Thessaloniki niemals hätte stattfinden können« - d. h.: ohne den Kriegsverwaltungsrat Merten.
  • Anton Zita soll am 16. Juni 1946 im Prager Gefängnis Pankrác verstorben sein.

Zwei mutmaßlich nicht tatbeteiligte Mitwisser des Holocaust in Griechenland gelangten in der den Nachkriegsjahren in hohe politische Funktionen:

Dieser Merten aber ließ sich nach Kriegsende, von der deutschen Justiz nicht belästigt, als Rechtsanwalt in Berlin nieder. Leichtsinnigerweise flog er im April 1957 nach Athen, um einem in Griechenland in Schwierigkeiten geratenen Freund aus deutschen Besatzungstagen, seinem ehemaligen Dolmetscher Arthur Meissner, Rechtsbeistand zu leisten. Merten schien sich sicher zu sein, es könne ihm dort unten nichts passieren. Hatten die Griechen nicht 1946 Desinteresse an seiner Person signalisiert, als das CIC ihnen die Überstellung Mertens angeboten hatte, und hatte nicht der Chef der griechischen Militärmission in Berlin, General Ypsilantis, 1947 im Spruchkammerverfahren für ihn gutgesagt?

KZ Chaidari[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 14. September 1952 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen die Lagerkommandanten Paul Radomski und Karl Fischer sowie andere wegen Hinrichtung von Geiseln, Morden, Folterungen, Internierung unter unmenschlichen Bedingungen und Terror eingeleitet. Nach einer vertraulichen Vereinbarung zwischen dem griechischen Regierungschef Karamanlis und Bundeskanzler Konrad Adenauer wurden die Ermittlungen 1959 durch die Staatsanwaltschaft eingestellt, da die Beschuldigten nicht auffindbar seien.[48]

Ioannina, Rhodos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die an der Deportation aus Ioannina beteiligten Angehörigen von SS, Polizei und Wehrmacht wurden nach 1945 von der westdeutschen Justiz nicht zur Rechenschaft gezogen; alle Ermittlungsverfahren wurden aufgrund fadenscheiniger Begründungen eingestellt.[50]

Ulrich Kleemann wurde 1947 aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Mordes wurde eingestellt.[51] Er starb 1963 im Alter von 70 Jahren bei einem Verkehrsunfall.

Verweigerte Strafverfolgung in der BRD[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im April 1956 übergab eine Delegation des griechischen Büros für Kriegs­verbrechen dem Auswärtigen Amt und dem Bundes­justiz­ministerium 167 Akten über 641 Kriegsverbrecher. Dort stellte man jedoch klar, dass man kein Interesse an einer Aufklärung oder Straf­verfolgung habe, sondern lediglich das Material in deutscher Justiz­hohheit ablagern wolle.[52] Mitunter wurden griechische Opfer­angaben besonders in Bezug auf den Holo­caust angezweifelt, da „beispielsweise in Deutsch­land nur 0,01 % der Bevölkerung (also 8000 Personen) verfolgt worden seien“. Blessin, ein Vertreter des Bundes­ministeriums für Finanzen, zweifelte gar die Existenz „echter“ Konzentrations­lager in Griechen­land an.[53]

Entschädigungszahlung, Wiedergutmachungsansprüche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die DDR bot eine Entschädigung gegen eine Anerkennung als Staat an, was jedoch aufgrund des politischen Hintergrunds ignoriert wurde.[54] Dem griechischen Vizepremier Panagiotis Kanellopoulos wurde „vertraulich“ bedeutet, die Bemühungen Griechenlands auf Assoziierung mit der EWG „nicht durch übermäßige Wiedergutmachungsansprüche zu erschweren“.[55] Westdeutschland schloss zwischen 1959 und 1964 mit westlichen Ländern, darunter Griechenland, so genannte „Globalverträge“, die nicht Reparationsleistungen für Kriegsschäden betrafen, sondern die Wiedergutmachung spezifisch nationalsozialistischer Verfolgung. Auf dieser Basis wurden 115 Millionen D-Mark an Griechenland gezahlt, die Griechenland „zugunsten der aus Gründen der Rasse, des Glaubens oder der Weltanschauung von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffenen“ Griechen verteilen sollte.[56] 1958 erklärte die damalige Bundesregierung, dass die deutsche Leistungen „lediglich einen – auf freiwilliger Basis beruhenden – Beitrag der Heimatstaaten zukommenden Entschädigungsverpflichtungen darstellen“.[57]

