Blaubeuren (Meteorit)

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Koordinaten: 48° 24′ 6,4″ N, 9° 46′ 1,4″ O
Blaubeuren
Allgemeines
Offizieller Name
nach MBD
Blaubeuren
Authentizität sicher
Lokalität
Land Deutschland
Bundesland Baden-Württemberg
Regierungsbezirk Tübingen
Landkreis Alb-Donau-Kreis
Stadt Blaubeuren
in Tiefe von ca. 60 cm (gewachsener Boden)
Fall und Bergung
Datum (Fall) vor etwa 9.200 Jahren
beobachtet nein
Datum (Fund) 1989 (Teil 1), 2020 (Teil 2)
Sammlung URMU, Blaubeuren, Volkssternwarte Laupheim
Beschreibung
Typ Chondrit
Klasse gewöhnlich
Gruppe H4-5
Masse (total) 30,67 kg (30,26 kg + 0,41 kg)
Dichte 3,34 g/cm³
Herkunft Asteroidengürtel
Referenzen
Blaubeuren (Baden-Württemberg)
Blaubeuren (Baden-Württemberg)
Blaubeuren
Fundort in Baden-Württemberg

i1

Blaubeuren ist der größte in Deutschland gefundene Steinmeteorit, und der erste nachgewiesene Meteorit in Baden-Württemberg, seitdem Meteoritenfunde und -fälle systematisch aufgezeichnet werden. Es handelt sich um einen 30,26 kg schweren Chondrit des Typs H4-5 und vom selben Ort ein 0,41 kg schweres Bruchstück. Der Meteorit wurde bereits 1989 bei Arbeiten in einem Garten in Blaubeuren gefunden, doch erst 2020 als Meteorit erkannt.[1] Verschiedene Untersuchungen des Objektes (unter anderem durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt) ergaben, dass sich die darin enthaltenen Einschlüsse bereits vor 4,56 Milliarden Jahren, also bei der Entstehung des Sonnensystems, gebildet haben müssen.[2] Der Meteorit ist der größte Chondrit, der in Deutschland gefunden wurde. In seiner Klassifikation H4-5 ist er der schwerste weltweit.[3]

An der Universität Arizona in Tucson, USA und am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf wurde durch die Analyse vorhandener langlebiger Radionuklide das terrestrische Alter ermittelt. Demnach schlug Blaubeuren vor etwa 9.200 Jahren während der Mittelsteinzeit auf der Schwäbischen Alb ein.[4]

Vor dem Eindringen in die Erdatmosphäre mit einer Anfluggeschwindigkeit von etwa 20 km/s dürfte er als Meteoroid ungefähr eine Tonne gewogen haben.

Der Meteorit wurde im Urgeschichtlichen Museum (URMU) in Blaubeuren und im Foyer der Volkssternwarte Laupheim e.V. (Sternwarte und Planetarium) ausgestellt.[5]

Entdeckung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1989 hob der Finder Hansjörg Bayer einen Graben zur Verlegung eines Leerrohres aus. In ca. 60 Zentimeter Tiefe stieß er auf einen harten Stein. Da dieser unnatürlich schwer und magnetisch war, wurde er zur Seite gelegt. In den folgenden 26 Jahren lag der Stein als Gestaltungselement im Garten. 2015 wollte Bayer kurzerhand den Stein in einem Bauschuttcontainer entsorgen, holte ihn aber schließlich in sein Haus. Fünf Jahre später (2020) kontaktierte der Finder dann das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, welches ihn an den Meteoritenexperten des DLR vermittelte. Dieser stellte fest, dass es sich um einen Meteoriten handelt.[6][7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dieter Heinlein: Welt der Wissenschaft: Meteoriten: Der Meteorit Blaubeuren. In: Spektrum.de (Hrsg.): Sterne und Weltraum. November 2020, S. 42–47 (spektrum.de [abgerufen am 8. Mai 2021] Login erforderlich).
  • Bischoff, Addi et al.: Blaubeuren, Cloppenburg, and Machtenstein—Three recently recognized H-group chondrite finds in Germany with distinct terrestrial ages and weathering effects. In: Meteoritics & Planetary Science. Band 57, Nr. 1, 17. Januar 2022, S. 136–153, doi:10.1111/maps.13779.
  • Ulrich Köhler: Ausserirdisches Schwergewicht. In: DLRmagazin, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Nr. 166, 1. Dezember 2020, S. 48–49 (dlr.de [PDF; 10,0 MB; abgerufen am 19. Februar 2022])., sowie Größter deutscher Steinmeteorit in Blaubeuren gefunden. Online-Artikel vom 15. Juli 2020.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Blaubeuren (Meteorit) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Größter deutscher Steinmeteorit in Blaubeuren gefunden. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, 15. Juli 2020, abgerufen am 15. Juli 2020.
  2. Sensation aus dem All – neben der Garage. In: tagesschau.de. Abgerufen am 17. Juli 2020.
  3. Search the Database. In: Meteoritical Bulletin Database. The Meteoritical Society, abgerufen am 3. Mai 2021 (englisch).
  4. Neues über „Blaubeuren“. (PDF; 514 KB) Urgeschichtliches Museum Blaubeuren, 21. Oktober 2020, abgerufen am 3. Mai 2021.
  5. Meteorit „Blaubeuren“ wird ausgestellt - Spender erhalten exklusive Prise Staub, Südwest Presse vom Dienstag, 28. März 2023, Ausgabe für Ulm, den Alb-Donau-Kreis und den Kreis Neu-Ulm, S. 25.
  6. Addi Bischoff, Jakob Storz, Jean‐Alix Barrat, Dieter Heinlein, A. J. Timothy Jull, Silke Merchel, Andreas Pack, Georg Rugel: Blaubeuren, Cloppenburg, and Machtenstein—Three recently recognized H‐group chondrite finds in Germany with distinct terrestrial ages and weathering effects. In: Meteoritics & Planetary Science. Band 57, Nr. 1, Januar 2022, ISSN 1086-9379, S. 136–153, doi:10.1111/maps.13779 (wiley.com [abgerufen am 28. Oktober 2023]).
  7. DLR – Größter deutscher Steinmeteorit in Blaubeuren gefunden. Abgerufen am 28. Oktober 2023.