Bernd Zimmer

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Bernd Zimmer (* 6. November 1948 in Planegg bei München) ist ein deutscher Maler und ein Vertreter der Neuen Wilden. Er lebt und arbeitet in Polling, Piozzano und Warthe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1968 bis 1970 absolvierte Bernd Zimmer eine Lehre als Verlagsbuchhändler beim Carl Hanser Verlag in München. Von 1970 bis 1972 war er Assistent für grafische Gestaltung im Carl Hanser Verlag. 1973 siedelte er nach Berlin über und begann seine Tätigkeit als Buchgestalter im Verlag Klaus Wagenbach. Er studierte Philosophie und Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. 1975/1976 hielt er sich fünf Monate lang in Mexiko und im Süden der Vereinigten Staaten auf. Er begann seine künstlerische Arbeit.

Mit Rainer Fetting, Helmut Middendorf, Salomé und anderen gründete Zimmer 1977 die Künstlerselbsthilfegalerie Galerie am Moritzplatz, die bis 1981 bestand. 1980 wurden Arbeiten dieser sogenannten Jungen Wilden im Berliner Haus am Waldsee unter dem Titel Heftige Malerei erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. 1981 war Bernd Zimmer in der Ausstellung Rundschau Deutschland vertreten.

Ein Stipendium der Villa Massimo führte ihn 1982 nach Rom, wo er fast zwei Jahre lang lebte und arbeitete. 1984 übersiedelte er nach Polling und bezog im Klostergut Polling Wohnung und Atelier. 1991 richtete er sich in Monteventano in der Emilia-Romagna ein weiteres Atelier ein. 1993 erschien erstmals im Eigenverlag das Künstlermagazin PlantSÜDEN, das er zusammen mit Roland Hagenberg, Tokio, herausgibt. Seit 1993 bereiste Zimmer mehrfach die Sahara. In den unter diesem Eindruck stehenden Wüstenbildern trieb Zimmer die formale Reduktion häufig bis an die Grenze abstrakter Farbfeldmalerei. 1994 verlegte er sein Atelier in das oberbayrische Oberhausen. Im Sommer 1996 entstanden während eines Aufenthalts in Salerno, Kampanien, die ersten Skulpturen.

Sein Interesse an Astronomie und Physik führten Bernd Zimmer 1998 zu seinen Cosmos-Bildern, die bis 2006 parallel zu anderen Bildzyklen entstanden und die in einem Bildband Cosmos: Bilder 1998-2006 zusammengefasst wurden. Die erste Übersicht seiner Holzschnitte werden 2001 in Museum Morsbroich, Leverkusen, gezeigt. Die Kunsthalle Mannheim zeigte 2006 die erste umfassende Ausstellung der Cosmos-Bilder. 2007 bezog Bernd Zimmer im brandenburgischen Warthe ein weiteres Atelier. Angeregt durch die Beobachtung der dortigen Seen entstanden die Reflexions-Bilder.

2010 unternahm Zimmer eine Reise nach China, 2011 besuchte er Vietnam und Kambodscha. Nach eigenen Angaben fühlte er sich durch die üppigen Vegetation Asiens und die Beschäftigung mit chinesischer Malerei und Philosophie zu der Bildserie der Kristallwelten angeregt. Das Zentrum für Gegenwartskunst, Augsburg, zeigte die Kristallwelten und Reflexions-Bilder 2012 erstmals im Zusammenhang. Im Dezember 2012 wurde die Bernd Zimmer Kunststiftung als Stiftung des bürgerlichen Rechts anerkannt. Ziel der Stiftung ist es, den Erhalt des künstlerischen Werkes von Bernd Zimmer zu gewährleisten sowie dessen wissenschaftliche Erforschung und regelmäßige öffentliche Präsentation zu unterstützen.

Eine Arbeitsreise nach Davos nutzte er zur Beschäftigung mit Ernst-Ludwig Kirchners „Naturheld“ Tinzenhorn, was sich in den Kirchner-reloaded Bildern widerspiegelt. Zimmers Tinzenhorn-Zyklus wurde 2015 in der Ausstellung Gipfeltreffen, die unter der Schirmherrschaft von Reinhold Messner stand, im Buchheim Museum, Bernried, zusammen mit Kirchners Davos-Bilder ausgestellt. Die Einzelausstellung Alles fließt im Museum Angerlehner zeigte eine Auswahl der Werkgruppen „COSMOS“ und „Schwimmendes Licht“. Anfang 2016 reiste Bernd Zimmer zum zweiten Mal nach Indien. Von den Hindu-Tempeln inspiriert, griff er die Idee einer Künstler-Säulenhalle erneut auf.

Seit 2016 arbeitete er an der Umsetzung der STOA169. 2017 unternahm Bernd Zimmer weitere Reisen nach Südindiens Tamil Nadu, Karnataka, um dortige Hindu-Tempel zu besuchen. Anlässlich seines Geburtstags würdigten die Städtische Galerie im Leeren Beutel, Regensburg, und das Museum Neue Galerie in Kassel die Arbeit Bernd Zimmers 2018 mit der umfassenden Ausstellung Kristallwelt.