Deutsche Bahn

In seiner Funktion war Merten neben Alois Brunner und Dieter Wisliceny zentral am Massenmord an den Juden von Saloniki beteiligt. Zuvor hatte er mit dem Versprechen, 9.000 Männer aus der Zwangsarbeit auszulösen, von der jüdischen Gemeinde in Saloniki noch 2,5 Milliarden Drachmen und die Übertragung des jüdischen Friedhofs an die Stadt Saloniki erpresst.[58]

Um lediglich 50 Millionen Euro geht es bei einer Klage der jüdischen Gemeinde von Thessaloniki gegen Deutschland vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof. Die Gemeinde forderte die Summe als Entschädigung für das horrende Lösegeld, das ihr Merten abgepresst hatte. Vergeblich hatte die Gemeinde jahrzehntelang versucht, ihre Ansprüche über griechische Gerichte durchzusetzen. Reiner Burger: Die Märchen des Max Merten (April 2015)

Eine finanzielle Begleichung der verursachten Schäden der Hungerkatastrophe war nicht Gegenstand der Besprechungen 1952–1953.[59]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2003 beschloss das griechische Parlament einstimmig, den 27. Januar, den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, zum Tag des Holocaust-Gedenktag zu erklären. Seither finden an diesem Tag offizielle Gedenkveranstaltungen in Griechenland statt. 2016 wurde das Denkmal für die Gerechten der Völker Griechenlands nahe der Athener Synagoge feierlich enthüllt.[60]

Stolpersteine in Thessaloniki

Denkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmäler zur Erinnerung an den Holocaust finden sich in Thessaloniki, in Drama und Didymoticho, in Kastoria, Ioannina, Trikala und Larisa, auf Korfu und Lefkada, in Chalkida, Athen und auf Rhodos.[61]

Jüdische Museen in Athen, auf Rhodos und in Thessaloniki[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1977 wurde Εβραϊκό Μουσείο της Ελλάδος, das Jüdische Museum Griechenlands, in einem Anbau einer Synagoge in Athen gegründet. 1997 wurde mit Hilfe des Kulturministeriums ein neues Gebäude in der Nikis-Straße 39, unweit des Syntagma-Platzes, erworben und für das Museum umgebaut. Es zeigt auf 800 qm rund 8.000 Exponate. Ebenfalls 1977 wurde das Εβραϊκό Μουσείο Ρόδου, das Jüdische Museum Rhodos, in einem Anbau der Kahal Shalom Synagoge in der Polydorou-Straße eröffnet. 2006 wurde es grundlegend renoviert und wird seitdem von der Israelitischen Gemeinde von Rhodos betreut. Die Kustodin ist eine Auschwitz-Überlebende.

1997 war Thessaloniki Kulturhauptstadt Europas. In dessen Rahmen wurde – neben dem Museum für zeitgenössische Kunst – auch das Εβραϊκό Μουσείο Θεσσαλονίκης, das Jüdische Museum Thessaloniki, im ehemaligen jüdischen Viertel der Stadt eröffnet. Unter seinem heutigen Namen und als Institution besteht das Museum seit 2001. Es befindet sich in einem früheren Bürogebäude der Banque d’Athènes, welches 1904 von Vitaliano Poselli entworfen wurde. Es handelt sich um eines der wenigen Gebäude von Juden, die dem Brand in Thessaloniki 1917 nicht zum Opfer fielen. Schwerpunkte der Dauerausstellung sind einerseits die Geschichte der sephardischen Juden, andererseits der Holocaust in Thessaloniki. Der Name des Museums lautet auf Ladino: Museo Djudio de Saloniki.

