Blauenthal

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Blauenthal
Koordinaten: 50° 31′ N, 12° 38′ OKoordinaten: 50° 30′ 51″ N, 12° 37′ 32″ O
Höhe: 470 m ü. NN
Einwohner: 60 (9. Mai 2011)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1994
Postleitzahl: 08309
Vorwahl: 037752
Blauenthal (Sachsen)
Blauenthal (Sachsen)

Lage von Blauenthal in Sachsen

Blauenthal ist ein Ortsteil der Stadt Eibenstock im Erzgebirgskreis, der sich im 16. Jahrhundert aus einem Eisenhammer entwickelt hat.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberer Abschnitt des Blauenthaler Wasserfalls (April 2011)

Blauenthal liegt im Tal der Zwickauer Mulde östlich der Talsperre Eibenstock unweit der Mündung der Großen Bockau in die Zwickauer Mulde in einer Höhenlage von 470 m ü. NN. Blauenthal liegt nach der Naturraumkarte von Sachsen in der Mesogeochore „Eibenstocker Bergrücken“ und gehört zur Mikrogeochore „Blauenthaler Mulde-Tal“.[2]
Wahrzeichen des Ortes ist der Blauenthaler Wasserfall. Ein Fels in der Nähe trägt die Bezeichnung Teufelsfels. In einer Sage wird über einen Arbeiter berichtet, dort habe er die „gelbe Blume“ gefunden.[3]

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neidhardtsthal Burkhardtsgrün Bockau
Wolfsgrün Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Eibenstock Wildenthal Sosa

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blauenthal erhielt seinen Namen nach dem Gründer des dortigen Hammerwerkes, Andreas Blau. Der Ort wurde schon in einer der ältesten Karte der Länder des Kurfürsten August, die Hiob Magdeburg im Jahr 1566 zeichnete, als Plauenthal bezeichnet.[4]

Ortsentstehung durch Gewerbeansiedlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lithographie (1841)
Blauenthal (um 1910)
Hammerherrenhaus Blauenthal (April 2010)
Kirche Blauenthal (2011)

Von mittelalterlichen Siedlungsspuren in unmittelbarer Nähe zeugt ein Ringwall ca. 750 m südlich des Orts. Blauenthal wurde in Abgrenzung zu Wolfsgrün (Oberblauenthal) früher auch Unterblauenthal genannt. Der Ort ist aus einem Hammerwerk hervorgegangen, das 1536 von Andreas Blau angelegt wurde.[5] In Blauenthal errichtete er den ersten sächsischen Blechhammer und wurde somit zum Begründer der Weißblecherzeugung im Erzgebirge. Zu dem Werk gehörten ein Hochofen, Preß- und Schleifwerk, zwei Frisch- und Stabfeuer, zwei Blechfeuer und eine Zinnhütte.[6] Zu den Besitzern in den folgenden Jahrzehnten gehörten Jeremias Siegel, Heinrich Siegel (bis 1669), dessen acht Kinder (bis 1671), Andreas Siegel (bis 1674) und Friedrich Siegel (bis 1707), der laut Schlussstein mit den Initialen „FS 1677“ das Herrenhaus erneuern ließ. Unter diesem sind 1681 drei Blechfeuer nebst Hohofen auf diesem Hammerwerk erwähnt. Nach Versteigerung 1730 kam Blauenthal in den Besitz von Johann Heinrich Hennig auf Carlsfeld, nachdem es zuvor Friedrich Siegel besaß, der sich durch die Hochwasserschäden zu Johanni 1721 verschuldet hatte. Im Jahr 1832 wird Ludwig Reichel als Besitzer erwähnt, der hier Eisengießerei betrieb.[7]

In dem im Jahr 1841 erschienenen Saxonia. Museum für Sächsische Vaterlandskunde heißt es über Blauenthal:

„ein bedeutendes Hammerwerk, schon um 1500 gegründet und nach einer aus Nürnberg stammenden Familie Blau benannt, jetzt dem Herrn C. L. Reichel zugehörig, hat ein bethürmtes Schloß, 1 Hohofen, 4 Frisch-, Stab- und Blechfeuer, 1 Zinnhütte, 1 Schleif- und 4 Pochwerke, bedeutende Holzung und Viehzucht, 1 Schäferei, gute Brauerei und Brennerei, 1 Mahl- und 1 Schleifmühle, 1 Ziegelei, 1 Gasthaus etc. […] Es zählt über 20 Häuser mit mehr als 300 Einwohnern, welche nach Eibenstock eingepfarrt sind. Es hat aber seine eigene Schule, zu welcher sich auch Wolfsgrün hält, und einen Saal zu einigen kirchlichen Handlungen.“[8]

