Bradley Kincaid

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Bradley Kincaid (* 13. Juli 1895 in Point Leavell, Kentucky; † 23. September 1989 in Springfield, Ohio) war ein US-amerikanischer Old-Time- und Folk-Musiker. Kincaid gilt als einer der erfolgreichsten Musiker des Radios der späten 1920er Jahre.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bradley Kincaid wurde 1895 in dem Ort Point Leavell geboren, der in der Nähe der Cumberland Hills liegt. Kincaid hatte neun Geschwister und Kincaids Vater, William Kincaid, leitete den Chor in der Campbellite-Kirche und sang auch in seiner Freizeit, am liebsten populäre Songs der 1890er Jahre wie After the Ball. Kincaids Mutter sang auch, bevorzugte aber alte englische Balladen, die sie ihrem Sohn Kincaid beibrachte: „I learned a lot of ballads from her, like 'Fair Ellender', 'The Two Sisters', and any number of English ballads...“, erinnerte sich Kincaid später.[1] Insgesamt schätze er die erlernten Songs seiner Mutter auf ungefähr 80 Stück, die a cappella gesungen wurden, bis Kincaids Vater bei einem älteren afroamerikanischen Arbeiter einen erlegten Fuchs gegen eine Gitarre eintauschte.

Als Jugendlicher begann Kincaid, als Farmer zu arbeiten. Es schien, als würde er das ganz normale Leben eines ländlichen Bewohners leben. Als er aber erkannte, wie wenig Geld man für die harte Arbeit bekam, entschloss er sich, wegzuziehen.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim National Barn Dance[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1914 schrieb er sich im Bellea College ein und kam in Berührung mit dem Pionier John F. Smith, der Kincaid weitere Folk-Balladen lehrte. Mit 21 trat er der Armee bei und diente zwei Jahre lang im Ersten Weltkrieg, wo er in Frankreich kämpfte. Danach kehrte er zum College zurück, wo er seinen Abschluss machte. Als Kincaid sich in seine Musiklehrerin Irma Foreman verliebte, zogen beide 1922 nach Chicago, wo sie heirateten und Kincaid abends das YMCA College besuchte, bei dem Irma eine Arbeitsstelle fand.

Zu dieser Zeit, um 1926, spielte Kincaid der Leitung des National Barn Dances vor, einer Old-Time/Varieté-Show, die live über WLS gesendet wurde. Als Mitglied des YMCA Quartetts hatte er einen Auftritt bei WLS – der Leiter der Don Malin vermittelte ihn an die Leitung weiter. Es wurde eine erste Studioshow produziert, in der Kincaid die Produzenten überzeugte. Er wurde in das Ensemble des National Barn Dances aufgenommen und stieg innerhalb kürzester Zeit zu einem der beliebtesten Künstler des Barn Dances auf. Als die Fanpost immer weiter anstieg, arrangierten Agenten auch Konzerte. Bereits Kincaids erstes Konzert in Illinois war überfüllt, obwohl niemand Kincaid je zuvor gesehen hatte. Als Kincaid am Theater ankam, sagte ihm ein alter Mann: „That radio singer from WLS is going to be here“[2]

Zur selben Zeit stiegen auch Kincaids Songbücher in die Bestsellerlisten ein. Sein erstes Buch, veröffentlicht 1928, verkaufte sich über 100.000 Mal; bis 1934 erschienen vier weitere solcher Bücher. Sein Repertoire spaltete sich in zwei Kategorien: während er im Radio vor allem traditionelle Folksongs wie Barbaba Allen – sein bekanntestes Stück – oder The Hunters of Kentucky sang, spielte er auf seinen Auftritten viele Komikstücke, um das Publikum „anzuheizen“.