Zeitzeugen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einer Überlebenden der Deportationen aus Thessaloniki war Shlomo Venezia, der aus einer italienischen Familie stammte und nach dem Untergang des NS-Regimes in Italien lebte. Erst Jahrzehnte später begann er als einer der wenigen noch lebenden italienischen Zeitzeugen des Holocaust öffentlich von seinen Erlebnissen zu sprechen.[62] Als Gast in zahlreichen Fernsehsendungen sowie an Schulen richtete er sich mit seinem Erzählen vor allem an die Jugend. Auch war er Berater für Roberto Benignis Film Das Leben ist schön.

Zwei Boxsportler aus Thessaloniki, Salamo Arouch und Jacko Razon, überlebten die Shoah und wanderten danach in das Britische Mandatsgebiet Palästina aus. Arouchs Erinnerungen wurden unter dem Titel Triumph des Geistes verfilmt,[63] Razon gab 1995 der Shoah Foundation in Tel Aviv ein fast zweistündiges Interview in hebräischer Sprache.[64]

In ihrem 2003 bei Duncker & Humblot erschienenen Buch Der Holocaust in den Zeugnissen griechischer Jüdinnen und Juden analysiert die Philologin Tullia Santin die Zeitzeugnisse von zwanzig Opfern und Überlebenden des Holocaust.

Owadjah Baruch überlebte 1945 einen Todesmarsch ins KZ Mauthausen, heiratete nach dem Krieg Alisa, die ebenfalls einen Totenmarsch überlebt hatte, zog mit ihr nach Palästina und sie bekamen zwei Kinder. 2008 kehrte er – für den Dokumentarfilm Dir in Liebe gedenken – an die Schauplätze seiner Jugend und seines Martyriums zurück.

Gerechte unter den Völkern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erzbischof Damaskinos
Alice von Battenberg

Bis Ende 2015 wurden insgesamt 328 Griechen und Griechinnen von Yad Vashem mit dem Titel Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet.[65] Diese Ehrung gilt der Rettung von Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Griechenland hat in Relation zu seiner Bevölkerung eine besonders hohe Dichte an Ausgezeichneten und nimmt in der Reihung der Nationen den zwölften Platz ein. Vier Beispiele der Zivilcourage seien erwähnt:

  • Der Metropolit Chrysostomos von Zakynthos und der Bürgermeister Lukas Karrer weigerten sich, die von den Deutschen geforderte Liste aller Juden von Zakynthos zusammen zu stellen und setzten nur zwei Namen auf die Liste, ihre eigenen.
  • Damaskinos Papandreou, Erzbischof von Athen und späterer Premierminister Griechenlands, trat gegen die Verschleppung von Zwangsarbeitern, Geiselnahmen und die Bedrohung der griechischen Juden durch die Deutschen ein.
  • Während der Besatzungszeit wohnte Prinzessin Alice von Battenberg, Schwiegertochter des ermordeten Königs Georg I. von Griechenland und Schwiegermutter der englischen Königin Elisabeth II., in Athen. Sie arbeitete beim Roten Kreuz und versteckte die jüdische Familie Cohen vor den Nazis.
  • Angelos Evert (en), Polizeichef von Athen ab September 1941, unterstützte den Griechischen Widerstand, hielt den Kontakt zur Griechischen Exilregierung und ließ für eine Reihe jüdischer Familien falsche Dokumente mit der Religionsbezeichnung griechisch-orthodox ausstellen.

Im Kontext zum Holocaust in Griechenland stehen auch zwei weitere Gerechte unter den Völkern: Elena von Griechenland, Mutter des rumänischen Königs Michael I., setzte sich aktiv für die Rettung der rumänischen Juden ein. Der erst 30-jährige türkische Generalkonsul auf Rhodos, Selahattin Ülkümen, einziger Gerechter seines Landes, kämpfte gegen die Deportation aller Juden türkischer Staatsbürgerschaft von Rhodos und stellte auch deren Partnern und Kindern türkische Papiere aus. In der Folge bombardierten deutschen Streitkräfte sein Haus und verletzten seine hochschwangere Frau so schwer, dass sie wenige Tage später verstarb. Der zum Zeitpunkt des Angriffs noch ungeborene Sohn überlebte. Seinem Sohn beantwortete er später die Frage, ob er genauso gehandelt hätte, wenn er gewusst hätte, was passieren würde: „Im Islam ist es wie im Judentum; wer einem Menschen das Leben rettet, rettet die ganze Welt. Deine Mutter wäre stolz auf mich und ich würde exakt das Gleiche noch einmal tun.“[66]

Literarische und filmische Aufarbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1989 erzählte der Spielfilm Triumph des Geistes das Überleben des Boxers Salamo Arouch.