Im September 2020 wurde die Säulenhalle STOA169 eröffnet.[1][2] Das Weltkunstwerk mit 121 Säulen im bayerischen Pfaffenwinkel wird in der Gemeinde kontrovers diskutiert.[3]

Stipendien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Ich übertrage Gesehenes, besser Erlebtes, in Abstraktion und Fiktion. Dahinter steckt der Wunsch, das erlebnisorientierte Bild von der Gegenständlichkeit zu befreien, aus dem Zusammenhang der Zentralperspektive auszusteigen und einzusteigen in reine Farbmalerei.“

Anuschka Koos im Gespräch mit Bernd Zimmer[4]

Einige Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen, so z. B. Altana Kulturstiftung, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Berlinische Galerie, Busch-Reisinger Museum, Groninger Museum, Gustav-Lübcke-Museum, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Kunsthalle Bremen, Kunsthalle Emden, Kunsthalle Mannheim, Ludwig Forum für Internationale Kunst, Museum Folkwang, Museum Morsbroich, Museum Wiesbaden, Städel Museum, Städtische Galerie im Lenbachhaus, Spendhaus, Zentrum für Kunst und Medientechnologie und Neue Galerie.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernd Zimmer (Ill.), Bernhart Schwenk, Hubert Beck, Anuschka Koos, Tom Ising (Hrsg.): Bernd Zimmer. COSMOS. Bilder 1998-2006.Richter, Düsseldorf 2006, ISBN 978-3-937572-65-9.
  • Georg Reinhardt (Hrsg.): Bernd Zimmer. HOLZSCHNITT. Werkverzeichnis 1985-2000. Wienand-Verlag, Köln 2001, ISBN 3-87909-756-9.
  • Hannelore Paflik-Huber (Hrsg.): Bernd Zimmer. Maler. Ursprung Farbe Reise. Wienand-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-87909-791-7.
  • Walter Grasskamp: Gespräche mit Bernd Zimmer. Prestel-Verlag, München 2008, ISBN 978-3-7913-4130-9.
  • Anuschka Koos (Hrsg.): Bernd Zimmer. Bilder auf Leinwand. Werkverzeichnis 1976-2010. Hirmer-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-7774-3511-4.
  • Anuschka Koos (Hrsg.): Bernd Zimmer. HOLZSCHNITT. Werkverzeichnis 2001-2012. Wienand-Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-86832-144-9
  • Daniel J. Schreiber (Hrsg.): Gipfeltreffen. Ernst Ludwig Kirchner und Bernd Zimmer., Buchheim Verlag, Bernried 2015, ISBN 978-3-7659-1087-6.
  • Johannes Holzmann (Hrsg.), Bernd Zimmer (Ill.): Bernd Zimmer. Alles fließt. Malerei. Hirmer Verlag, München 2015, ISBN 978-3-7774-2512-2.
  • Museen der Stadt Regensburg, Städtische Galerie im Leeren Beutel, Reiner Meyer u. a. (Hrsg.): Bernd Zimmer. Kristallwelt. Mit Beiträgen von Walter Grasskamp, Bernd Küster, Nina Schleif und Gesa Wieczorek, Wienand Verlag, Köln 2018, ISBN 978-3-86832-450-1
  • Hilke Thode-Arora, Museum Fünf Kontinente (Hrsg.): TIKIMANIA. Bernd Zimmer, Die Marquesas-Inseln und der Europäische Traum von der Südsee. arnoldsche Art Publisher, Stuttgart 2020
  • Bernd Zimmer: Tapu. Mein Besuch bei Paul Gauguin auf den Inseln der Tikis. In: Hilke Thode-Arora, Museum Fünf Kontinente (Hrsg.): TIKIMANIA. Bernd Zimmer, Die Marquesas-Inseln und der Europäische Traum von der Südsee. arnoldsche Art Publisher, Stuttgart 2020. S. 14–21.
  • STOA169 Stiftung (Hrsg.): STOA169. Die Künstlersäulenhalle. Hirmer Verlag, München 2022

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Säulenhalle Stoa169 eröffnet in Polling Bericht der Deutschen Welle, 15. September 2020
  2. Andreas Ammer: Der Säulenheilige von Polling, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. September 2020, Seite R1
  3. Süddeutsche Zeitung, 2./3. Januar 2021, Seite 3.
  4. zit. nach: Supralunar... Anuschka Koos im Gespräch mit Bernd Zimmer, Ausst.-Kat. Mannheim 2006, S. 99
  5. Frankfurter Kunstverein: Beuys in Frankfurt. In: Frankfurter Rundschau. und Amboß für Frau Maos Messer. In: Frankfurter Stadtanzeiger. Vom 4. Und 6. November 1976 (PDF-Datei).