Bliszczyce

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Bleischwitz)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bliszczyce
Bleischwitz
?
Bliszczyce Bleischwitz (Polen)
Bliszczyce
Bleischwitz (Polen)
Bliszczyce
Bleischwitz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Powiat: Głubczyce
Gmina: Branice
Geographische Lage: 50° 5′ N, 17° 45′ OKoordinaten: 50° 4′ 49″ N, 17° 45′ 27″ O
Höhe: 300–380 m n.p.m.
Einwohner: 556 (13. Juli 2014[1])
Postleitzahl: 48-140
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OGL
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Katowice



Bliszczyce (deutsch Bleischwitz, tschechisch Blížčice) ist eine Ortschaft in Oberschlesien. Der Ort liegt in der Gmina Branice im Powiat Głubczycki in der Woiwodschaft Oppeln in Polen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Oppa bei Bliszczyce

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bliszczyce liegt fünf Kilometer nordwestlich vom Gemeindesitz Branice, 15 Kilometer südwestlich von der Kreisstadt Głubczyce (Leobschütz) und 67 Kilometer südlich von der Woiwodschaftshauptstadt Opole (Oppeln). Der Ort liegt in der Nizina Śląska (Schlesische Tiefebene) innerhalb der Płaskowyż Głubczycki (Leobschützer Lößhügelland). Bliszczyce liegt an der tschechisch-polnischen Grenze, die von der Oppa gebildet wird.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarorte sind Lewice (Löwitz) im Nordosten, Michałkowice (Michelsdorf) im Osten und Branice (Branitz) im Südosten. Jenseits der Grenze zu Tschechien liegt im Nordwesten die Stadt Krnov (Jägerndorf).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Katharinakirche

Bleischwitz wurde 1248 erstmals als Blizschitz urkundlich erwähnt. Damals gehörte es zur Markgrafschaft Mähren. 1278 wurde der Or als Blesic erwähnt. 1279 schenkte die böhmische Königin Kunigunde von Halitsch den Ort der Stadt Jägerndorf. 1318 gelangte Bleischwitz zusammen mit Jägerndorf an das přemyslidischen Herzogtum Troppau, das ein Lehen der Krone Böhmen war. Nach der Teilung des Herzogtums Troppau 1377 gelangte Bleischwitz an das damals neue gegründete Herzogtum Jägerndorf[2], dessen Regent Herzog Johann I. war.[3] 1430 wurde erstmals eine Kirche im Ort erwähnt.[4] 1479 erfolgte eine Erwähnung des Dorfes als Bliznice sowie 1484 als Blizincze. Der Ortsname leitet sich wahrscheinlich vom slavischen Namen Bliża oder Bliżek ab.[5]

Für das Jahr 1665 ist in Bleischwitz eine Schule belegt, die 1850 ein neues Schulgebäude erhielt. 1672 wurde die heutige steinerne Kirche erbaut, sie ersetzte einen hölzernen Vorgängerbau. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Bleischwitz wie der größte Teil Schlesiens 1742 an Preußen. Kirchlich gehörte es weiterhin zum Bistum Olmütz, wobei der an Preußen gefallene Teil des Bistums vom 1742 gegründeten Kommissariat Katscher verwaltet wurde.

Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Bleischwitz ab 1816 zum Landkreis Leobschütz im Regierungsbezirk Oppeln. Für 1818 sind in Bleischwitz 27 Bauern, 26 Gärtner und 59 Häusler sowie ein Freivorwerk und eine katholische Kirche mit Pfarrhaus belegt.[6] 1845 bestanden im Dorf eine katholische Pfarrkirche, eine katholische Schule, ein Nebenzollamt, eine Brennerei, zwei Wassermühlen sowie 174 Häuser. Im gleichen Jahr lebten in Bleischwitz 975 Menschen, davon 15 evangelisch.[7] 1865 hatte der Ort 32 Bauern- sowie 77 beackerte und 36 Leerhäuslerstellen, außerdem zwei Wassermühlen und eine Ölschlägerei. An der Schule wurden damals 182 Schüler von zwei Lehrern unterrichtet.[8] Seit 1874 gehörte die Landgemeinde Bleischwitz zum Amtsbezirk Branitz[9]. 1885 wurden 1229 Einwohner gezählt.

