Bergrevier Müsen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Aufbereitungsanlagen der Grube Altenberg in Müsen 1905

Das Bergrevier Müsen (oder Müsener Revier) war ein Verwaltungsbezirk des 1861 aufgelösten Bergamtes Siegen mit Verwaltung im Hilchenbacher Stadtteil Müsen. Die Gegend um Müsen war mit dutzenden Gruben und etlichen Hütten eines der Zentren im Siegerländer Erzrevier.

Ausdehnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Müsener Bergwerke

Das Bergrevier Müsen erstreckte sich auf 324,7 km² weit über die Grenzen Müsens bis in den Südosten des Siegerlandes. Dazu gehörten die ehemaligen Ämter Ferndorf, Keppel und Netphen sowie die amtsfreie Stadt Hilchenbach. Das Gebiet entspricht den heutigen Städten Hilchenbach und Kreuztal, außer Oberhees und Mittelhees, die zum Amt Freudenberg gehörten sowie der Stadt Netphen, den heute zu Wilnsdorf gehörenden Orten Flammersbach, Anzhausen, Rudersdorf und Gernsdorf und den Siegener Stadtteilen Buchen, Breitenbach, Feuersbach, Obersetzen und Niedersetzen.

Geschichte des Müsener Reviers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Bau des Dorfbrunnens in Müsen 1960 fand man Reste von Rennöfen in der Pfarrwiese. Diese stammen aus keltischer Zeit und dienten zur Verhüttung von Eisen. Durch Schlackenfunde wurden außerdem Rennöfen der Kelten in der Zitzenbach für die Verhüttung von Eisen gefunden sowie Hinweise auf Buntmetallverhüttung für Blei und Kupfer in der Rothenbach. Durch Ausgrabungen belegte man die „Bergbausiedlung Altenberg“ auf das 13. Jahrhundert. 1465 wurden verschiedene Gruben aus Müsen erwähnt, unter anderem die „Hochgrube“. Erstmals wurden 1529 alle Gruben aus Ferndorf erwähnt, unter anderem die Grube „Glücksanfang“. Aus dem Jahr 1587 stammt die Ersterwähnung und eine Beschreibung der Grube „Altenberg“ bei Müsen, deren Belege ab 1700 vermehrt auftreten. Ab 1830 gibt es Statistiken über Fördermengen und Belegschaft der Gruben. 1836 waren 79 Gruben in Betrieb, insgesamt waren 317 Bergleute beschäftigt. Die Eisenerzförderung lag bei 2.200 Tonnen, die Buntmetallförderung bei 757 Tonnen.

Abraumhalde am Altenberg

In Müsen steht das letzte erhaltene Pulverhaus in den alten Bundesländern. Das 1817 erbaute Haus diente als Lager für das Schwarzpulver der Müsener Gruben. Das Haus steht in der Nähe der Maschinenschächte der Grube „Stahlberg“ (Ersterwähnung 4. Mai 1313) und der Halden der Grube „Wilder Mann“. Vom Verein „Stahlberg und Altenberg e.V.“ wird es instand gehalten und diente als Wanderhütte. Der Verein betreut ebenfalls das „Stahlbergmuseum“, in dem die Geschichte des Bergbaus der Region im 18. und 19. Jahrhundert dargestellt wird. Es ist im Bethaus der Grube untergebracht, das 1846 errichtet wurde. Bis zu seiner Auflösung im Jahr 1861 unterstand das Bergrevier dem Bergamt Siegen. Das Bergrevier selbst wurde 1933 aufgelöst.

Seit 1974 dient der „Stahlberger Erbstollen“ als Besucherbergwerk, auf 380 Meter Länge kann der Besucher Einblick in das Innere eines Bergwerkes gewinnen.

Gruben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den Bergwerken in und um Müsen zählen noch einige mehr oder weniger kleine Gruben zum Bergrevier Müsen, die außerhalb des Ortsumkreises lagen. Die größte von ihnen war die Grube „Schnellenberg“ bei Beienbach, weitere waren zum Beispiel „Jakobus“ bei Helgersdorf oder „Friedericke“ bei Ruckersfeld. Die übrigen waren zwar für den jeweiligen Ort relevant, allerdings nicht für die Entwicklung des Bergbaus in der Region. Die meisten Gruben lagen im Umkreis von Müsen. Dazu zählten Orte wie Burgholdinghausen, Littfeld oder Ferndorf.

