Bohumín
Bohumín | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | ![]() | |||
Region: | Moravskoslezský kraj | |||
Bezirk: | Karviná | |||
Fläche: | 3103 ha | |||
Geographische Lage: | 49° 54′ N, 18° 21′ O | |||
Höhe: | 198 m n.m. | |||
Einwohner: | 20.308 (1. Jan. 2021)[1] | |||
Postleitzahl: | 735 31, 735 81 | |||
Kfz-Kennzeichen: | T | |||
Verkehr | ||||
Bahnanschluss: | Ostrava–Petrovice und Bohumín–Český Těšín | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 7 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Petr Vícha (Stand: 2022) | |||
Adresse: | Masarykova 158 735 81 Bohumín 1 – Nový Bohumín | |||
Gemeindenummer: | 599051 | |||
Website: | www.mesto-bohumin.cz |
Bohumín (deutsch Oderberg, polnisch Bogumin; Okres Karviná in Tschechien. Sie gehört zum Moravskoslezský kraj und liegt in Schlesien an der Grenze zu Polen.
) ist eine Stadt imGeographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Ort befindet sich am rechten Ufer der Oder, welche hier mit der einmündenden Olsa die Grenze nach Polen (früher Preußisch-Schlesien) bildet.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Herrschaft Oderberg war bis 1622 ein feudales Territorium um die Burg Barutswerde, das die Stadt mit einschloss, danach eine Grundherrschaft im Habsburgerreich und ab 1848 immer noch ein Großgrundbesitz.
Oderberg wurde 1256 als Bogun erstmals erwähnt.
Am 6. Januar 1373 verlieh Herzog Johann I. von Troppau und Ratibor, der dem Troppauer Zweig der Přemysliden entstammte, die Herrschaft Bohunyn als Lehen an Pašek von Barutswerde.
1523 verlieh der böhmische König Ludwig II. die Herrschaft an Georg, den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Unter den Hohenzollern hießen Stadt und Herrschaft schon Oderberg. Der seit 1557 herrschende Georg Friedrich starb 1603 kinderlos und die Herrschaft fiel an den Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg. 1622 wurde das Lehen von Kaiser Rudolf II. eingezogen und kam unter österreichischer Hoheit als Grundherrschaft in den Besitz des Wiener Bankiers Lazarus I. Henckel von Donnersmarck. Dieser wurde 1636 in den Reichsfreiherren- und 1661 in den böhmischen Grafenstand erhoben.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg wurde die Herrschaft im Frieden von Berlin von 1742 zwischen Preußen und Österreich geteilt. Die Stadt blieb österreichisch.
Im 19. Jahrhundert gehörte Oderberg als kleine Ackerbürgerstadt zur Bezirkshauptmannschaft Freistadt (Karviná-Fryštát) und hatte ein Bezirksgericht und ein Zolloberamt.
Die alte, hölzerne Oderbrücke aus dem 15. Jahrhundert wurde 1833 wegen Baufälligkeit für Fuhrwerke und 1837 auch für Fußgänger gesperrt und anschließend abgerissen. Jahrzehntelang behalf man sich mit einer Fähre, deren Bedeutung durch die Eisenbahnbrücke und weiter entfernte Straßenbrücken sank.
Mitte des 19. Jahrhunderts war Oderberg eine Kleinstadt mit 1000 Einwohnern, um 1900 waren es 1260 Einwohner. 1898/1899 wurde eine neue Straßenbrücke gebaut. 1902 wurde eine Pferdestraßenbahn von Oderberg nach Oderberg-Bahnhof eröffnet, die 1903 zunächst auf Dampfbetrieb und 1916 auf elektrischen Betrieb umgestellt wurde.
Zwischen den unbedeutenden Dörfern Schönichel (Šunychl) und Pudlau (Pudlov), beide zur Herrschaft Oderberg gehörig, wurde am 1. Mai 1847 der vorläufige Endbahnhof Oderberg der Kaiser Ferdinands-Nordbahn eröffnet. Am 1. September 1848 wurde mit der Fertigstellung der Oderbrücke zwischen Oderberg und Annaberg (Chałupki) die Verbindung zur Wilhelmsbahn und damit zum preußischen Schienennetz hergestellt. Am Bahnhof entstand die Ansiedlung Oderberg Bahnhof, die später zur Stadt Neu Oderberg (Nový Bohumín) erhoben wurde.