Von Carl Reichel, Sohn des Ludwig Reichel, wurde das Hüttenwerk 1882 in eine Holzstofffabrik umgerüstet, die in der Folge in den 1890er Jahren von der Fa. Gustav Toelle in Niederschlema und Auerhammer übernommen wurde.[9]

Im Ort befinden sich u. a. das leerstehende Herrenhaus des ehemaligen Hammerwerks, das Parkhotel Forelle und der Blauenthaler Wasserfall, der ursprünglich als Überlauf des Werkgrabens der Holzstofffabrik angelegt worden war. Neben dem Wasserfall befindet sich im Turmalingranit die 10,6 m lange Blauenthalhöhle, im Sächsischen Höhlenkataster der Höhlenforschergruppe Dresden unter Nr. EG-49 geführt.

1994 wurde Blauenthal mit den Ortsteilen Spitzleithe, Wolfsgrün und Neidhardtsthal nach Eibenstock eingemeindet.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine evangelisch-lutherische Kirchgemeinde gibt es in Blauenthal seit 1910. Viele Jahre kamen die Gemeindemitglieder in Wohnungen zusammen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnten in Eibenstock Teile einer Baracke gekauft werden, in der bis Kriegsende Rüstungsproduktion stattgefunden hatte. Aus diesen Teilen entstand die erste kleine Kirche. 1982 begann der Bau der jetzigen Kirche, die 1983 geweiht wurde.[10]

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Seit 2012 haben die Eibenstocker Ortsteile Blauenthal, Wolfsgrün und Neidhardtsthal ein gemeinsames Ortslogo. Die Elemente Wasser, Hammerwerke, Wasserkraft und Bergbau spiegeln die historischen und gegenwärtigen Begebenheiten der Orte wider.

Das Logo ist zweigeteilt. Der obere Teil ist in grün gehalten. Drei schwarze Hämmer auf der rechten Seite symbolisieren die Hammerherrenhäuser der drei Ortsteile. Das Wasserrad auf der linken Seite symbolisiert die Wasserkraft, welche z. B. an der Staumauer der Talsperre Eibenstock in Neidhardtsthal heute noch genutzt wird. Das untere blaue Feld ist wellenförmig vom oberen Feld abgetrennt. Dies steht symbolisch für die Zwickauer Mulde, welche durch alle drei Ortsteile fließt. In dem blauen Feld befinden sich Hammer und Schlegel in gekreuzter Form, symbolisch für den Bergbau in der Region.

Entwicklung der Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohnerzahl[11]
1551 2 besessene Mann,
7 Häusler
1791 7 Häusler
1834 328
1871 254
Jahr Einwohnerzahl
1890 177
1910 221
1925 241
1939 403
Jahr Einwohnerzahl
1946 438
1950 549
1964 433
1990 303

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blauenthal besitzt eine kleine Kirche mit einem freistehenden Glockenturm, in dem abwechselnd Gottesdienste der ev.-lutherischen Kirchgemeinde Eibenstock und der Landeskirchlichen Gemeinschaft Blauenthal stattfinden.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ortsteil gibt es ein kleines Gewerbegebiet, in dem vor allem erzgebirgisches Kunstgewerbe erzeugt wird: eine Schnitzstube und eine Kunstgusswerkstatt. Zu DDR-Zeiten waren Baufirmen im Ort vertreten, von deren Lagergebäuden noch einige genutzt werden. Auch eine überregional aktive Spedition hat ihren Sitz in Blauenthal. An der Straße in Richtung Aue wird seit Jahrzehnten in einem Steinbruch Granit gewonnen.

Im Sommer 2013 bezog die Bockauer Firma Zeeh, Heiztechnik und Behälterbau,[12] im neuen Industriegebiet des Bahnhofsbereichs eine 120 mal 20 Meter große Fertigungshalle sowie das ausgebaute ehemalige Bahnhofsgebäude.

Zwei Gastwirtschaften bieten Wanderern oder anderen Touristen Essen und Unterkunft, das Parkrestaurant und Hotel Forelle, zu DDR-Zeiten ein FDGB-Ferienheim, und das Hotel Zimmersacher, zu DDR-Zeiten genutzt als Ferienheim des volkseigenen Betriebes Karosseriewerke Dresden. Die Eibenstocker Verwaltung ließ Wege sanieren und Straßen befestigen. Die Einwohner konnten in den Jahren ab 1990 schrittweise ihre Wohnhäuser sanieren.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parkrestaurant Forelle (2011)

Bis zum Bau der Talsperre Eibenstock hatte Blauenthal Eisenbahnanschluss an die Bahnstrecke Chemnitz–Aue–Adorf. Die letzte Fahrt auf dem Streckenabschnitt nach Adorf fand im Oktober 1975 statt, nach Aue fuhren noch bis 1995 Züge.