Im Müsener Revier rund um den Ort Müsen gab es über 50 Bergwerke. 1880 waren im gesamten Bergrevier 130 Gruben fördernd.

Grube Gemarkung Gangmittel Ersterwähnung Mineralien Bemerkung
Abraham Müsen Wilder Mann 1. März 1837
Adler Müsen Adler Gang 1789 Pb, Ag
Altenberg (= „St. Johannes“) Burgholdinghausen Altenberger Gang 2. Jan. 1571 Pb, Ag  1914
Auf der Hohen Grube (ab 1611 „Hochgrube“) Müsen Stahlberger Stock 1463 Fe zu „Stahlberg“
Auf der Mertinshardt Müsen Stahlberger Stock 1463 Fe
Bergwerk im Tiefen Seifen Müsen Tiefe Tal 1722 Cu, Ag
Birkhahn Müsen Birkhahn im Tiefen Tal 1789 Pb, Ag
Birnbaumer Zech Müsen Stahlberger Stock 1548 Fe Erbstollen
Brüche Müsen Brücher Gang 1722 Fe, Cu, Pb  1941
Christof Littfeld / Müsen Am Kindelsberg 1789 Pb, Ag
Glücksanfang Müsen / Ferndorf Wilder Mann 1529 Pb, Ag zu „Wilder Mann“
Glückshafen Littfeld / Müsen Am Kindelsberg 1789 Pb, Ag
Gottessegen Littfeld / Müsen Gang Gottessegen Kindelsberg 1722
Hartenberg Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe
Haselgrube („Auf der Haselgruben“) Müsen Brücher Gang 1463 Fe ab 1466 Berg Dahlbruch
Heinrichssegen (früher „Plätze“) Littfeld 1663 Fe zu „Victoria“
Hermannsberg („Alter Hermannsberg“ und „Neuer Hermannsberg“) Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe zu „Stahlberg“
Hermen Hail Müsen 1463 Fe ab 1467 „Hemmelhole“
Hollöler Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe
Hollweger („Holzgruber Schacht“) Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe
Junger Mann Müsen / Ferndorf Wilder Mann 28. Feb. 1835 Fe? zu „Wilder Mann“,

 1941

Jungfer Müsen Wilder Mann / Jungfer 1722 Fe
Kuhlenberg Müsen Kuhlenberger Gang 1789 Fe zu „Wilder Mann“
Landeswohlfahrt Müsen Landeswohlfahrter Gang 1785 Pb
Luftgrube („Zechengrube“) Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe zu „Stahlberg“
Mittelzeche Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe
Mittlerer Sonnenberger Stollen Müsen Sonnenberg 1450 Fe, Pb, Ag
Molzekuhler Stollen Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe? zu „Stahlberg“
Müsener Stahlberg Müsen Stahlberger Stock 1608 Fe, Cu zu „Stahlberg“
Nakeborns Stollen Müsen Schwabengrube 1500 Pb, Ag
Neue Zeche Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe zu „Stahlberg“
Nimrod Müsen 9. Okt. 1856 Fe? zu „Wilder Mann“
Prinz Friedrich („Auf den Braasen“) Müsen Prinz Friedrich Gang 1722 Cu, Ag
Prinz Wilhelm Müsen Ziegenberg, Prinz Friedrich Gang 1789 Pb, Ag
Regina Müsen Wilder Mann 1789 Pb, Ag zu „Wilder Mann“
Regulus Müsen 1. Sep. 1856 Fe? zu „Wilder Mann“, „Victoria“
Saturnus Müsen Gang im Tiefen Tal 1789 Pb, Ag
Schwabenkuhl („Sachsenzug“) Müsen Schwabengrube 1764 Fe, Cu, Pb, Ag
Silberart („Trippler Stollen“) Müsen Silberarter Gang 1738 Pb, Ag
Sonnenberg Müsen Sonnenberg 3. Jan. 1837 Fe, Pb, Ag 1911 zu „Wilder Mann“
Stahlberg Müsen Stahlberger Stock 1079 (urkundlich 4. Mai 1313) Fe, Cu  31. März 1931
Stenberge zu Musen Müsen Stahlberger Stock 1313 Fe
Stiefel Müsen Später Caroline 1789 Pb, Ag
Stollen (Name Unbekannt) Littfeld / Müsen Gang Victoria 1350 Pb, Ag
Stollen Unverhofft Segen Müsen Gang Unverhofft Segen 1350 Pb, Ag
Stollen Wolf Müsen Gang Wolf 1350 Pb, Ag
Strumpf Müsen / Littfeld Gang Strumpf 1789 Pb, Ag
St. Martin Müsen 23. Sep. 1858 zu „Wilder Mann“
Sürkesberg Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe zu „Stahlberg“
Tiefenthal Müsen 23. Sep. 1858 zu „Altenberg“
Victoria Littfeld/Burgholdinghausen Gang Victoria 1663 Pb, Ag, Zn  31. Dezember 1927
Wasserberg Müsen Stahlberger Stock 1611 Fe
Wilde Frau Müsen 1897  1912
Wilder Mann Müsen Wilder Mann 1717 1897 zu „Altenberg“
Wilder Mann Erbstollen Müsen Wilder Mann / Jungfer Gang 1717 1897 zu „Altenberg“
Wilhelmine Müsen 1789 Pb, Ag

