Benutzerin:Jula2812/Korbmöbel

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Flechtmöbel oder Korbmöbel bezieht sich auf die handwerkliche Ausführung von Möbeln und bringt zum Ausdruck, dass die Flechtmaterialien mithilfe der Tätigkeit des Flechtens in die gewünschte Form gebracht werden. Die Bezeichnung Korbmöbel geht auf das Berufsbild des Korbmachers zurück, denn er war traditionell derjenige, der Korbwaren verschiedenster Art anfertigte. Heute wird der Beruf unter Flechtwerkgestalter geführt. Basis jedes Korbmöbels sind massive Gestelle, die als Rahmen ausgeflochten oder mit doppelwandigen Geflecht überflochten werden.

Rattanmöbel leitet sich von dem hierbei verwendeten Material ab. Die Begriffe Flecht-, Korb- und Rattanmöbel (englisch allgemein wickerwork) können also letztlich synonym verwendet werden. So bestehen Rattanmöbel aus einem Gestell aus Rattanrohren, das mit Stäben oder einem Geflecht umflochten ist. Neben Rattanmöbeln und Korbwaren aus Materialien wie Weide oder Wasserhyazinthe gibt es seit Anfang der 1990er Jahre außerdem geflochtene Möbel aus Polyrattan.

Herstellung und Flechtrohstoff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Relax-Chair aus Rattan-Peel

Flechtmöbel können aus natürlichen oder synthetischen Materialien oder einer Kombination aus beiden hergestellt werden. Den stärksten Einfluss übt nach wie vor Asien aus – die Region, in der die klassischen Rohstoffe für Flechtmöbel wachsen, leicht und dennoch robust, und somit geeignet für die Herstellung.

Für Möbel wird zur Stärkung ein Konstruktionsrahmen benötigt, welcher rundum oder füllend mit den geschmeidigeren Materialien verflochten wird. Je nach Design oder auch Herkunft wird der Rahmen, später mehr oder weniger sichtbar, aus dem ganzen Trieb des Rotangs, dem Bambusrohr, aus Buchen- oder Bugholz konstruiert. Für geflochtene Veranda-, Garten und Terrassen-Möbeln bestehen die Gestelle zumeist aus Metall, wie Aluminium oder Stahl, die zum Schutz vor Rost verzinkt und/oder pulverbeschichtet werden.

Für Flechtmöbel werden eine Vielzahl von Pflanzen und derer Teile verwendet: Schilf, Bambus, Kletterpflanzen wie Rattan, Wasserhyazinthen, Gräser wie Binsen, Esparto- und Halfagras, Fasern der Raphia Palme, von Wasser- und Sumpfpflanzen[1] oder Seegras, dünne Äste oder Ruten, vor allem Weidenzweige. Aber auch geflochtenes Leder oder durchgefärbte Kunststofffaser auf Basis von Polyethylen, genannt Polyrattan, wird um die formgebenden Gestelle geflochten.

In der Verarbeitung wird das Rattan- und Peddigrohr weich und elastisch, wenn es eingeweicht und die stärkeren Triebe über Dampf biegsam gemacht werden. Die extrem langen Ruten der Korb-Weide sind stark biegsam und zugleich fest, wodurch sie ein belastbares Material darstellen. Rattan und Flechtweide ist bekannt für seine Stärke und Haltbarkeit und für das hohe Maß an Schönheit.

Bambus wird in schmale Streifen geschnitten, zu flachen Matten verflochten und in Rahmen aus Bambusrohr eingesetzt oder auf anderes Trägermaterial aufgelegt, zuletzt manches Mal gebeizt oder sogar lackiert.

Naturfaser, beispielsweise aus den Blattrippen der Palmengewächse, wird zu Kordeln gedreht und, so wie auch Leder, kunstvoll zu Strängen oder Matten verflochten.

Das elastische Flechtwerk, bekannt unter dem Fachbegriff Loom, besteht aus einer straff gedrehtem und geleimtem Papierschnur aus Kraftpapier, wobei die Kettfäden durch einen innen liegenden Metalldraht zusätzlichen Halt geben. Das Loom-Möbel wird abschließend mit einem Lackfinish versehen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Flechten gehört zu den ältesten Handwerkskünsten der Menschheit. Bereits die Hochkultur der Ägypter verwendeten Schilfrohr und Binsen, um daraus Körbe, Stricke, Aufbewahrungs- und Transportbehälter sowie Sitzmöbel anzufertigen. Ebenso wurde in Asien sehr früh mit der Herstellung von geflochtenen Möbeln und Einrichtungsgegenständen begonnen.

