Bezirk Krosno

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Lage des Bezirks Krosno im Kronland Galizien und Lodomerien

Der Bezirk Krosno war ein politischer Bezirk im Kronland Galizien und Lodomerien. Sein Gebiet umfasste Teile Westgaliziens im heutigen Polen (Powiat Krosno), Sitz der Bezirkshauptmannschaft war die Stadt Krosno. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Österreich den gesamten Bezirk an Polen abtreten, hier sind große Teile heute im Powiat Krośnieński zu finden.

Er grenzte im Norden an den Bezirk Strzyżów, im Nordosten an den Bezirk Brzozów, im Südosten an den Bezirk Sanok, im Süden an das Königreich Ungarn sowie im Westen an den Bezirk Jasło.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Vorläufer des späteren Bezirks (Verwaltungs- und Justizbehörde zugleich) wurde zum Ende des Jahres 1850 geschaffen[1], die Bezirkshauptmannschaft Krosno war dem Regierungsgebiet Krakau unterstellt und umfasste folgende Gerichtsbezirke:

  • Gerichtsbezirk Krosno
  • Gerichtsbezirk Brzozow
  • Gerichtsbezirk Domaradz

Nach der Kundmachung im Jahre 1854[2] kam es am 29. September 1855 zur Einrichtung des Bezirksamtes Krosno (weiterhin für Verwaltung und Gerichtsbarkeit zuständig) innerhalb des Kreises Jasło[3].

Nachdem die Kreisämter Ende Oktober 1865 abgeschafft wurden und deren Kompetenzen auf die Bezirksämter übergingen,[4] schuf man nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich 1867 auch die Einteilung des Landes in zwei Verwaltungsgebiete ab. Zudem kam es im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[5] zur Schaffung von getrennten Verwaltungs- und Justizbehörden. Während die gerichtliche Einteilung weitgehend unberührt blieb,[6] fasste man Gemeinden mehrerer Gerichtsbezirke zu Verwaltungsbezirken zusammen.

Der neue politische Bezirk Krosno wurde aus folgenden Bezirken gebildet:[7]

Der Bezirk Krosno bestand bei der Volkszählung 1910 aus 90 Gemeinden sowie 72 Gutsgebieten[8] und umfasste eine Fläche von 719 km². Hatte die Bevölkerung 1900 noch 81.625 Menschen umfasst, so lebten hier 1910 82.115 Menschen[9]. Auf dem Gebiet lebten dabei mehrheitlich Menschen mit polnischer Umgangssprache (84 %) und römisch-katholischem Glauben, Juden machten rund 8 % der Bevölkerung aus.[10] Ein typisches Schtetl war Dukla.

Die Bevölkerung:[11]

Jahr Ein-
wohner
Polnisch-
sprachige
Ruthenisch-
sprachige
Deutsch-
sprachige
Römisch-katholisch Griechisch-katholisch Juden
1869 62248
1880 70702 82 % 16 % 1,5 % 76 % 17 % 6 %
1890 76832 87 % 12 % 0,09 % 76 % 16 % 6,3 %
1900 81625 83 %[12] 16,5 %[12] 0,04 %[12] 76,4 %[12] 16,5 %[12] 7,1 %[12]
1910 83115 84 % 15 % 77 % 15 % 7,5 %

In der Zeit der galizischen Autonomie entwickelte sich die Industrialisierung langsam und gleichzeitig zunehmend litt die zu dieser Zeit weit verbreitete im Bezirk handgearbeitete Weberei, speziell nach der Eröffnung der Galizischen Transversalbahnlinie. Fast alle Leichtindustrie ging danach Pleite, weil es mit Wiener und tschechischen Fabriken nicht konkurrieren konnte. Dagegen entwickelte sich die Gewinnung des Erdöls, zunächst im ältesten polnischen Zentrum der Ölindustrie in Bóbrka (siehe Museum der Öl- und Gasindustrie Bóbrka). Das erste große Ölfieber begann jedoch im Jahr 1888 nach der Erschließung der Ölfelder in Wietrzno und Równe, später auch in Potok (1891) und erreichte seinen Höhepunkt im frühen 20. Jahrhundert. Das Ölrevier erstreckte sich damals zu den Bezirken Jasło und Gorlice. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es 59 Industriebetriebe, die 1386 Arbeiter anstellten, obwohl das Revier schon kleiner als das jüngere Ölrevier um Boryslaw war.[13]

Ortschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gebiet des Bezirks bestand 1900 Bezirksgerichte in Dukla und Krosno, diesen waren folgende Orte zugeordnet[14]:

Gerichtsbezirk Dukla (32 Ortsgemeinden):

Gerichtsbezirk Krosno (52 Ortsgemeinden):

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reichsgesetzblatt vom 8. October 1850, Nr. 383, Seite 1741
  2. Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
  3. Reichsgesetzblatt vom 4. Juli 1855, Nr. 118, Seite 521
  4. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Österreich 1865, XXVI. Stück, Nr. 92: „Verordnung des Staatsministeriums vom 23. September 1865, über die Aufhebung der Kreisbehörden in Galizien“
  5. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
  6. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1867, XVII. Stück, Nr. 37: „Verordnung des Justizministeriums vom 15. Februar 1867, über die Aufstellung von reinen Bezirksgerichten in Ostgalizien“
  7. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1867, IX. Stück, Nr. 17: „Verordnung des Staatsministeriums vom 23. Jänner 1867“
  8. Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle I.
  9. Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle II.
  10. Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle III.
  11. I. Homola-Skąpska, 2007, S. 367.
  12. a b c d e f Ludwig Patryn (Hrsg.): Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900, XII. Galizien. Wien 1907 (online).
  13. I. Homola-Skąpska, 2007, S. 372.
  14. Ludwig Patryn (Hrsg.): Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900, XII. Galizien. Wien 1907 (online).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]