Im Ersten Weltkrieg fielen 67 Soldaten aus dem Ort. Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten 1041 Wahlberechtigte für einen Verbleib bei Deutschland und niemand für die Zugehörigkeit zu Polen.[10] Bleischwitz verblieb beim Deutschen Reich. 1933 lebten im Ort 1415 Einwohner. 1939 hatte der Ort 1351 Einwohner.[11] Bis 1945 befand sich der Ort im Landkreis Leobschütz. Im März 1945 erreichte die Rote Armee den Ort. Durch eine Gegenoffensive konnte jedoch die sowjetischen Soldaten gestoppt werden. Erst nach der endgültigen Kapitulation drangen sowjetische Soldaten in das Dorf ein. Im Zweiten Weltkrieg fielen 108 Soldaten aus Bleischwitz.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel der seit 1742 deutsche Ort 1945 unter polnische Verwaltung, wurde in „Bliszczyce“ umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. Die einheimische deutsche Bevölkerung wurde am 15. Juli 1946 vertrieben. 1950 gelangte Bliszczyce an die Woiwodschaft Oppeln, 1999 wurde es dem Powiat Głubczycki eingegliedert.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbild mit Wegkapelle
Historisches Fuhrwerk der Feuerwehr
  • Die römisch-katholische Katharinakirche (poln. Kościół św. Katarzyny Aleksandryjskiej) wurde erstmals 1430 erwähnt. Der steinerne Bau stammt aus dem 1672. 1906 wurde die Kirche saniert und ausgebaut.[4] 1943 mussten die Kirchenglocken als Metallspende abgegeben werden. Der Kirchenbau steht seit 1948 unter Denkmalschutz.[12]
  • Das Denkmal für die Gefallenen Soldaten des Dorfes im Ersten Weltkrieg steht auf dem Dorffriedhof.
  • Neogotische Wegekapelle mit Laterne und spitzen Turmhelm
  • Wegkapellen
  • Steinerne Wegekreuze
  • Historisches Fuhrwerk der Feuerwehr

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alfons Tracki (1896–1946), deutscher katholischer Geistlicher, wirkte in Albanien, Märtyrer

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Beier: Bleischwitz – Kreis Leobschütz OS. Band 1, 1982
  • Georg Beier: Bleischwitz – Kreis Leobschütz OS. Band 2, 1986
  • Georg Beier: Die Dörfer des Kreises Leobschütz 1914–1946. Oberschlesischer Heimatverlag Dülmen, 1990. ISBN 3-87595-277-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bliszczyce – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schulzenämter Gmina Branice (poln.)
  2. Siehe hierzu Landkarte in: Georg Beier: Die Dörfer des Kreises Leobschütz. Dülmen 1990, ISBN 3-87595-277-4, S. 13
  3. Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, Stammtafeln auf S. 600–601.
  4. a b Geschichte St. Katharina Kirche (poln.)
  5. Stanisław Drzażdżyński: Die Slavischen Ortsnamen des Kreises Leobschütz. Leobschütz, 1896. S. 8 Digitale Version des Werkes
  6. Geographisch-statistisches Handbuch über Schlesien und die Grafschaft Glatz. Band 2. Breslau und Jauer 1818
  7. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 41.
  8. Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865
  9. Amtsbezirk Branitz
  10. Ergebnisse der Volksabstimmung in Oberschlesien von 1921: Literatur, Tabelle in digitaler Form (Memento vom 24. Januar 2017 im Internet Archive)
  11. Michael Rademacher: Landkreis Leobschütz in Oberschlesien. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Denkmäler Woiwodschaft Opole S. 21 (poln.)