Methodist Pie, 1928
Bury Me Out on the Prairie, 1928

Bradleys Karriere stand in dieser Zeit auf dem Höhepunkt. Konzerte waren ausverkauft, seine Radioshows und Auftritte im National Barn Dance erreichten hohe Einschaltquoten und 1934 stach er sogar Popgrößen wie Al Jolson und Gene Austin in Hinblick auf die Popularität im Radio aus. 1927 hatte er begonnen, seine ersten Platten aufzunehmen. Am 19. Dezember 1927 nahm Kincaid in Chicago für Gennett Records seine ersten beiden Titel The Fatal Wedding / Sweet Kitty Wells auf. Bereits im Februar 1928 folgte eine zweite Session, bei der er Methodist Pie, Froggie Went a-Courtin’ und seinen bekanntesten Song Barbara Allen für Gennett und Silvertone Records einspielte. Die Warenhauskette Sears & Roebuck richtete für Kincaid extra eine eigene Seite in ihren Katalogen für die Songs des „Kentucky Mountain Boys“ ein und obwohl Kincaid bis 1934 auf einer regulären Basis Aufnahmesessions abhielt und die Verkaufszahlen gut waren, konnte er seine größten Erfolge im Radio verzeichnen.

Gennetts Sublabel Champion Records veröffentlichte Kincaids Platten auch unter den Pseudonymen Dan Hughey, John Carpenter und Harley Stratton.

1930er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1930 verließ Kincaid und zog von diesem Zeitpunkt an von Radiosender zu Radiosender. Er war in diesen Jahren vor allem an der Ostküste aktiv; Aufenthalte waren unter anderem bei WKDA (Pittsburgh), SGY (Schenectady), WEAF (New York City) und WBZ (Boston). 1936 nahm Kincaid den jungen Banjo-Spieler Lois Marshall Jones auf, dem er den Spitznamen „Grandpa“ aufgrund seiner morgendlichen Unpässlichkeit gab.

Kincaid war weiterhin – auch im Osten der USA – sehr beliebt, auch wenn er den Zenit seines Schaffens bereits überschritten hatte.

Spätere Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem erfolgreichen Stop bei WLW in Cincinnati kam Kincaid 1942 nach Nashville, wo er begann, auf WSM in Grand Ole Opry aufzutreten, der bekanntesten und erfolgreichsten Country-Show des Landes. Bis jetzt hatte sich Kincaid erfolgreich gegen neue musikalische Strömungen innerhalb der ländlichen Musik gewehrt, näherte sich in Nashville aber etwas der Country-Musik an. 1945 nahm er beispielsweise den Country-Song The Legend of the Robin Red Breast auf oder 1950 Brush the Dust From that Old Bible.

1947 endete Kincaids Engagement bei der Opry und 1950 setzte er sich schließlich zur Ruhe. Stattdessen betrieb er einen Musikladen. 1963 spielte er für das Bluebonnet-Label eine Reihe von Alben ein, die sein weitreichendes Repertoire von ungefähr 162 Songs enthielten. In den nächsten Jahren setzte sich Kincaid weitestgehend zur Ruhe, trat jedoch noch im Belea College auf Folk-Festivals auf. In den späten 1980er Jahren wurde er für die Country Music Hall of Fame nominiert.

Kincaid verbrachte seine letzten Jahre in Springfield, Ohio, wo er 1989 im Alter von 94 Jahren starb.

Leistung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bradley Kincaid galt in den späten 1920er Jahren als einer der erfolgreichsten und populärsten Old-Time und Folk-Musiker im Radio. Dabei galt er nicht als hinterwäldlerisch wie viele andere Zeitgenossen, sondern entfernte sich vom „Hillbilly-Image“, vor allem schon durch sein Studium. Zu dieser Zeit gab es nur wenige andere Musiker – wie Buell Kazee – die vor einem solchen Hintergrund im Musikgeschäft waren.

Zudem popularisierte Kincaid durch seine Präsenz im Radio viele alte englische Folk-Balladen, die bereits lange Zeit in Vergessenheit geraten waren und von den ländlichen Stringbands nicht auf Platte aufgenommen wurden.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diskografie ist nicht vollständig. Kincaids Aufnahmen für die American Record Corporation wurden auf vielen verschiedenen Labels veröffentlicht, oftmals auch unter Pseudonymen. Gennett-Aufnahmen wurden auch bei Silvertone, Champion Records und Superior Records aufgelegt.