1996 stellte Anne Michaels ihren Roman Fugitive Pieces vor, der das Schicksal eines polnischen Jungen erzählt, der der Verhaftung entgeht und von einem griechischen Archäologen nach Zakynthos gerettet wird. Das Buch wurde auch in deutscher Sprache unter dem Titel Fluchtstücke veröffentlicht. Es gibt auch eine Bühnenadaption. Der Roman wurde 2007 unter demselben Titel von Jeremy Podeswa verfilmt. Buch und Film gewannen eine Reihe von Preisen.

Zwischen 2006 und 2012 erschien eine Reihe von Dokumentarfilmen, darunter Ein Buchladen in sechs Kapiteln.

2014 wurde ein Spielfilm von Thodoros Papadoulakis über die Rettung der Juden von Zakynthos angekündigt.[67]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Second Temple Synagogues: Delos, abgerufen am 28. März 2016
  2. Hausner, 159ff
  3. Michael Matsas: The Greek Jews and the Holocaust – Why 87 % were Killed during the Second World War, 2004
  4. Zur Wirtschaftspolitik der deutschen Besatzer in Griechenland 1941–1944 Ausbeutung, die in die Katastrophe mündete. (Memento vom 18. Juli 2011 im Internet Archive)
  5. eine Quelle nennt etwa 56.000 Ermordete und 2.000 Überlebende (Stratos N. Dordanas und Vaios Kalogrias: Die jüdische Gemeinde von Thessaloniki während der deutschen Besatzungszeit 1941–1944: Zwischengemeindliche Beziehungen, Ghettoisierung und Deportation)
  6. יהודי בולגריה - כפשע בינם לבין המוות (Bulgaria’s Jews - avoiding the death). (PDF; 153 kB) Yad Vashem Memorial, abgerufen am 8. August 2011 (hebräisch).
  7. :Bar-Zohar, Michael, The trains went out empty, Hed-Artzi, Or-Yhuda, Israel, 1999 (hebräisch)
  8. Zahlenangaben sind in einer Zeit erhöhter Mobilität, von Fluchtbewegungen und des Bemühens, sich zu verstecken, allenfalls Momentaufnahmen (und variieren zum Teil je nach Zeitpunkt und Methodik der Erhebung wesentlich). Molcho/Nechama nennen 5.615 Personen jüdischen Glaubens in den sechs genannten Städten, Hoppe bleibt in seinem Artikel Bulgarien (in Benz, 292f) darunter.
  9. Molcho/Nechama, 130
  10. Hoppe, 293
  11. Esther Benbassa, Aron Rodrigue: The Jews of the Balkans: The Judeo-Spanish Community, 15th to 20th Centuries, Oxford 1995, S. 169.
  12. Liz Elsby und Asaf Tal: Spuren der Geschichte Die jüdische Gemeinde von Salonika - das Jerusalem des Balkans, abgerufen am 28. März 2016
  13. Tullia Santin, a.a.O., S.112.
  14. Filip Müller, ebd., S. 211
  15. Deshalb wurden am 5. Januar 1945 hingerichtet: Ala Gertner, Rózia Robota, Regina Safirsztajn und Ester Wajcblum. Einige der Beteiligten kamen aus demselben Ort, Będzin. www.jewishgen.org/Yizkor/bedzin (engl.)
  16. Bracha Rivlin (Hg.): Book of Communities - Greece, Thessaloniki, Pinkas HakeHilot, Yad Vashem, Jerusalem 1998, S. 276-282.
  17. Mark Mazower: Inside Hitler’s Greece. The Experience of Occupation, 1941-44. Yale University Press, New Haven CT, ISBN 0-300-06552-3, S. 252–253.
  18. http://www.athjcom.gr/en/index.php?option=com_content&view=article&id=11&Itemid=339
  19. Daphnis, 37f, Santis, 28
  20. Laut anderen Quellen wurden aus Rhodos 1.673, aus Kos 96 Menschen deportiert, vgl. EJGK, Band 5, 217.
  21. EJGK, Band 5, 218
  22. Santin, 27