Hinweis: Die wichtigsten Gruben sind fett markiert. Das Datum bezieht sich auf Ersterwähnung, Abbau fand möglicherweise schon vorher statt.

Metallhütten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den vielen Bergwerken gab es in und um Müsen einige Metallhütten, in denen das Erz eingeschmolzen und weiterverarbeitet wurde. Das Eisenerz aus der Grube Stahlberg war das einzige im Siegerland, das direkt zu Stahl verarbeitet werden konnte. Deshalb gab es neben den Eisenhütten auch Stahlhütten, die den begehrten Müsener Stahl herstellten. Diese Hütten gab es in und um Müsen (in Klammern das Jahr der Ersterwähnung):

  • „Aher Hütte“ (Ferndorf), (1319)
  • „Allenbacher Hütte“ (Allenbach), Stahlhütte (1417–1821), die Hütte wurde 1781 bei einem Brand zerstört und wieder aufgebaut.
  • „Breitenbacher Hütte“ (Breitenbachtal), Eisenhütte (1566)
  • „Burgholdinghauser Stahlhütte“ (Burgholdinghausen), Stahlhütte (1589)
  • „Dahlbrucher Stahlhütte“ (Dahlbruch), Stahlhütte (1471)
  • „Ernsdorfer Kupferhütte“, Metallhütte (1525)
  • „Ferndorfer Kupferhütte“ (Ferndorf / Zitzenbach), Metallhütte (1502)
  • „Hermannshütte in der Winterbach“, Eisenhütte (1463)
  • „Hütte zu Müsen“ (evtl. „Untere Stahlhütte“), Stahlhütte (1463)
  • „Kupferhütte zu Müsen“, Metallhütte (1707)
  • „Loher Metallhütte“ (Kredenbach), Metallhütte (1489)
  • „Loher Stahlhütte“ (Kredenbach), Stahlhütte (1489)
  • „Metallhütte zu Littfeld“ (Littfeld), Metallhütte (1760), Blei- und Aluminiumverarbeitung
  • „Obere Müsener Hütte“, Stahlhütte (1492)
  • „Rothenbacher Hütte“ (Müsen), Metallhütte (1721–1904), sie lieferte Silber an die preußische Staatsmünze.

Im 16. Jahrhundert gab es mindestens sieben Blashütten im Stadtgebiet und eine Hammerhütte in Hilchenbach, Allenbach, Dahlbruch und Müsen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Schmidt, Theodor Hundt, Georg Gerlach, Friedrich Roth: Beschreibung der Bergreviere Siegen I, Siegen II, Burbach & Müsen. A. Marcus, Bonn 1887.
  • Ute Bosbach, Achim Heinz, Wolfgang Stössel: Spurensuche im Eisenland. Unterwegs auf Erzstraßen und Bergmannspfaden. Amadeusmedien, Betzdorf 2006, ISBN 3-9808936-8-5.
  • Mathias Döring: Eisen und Silber – Wasser und Wald – Gruben, Hütten und Hammerwerke im Bergbaurevier Müsen. Die Wielandschmiede, Kreuztal 1999, ISBN 3-925498-62-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]