Jahr Titel # Anmerkungen
Gennett Records
1928 The Fatal Wedding / Sweet Kitty Wells 6363
Methodist Pie / Sourwood Mountain 6417
Froggie Went a-Coutin‘ / The Swapping Song 6462
Silvertone Records
Barbara Allen / Bury Me on the Prairie 5187
The Two Sisters / Fair Ellen 5190
Conqueror Records
1930 Barbara Allen / The Fatal Wedding 7982
1930 The Blind Girl / A Picture from Life’s Other Side 7983
1930 After the Ball / Somewhere Somebody’s Waiting 7984
1930 Sourwood Mountain / Old Joe Clark 8090
1930 Bury Me on the Lone Prarie / True and Trembling Brakeman 8091
Brunswick Records
When The Works All Done This Fall / Give My Love to Nellie, Jack 403
Sourwood Mountain / Methodist Pie 420
Cindy / Pretty Little Pink 464
1930 Old Coon Dog / Old Joe Clark 485 als Tennessee Ramblers
Vocalion Records
Lightning Express / True and Trembling Brakeman 2683
Fatal Derby Day / Fatal Wedding 2684
Barbara Allen / The Blind Girl 2685
Innocent Prisoner / I Wish I Had Someone to Love Me 2686
For Sale a Baby / Somewhere Someone’s Wating For You 2705
Picture of Life’s Other Side / Red River Valley 4647
After the Ball / Bury Me Out on the Prairie 5474
Two Little Girls in Blue / Gooseberry Pie 5475
Picture of Life’s Other Side / Red River Valley 5476
Bluebird Records
Long Long Ago / Some Little Bug Is Goin' To Get You Someday BB-5179
Old Wooden Rocker / My Mother’s Beautiful Hands BB-5201
Dog and Gun / House Carpenter BB-5255
Little Shirt That Mother Made for Me / Sweet Betsy from Pike BB-5321
Death of Jimmie Rodgers / Jimmie Rodgers’ Life BB-5377
Little Joe / Mrs. Jimmie Rodgers Lament BB-5423
1934 Death of Jimmie Rodgers / Jimmie Rodgers’ Life BB-5486
1934 I’ll Take You Home Again, Katheleen / Ship That Never Returned BB-5569
Little Rosewood Casket / Letter Edged in Black BB-5895
1935 Just Plain Folks / In the Hills of Old Kentucky BB-5971
1940 The Blind Girl / Life Is Like a Mountain Railroad BB-8501
Majestic Records
1947 The Blue Tailed Fly / Legen of Robin’s Red Breast [!] 6010
1947 Those Precious Love Letters / Foot Prints in the Snow 6011
1947 Red Light Ahead / The Miner’s Song 6018
1947 Humming Bird Special / The Fatal Derby Day 6020
Capitol Records
Brush The Dust from that Old Bible / Legend of the Robin Red Breast 1276
Red Light Ahead / Now The Table’s Turned On You 1465
Bullet Records
Ain’t We Crazy / Now The Table’s Turned on You 615 mit den Kentucky Mountain Boys
Royale Records
The Blue Tail Fly / Footprints in the Snow 45217
Unveröffentlichte Titel
1928
  • Paper of Pins
  • The Turkish Lady
  • The Little Rosewood Casket
  • The Ship That Never Returned
  • Barney McCoy
  • Don’t Put Me Off the Train
Gennett

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Charles K. Wolfe: Classic Country. Routledge Group, 2001, ISBN 0-415-92827-3, S. 1254.
  2. Charles K. Wolfe: Classic Country. 2001, S. 126.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bradley Kincaid bei AllMusic (englisch)
  • Bradley Kincaid auf Hillbilly-Music.com (englisch)
  • Guide to the Bradley Kincaid Collection. In: Special Collections & Archives. Berea College, 16. Juni 2005, archiviert vom Original am 30. August 2012; (englisch).