  23. Central Board of Jewish Communites in Greece: The Jewish Community of Karditsa, 12. Juni 2009, abgerufen am 28. März 2016
  24. Santin, 21
  25. Abravanel: Saving the Jews of Katerini during the Shoah, 2. September 2008, abgerufen am 28., März 2016
  26. http://www.griechenland.diplo.de/contentblob/3150792/Daten/1325253/DownloadDatei_125_Jahre, Besatzung und Widerstand in Volos, Vortrag von Nikos Tsafleris, gehalten im deutschen Generalkonsulat Thessaloniki, am 15. März 2011
  27. http://www.greeknewsonline.com/modules.php?name=News&file=print&sid=6130 The Jewish Community of Volos during the War Years
  28. Die Angaben dieses Abschnitts basieren im Wesentlichen auf dem umfassendsten Dokument über die Morde, nämlich der Sachverhaltsfeststellung im Urteil des Landgerichts Osnabrück, in: Justiz und NS-Verbrechen, Band XXX. Spätere Forschungen ergaben einige unwesentliche Modifikationen, die mit Quellenangabe eingefügt werden.
  29. So jedenfalls Klinkhammer 1997, S. 60ff., und Galli 2008, S. 35 ff.
  30. Die Verhaftungen in Pian Nava werden von Galli 2008, S. 39, geschildert.
  31. Georgios I. Panagiotakis: Die epische Schlacht um Kreta. Iraklio 2012, ISBN 978-960-87416-7-6, Allgemeines zur Schlacht um Kreta, S. 39 (griechisch: Η επικη μαχη τησ Κρητησ.).
  32. Eberhard Rondholz: „Schärfste Maßnahmen gegen die Banden sind notwendig ...“ – Partisanenbekämpfung und Kriegsverbrechen in Griechenland. Aspekte der deutschen Okkupationspolitik 1941–1944. In: Ahlrich Meyer (Hg.): Repression und Kriegsverbrechen. Die Bekämpfung von Widerstands- und Partisanenbewegungen gegen die deutsche Besatzung in West- und Südeuropa. Verlag der Buchläden Schwarze Risse, Rote Strasse, Berlin 1997. ISBN 3-924737-41-X. S. 130–170.
  33. Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5/2: Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereiches, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-06499-7, S. 162.
  34. Ehrengast Schramm: [Ein Hilfswerk für Griechenland: Begegnungen und Erfahrungen mit Hinterbliebenen deutscher Gewalttaten der Jahre 1941-1944], Vandenhoeck & Ruprecht 2003, 122ff
  35. Hermann Frank Meyer: : "Sühnemaßnahmen" auf der Peloponnes., abgerufen am 4. März 2016
  36. Dordanas, Stratos N.: Reprisals of the German Authorities of Occupation in Macedonia 1941–1944. Dissertation. Fakultät für Geschichte und Archäologie der Aristoteles-Universität Thessaloniki, Thessaloniki 2002. S. 703 ff.
  37. Keeley, Edmund: Some Wine for Remembrance. White Pine Press, Buffalo NY 2001, ISBN 1-893996-15-8.
  38. Deutsches Historisches Museum: LeMO – 1939–45 Partisanenkrieg in Griechenland
  39. Danuta Czech: Deportation und Vernichtung der griechischen Juden im KL Auschwitz. Hefte von Auschwitz 11, 1970
  40. Deutsches Historisches Museum: LeMO – 1939–1945 Partisanenkrieg in Griechenland
  41. MacroHistory and World Timeline: Civil War in Greece, 1944-49, abgerufen am 4. März 2016
  42. Ben G. Frank: A travel guide to Jewish Europe. S. 411
  43. Ernst Klee: Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon, S. Fischer 2013
  44. Thomas Albrich, Winfried R. Garscha, Martin F. Polaschek: Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht: der Fall Österreich, StudienVerlag 2006, 164