Die Trasse der stillgelegten Eisenbahn von Aue über Blauenthal nach Wolfsgrün ist asphaltiert und wird seit 2013 als Teil des Muldentalradwanderweges genutzt. Am ehemaligen Bahnhof in Blauenthal entsteht seit 2013 ein Radweg-Kreuzungspunkt. Von hier zweigt die von Aue kommende Karlsroute ab, welche durch das Tal der Großen Bockau über den Erzgebirgskamm weiter ins tschechische Karlsbad führt. Der Muldentalradweg soll bis Schönheiderhammer fortgeführt werden. Von dort plant die Gemeinde Schönheide die Fortsetzung bis Wilzschhaus, die Planung bis Muldenhammer ist ebenfalls in Arbeit.[13]

Durch die Ortslage führt die Bundesstraße 283 von Adorf nach Aue.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Unter-Blauenthal. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 12. Band. Schumann, Zwickau 1825, S. 123–126.
  • Albert Schiffner: Der Führer im Muldenthale, von des Voigtlands Höhen bis zur Vereinigung beider Mulden. In 16 Lieferungen, enthaltend 37 Ansichten, nach der Natur aufgenommen von Gustav Täubert, lithographiert von J. Riedel, Verlag von Gustav Täubert, Dresden (o. J., 1848) (Digitalisat in der Universitätsbibliothek Leipzig)
  • Siegfried Sieber: Geschichte von Blauenthal. In: Glückauf, Kultur- und Heimatblätter der Kreise Aue und Schneeberg 4 (1957)5, S. 89–92
  • Carl Schiffner: Alte Hütten und Hämmer in Sachsen, bearbeitet von Werner Gräbner, in Reihe: Freiberger Forschungshefte – Kultur und Technik – D 14, Akademie-Verlag, Berlin 1959, S. 104–106
  • Blauenthal. In: Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967. S. 118–122.
  • Jörg Siegel: Die Nutzung der Wasserkraft in Blauenthal und Zimmersacher. In: Stadt Eibenstock (Hrsg.): Am Auersberg – Schriften zur Geschichte. Band 9. Eibenstock 2018, ISBN 978-3-00-061531-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Blauenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kleinräumiges Gemeindeblatt (Zensus 2011) für Eibenstock, Stadt (Memento vom 1. August 2017 im Internet Archive), Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, September 2014 (PDF; 0,23 MB)
  2. Naturraumkartendienst des Landschaftsforschungszentrum e.V. Dresden (Hinweise)
  3. Die Erzählung vom Himmelschlüsselchen in Unterblauenthal, abgerufen am 2. Mai 2011
  4. Link zur Karte in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  5. Otfried Wagenbreth und Eberhard Wächtler: Technische Denkmale in der Deutschen Demokratischen Republik, 4. Aufl. 1989, unveränderter Nachdruck 2015, Springer Verlag Berlin Heidelberg 2015, S. 94 Digitalisat, abgerufen am 31. Juli 2015.
  6. Carl Schiffner: Alte Hütten und Hämmer in Sachsen, bearbeitet von Werner Gräbner, in Reihe: Freiberger Forschungshefte - Kultur und Technik - D 14, Akademie-Verlag, Berlin 1959, S. 105ff.
  7. Werner Marggraf: Erzgebirgische Hammerherrenhäuser. Sonderheft Erzgebirgische Heimatblätter, 1994, S. 51ff.
  8. Ohne Verf.: Saxonia. Museum für Sächsische Vaterlandskunde. Fünfter Band in 24 Lieferungen, mit 72 lithographierten Beilagen, bei Eduard Pietzsch und Comp., gedruckt bei B. G. Teubners Officin in Dresden, 1841, Seite 108 Digitalisat, abgerufen am 22. Oktober 2014.
  9. Gerhard Ebisch: Alte Produktionsstätten der Holzschliff-, Pappen- und Papierindustrie in den Tälern der Zwickauer Mulde, des Schwarzwassers und der Mittweida und ihren Nebenflüssen. Schwarzenberg 2001, S. 49ff.
  10. Evangelisch-lutherische Kirchgemeinde Eibenstock-Carlsfeld (Hrsg.): Kirchennachrichten, September 2018, S. 6
  11. vgl. Blauenthal im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  12. [1], Internetseite, abgerufen am 28. August 2013
  13. Schönheider Wochenblatt Nr. 10/2015 vom 6. März 2015, S. 1