Boutonniere (Blume)

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Weiße Gardenie als Boutonnière aus Seide

Eine Boutonnière (französisch boutonnière ‚Knopfloch‘) oder Knopflochblume ist eine im Knopfloch des Jackett-Revers getragene echte oder künstliche Blüte.[1]

Prinz Bernhard der Niederlande mit Nelke im Knopfloch (1937)

Während der Rosenkriege im 15. Jahrhundert trugen die Ritter der rivalisierenden englischen Adelshäuser York und Lancaster weiße oder rote Nelken als Erkennungszeichen.[2] In der Zeit der Französischen Revolution bestiegen Adlige das Schafott zu ihrer Hinrichtung oft mit einer roten Nelke im Knopfloch als Zeichen ihrer Unerschrockenheit. Auch später, während der Zeit der Arbeiterbewegung (etwa ab 1840), wurde bei Demonstrationen oder öffentlichen Versammlungen oft eine rote Nelke getragen, wenn das Mitführen von Fahnen verboten war. So konnten sich Sozialisten und Kommunisten an der roten Blüte erkennen.[3]

Anfang des 19. Jahrhunderts diente den sogenannten Dandys die Boutonnière als Ausdruck ihres Müßiggangs. Im viktorianischen England waren kleine silberne Vasen populär, die ans Revers gesteckt wurden. Heute wird die Blume im Knopfloch von Männern nur noch vereinzelt als persönliches Markenzeichen oder – etwas häufiger – zu besonderen Festlichkeiten wie Hochzeiten oder Tanzveranstaltung getragen, bei Festlichkeiten oft in Form eines kleinen Blumengebindes.

Parallel zur Popularisierung der roten Nelke als Blume der Arbeiterbewegung wählten andere politische Strömungen im Österreich des 19. Jahrhunderts Blumen als Erkennungszeichen: Die aufstrebende Christdemokratie wählte die weiße Nelke, eine Marienblume. Die Deutschnationalen trugen die Kornblume, da diese Symbol für das preußische Deutsche Reich war.[4] Bis in die heutige Zeit tragen Abgeordnete der Nachfolgeparteien diese oder ähnliche Blumen bei ihrer Angelobung.[5]

An der Universität von Oxford ist es Tradition, dass Studenten während ihrer formellen Prüfungen eine Nelke im Knopfloch tragen. Die Farbe der Nelke gibt an, welche Prüfung gerade abgelegt wird. Bei der ersten Prüfung wird eine weiße Nelke, bei der nächsten wird eine rosa Nelke und bei der Abschlussprüfung wird eine rote Nelke getragen.[6][7]

In Frankreich gilt das als Boutonnière getragene Bleuet de France („Kornblume Frankreichs“) als Symbol des Gedenkens an die Opfer des Krieges, insbesondere an die der beiden Weltkriege.[8] In den Ländern des Commonwealth wird aus diesem Anlass eine rote Remembrance Poppy („Erinnerungs-Mohnblume“) im Knopfloch getragen.[9]

Material und Befestigung

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Befestigung einer seidenen Boutonnière am Revers

Neben natürlichen Blumen, die entweder einzeln ins Knopfloch gesteckt, als kleiner Strauß mit einer Nadel befestigt oder mittels einer kleinen Vase aus Glas oder Metall getragen werden, gibt es zahlreiche Arten von Kunstblumen. Diese werden zumeist traditionell aus Seide hergestellt. Weitere gebräuchliche Materialien: Filz, Wolle, Leder, Satin, Taft, Porzellan.[10]

Mit zunehmender Ausbreitung der Prêt-à-porter auch bei Herren-Anzügen geriet das spezielle Knopfloch für die Boutonnière am Revers aus Kostengründen in Vergessenheit. Nur noch hochqualitative Hersteller und Schneider öffnen das Revers an der Stelle mit einem schmalen Schlitz anstelle eines normalen, meist nur aufgestickten Knopflochs. Bei hochwertigen Sakkos befindet sich auf der Rückseite des Revers unterhalb des Schlitzes zudem eine kleine Schlaufe, in die der Stängel gesteckt wird.[11] An Sakkos ohne Revers-Knopfloch kann eine Blume angeheftet werden, dies wird jedoch als unschön angesehen und kann den Stoff beschädigen.[12]

Berühmte Träger

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Charles III. mit Kornblume als Boutonnière (2012)
  • Umberto Angeloni: The Boutonniere: Style in One’s Lapel. Universe Publishing, 2000.
  • Manfred Schober, Gerhard Döring: Die Sebnitzer Kunstblume: Die Geschichte eines Handwerks im Zeichen der Mode. Verlag der Kunst Dresden, 1994.
  • Nicholas Storey: A History of Men's Fashion: What the Well Dressed Man is Wearing. Pen and Sword Books, 2008, S. 160–163, ISBN 978-1-84468-037-5.
Fred Astaire mit weißer Nelke (1941)
Commons: Boutonniere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Définition de BOUTONNIÈRE. In: cnrtl.fr. Abgerufen am 3. Oktober 2024 (französisch).
  2. a b Ben St George: The Simple Beauty of the Boutonniere. In: therake.com. Juli 2016, archiviert vom Original am 18. April 2021; abgerufen am 3. Oktober 2024 (englisch).
  3. Bedeutung der Nelke - Eine kleine Reise durch die Geschichte. In: thecolvinco.com. 16. April 2021, archiviert vom Original am 16. April 2021; abgerufen am 3. Oktober 2024.
  4. Robert Engele: Wenn die rote gegen die weiße Nelke kämpft. In: austria-forum.org. 11. Januar 2020, archiviert vom Original; abgerufen am 3. Oktober 2024.
  5. Abgeordnete angelobt: Nationalrat hat sich konstituiert. In: orf.at. 23. Oktober 2019, abgerufen am 2. August 2021.
  6. Regularien zur formellen Kleidung an der Universität von Oxford | https://www.ox.ac.uk/students/academic/dress
  7. Antongiavanni, Nicholas (2006). The Suit: A Machiavellian Approach to Men's Style. HarperCollins. p. 163. ISBN 978-0-06-089186-2.
  8. L'Œuvre nationale du Bleuet de France (Memento vom 20. April 2021 im Internet Archive). Abgerufen am 3. Oktober 2024 (französisch).
  9. Remembrance Day: Why do people wear poppies? In: BBC Newsround. 28. Oktober 2011 (bbc.co.uk [abgerufen am 3. Oktober 2024]).
  10. Kunstblumen 1905 - die Geschichte der Boutonnière. In: herr-von-welt.de. Abgerufen am 3. Oktober 2024.
  11. Boutonnière - Die vergessene Kunst. In: maximilianmogg.de. Abgerufen am 3. Oktober 2024.
  12. A Suitable Wardrobe: What's in Your Lapel? 14. Oktober 2008, archiviert vom Original am 14. Oktober 2008; abgerufen am 10. Dezember 2021.
  13. The Prince of Wales and his Approach to Endless Fashion. In: otaa.com. Abgerufen am 3. Oktober 2024 (englisch).
  14. Sally Bedell Smith, Prince Charles. The Passions and Paradoxes of an Improbable Life, Random House, 2017, ISBN 978-0-8129-8843-7, 0812988434.
  15. Umberto Angeloni: The Boutonniere: Style in One’s Lapel, Universe Publishing, 2000.
  16. Die rauschenden Feste des Fürsten. In: mittelbayerische.de. 16. September 2023, abgerufen am 3. Oktober 2024.