  45. nachkriegsjustiz.at: Holocaust vor Gericht: Die Deportation der Wiener Juden in den Jahren 1941 und 1942 und die österreichische Justiz nach 1945, abgerufen am 4. März 2016
  46. profil: NS-Verbrechen: Das Phantom, 17. Dezember 2005
  47. profil: Alois Brunner: Wie der NS-Kriegsverbrecher seiner Verhaftung entging, 1. Dezember 2014
  48. Ralph Klein in Der Ort des Terrors: Geschichte der Nationalsozialistischen Konzentrationslager, S. 567 ff.
  49. Wolodymyr Prystajko: Tschi buw „mattsch smerti“? Dokumenty swidtschat. Kyiv 2006, S. 101.
  50. Peter Lutz Kalmbach: Das Ende unserer kleinen Stadt – Die Auslöschung der jüdischen Gemeinde in Joannina. In: Jüdische Zeitung. Nr. 98, April 2014, S. 15.
  51. Dörte von Westernhagen: Oskar von Westernhagen – Offizier und SA-Führer. In: Claudia Glunz, Thomas F. Schneider (Hrsg.): Von Paraguay bis Punk 2011: Medien und Krieg vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Universitätsverlag Osnabrück, 2011. ISBN 978-3-89971-853-9. S. 7–44, passim.
  52. Hagen Fleischer In: Grenzen der Wiedergutmachung. Die Entschädigung für NS-Verfolgte in West- und Osteuropa 1945–2000. S. 398.
  53. Hagen Fleischer In: Grenzen der Wiedergutmachung. Die Entschädigung für NS-Verfolgte in West- und Osteuropa 1945–2000. S. 404 f.
  54. Hagen Fleischer In: Grenzen der Wiedergutmachung. Die Entschädigung für NS-Verfolgte in West- und Osteuropa 1945–2000. S. 410.
  55. HT 2004: Grenzen und Räume der Wiedergutmachung. Die Entschädigung für NS Verfolgte in West- und Osteuropa. Abgerufen am 11. Juni 2013.
  56. Bundesministerium für Finanzen (Hrsg.): Entschädigung von NS-Unrecht. Regelungen zur Wiedergutmachung, Berlin 2012, S.8
  57. Hagen Fleischer In: Grenzen der Wiedergutmachung. Die Entschädigung für NS-Verfolgte in West- und Osteuropa 1945–2000. S. 402.
  58. Devin Naar (Seattle): Saloniki. In: Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur, Band 5, Pr-Sy, Stuttgart, Weimar: Metzler 2014, 310
  59. Historiker: Deutschland hat sich vor Reparationen gedrückt – Hagen Fleischer im Gespräch. Deutschlandradio Kultur, abgerufen am 14. November 2011.
  60. Central Board of Jewish Communities in Greece: 2016 Holocaust Remembrance Events in Greece, 9. Februar 2016
  61. Tullia Santin, a.a.O., Landkarte der jüdischen Gemeinden Griechenlands, zwischen Seite 28 und 29
  62. Gabriele von Arnim: Am Ort des Grauens. In: Die Zeit, 31. Juli 2008.
  63. Dennis Hevesi: Salamo Arouch, Who Boxed for His Life in Auschwitz, Is Dead at 86, New York Times, 3. Mai 2009 (engl.)
  64. USC Shoah Foundation Institute: USC Shoah Foundation Institute testimony of Jacko Razon, abgerufen am 28. März 2016
  65. Yad Vashem: Righteous Among the Nations Honored by Yad Vashem by 1 January 2016: Greece, abgerufen am 4. März 2016
  66. Hans-Peter Laqueur: Nachruf: Selahattin Ülkümen (1914-2003), Judentum.net, abgerufen am 5. März 2016
  67. The Pappas Post: Theo Papadoulakis to Helm International Co-Production About Holocaust in Greece, 3. Juli 2014
  68. Jason D. Antos: Documentary Revisits Greek Jewish Holocaust, The Queens Gazette, 16. März 2011
  69. Metro Screen: Jewish International Film Festival 2014 – Holocaust Film Series, abgerufen am 4. März 2016