Im Zuge der Auflösung Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg waren Oderberg und sein Umland zwischen der neu entstandenen Tschechoslowakischen und der Polnischen Republik umstritten (→ Olsagebiet). In einem Schlichtungsspruch des Höchsten Alliierten Rates wurde das Gebiet zwischen beiden Staaten aufgeteilt. Oderberg fiel dabei an die Tschechoslowakei und aus Schönichel wurde Šunychl. 1924 wurde der Ort zur Stadt erhoben und gleichzeitig in Nový Bohumín (Neu-Oderberg) umbenannt.
Durch das Münchener Abkommen vom 29. September 1938 verlor die Tschechoslowakei den Anteil des Landkreises Teschen mit Oderberg (nun Bogumin) an Polen. Nach der deutschen Besetzung im September 1939 gehörte Neu-Oderberg als Oderberg (Oberschlesien) zum Landkreis Teschen im Regierungsbezirk Kattowitz. Während des Krieges bestand in Neu-Oderberg ein Arbeitskommando E728 des Stalag VIII-B. Am 1. Mai 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb Bohumín bei der Tschechoslowakei. 1949 wurden die Orte Bohumín mit Nový Bohumín, Pudlov, Skřečon, Vrbice und Záblatí in einer Gemeinde namens Bohumín zusammengefasst. 1952 wurde Vrbice wieder herausgelöst. 1954 wurde Bohumin in fünf Bezirke unterteilt: I. město (vormals Starý Bohumín), II. Nový Bohumín, III. Pudlov, IV. Skřečoň und V. Záblatí. 1960 wurde Starý Bohumín wieder eine selbständige Stadt. 1973 wurde sie mit Nový Bohumín zur heutigen Stadt Bohumín vereinigt.
Am 1. August 1973 wurde die Straßenbahn stillgelegt.
Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stadt Bohumín (Oderberg) gliedert sich in sieben Stadtteile:
- Nový Bohumín (Neu Oderberg) – 14.068 Einwohner
- Starý Bohumín (Alt Oderberg) – 1.541 Einwohner
- Skřečoň (Skrzeczon) – 2.533 Einwohner
- Záblatí (Zablacz) – 2.198 Einwohner
- Pudlov (Pudlau) – 1.465 Einwohner
- Šunychl (Schönichel) – 551 Einwohner
- Vrbice (Wirbitz) – 471 Einwohner
Weitere Ortslagen:
Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Mehrzahl der Einwohner sind Tschechen, viele haben jedoch schlesische Vorfahren. Der Anteil der polnischen Minderheit ist eher gering. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges war die Stadt von Deutschen bewohnt, die vertrieben wurden (→ Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei). In der heutigen Zeit ist der besonders hohe Anteil an Roma auffällig.
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Katholische Herz Jesu Kirche (1896)
- Rathaus (1897–1898)
- ehemalige deutsche Schule (1894–1914)
- Lutherische Kirche (1901)
- Pfarrkirche Mariä Geburt mit Gruftkapelle Henckel von Donnersmarck und Statue des hl. Josef
Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stadt ist ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt an einer der wichtigsten europäischen Eisenbahnmagistralen. Sie ist eine Station der ehemaligen Österreichischen Nordbahn (KFNB) von Wien nach Krakau, von welcher hier die ehemals preußische Strecke der Wilhelmsbahn nach Racibórz/Ratibor und Opole/Oppeln abzweigt. Für die den Jablunkapass überschreitende Bahnstrecke Žilina–Bohumín (ehemalige Kaschau-Oderberger Bahn) ist die Stadt ebenfalls Ausgangspunkt.
Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Fußball: FK Bohumín
Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Arthur Zanker (* 1890), Mediziner, Lyriker
- Herbert Cysarz (1896–1985), deutscher Germanist
- Harry Hochfelder (1914–1991), deutsch-jüdischer Historiker und Publizist
- Svatopluk Havelka (1925–2009), tschechischer Musiker
- Gisela Kurzweil (1900–1942), österreichisches Holocaustopfer
- Wolfgang Röd (1926–2014), Professor der Philosophie
- Tomáš Pospíchal (1936–2003), tschechischer Fußballspieler und -trainer
- Pavel Srníček (1968–2015), tschechischer Fußballtorhüter
- Marek Poštulka (* 1970), tschechischer Fußballspieler
- Svatopluk Němeček (* 1972), tschechischer Politiker
- Tereza Bebarová (* 1975), tschechische Schauspielerin
- Patrik Děrgel (* 1989), tschechischer Schauspieler
Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Prudnik, Polen
Zdzieszowice, Polen
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Franz Dostal: Leitfaden und Beiträge zur Geschichte der Herrschaft und der Stadt Oderberg samt Umgebung. Geschöpft aus verschiedenen Quellen. Wilhelm Meyer, Oderberg 1913, (Digitalisat).