In Europa kamen Rattanmöbel jedoch erst im 17. Jahrhundert, im Zuge des Kolonialismus, beispielsweise durch die für den Handel privilegierten Ostindien-Kompanien in Asien, in Mode. Die Faser eroberte neue Dimensionen in der Gestaltung und der erkannte Nutzen der Rattan-Pflanze für die Möbelherstellung nahm Einzug in die Einrichtung. Stühle, Bänke, Hocker und anderen Sitzmöbel, aber auch Tische, Liegen und Betten oder Paravents aus Geflecht wurden aus den Tropen wegen ihrer Leichtigkeit importiert. Stark verzierte Korbwaren mit romantisierter Formgebung hatten ihren Höhepunkt zwischen den 1860er und 1880er Jahren in der Viktorianischen Zeit.

Kinderwagen von 1910, Freilichtmuseum Massing

Rattan ist mit seinen Stämmen sehr stabile, dennoch leicht und aufgrund des hohen Ölgehalts außerdem wasserabweisend und daher sehr witterungsbeständig. Die Stränge, die man beim Schälen der Rinde erhält, sind sehr elastisch und ein idealer Flechtwerkstoff, welcher sich bis heute größter Beliebtheit erfreut. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Wiener Geflecht, auch Achteck- oder Wagengeflecht genannt, schon für die Caféhaus-Stühle von Thonet eingesetzt. Aus Weidenruten oder maschinell gefertigter Flechtware wurden Kinderwagen wegen der angenehmen Ventilation gefertigt. Der Piloten-Sitz der Spirit of St. Louis, mit welcher Charles Lindbergh am 20. Mai 1927 den Atlantik überquerte, war aus dem leichten Korbgeflecht. Bauhaus Designer, darunter Marcel Breuer in 1928 mit dem Freischwinger „B 32/Cesca“[2] setzten Geflechte akzentuiert ein, wogegen der Möbeldesigner Erich Dieckmann einen Armsessel aus Rattenrohr mit Geflecht kreierte.[3] Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte der Architekt Egon Eiermann den Sessel „E 10“, welcher Ausgangspunkt einer „Familie“ von Korbmöbeln wurde.[4] In den 1950er und 1960er Jahren zierte Rattan zahlreiche Sitz- und Rückenflächen, wie beispielsweise in 1956 der „Schaukelstuhl 532“ von Hans Olsen (1919–1992). Gesamt umflochtene Möbel, d.h. Korbmöbel für den Wohnraum, fanden erst Anfang der 1970er Jahren in Deutschland wieder Einzug in die Inneneinrichtung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Patricia Corbin: All about Wicker (englisch), E. P. Dutton, New York, 1978, ISBN 0-525-47495-1
  • Bruce W. Miller ; Jim Widess: Das Buch vom Stuhlgeflecht: Bespannungen restaurieren; Rohr, Binsen, Holzspan, Rohleder, Papierflechtschnur und Korbmöbel, Schäfer im Vincent Network, Hannover, 2005, ISBN 978-3-87870-572-7

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lampakanay (Typha angustifolia) ist die lokale Bezeichnung einer mehrjährigen Wasser- und Sumpfpflanze, die auf den Philippinen als Heilmittel gilt. Die aus der Lampakanay gewonnenen Fasern werden in Seile und Schnüre verarbeitet und dienen als traditionelles Flechtmaterial für Taschen und Körbe.
  2. B 32/Cesca, 1928 von Marcel Breuer, auf design-museum.de, abgerufen am 29. Oktober 2016
  3. Sessel ohne Titel, ca. 1930/31, Erich Dieckmann
  4. E 10, ca. 1949/50 und ca. 1955/56, Egon Eiermann, auf design-museum.de, abgerufen am 29. Oktober 2016

Kategorie:Möbel Kategorie:Geschichte des Mobiliars Kategorie:Korb